Support wie auf Knopfdruck. Während kurz vor Spielbeginn aus den Lautsprechern und von den heimischen Rängen das „Heja FCM…“ ertönte, wurde im Gästeblock der Turbo eingeschaltet. Jeder, wirklich jeder der 2.300 angereisten Hansa-Fans brüllte sich fast die Lunge aus dem Hals. Das „Magdeburger Kind“ auf der Heimseite, ein kraftvolles „Ahu!“ auf der Gästeseite - es konnte losgehen. Es war angerichtet. 21.001 zahlende Zuschauer waren heiß auf dieses Nordost-Duell. Und klar, dass auch neutrale Beobachter den Weg nach Magdeburg gefunden hatten, um dem packenden Schauspiel beizuwohnen. So war sogar Altona 93 mit einem Fan vor Ort. Die auf der Gegengerade nicht zu übersehende Person quasi, welche für das 21.000 plus 1 steht. Aber Spaß beiseite. Klar doch, dass beide Fanlager mächtig mobil gemacht hatten. So konnten auf Magdeburger Seite wieder etliche sportliche Jungs des BFC Dynamo begrüßt werden. Zum Teil etwas in der Jahre gekommen, aber noch immer stabil. Zum Teil von der jüngeren Garde. Fakt ist, dass die weinroten Farben immer offener getragen werden. Und zwar auf der Gegengerade, nahe der Nahtstelle zum Gästebereich. Nicht jeder FCM-Fan ist von der Freundschaft zwischen den stabilen Fraktionen begeistert, manch einer kommentiert entsprechende Fotos im Netz mit sehr kritischen Worten. Schließlich wurde einst zu DDR-Zeiten eine echte Feindschaft gepflegt. Andere fragen schon mal halb im Scherz, ob denn die BFCer bereits Dauerkarten für die Heimspiele des 1. FCM erworben haben. Keine Freundschaften pflegt indes die Anhängerschaft des F.C. Hansa Rostock. Und somit sind Zäune und Geländer daheim und auswärts allein für blau-weiß-rote Stoffe bestimmt. Von der „Reisegruppe Ungemütlich“ und den „Spähern“ über „Wolgastä Multikriminell“ bis hin zu „Suptras“ und „Fanatics“. Auch in Magdeburg fand jeder Stoff sein Plätzchen, und jeder Zentimeter wurde sorgsam genutzt.
1. FC Magdeburg vs. Hansa Rostock: Mitgebrachter Küstennebel und eine turbulente Schlussphase
HotApropos Stoff. Auf dem Rasen traten an diesem Nachmittag die Magdeburger komplett in Blau und die Rostocker komplett in Rot an. Vorsichtiges Abtasten? Fehlanzeige! Es ging sogleich in die Vollen, bereits nach drei Minuten traf Gebhart das Außennetz. Im Gästeblock setzte man sich indes zwischenzeitlich die grauen und schwarzen Kapuzen auf, drehte die Rücken dem Spielfeld zu und legte eine kleine Wipp-Einlage ein. Die erste Viertelstunde gehörte den Gästen, doch nach einem Patzer kam Magdeburg in der 14. Minute gefährlich an den Ball. Ein Schussversuch von Christian Beck wurde im letzten Moment erfolgreich abgelockt. Nun wurde auch auf den heimischen Rängen ein Schippchen draufgelegt. Mit einem „Vorwärts Magdeburger Jungs!“ sollte der eigenen Mannschaft mehr Antrieb gegeben werden.
Und ja, der Gastgeber kam nun besser ins Spiel. Da nutzte auch das lautstarke „Scheiß Magdeburg!“ im Gästeblock nichts. In der 27. Minute konnte sich Florian Kath versuchen, doch Hansa-Keeper Schuhen klärte zur Ecke. Nur knapp eine Minute später setzte Hammann einen direkten Freistoß knapp über das Rostocker Gehäuse. Es schnupperte inzwischen nach der Magdeburger Führung - und diese sollte kurz vor dem Pausentee auch noch kommen. Nach einer schmucken Kombination über die linke Seite kam Christian Beck an den Ball. Dieser fackelte nicht lange und vollendete in gewohnter Manier. 1:0 für Magdeburg. Blau-weißer frenetischer Jubel auf den Rängen. Mit Hilfe des mittleren Fingers wurde nun vor allem an der besagten Nahtstelle den Gästefans gezeigt, was man von ihnen hält.
Halbzeit. Während in den Kabinen die Trainer Härtel und Brand ihren Spielern Anweisungen für die zweiten 45 Minuten gaben, positionierten sich in der Pufferzone drei Polizisten mit Kameras. Die Spatzen hatten es von den Dächern gepfiffen, dass es im Gästeblock noch etwas zu sehen geben würde. Nachdem die blau-weiß-rote Anhängerschaft beim letzten Auftritt in Magdeburg die Füße still gehalten hatte, sollten nun wieder fantechnische Akzente gesetzt werden. Kurze Zeit nach Wiederanpfiff leuchtete es an zahlreichen Stellen des Gästebereichs auf. Nicht in erster Reihe, sondern in sämtlichen Bereichen der beiden Blöcke flammten schon bald die Fackeln rot auf. An einem Mundloch war zudem ein loderndes Feuer zu sehen. Auf der Zaunkrone saß schon bald ein Rostocker mit Horrorclown-Maske und deutete mit seiner brennenden Fackel ein paar gewisse delikate Dinge an. Manch einer sprach im Nachfeld wieder von Randale und Fan-Krawalle. Fakt ist jedoch: Es wurden keine Böller geworfen, und es wurden auch keine Bengalen auf dem Spielfeld „entsorgt“. Aufgrund der immensen Rauchentwicklung - zwischenzeitlich loderte und brutzelte es an zahlreichen Ecken - musste jedoch die Partie für einige Minuten unterbrochen werden. Die Sicht wurde arg getrübt, und es schien, als hatten die Rostocker den Küstennebel von der Ostsee in die Börde verfrachtet.
