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Schweizer wollen keine Minarette

02 Dez 2009 17:03 - 02 Dez 2009 17:08 #12690 von kalleman
Schweizer wollen keine Minarette wurde erstellt von kalleman
Das Geheule ist gross, das Schweizer Volk will keine Minarette im Land.
Wie konnte es soweit kommen?

Wie immer hat der Spiegel, der das Wesen der Schweiz genau erkannt hat und hervorragende Artikel ueber das Land schreibt, den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ging in der Abstimmung eigentlich darum, wer hier im Land das Sagen hat.

Die Schweiz ist sich gewohnt, dass man sich hinsetzt und gemeinsam nach Loesungen sucht. Am Ende steht der Kompromiss. Muslime in der Schweiz haben aber regelmaessig versucht, ihre Maximalforderungen ueber Gerichte zu erzwingen. Kreuze in Schulzimmern, Weihnachten an Schulen, Schwimmzwang, eigene Plumpsklos am Arbeitsplatz, keine Gemeinschaftsduschen im Sport. Es brodelte schon laenger. Ausloeser war denn auch ein 6 Meter hohes Minarett, dass die Gemeinde verboten hat, der tuerkische Iman, der erst seit ein paar Monaten in der Schweiz lehrte, aber ueber Bundesgericht erzwungen hat.

Am Anfang hatte die Initiative keine Chance, aber im Verlaufe der Debatte war mir schnell klar, dass sie angenommen wird. Die Gegner der Initiative haben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Imane, welche sich in Interviews fur die Einfuehrung der Scharia fuer Schweizer Muslime aussprachen, sich partout nicht vom Terrorismus distanzieren wollten und auch Steinigungen nicht verurteilten. Die moderaten Muslime aeusserten sich gar nicht. Dann Drohungen der Wirtschaft, dass ein "Ja" Arbeitsplaetze kostet. Dann die Drohung vor Terroranschlaegen. Drohungen loesen hier im Trotz aus. Am Schluss warben sogar linke Frauen fuer ein "Ja". Die Befuerworter argumentierten, dass das Minarett politische Bedeutung hat. Der Turm steht fuer die islamische Eroberung von feindlichem Land; Auch wurde das Feld ausgeweitet. Genitalverstuemmelungen, unterdrueckte Frauen, Zwangsehe, Burka. Ploetzlich spielte das alles mit. Die Regierung ist wiedermal ueberrascht und war auf ein "Ja" nicht vorbereitet und rudert nun planlos rum.

Es ging schlussendlich darum, denn Muslimen zu zeigen, wer hier im Land das Sagen hat und das ist das Volk. Ihre Zwaengelei und mangelnde Kompromissbereitschaft haben das Ganze ins Rollen gebracht.

Indirekt ist es auch ein Konflikt zwischen Schweizer und Tuerken. Hier hat man das Gefuehl, dass sich Tuerken einfach nicht der Gesellschaft unterordnen wollen. Man sieht sie als Querulanten. Und es ist auch kein Zufall, dass die lauteste Kritik am Entscheid aus der Tuerkei kommt, die seit Jahrzehnten keine Gelegenheit auslaesst, an der Schweiz herumzumotzen.

Bei aller Kritik am Entscheid ist es aber schon jenseits, mit welcher unsaeglichen Arroganz Politiker aller Welt auf die Schweiz eindreschen, welche Volksentscheide wie das Weihwasser fuerchten und sie daher verhindern. Was sich die Journalisten leisten, ist teilweise von bedenklicher Qualitaet. Den graesslichsten Artikel bot der Berliner Tagesspiegel. Einfach mal, rein sachlich, gilt es festzuhalten, dass der Entscheid nicht rassistisch ist, weil man nur gegenueber einer Ethnie rassistisch sein kann und nicht gegenueber einer Religion. Auch wird niemand an der Ausuebung der Religion gehindert, Moscheen duerfen weiterhin gebaut werden, halt ohne Tuermchen. Dann auch der Vorwurf, man holt Zuwanderer ins Land um zu profitieren und nun das. Profitieren denn die Zuwanderer nicht auch? Der Vorwurf der Intoleranz, ja, der ist absolut richtig.

Erstaunlich ist auch die Diskreptanz zwischen Volk und Politik. Waehrend die Politik den Entscheid einhellig verurteilt, scheinen weite Teile von Europas Bevoelkerung den Entscheid zu begruessen. Leben die Politiker und Medien in einer Scheinwelt? Auf jedenfall muss die Debatte Europa und Islam gefuehrt werden. Stellen sich die Politiker nicht der Debatte, dann werden rechtspopulistische Parteien Aufschwung erleben.

Mein Fazit ist: Die Schweiz hat die richtige Fragen gestellt udn vielleicht die falsche Antwort gegeben. Aber wie man in Europa mit dem Islam umgehen soll, darueber wird noch viel diskutiert werden.

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02 Dez 2009 20:42 #12691 von ka
Danke Kallemann für den tollen Artikel.

Wir wollten dazu auch was schreiben, aber wer kennt besser die Schweizer Seele als Du?

Ich stimme Dir in allen Punkten zu, besonders im Letzte: Jetzt ist es an der Zeit richtig nachzudenken. Die Schweiz hat einige wachgerüttelt.

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07 Dez 2009 09:58 #12722 von Marco
Hallo Kalleman,

vielen Dank für deinen Beitrag. Sag mal, hast du Lust für das turus-Magazin über dieses knackige Thema einen Beitrag zu schreiben?
So in der Art wie diesen Forumbeitrag!

