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Brathäschen statt Brathähnchen: Wäre das DIE neue Geschäftsidee?

23 Jun 2011 14:08 #16651 von Marco
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Während es draußen donnert und blitzt, fließen drinnen die Tränen. Nicht vor Angst, nicht vor Trauer, sondern vor Lachen. Im Fernsehen läuft eine Sendung über die Esskultur in West und Ost im Nachkriegsdeutschland. Mit ein paar Salzbrezeln in der Hand wird die Sache anfangs mit einem müden Lächeln verfolgt. Wurstrationen, die Gründung der LPG, der Siegeszug der Goldbroiler in der DDR. Und dann der Brüller schlechthin: In der Bundesrepublik sollte in den 60er Jahren das Brathäschen im Gegenzug ein echter Renner werden. So zumindest die Idee.





Karnickel statt Gockel. Dass sich diese Idee nicht durchsetzen konnte, dürfte bekannt sein. Sicher gab es auch in der Bundesrepublik mal daheim in der guten Stube einen Hasen oder ein Kaninchen als leckeren Braten mit Soße und Kartoffeln, doch an den Imbissstuben von Castrop-Rauxel bis Eckernförde sowie von Bad Tölz bis Wasbüttel wurden die Brathäschen im Wirtschaftswunderland eher nicht gesichtet. Schade eigentlich. An Karnickelschenkeln knabbernde Damen in der Kölner Einkaufszone hätten mit Sicherheit ein gutes Bild abgegeben.

Viel zu finden ist unter dem Begriff "Brathäschen" nicht. Bei google sind es exakt 167 Ergebnisse. "Meinten Sie Brathähnchen?", wird man sicherheitshalber noch einmal gefragt. Nein, meinte ich nicht! Ich möchte wissen, was es mit der Idee der Brathäschen in den 60er Jahren auf sich hatte. Die Sache kam gestern in der TV-Doku eindeutig viel zu kurz. Der erste google-Treffer sorgt wieder für einen Lacher und ein Tränchen. In einer Community meinte jemand "Nein, mein Brathäschen hat sich ja leider verabschiedet...". An anderer Stelle: "Garstiges Brathäschen!" Der tiefer führende Klick wird sich trotz des Schmunzlers gespart.

Das zweite Suchergebnis ist ein Volltreffer! Das Nachrichtenmagazin Spiegel brachte im Mai 1965 einen Artikel über das Kaninchen mit dem Titel "Zwischen Kalb und Huhn" heraus. Mit Witz und Humor wurde über das "leicht verdauliche Weißfleisch" der Zuchtkaninchen geschrieben. Über Rammler und Mümmler, die bereits nach 80 Tagen um die Welt, äh im Versuchslabor satte zweieinhalb Kilogramm auf die Wage brachten. Zuversicht an der Zuchtfront. Der Spiegel stellte deshalb die Frage "Nach der Wiener Brathendl-Welle... eine Kieler Brathäschen-Welle?"

Das nächste Brathäschen-Suchergebnis führt in ein "Sinn-Los Forum". Dort verfasste jemand eine gruselige Geschichte, in der beispielsweise zu lesen ist: "Auf einmal erschienen 3 Brathäschen, das Bratfett tropfte bedrohlich aus ihren Mäulern..."
"Wie haltet Ihr Eure Schlachthasen?" wurde kurz und prägnant in einem Landtreff-Forum gefragt. Die meisten User plaudern allerdings darüber, wie die plüschigen Dinger gehalten werden. Geschlachtet werden die meisten eher nicht. Die Rede ist eher von den "Nicht-schlachte-Nickels". Auslauf, Futterboxen und Kastrationsmöglichkeiten sind die Gesprächsthemen.

Neugierig macht ein Beitrag zu Mercat de L'Olivar, einem Markt in Palma de Mallorca. In einem Forum meinte jemand im November 2009: "Was für ein herrlicher Ort! Am Eingang wird man mit einem Brathäschen begrüßt. Nicht vorbeigehen, sondern eins essen!" Ein anderer User fragte sogleich: "Brathäschen - Häschenbraterei? So was wie unsere Broilerbuden/Wienerwald-Spelunken?" Schau an, auf Malle scheint es solche Büdchen zu geben, die in den 60er Jahren in der Bundesrepublik angedacht waren.

Ich klicke mich durch alle Suchergebnisse. Fast alle. "Mit Möhren gefüllte Brathäschen.", "Ich habe noch nie mit einem Brathäschen geredet!", "ein bisschen die Asche von dem verkohlten Hasen abgeklopft..." Viel witziges, doch nichts, was wirklich relevant ist.
Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass jemand die Geschäftsidee aufgreift und im Bochumer Bermudadreieck neben der Currywurstbude, in der Kölner Altstadt neben dem Spießbraten-Imbiss, in Hamburg St. Pauli neben der Fischbude, in München neben einem Weißbier-Brauhaus und in Berlin auf dem Alex zwischen Asia-Imbiss und Dönerbude einen Brathäschen-Stand aufmacht. Knusprig braune Karnickel vom Spieß - wahlweise mit Pommes oder einer Schrippe. Wie dat eben so is...
Fotos:
oben: plüschiger Genosse in der Röhre
Mitte: Ku´damm in Westberlin, 60er Jahre
Mitte: Maskottchen von Heracles Almelo
unten: Fischmeile in Warnemünde

> zu den turus-Fotostrecken: Gesellschaftsthemen

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23 Jun 2011 14:08 #16652 von Ludwig
Ich mag Hase, und zwar in Sahnesoße. Dazu Semmelknödel und Rotkraut. So muß das sein. Trockener Hase vom Spieß. Wie soll der schmecken?

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