Volksaufstand in Ägypten

** This thread discusses the content article: Volksaufstand in Ägypten **

Landesweite Proteste dauern nun bereits seit einer Woche an. Nach Tunesien befindet sich nun auch Ägypten im Ausnahmezustand. Global betrachtet hat Ägypten allerdings weitaus mehr Gewicht als Tunesien. Der Staat am Nil war und ist äußerst wichtig, was die Stabilität in der Region betrifft. Stets war die ägyptische Regierung ein Garant dafür, dass der Frieden mit Israel hält. Zudem wusste man Ägypten weltweit als Wirtschaftspartner zu schätzen, als wichtiges Reiseziel für Touristen sowieso. In welche Richtung nun Ägypten steuern wird, ist völlig ungewiss.





Die Schlagzeilen tickern durch das world wide web: "Millionen marschieren gegen Mubarak" (Hamburger Abendblatt), "Al-Bardei demonstriert mit den Muslimbrüdern" (euronews), "Revolution ist Sieg über die Angst" (Nordwest-Zeitung, "Ägypten in Aufruhr: Israel blickt sorgenvoll in Richtung Kairo" (Stern), "Bundesregierung rät ab sofort von Ägypten-Reisen ab" (Welt), "Merkels Staatsbesuch: Israel: Die Furcht vor Ägyptens Islamisten" (Hamburger Abendblatt).

Hunderte, ja tausende Artikel allein im deutschsprachigen Raum gehen täglich online und in die Printausgaben der Zeitungen. Und was meint das Auswärtige Amt? Bundesaußenminister Westerwelle erklärte, dass es wichtig sei, "dass der Prozess der Demokratisierung in Ägypten eine echte Chance bekomme".
Von Reisen nach Ägypten rät das Auswärtige Amt ab. Ein Krisenstab wurde eingerichtet, allein am 31. Januar 2011 verließen 700 deutsche Staatsbürger Ägypten in Richtung Heimat. Wenn gleich die Lage am Roten Meer im Vergleich zu den Großstädten noch ruhig ist, rät das Auswärtige Amt allerdings auch von Reisen in diese Region ab. Zu unübersichtlich sei die Gesamtsituation im Land, Plünderungen und gewaltsame Zusammenstöße könnten sich weiter ausbreiten. Schon bald könnten auch die abgelegeneren Regionen betroffen sein.

Deutsche Fluggesellschaften versuchen, zusätzliche Flüge aus Kairo, Alexandria und den anderen Städten einzurichten. In den Touristenorten am Roten Meer verlaufe der Flugverkehr laut Auswärtigem Amt dagegen normal und mit ausreichenden Kapazitäten.
Für die Tourismusbranche sind die Unruhen in Nordafrika ein herber Schlag. Erst Tunesien, nun Ägypten. Was sagen die Platzhirsche der Branche zu den Vorkommnissen im Land am Nil? Thomas Cook gibt einen Reisehinweis auf seiner Website raus. Die angeschlossenen Reiseunternehmen bieten "eine kostenlose Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeit für Abreisetermine bis einschließlich 7. Februar 2011" an. Wenn gleich aufmunternd geschrieben wird: "Die Touristenregionen rund um das Rote Meer sind von den Demonstrationen nicht betroffen. Alle Gäste in den Baderegionen können dort weiterhin unbeeinträchtigt ihren Urlaub verbringen."
Unbeeinträchtigt? Wer möchte dies garantieren in einem Land, in dem derzeit Millionen Menschen auf die Straßen gehen und bisher zahlreiche Todesopfer zu beklagen sind?

Eine Sondermeldung gibt auch TUI Deutschland raus. Bis einschließlich 14. Februar werden Ägypten-Reisen abgesagt, für spätere Reisen sind gebührenfreie Umbuchungen möglich. Zudem gilt: "Gäste, die derzeit ihren Urlaub am Roten Meer verbringen, können diesen fortsetzen oder auf Wunsch vorzeitig abreisen."
Expedia nimmt derzeit keine Buchungen für ägyptische Hotels in Ägypten an, bis die Unruhen beendet sind. Die betroffenen Hotels werden als "nicht verfügbar" gekennzeichnet.

Noch im April dieses Jahres hieß es auf der ITB in Berlin, dass die Urlauberzahl bis 2014 verdoppelt werden soll. So der ägyptische Tourismusminister Mohamed Zoheir Garranah. Die Betten sollen sich von 215.000 auf 400.000 erhöhen, die meisten von ihnen soll es in neuen künstlichen Anlagen am Roten Meer und am Mittelmeer geben. Ob diese Zahlen eingehalten werden können oder ob der Tourismus komplett einbrechen wird, steht in den Sternen - weit über den Pyramiden von Gizeh...

> zur turus-Fotostrecke: Rückblick - Ägypten 1996