Dynamo Dresden vernascht Union Berlin vor lautstarker Kulisse

13 Aug 2011 01:35 #16954 von Marco
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Die polizeilichen Einsatzkräfte waren in Dresden auf dem Posten. Während man in England derzeit noch diskutiert, ob Wasserwerfer eingesetzt werden dürfen, wurden sie im sächsischen Elbflorenz prompt bereitgestellt. Man weiß ja nie, schließlich war der 1. FC Union Berlin zu Gast bei der SG Dynamo. In der Vergangenheit waren es stets hitzige Aufeinandertreffen, bei denen es auch schon mal heftig krachte. Dank der massiven Polizeipräsenz blieb es heute weitgehend friedlich.





15:55 Uhr. Der Entlastungszug aus Berlin-Lichtenberg rollte auf Gleis 2a des Dresdener Hauptbahnhofs ein. Einen Spaziergang durch die Innenstadt gab es nicht, wer hätte auch anderes erwartet? Ein Bummel auf der Prager Straße für Gästefans? Diese Zeiten sind vorbei. Mit zahlreichen bereitgestellten Sonderbussen wurden die Berliner Fans direkt zum abgeschirmten Gästebereich des Glücksgas Stadions gebracht. Blaulicht vorn und hinten, behelmte Einsatzkräfte an den Türen.


17:55 Uhr. Im Stadion kochte die Stimmung auf beiden Seiten. Eine tolle Atmosphäre. Insgesamt 29.315 zahlende Zuschauer fanden sich auf den Rängen ein, unter ihnen rund 3.000 Gäste aus der Hauptstadt. Apropos: Die Pressevertreter sitzen nun sogar noch eine Etage höher. Quasi schon fast über den Wolken. Erreichbar über eine versteckte Treppe.
Während die Ultras / Fans der SG Dynamo eine grandiose Choreographie zeigten, passierte das schier unfassbare: Die Speicherkarte der Fotokamera hatte einen Leserfehler. Passiert äußerst selten, kann aber passieren. Die Fotokamera hatte wohl einen Blackout. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stehtribüne der Dresdener Anhängerschaft war in Schwarz gehüllt. „Willkommen in der Höhle der Löwen!“ In der Mitte ein ängstliches Bärchen, ringsherum böse drein schauende gelbe Augen. Blicke aus der Finsternis. Eine Vorahnung?


Anpfiff. Bereits nach wenigen Sekunden die erste Chance der Hausherren. Das Stadion tobte. „Dynamo! Dynamo!“. Union hielt allerdings gut gegen, zeigte vollen Körpereinsatz und störte früh. Später würde aus Berliner Sicht alles mies wirken, doch Tatsache ist, dass die Köpenicker anfangs gar nicht mal so übel aus den Startlöchern kamen. Nach sechs Minuten wurde Union Christopher Quiring geschickt, doch Dynamo-Torhüter Dennis Eilhoff war auf dem Posten. In der zwölften Minute zirkelte Union Kapitän Mattuschka den Ball auf Parensen, der den Ball mit dem Kopf über das Tor haute.
Paar Minuten später versuchte es Dynamo mit Robert Koch über links, doch noch war dort kein Durchkommen. Ganz anders in der 21. Spielminute. Ein hoch reingebrachter Freistoß wurde auf Martin Stoll abgelegt, der zur Stelle war und gekonnt einlochte. Die Bude kochte. Das Dresdener Publikum feierte lebhaft, doch auch im Gästeblock ging der Support weiter.


Dresden drückte und blieb gefährlich. Nur drei Minuten nach dem Führungstreffer bewahrte Union-Keeper Glinker seine Mannschaft mit einer Glanztat vor einem höheren Rückstand. Zehn Minuten vor der Pause hatte Union eine fette Gelegenheit, Quiring konnte jedoch jene nicht verwerten. Noch eine Chance für Union, noch zwei Möglichkeiten für Dresden – dann war Pausenpfiff. Zum Abschluss der ersten Halbzeit noch ein Spruchband: „Wir danken Leverkusen für die Kooperation von der 60. bis zur 120. Minute!“
Nach der Begrüßung des 10.000ten Dynamo-Mitglieds ging es flott in die zweiten 45 Minuten. Gästestürmer Parensen schoss in der 47. Minute links am Gehäuse vorbei. Zwei Minuten später eine Ecke – und dann erfolgte der sprichwörtliche Genickbruch, der die Gäste völlig aus dem Konzept brachte. Den Hausherren gelang es fix umzuschalten und den Turbogang einzulegen. Der Ball auf den nach vorn stürmenden Marvin Knoll und schon stand es 2:0 für Dynamo. Cool, ganz cool schob Knoll die Kugel an Glinker vorbei.
Zwischenfazit: Stoll und Knoll – das war toll...


