Olympia 2012 in London: Vorfreude und Frust ein Jahr vor den Sommerspielen

29 Jul 2011 14:38 #16819 von turusv15
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Paris, Madrid, Moskau und New York wollten, London wurde es: Seit 2005 steht es fest, die britische Metropole wird vom 27. Juli bis zum 2. August 2012 das Zuhause für die weltbesten Sportler. Und die Briten sind bereit für ihre Olympischen Sommerspiele – die dritten übrigens nach 1908 und 1948 – insgesamt haben sich auf die  6,6 Millionen Tickets für die 302 Wettbewerbe in 26 Sportarten mehr als 23 Millionen Interessenten beworben.





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Aber Olympia bringt nicht nur Vorfreude, sondern auch ganz schön viel Frust. Vor allem bei den Pendlern, denn fast der komplette Nahverkehr wird saniert. Überall wird gebohrt und gehämmert und nicht immer fahren alle Linien des Londoner Undergrounds. Manch ein Kritiker befürchtet während der Spiele einen Verkehrsinfarkt, denn schon jetzt platzt London – und vor allem in den Sommermonaten – aus allen Nähten. Da wird schon einmal ein U-Bahnhof wegen Überfüllung geschlossen und auf den Bahnsteigen kämpfen Leute mit Kreislaufproblemen.


Die Stadt selbst sieht das Verkehrschaos als geringstes Problem. Größere Sorge ist die Angst vor Terroranschlägen. Alleine 600 Millionen Pfund wird in die Sicherheit investiert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf zehn Milliarden Pfund, wobei 7,3 Milliarden davon alleine die Wettkampfstätten verschlingen. Der größte Batzen geht in den – bisher auf den Karten von Touristen nicht als Sehenswürdigkeit verzeichneten – Stadtteil Stratford.


Hier entsteht am Fluss Lea der Olympiapark unter anderem mit dem Olympiastadion für 80.000 Zuschauer (nach den Spielen wird der Fußball-Club West Ham United das Stadion nutzen), dem Aquatics Centre London für 17.500 Wassersportfans, dem London Velopark (6.000 Zuschauer) mit einem überdachten Velodrom für den Bahnradsport und einer Außenanlage für BMX-Rennen, das Olympic Hockey Centre (16.000 Zuschauer) für Feldhockey, die mobile Olympic Basketball Arena (12.000 Zuschauer) für die Vorrunde im Basketball und die Finals im Handball sowie die Olympic Handball Arena (7.000 Zuschauer) und natürlich das olympische Dorf mit Unterkünften für alle über 17.000 Athleten und akkreditierte Offiziellen.


Derzeit ist Stratford eine Großbaustelle, denn nicht nur der Olympiapark soll künftig das Viertel aufwerten, auch ein Bürokomplex und ein gigantisches Einkaufszentrum der australischen Unternehmensgruppe Westfield entsteht direkt am Bahnhof neben den Sportstätten. Die Eröffnung von diesem ist für den 13. September 2011 geplant. Der Komplex wird als größtes innerstädtische Einkaufszentrum Europas betitelt: Auf 177.000 Quadratmetern tummeln sich 300 Shops und Restaurant und werden 8.500 Menschen beschäftigt.  Zum Vergleich der Limbecker Platz in Essen hat eine Größe von 70.000 qm Verkaufsfläche und 200 Shops und der Ruhrpark in Bochum als Deutschlands größtes Einkaufszentrum kommt auf 126.000 Quadratmeter und 130 Läden.


Maximum ist also angesagt bei den Olympischen Spielen. Das gilt besonders für das olympische U23-Fußballturnier 2012. Denn die Spiele der Vorrunde werden nicht nur in London, sondern in den ehrwürdigen und angesagten Fußballtempeln von Glasgow (Hampden Park), Cardiff (Millennium Stadium), Old Trafford (Manchester), St. James' Park in (Newcastle upon Tyne) und City of Coventry Stadium (Ricoh Arena in Coventry) ausgetragen. Die Endspiele finden natürlich in dem englischen Footballground statt, den jeder Fan einmal besuchen sollte: dem 90.000 Zuschauer fassenden Wembley-Stadion.


Eine britische Kuriosität: Für das Olympische Fußball-Turnier sollte eigentlich nach den Willen der Organisatoren eine britische Auswahl auf dem Rasen stehen, so wie bei den anderen Sportarten auch. Eine schwierige Konstellation, da sich bekanntlich Engländer, Waliser, Nordiren und Schotten in Sachen Fußball ja nicht gerade prächtig verstehen und auch die Fußballverbände der Länder eigenständig sind. So wird wohl das englische Team als Olympiaauswahl des Vereinigten Königreiches an dem Fußballbewerb 2012 teilnehmen, obwohl die Verbände sich dagegen noch wehren. Es wird interessant, ob der Streit bis nächstes Jahr beigelegt werden kann. Aber man stelle sich einmal vor das englische Team spielt in Glasgow oder Cardiff. Übrigens: deutsche Fußballer sucht man vergebens. Sowohl die Männer als auch die Frauen konnten sich ja bekanntlich nicht qualifizieren.


Freuen kann man sich dann über die anderen deutschen Athleten und die Kuriositäten, die Olympische Spiele immer mit sich bringen. Dazu eine Stadt, die schon für sich alleine eine Reise wert ist (wir bereiten gerade ein Reise-Special vor) und nicht zuletzt die britischen Fans, die unter anderem auch für ihre Feierlaune berühmt sind und das nicht nur beim Fußball, sondern auch bei hierzulande Randsportarten wie Dart (keine olympische Disziplin).

zur turus.net Fotostrecke Olympia 2012 in London

29 Jul 2011 14:38 #16820 von Steffen
Selbstverständlich kann ich den Frust der Pendler in London gut verstehen. Doch die Perspektive das alle Menschen aus alle Nationen und Ländern nach London reisen um die Olympische Spiele abzuhalten dürfte jeden Frust in den Hintergrund verbannen. Angetrieben von dem hohen Pathos der Grundideale der Olympische Spiele - Fair, Tolerant und Sportlich miteinander umzugehen und allen wirtschaftlichen poltischen und kriegerischen Machtkämpfe für die Zeit der Olympischen Spiele einzustellen.

Frei nach dem Gedanke auf dem nicht nur Europa sondern eigentlich die ganze Welt aufgebaut ist:

Alle Menschen werden Brüder wo der sanfte Flügel weilt.