A42-Derby: Herne gegen Essen – Kult und Action am Schloss

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So viele Zuschauer hat das Stadion am Schloss, das in dieser Saison einen Sponsorennamen trägt (wir berichteten), lange nicht mehr gesehen. Knapp 4.000 wollten das erste Punktspiel seit über 30 Jahren zwischen Westfalia Herne und Rot Weiss Essen trotz anhaltenden Dauerregen sehen und fast jeder bekam was er wollte: zwar keine fußballerischen Glanzleistungen, was dem matschigen Rasen geschuldet war, dafür aber viel Leidenschaft auf dem Platz und auf den Rängen.





Zwar waren die Herner gesanglich gegen die rund 2.500 Essener Fans im Stehplatz- und Haupttribünen-Bereich in der Minderheit, gaben aber alles und machten gleich zum Start mit Bengalos Dampf unter dem Tribünendach, was von den Essener Fans mit einer wohlwollenden Antwort in Form eines Gesangs („Pyrotechnik ist kein Verbrechen“) und dem Zünden einer Rauchbombe bedacht wurde.

Für Essen geht es in dieser Saison nach dem Zwangsabstieg in Richtung Aufstieg und die Fans müssen damit leben in fremden Stadien wohl desöfteren zur Kasse gebeten werden. Für die Klubs der NRW-Liga ist Rot-Weiss-Essen ein Glücksfall. Spielen sie sonst vor einer Zuschauerkulisse im niedrigen dreistelligen Bereich, lockt bei einer Begegnung gegen RWE eine volle Kasse. Dabei wird nicht nur bei Bier und Wurst ordentlich zugelangt, sondern auch bei den Eintrittspreisen in Form eines Topzuschlags. Die Antwort der Essener Fans in Herne war eindeutig: Abzocker.

Spielerisch schenkten sich beide Teams nicht, Kombinationsfußball war aber durch den extrem durchweichten Untergrund eher ein Glücksspiel. So war das Spiel beider Mannschaften über seine fast gesamten 90 Minuten eher ein Geholpere, wobei Gefahr nur von Standardsituationen ausging. Eine verwertete Rot Weiss Essen gleich in der 12. Spielminute: Per wunderbar gezirkelten Freistoß brachte Leon Enzmann die Gäste in Führung und den Fanmob zum explodieren.

Die Herner Fans im Block A antworteten auf den Gegentreffer mit gesanglichen und vor allem erfolgreichen Provokationen („kommt doch mal rüber“) in Richtung der Rot-Weissen Anhänger in den Blöcken F-G , denn rund 30 Essener ließen sich nicht lange bitten und liefen daraufhin in Richtung Herner Block. Auch die Herner nicht abgeneigt rannten los. Erst kurz vor dem Aufeinandertreffen der beiden Fanlager konnte die behelmte Polizei dazwischen gehen und die Gruppen trennen und so mögliche Ausschreitungen verhindern. Es blieb bei beiderseitigem Geplänkel und für die Essener bei einem 2:0 Erfolg, denn RWE-Kapitän Timo Brauer verwandelte in der 85. Spielminute einen Foulelfmeter. Als schließlich in der 90. Minute der Herne Tim Kilian noch die Gelb-Rote Karte sah war das Spiel für Herne endgültig gelaufen und RWE festigt seine Tabellenführung.
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Übrigens beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine in der Zweitliga-Saison (Nord) 1978/79 lautete das Endergebnis 2:2. Damals belegte die Westfalia am Ende der Saison den fünften Platz (erster war Bayer 04 Leverkusen) und RWE den achten. Herne musste später aber seine Lizenz für die folgende Saison aus Finanzgründen nach dem ersten Spieltag der Saison 1979/80 zurückgeben und spielte in der Oberliga Westfalen.

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