Abenteuer Verbandsliga: BFC-Frauen suchen dringend Trainer und Spielerinnen

27 Jul 2011 18:40 #16808 von Marco
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Die Nachricht kam für das Frauenfußball-Team des BFC Dynamo vor einer Woche völlig überraschend. Aufstieg in die höchste Klasse des 7er Frauenfußballs. Von der Landesliga in die Verbandsliga, obwohl sportlich der Aufstieg als Tabellendritter denkbar knapp verpasst wurde. Die Erkenntnis kam, als die neue Staffeleinteilung für die Saison 2011/12 begutachtet wurde. Welch ein positive Überraschung, die jedoch das BFC-Frauenteam vor große Probleme stellt. Noch fehlen Spielerinnen und ein Trainer, um in der Verbandsliga bestehen zu können. 7er Frauen? Verbandsliga? Der Reihe nach...





Stelldichein in einem Restaurant in Berlin-Karlshorst. Am Tisch zwei Spielerinnen des BFC Dynamo: Susan Paul und Doreen Busche. Zwei Zwillingsschwestern, die seit dem zwölften Lebensjahr stets in den gleichen Vereinen mit Herz und Seele Fußball spielen. Mit dabei in der geselligen Runde: Karsten Busche, Ehemann von Doreen, Managing Director einer Consulting-Firma und zudem Sponsor der C-Jugend des BFC Dynamo.

Erst einmal die Fakten. Neben dem Frauenfußball, bei dem elf Spielerinnen auf dem Platz stehen, gibt es den 7er Frauenfußball, bei dem auf einem Kleinfeld (halbes Großfeld quer) gespielt wird. Eine Torhüterin plus sechs Feldspielerinnen. Einrollen statt Einwürfe. Kein Abseits. Keine direkten Freistöße. Neunmeter statt Elfmeter. Fünf Meter Abstand zur Mauer. Soweit die Grundregeln.
Die Verbandsliga als höchste Klasse des 7er Fußballs. Höher geht es nicht. Wenn ein Verein in höheren Gefilden spielen möchte, muss er ein 11er Frauenteam bilden und in der Bezirksliga starten. Dann kann es wie bei den Männern hoch hinauf bis in die 1. Bundesliga gehen.
Beliebt ist der 7er Frauenfußball bei Vereinen, die nicht einen genügend großen Kader zusammen bekommen. Zudem spielen Frauen gern zum Ausklang der Karriere auf dem Kleinfeld, weil dies nicht mehr so trainings- und laufintensiv ist. Der Spaß steht an erster Stelle, wenn gleich der Ehrgeiz trotzdem noch groß ist.

Einst stellte der BFC Dynamo im Frauenfußball auch ein 11er Team, die letzten Jahre hat der Klub aus Berlin-Hohenschönhausen allerdings nur ein 7er Team. Von der Bezirksliga ging es hoch in die Landesliga. 2010/2011 wurde das BFC-Frauenteam Dritter von insgesamt 12 Teams. Eine  hervorragende Leistung, wenn man bedenkt, dass es keinen Trainer gab und Kapitänin Susan Paul sich Mitte der Saison den Mittelfuß gebrochen hatte und somit bis zum Schluss ausfiel. Meist war der Kader so dünn, dass es quasi keine Auswechselbank gab. Zweimal konnte das Team nicht antreten, weil nicht genügend Spielerinnen zur Verfügung standen.
„Andere Vereine kommen manchmal im Prinzip mit zwei Mannschaften an. Die können dann ständig fliegende Wechsel machen“, berichtet Susan.
Und wie lief das ohne Trainer? „Das ging schon. Zwei von uns agierten sozusagen als Spielertrainer“, erklären Susan und Doreen, die beide gemeinsam mit Melanie Radicke und Cindy Bredereck das Rückgrat des BFC-Frauenteams bilden.

Beide spielen seit 2006 beim BFC Dynamo. Eine echte Herzensangelegenheit. Gern hätten Doreen und Susan, die aus Berlin-Lichtenberg stammen, bereits früher das weinrote Trikot getragen, doch es fehlte einfach die sportliche Perspektive. Mit dem Fußball angefangen haben sie noch zu DDR-Zeiten als Mädchen bei Rotation Prenzlauer Berg. Rotation fusionierte nach der Wende mit Lübars, Doreen und Susan blieben noch eine Saison bei Lübars und wechselten anschließend zu Hertha 03 Zehlendorf. Nach einer Pause (Fachabitur) spielten die Zwillingschwestern beim SV Blau-Weiss Hohen Neuendorf, einem ambitionierten Verein, der sich im Frauenfußball einen echten Namen gemacht hat.
„Zur ersten Frauenmannschaft kommen da schon mal hundert bis 150 Zuschauer. Ich kann mich erinnern, wir fuhren da auch mal bis nach Dresden, das war in der Regionalliga. Doreen und ich wechselten immer zwischen der ersten und zweiten Mannschaft“, berichtet Susan.
„Oh ja, in Hohen Neuendorf haben wir lange Zeit gespielt, doch irgendwann wurde es mit 30 zu anstrengend. Da lässt man es besser in einem 7er Teams ausklingen. Der BFC Dynamo war sogleich unsere erste Wahl“, ergänzt ihre Schwester.