Zum Thema:
Zum einen war ich überrascht über dieses Ergebnis. Die Umfragewerte ergaben ja zuvor ein anderes Ergebnis.
Zum anderen bin ich überrascht über so viel Mut der Schweizer! Ich sehe das auch gar nicht so krass und kann die Einstellung vieler Schweizer auch durchaus nachvollziehen.

Viele Grüße
Marco

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07 Dez 2009 10:46 #12728 von magdalena
magdalena antwortete auf Aw: Schweizer wollen keine Minarette
Wenn die Moslems in der Schweiz meckern, dann sollen sie schauen wie es den Christen in Syrien, Iran und Ägypten geht!

Gruß Magdalena

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08 Dez 2009 17:08 - 08 Dez 2009 17:13 #12743 von kalleman
kalleman antwortete auf Aw: Schweizer wollen keine Minarette
Antwort an Marco.

Gerne, aber ich bin gerade im Ausland. Dann werde ich mal die Fakten zusammentragen wenn ich daheim bin. Derzeit kann ich noch keine klare Linie erkennen.

Langsam werden hier die Fakten erhellt. Vorallem Frauen stimmten fuer das Verbot. Auch die Ghadafi-Aeffaere half dem Ja. Die Diskussion laeuft einerseits in die Richtung, dass extreme Muslime, aber auch Staaten wie die Tuerkei oder Katar, die Islamisierung Europas vorantreiben, was auch immer das heissen soll. Sie finanzieren die Bauprojekte. Es ist schon auffallend, dass fuer Moscheen immer Geld da ist, waehrend Kirchen kaum Geld haben. Warum muss in einem kleinen Dorf, dass kaum Muslime hat, das Minarett hoeher sein als der Kirchturm? (Dazu gesellt sich der Ortsbildschutz). Die Tuerkei will so ueber die Imane ihre Landsleute kontrollieren und durch sie Einfluss in Europa gewinnen.

Natuerlich kamen ueble Drohungen aus muslimischen Laendern. Das beweist aber nur eines: Tut was wir sagen, sonst erlebt ihr was! Sie setzten auf Furcht. Ihre Reaktion ist teilweise voller Hass.

Der Druck auf die Muslime in der Schweiz wurde massiv erhoeht. So forderte das Initiativkomitee die Projektleiter von geplanten und noch nicht gebauten Minarette dazu auf, als Zeichen der Toleranz auf das Minarett zu verzichten. Alle Extrawuerste fuer Muslime stehen zur Debatte.

Es ist schon schlicht und einfach frech, was sich die Tuerkei erlaubt. Mit welchen Worten sie auf die Schweiz eindrescht. Aber es ist natuerlich klar, denn damit wird einer ihren zentralen Punkte ihrer Europapolitik tangiert, denn sie sieht sich ja als Interessenvertreter und Schutzherr ueber alle Tuerken in Europa. Noch schlimmer ist, dass sich die Schweizer Regierung entschuldigt oder schweigt, antatt den Botschafter zu zitieren und den Volksentscheid verteidigt.

Nachdem nun die scheinheilige Empoerung vorueber ist, sieht man das ganze nun sachlicher. Es war der deutsche Ausenminister Westerwelle, der als erster die Schweiz verteidigte (was ich eigentlich vom Bundesrat erwartet haette), nun stossen weitere Regierungen ins selbe Horn. Sarkozy zum Beispiel sagte voellig zurecht, dass man sich fragen muesse, was die Leute dazu gebracht hat, sich zu diesem Entscheid zu bekennen, denn viele Franzosen wuerden gleich entscheiden und forderte die Muslime auf, auf jede Provokationen zu verzichten. Wieter nannte er, dass Frankreich ein urchristliches Land sei und das gilt es zu beruecksichtigen.

Al Jazeera, das reichlich Feuer ins Oel goess, hat nun gar einen Schweizer Politiker zur Diskussion geladen, der das Ja begruendete und sich, soweit ich das sehe, sehr gut verkaufte.

In der Schweiz koennen einige kleine Gruppen das Ja nicht verkraften. Ansonsten empoert man sich ueber die Regierung, welche sich mit dem Enscheid schwertut. Gaebe es morgen nochmals eine Abstimmung, die Zustimmungsrate duerfte nach dem Geschehenen noch weithoeher liegen.

Das ganze ist auch ein grosser Sieg der Partei SVP. Sie hat wie immer den richtigen Riecher gehabt, eine starke Wahlkampfkampagne gefuehrt und nun - im Gegensatz zur Regierung - sehr souveraen das Ja verteidigt.

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11 Dez 2009 23:26 #12801 von kalleman
kalleman antwortete auf Aw: Schweizer wollen keine Minarette
Am Montag findet eine Demonstration gegen das Verbot statt, organisiert durch eine muslimische Organisation. So weit so gut. Als Redner sollte aber ausgerechnet ein bekannter radikaler islamischer Hetzer auftreten, er erhielt aber Einreiseverbot.

Und da sind wir beim Punkt. Warum lassen die moderaten Muslime dies zu? Warum nimmt man die Radikalen nicht endlich von der Bildflaeche? Warum distanzieren sie sich nicht von den Fanatikern? Aus meiner Sicht ist eben genau dies ein wesentlicher Punkt, der zur Annahme der Initiative fuehrte.

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