Noch lange blieb der Qualm im Stadion stehen, doch nachdem die Sicht wieder etwas besser war, ließ Schiedsrichter Benjamin Brand das Spiel weiterlaufen. Nun war richtig Dampf drin. Sowohl auf dem Rasen, als auch auf den Rängen. „Scheiß BFC! Scheiß Dynamo!“, ertönte es lautstark in Richtung Gegengerade. Dort waren einige bereits auf Betriebstemperatur. Auf dem Rasen machte Hansa nun richtig Druck. Nach gut einer Stunde sorgten zwei Ecken für mächtig Gefahr. „Dem Morgengrauen entgegen, ziehen wir gegen den Wind! Und wir werden alles zerlegen, bis wir deutscher Meister sind! Hansa Rostock du sollst strahlen…“, war nun von den 2.300 Hansa-Fans zu hören. Noch hitziger wurde es, als drei Minuten später FCM-Spieler Handke mit Gelb-Rot vom Platz musste. Komischerweise verlor Hansa in der Offensive etwas den Faden, die Magdeburger bekamen auch in Unterzahl die Partie wieder besser in den Griff.
Und dann! Die Schlussphase. In der 87. Minuten wollten 2.300 Hansa-Fans ein Handspiel gesehen haben, doch Schiedsrichter Brand ließ weiterspielen. Zu unrecht, denn der Ball landete wahrlich an der Hand von Butzen. Das hätte durchaus einen Elfmeter geben können. Hansa kam jedoch auch ohne Strafstoß aus. Ein in der Nachspielzeit hereingebrachter Freistoß war der Schlüssel zum Erfolg. Mit dem Kopf konnte Timo Gebhart das Spielgerät im Magdeburger Kasten unterbringen. Was für ein Ausbruch der Gefühle im Gästeblock. Wie bereits in Duisburg gab es nun ein freudiges kollektives Durchdrehen im Gästekäfig. Hansa außer Rand und Band. Totale Ekstase. Gebhart riss sich sein Trikot vom Leib und stürmte zu den Fans. Zuerst zu den eigenen. Dann jedoch auch vor die Gegengerade. Mit freiem Oberkörper wollte er wohl die dort stehenden / sitzenden Haudegen aus der Reserve locken.
Die Folge: Nils Butzen schubste Gebhart einfach mal um. Rudelbildung war nun die Folge. Mit Gelb-Rot (Trikot ausziehen und Provozieren) musste Gebhart vom Platz, mit glatt Rot (Tätlichkeit) musste Butzen in die Kabine. Demzufolge wurde das Spiel mit neun Mann gegen zehn Mann beendet. Nachdem Magdeburg noch einmal gefährlich vor das Hansa-Tor kam, wurde schließlich abgepfiffen. 1:1 der Endstand. Logisch, dass dieses Remis mehr von den Gästen gefeiert wurde, doch auch die Heimfans ließen sich nicht lumpen und feierten vom Block U aus lautstark die eigene Mannschaft.
Der Blick auf die Tabelle: Da Duisburg, Aalen, Osnabrück und Lotte nicht gewinnen konnten, bleibt es vorn fast beim Alten. Von der Gesamtsituation mächtig profitieren konnten die Chemnitzer, die Dank des 3:0-Erfolges bei Wehen Wiesbaden auf Rang drei kletterten. In zwei Wochen empfängt der F.C. Hansa Rostock den SV Werder Bremen II, die Magdeburger reisen zur SG Sonnenhof Großaspach.
Fotos: Marco Bertram
> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Magdeburg
> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock
Video:
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Ligen
Benutzer-Kommentare
An die Hater, schreibt doch selber mal einen Bericht,wenn es euch nicht passt.
Magdeburger Support war zwar laut aber langweilig und eintönig!
Die Rostocker dagegen waren wild entschlossen.
Das wurde 1:1 durch den Autor rübergebracht.
Gruß
Jan
Ich verstehe die Kritik nicht. Dass Pyro zwischen den Zeilen befürwortet wird, mag man / frau kritisieren. Aber einseitig? Für wen denn? Wer hier öfters liest, wird sehen, dass Magdeburger Berichte immer wohlwollend für den FCM sind. Vom BFC ganz zu schweigen. Und von denen standen ja genug auf den Rängen. Rostock-Lastig? Im Gästeblock gab es halt mehr Radau als im Block U. Wäre es andersherum gewesen, wäre der Bericht eben anders geworden. Nur meine Meinung. Vielleicht äußert sich noch mal jemand dazu.
Gruß Swen