Wie kam man eigentlich dazu, als 12-jähriges Mädchen in der DDR Fußball zu spielen? „Ach, wir haben alles mögliche ausprobiert. Radsport, Laufen. Unsere Eltern gaben uns den Rückhalt, besonders unser Vater hat uns da kräftig unterstützt. Für Volleyball waren wir nicht groß genug, Handball war uns körperlich zu hart. Eine Mannschaftssportart sollte es sein, so landeten wir beim Fußball“, erklären die beiden.
Haben sie Lieblingsvereine im Frauenfußball? „Nö! Ganz klares Nein! Fußball spielen wir lieber aktiv. Wir schauen Männerfußball, aber keinen Frauenfußball. Zum Anschauen fehlt dem Frauenfußball einfach die Athletik“, sind sich die beiden einig.
Und die Frauen-WM? „Da waren wir ziemlich emotionslos. Klar, wir haben mal reingeschaut, wenn die deutschen Damen gespielt haben“, auch da sind sich Doreen und Susan einig.

Zurück zum BFC Dynamo. Wie eingangs erwähnt kam ganz unverhofft der Aufstieg in die Verbandsliga. „Sie wurden vom Verband in die höchste Spielklasse bei den 7er Frauen eingestuft, obwohl sie einen Platz am Aufstieg vorbeigeschrammt sind. Zwangsaufstieg bzw. überholen ohne einzuholen“, erklärt Karsten Busche mit einem Schmunzeln.
Die Freude muss doch groß gewesen sein? „Ja und nein. Der Aufstieg bringt Probleme mit sich.  In der Verbandsliga warten dann solche Kaliber wie TeBe III mit ehemaligen Bundesligaspielerinnen. Es gibt indes massive personelle Probleme. Zweimal Karriereende, zwei Frauen sind schwanger und bei Susan Rekonvaleszenz nach dem Mittelfußbruch. Dazu kein Trainer. Mit Neuzugängen sieht es noch rar aus. Am 5. August soll bereits die Entscheidung fallen, ob sich die BFC-Frauen aus der Verbandsliga zurückziehen oder dort spielen werden“, berichtet Karsten.

„Wir brauchen ganz sicher noch fünf neue Spielerinnen. Sie sollen Spaß am Spiel haben und den Ball gerade schießen können. Andererseits brauchen sie keinen Bammel haben. Willkommen ist jeder. Viele Mädchen und Frauen haben zu großen Respekt vor dem Namen. BFC Dynamo? Da habe ich doch kein Chance, sagen viele. Das stimmt aber gar nicht. Einfach bei uns melden“, erläutert Susan die Situation.
„Ein Trainer wäre auch nicht schlecht, doch der muss echt was auf Tasche haben. Das Gefälle im Team ist groß. Eine Herausforderung für jeden Trainer. Vielleicht könnte er was aufbauen. Er sollte nicht nur eine Freundin suchen, denn so einer stellte sich hier auch einmal vor“, berichtet Doreen.
„Vielleicht sind auch die D-Mädchen die Basis für morgen. Da sind gute Mädels bei. Vielleicht kann mal ein 11er Frauenteam gebildet werden. Enthusiasmus für den BFC muss jedoch vorhanden sein, denn der Start würde in der Bezirksliga erfolgen“, ergänzt Susan.

Ohne die vier, fünf Zugänge wird definitiv nicht in der Verbandsliga gespielt werden, doch auch für die Landesliga werden neue Spielerinnen benötigt. „Für uns gilt: Hauptsache spielen! Trainiert wird bei uns einmal in der Woche. Meist am Montagabend. Heimspiele sind in der Regel am Freitagabend. In der Verbandsliga müssten es allerdings zwei Trainingseinheiten pro Woche sein. Was wichtig ist: Wir sind auch nach dem Spiel ein Team, trinken auch einmal ein Bier zusammen“, erklärt Doreen.
Ihre Schwester erzählt zum Abschluss des Gesprächs: „Bei uns erlebt man eigentlich immer schöne Zeiten. Allein die Testspiele. Anfragen gibt es immer. Da müssen wir uns gar nicht kümmern. Mal geht es an die Ostsee, mal ins Gebirge. Hier ein Turnier und dort ein Turnier. Und damit auch die D-Mädchen in ein Trainingslager können, sammeln wir beim DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern Geld. Die Mädels fahren dann nach Großbritannien und werden nach Möglichkeit auch das Spiel FC Liverpool gegen FC Everton sehen. Der BFC Dynamo hat ja keinen Etat für die Frauen. Ganz anders als beim 1. FC Union, wo Geld zur Verfügung steht. Aber die Ausrüstung, die ist beim BFC Dynamo richtig gut. Das war schon immer so, dafür sorgen die Unterstützer und Sponsoren...“

Anmerkung: turus.net wird die BFC-Frauen in der kommenden Saison zwei, dreimal bei Spielen begleiten. Entweder in der Verbandsliga gegen Tebe III oder auch in der Landesliga gegen die Spandauer Kickers oder den SC Staaken 1919. 

Wer Interesse hat, in der kommenden Saison dabei zu sein:
Anfragen direkt an die Mannschaftskapitänin Susan Paul: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

eine turus-Fotostrecke folgt in Kürze

> zur Abschlusstabelle der Saison 2010/11 - 7er Frauen Landesliga St.1
27 Jul 2011 18:40 #16809 von Juliane
Wenn ich paar Lenze jünger wär, würd ich glatt noch mal die Fußballschuhe schnüren. Doch leider ist bei mir der Zug abgefahren. Trotzdem. Ich wünsch euch viel Erfolg. Ganz ganz dicke Daume drückel!
27 Jul 2011 21:42 #16810 von Karsten
Bei uns kann man auch mit 40 oder 50 noch spielen, ist ja nur Kleinfeld. Dafür hat man im Alter ein besseres Stellungsspiel ;-).