Die Sache war für die Gäste erledigt, wenn gleich sie immer noch robust zu Werke und hart in die Zweikämpfe gingen. Gellendes Pfeifkonzert vom Publikum. Kurios: In der 61. Minute ließ der Schiedsrichter ein paar Nicklichkeiten ungesühnt und einfach weiterspielen. Unordnung in der Union-Abwehr und schon fiel der dritte Gegentreffer. Sascha Pfeffer, der kurzfristig für Marcel Heller ins Spiel kam, sorgte für die Vorentscheidung. Die Eisernen brachen nun völlig auseinander, nur vier Minuten später legte Robert Koch einen Treffer zum 4:0 nach.
„Steht auf, wenn ihr Dresdner seid!“, „Ah ja, ja, ja, SG Dynamo, wir siegen und spielen auf jedem Fußballplatz, ein Schuss, ein Tor, Dynamo...“, „Union, wir hören nix!“ Zu hören war aus dem away-Winkel in der Tat nichts mehr, immerhin zeigten die Union-Fans mit ihren Schals, dass sie noch da waren.
Union wollte den Ehrentreffer, Dresden das 5:0. Sehenswert blieb es bis zum Abpfiff. Während sich nach dem Spiel die Dynamo-Kicker von den Fans feiern ließen, gab es auf der gegenüber liegenden Seite eine Menge Redebedarf. Missmutig trotteten die Unionspieler zur arg enttäuschten Anhängerschaft. Am längsten hielt es dort der Spieler mit der Nummer 5 – Christian Stuff – aus. Minutenlang stand er vor dem Gästeblock und diskutierte mit den Fans.


Draußen vor dem Stadion wurden der angrenzende Park und ganze Straßenabschnitte von der Polizei abgesperrt. Über allen kreiste ein Helikopter. In der Ferne detonierten ein paar Böller. Mit den Sonderbussen wurden die Berliner wieder zum bereitstehenden Sonderzug gebracht. Der Dresdener Hauptbahnhof als Festung. Schweres Gerät und zahlreiche Beamte sorgten für Ruhe und Sicherheit. Da jedoch nicht alle Unioner mit dem Sonderzug, sondern auch mit dem Regionalexpress nach Cottbus und dem D-Zug nach Berlin (EN nach Amsterdam) fahren wollten, gab es im Bahnhof noch zu einigen Verbalgefechten und Laufeinlagen der Einsatzkräfte. Ein Wiedersehen wird es Mitte Februar 2012 im Stadion An der Alten Försterei geben. Dann darf sich die Dresdener Anhängerschaft wieder über ein knackiges Sicherheitskonzept freuen. S-Bahnhof Spindlersfeld inklusive.


Apropos D-Zug. Berlin – Dresden. Eine Fahrt für Nostalgiker. Richtig old school, um es im Fußball-Jargon zu bezeichnen. Tschechische Waggons. Sechser-Abteile. Muffige Vorhänge. Fenster, die man nach unten ziehen kann. Manch einer dachte, in so einem 80er-Jahre-Zug müsse das Rauchen doch erlaubt sein. Kippe an, Fenster auf. Viele taten es, einen hatte es erwischt. Die mitfahrende Bundespolizei pickte sich einen Union-Fan mit hübschen rot-weißen Kniestrümpfen heraus und belangte ihn auf Grund der Ordnungswidrigkeit. 20 Euro Strafe. Gleich bar bezahlen oder per Überweisung? Auf jeden Fall erst einmal die Personalien. Ein Streitgespräch entbrannte. Der Dienstausweis wurde vom Union-Fan verlangt. Der Beamte erklärte, dass er gern den Namen nenne, doch der Ausweis sei im Dienstfahrzeug. Gute zehn Minuten ging es hin und her, nur gut, dass die Beamten nicht die Nerven verloren und das Abteil mit Reizgas einnebelten.


Zum Sportlichen: Der 1. FC Union empfängt am Samstag, den 20. August den VfL Bochum. Dynamo Dresden hat ebenfalls ein Heimspiel und hat es mit dem SC Paderborn 07, der zuletzt bei den Köpenickern deutlich mit 0:3 verloren hatte, zu tun.


> zur turus-Fotostrecke: SG Dynamo Dresden


> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin









13 Aug 2011 01:35 #16955 von Hannes
Wenn weiter so gespielt wird wie gegen Fürth und Dresden, dann gute Nacht! Paderborn kann kein Maßstab sein. Die waren einfach noch schlechter. Gegen Bochum muss ein Zeichen gesetzt werden!
VG Hannes
13 Aug 2011 11:38 #16956 von Elbflorenz
Ah ja, ja, ja, SG Dynamo, wir siegen und spielen auf jedem Fußballplatz, ein Schuss, ein Tor, Dynamo..

das heißt: "....., wir singen und springen auf jedem Fußballplatz, ..... ;-)

Schön geschrieben, danke dafür!
14 Aug 2011 03:04 #16957 von EinsNeunFünfDrei
Schöner Bericht!

Ein Video samt Choreo und Stimmung gibt es auf: www.elbkaida.tv
Fotos auf www.bultras.net und www.ultras-dynamo.de