Fußballheimat Schleswig-Holstein: Kiliaplatz, Süderbrarup und weitere Perlen des Nordens

Was haben Norderstedt, Pinneberg und Dassendorf gemein? Na, kommt jemand drauf? Alle drei Orte liegen geografisch in Schleswig-Holstein, spielen aber im Hamburger Fußball eine nicht unbedeutende Rolle. Der VfL Pinneberg und die TuS Dassendorf nehmen am Hamburger Spielbetrieb teil, Dassendorf darf sich sogar mehrfacher Hamburger Meister nennen, in Norderstedt hingegen unterhält der HSV ein Trainingszentrum für den Rauten-Nachwuchs. Weitere Gemeinsamkeit der drei angesprochenen Orte: alle sind in der „Fußballheimat Schleswig-Holstein“ vertreten. 

Schleswig-Holstein, eines der Bundesländer die seit Einführung der Bundesliga keinen Erstligisten mehr gestellt haben, da denkt der geneigte Fußballinteressierte wahrscheinlich zuerst an die Kieler Störche und den VfB Lübeck. Vielleicht noch an den Heider SV oder den VfR Neumünster. Dann müssen die grauen Zellen aber schon angestrengt werden. Wie soll man ausgerechnet hier 100 Orte der Erinnerung finden? 

Dieser Aufgabe hat sich Alexander Schäfer angenommen und das Ergebnis kann, wie auch bei anderen Büchern der Reihe vollends überzeugen. Egal, ob in Kiel, Elmshorn oder Süderbrarup (na wer erinnert sich an die Eröffnungsszene des ersten „Werner“ Films?), der Autor findet nahezu überall Gesprächspartner und reichert die Texte zu den jeweiligen Orten mit Zitaten und Erinnerungen aktueller und ehemaliger Protagonisten an. Interessant zu erfahren, was der Sohn der ehemaligen Besitzer eines Quickborner Supermarkts über Begegnungen mit der Nationalelf der DDR erzählt. Die Spieler hatten im Hotel Seegarten ihr Quartier während der WM 74 aufgeschlagen. Ob sich heutzutage hochbezahlte Profis in diesem Zweckbau niederlassen würden? 

Dann wohl eher im Strandhotel in Glücksburg, weit im Norden des Bundeslandes. Hier nächtigten bereits der HSV, Schalke 04 oder West Ham United. Dagegen kommt selbst das inzwischen moderne Ambiente der Sportschule Malente nicht an. Nein, ein Hotelführer ist das Buch wahrlich nicht. Im Gegensatz zum Hamburger Gegenstück ist die Stadion- und Sportplatzdichte sehr hoch. 83 der 100 Orte sind oder waren bespielbar. Darunter Perlen wie der Kiliaplatz in Kiel, Standort der ältesten Holztribüne im Norden. Oder der Sportplatz am Nobiskrug im Schatten der unter Eisenbahnfreunden beliebten Rendsburger Schleife. 

Unbespielt ist zur Zeit, nicht nur auf Grund von Corona, der nördlichste Fußballplatz Deutschlands. In List auf Sylt ist er Teil eines ehemaligen Kasernenkomplexes. Wenn auf der Promi-Insel Fußball gespielt wird, dann beim Team Sylt oder beim SC Norddörfer. Hat man die 100 Orte in Schleswig-Holstein und im Hamburger Speckgürtel literarisch besucht, juckt es direkt in den Füßen und man will sich in Zug oder Auto setzen und gen Norden fahren. Zu entdecken gibt es zwischen Nord- und Ostsee einiges. 

Fotos: Los Misenas, Marco Bertram

> das Buch „Fußballheimat Schleswig-Holstein“ beim arete Verlag