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Selbstschussanlagen

04 Mär 2005 17:09 #51 von Anonymous
Selbstschussanlagen wurde erstellt von Anonymous
Hi Marco & Karsten,

ich komme aus dem Westteil Deutschlands und hatte mich bis dato nicht so sehr mit der innerdeutschen Grenze beschäftigt, doch das Thema Selbstschussanlagen interessiert mich sehr. Auf den Bildern der Netzpräsenz habe ich eine sm70 gesehen, und mich würde mal interessieren, wie diese Todesgeräte funktioniert haben. Mit Infrarot? Wie viele solcher Geräte gab es sie eigentlich, und wann wurden sie wieder entfernt? Ende 1989 oder doch schon früher?

Vielen Dank für die Auskunft von Rokko


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04 Mär 2005 17:10 #52 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Re: Selbstschussanlagen
Mit was man nicht alles schießen kann... Selbstschussanlagen, ts ts ts.
Unglaublich, aber wahr!


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04 Mär 2005 17:12 #53 von Marco
Marco antwortete auf Re: Selbstschussanlagen
Hallo Rokko,

die SM70 wurden Anfang der 70er Jahre montiert und bis 1984/85 wieder demontiert.
Die SM70 war eine Art Mine mit einem Alumiumtrichter, der mit TNT und Stahlsplittern oder Stahlkugeln gefüllt war. Durch Berührung der am Zaun angebrachten Spanndrähte wurden diese SM70 ausgelöst. Die teilweise scharfkantigen Splitter verursachten schwerste Verletzungen.
Es kam vor, dass die SM70 auch durch Erschütterungen, durch Gewitter und durch Vögel ausgelöst wurden.
Die Erdminen und SM70 wurden ab Mitte der 80er Jahre durch den neuen Grenzsignalzaun abgelöst.

Es grüßt Marco

[url:20gwicpp]www.deutsch-deutsche-grenze.de[/url]


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04 Mär 2005 17:12 #54 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Re: Selbstschussanlagen
Kurz eine Meinung:

Die Selbstschutzanlagen waren ja nicht das Einzige Hinderniss, Erst mußte der Büger vorbei an der Polizei erst mal in das Grenzgebiet kommen. Das war schon mal im Umkreis von etwa 50 km garnicht so einfach. Danach mußte man sich im Ort bewegen. Die Bevölkerung hat ganz schön aufgepaßt. Dazu kamen noch die freiwiiligen Helfer der Grenztruppen. Wenn man aber am Signalzaun angekommen war, dann befand sich dahinter eine zweite Signalanlage (abgesägte Karabiner mit Platzpatronen). Das hat höllisch geknallt und war die zweite Warnung für die Grenzer. Spätestens jetzt sind mehrer Grenzer zum Ort kutschiert oder gelaufen. Durch die Auslösung des Grenzsignalzauns konnte der Abschnitt genau ausgemacht werden. Danach hatte man sich über eine mehr oder weniger breite Strecke in Richtung Grenze zu bewegen. Dann kam wieder ein Zaun, mitunter auch mit den Selbstschußanlagen bzw. mit zusätzlichen Anlagen, wie Hundetrassen. Danach gab es noch einen Zaun. wenn der Signalzaun ausgelöst hat, dann lief die Uhr für den Flüchtigen. Nicht zu vergessen sind Türme und Grenzer im Gebiet selbst (mobil mit Krad bzw. Kübel) oder zu Fuß und zusätzliche Grenzaufklärer.

Bei so einer Flucht war nicht nur Ortskenntnis gefragt, sondern auch Kondition. Wer die nicht hatte, hatte so gesehen keine Chance. Manche sind im Winter mit Kochkleidung über die Grenze. Die wenigsten haben es geschafft, leider. Nach meiner Kenntnis haben die Sicherungssysteme immer nebeneinander bestanden. Die Minen wurden erst 1989 weggeräumt. Sie hatten sich durch die Bodenverhältnisse (Wasser und Geländeunebenheiten) verschoben und waren zwischenzeitlich auch für die Räumer zum Risiko geworden.

Max


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04 Mär 2005 17:13 #55 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Re: Selbstschussanlagen
Hallo Max,

meine Güte, das klingt ja wirklich übel. Warst Du bei den Grenztruppen, und wenn ja, an welchem Abschnitt?
Das mit den abgesägten Karabinern kannte ich noch nicht, aber das klingt eher nach 60er oder 70er Jahre, oder?

Ullrich


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04 Mär 2005 17:14 #56 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Re: Selbstschussanlagen
Hallo Ullrich,

die sogenannten abgesägten Karabiner hatten reine Signalwirkung und waren am Ende verschweißt und wurden mit Platzpatronen gefüllt. Am Abzug wurde ein Strick befestigt und beim gegenlaufen erfolgte dann die Auslösung. Gefährlich wurde es nur, wenn man direkt neben den beiden seitlichen Austrittslöchern gestanden hat. Dan hat man war abbekommen. Ich denke aber, dass die Hose bestimmt ein Loch hatte, da ja auch Platzpatronen gefährlich sein können. Ja ich war bei den Grenztruppen und finde ich hatte als Jungendlicher nur den Kopf zum Haare schneiden, sonst hätte man so was nicht gemacht.Heute weiß ich wie groß der Wunsch meiner Eltern und Großeltern war, wenigstens einmal noch ihre Geschwister zu sehen. Es war ihnen leider nicht vergönnt.

Das darf sich trotz der derzeitigen Probleme im Land nicht wiederholen. In keinem Land der Welt. Die sogenannten Kleinen hatten nichts von diesem Zwiespalt, haben es sogar unter Umständen mit dem Leben bezahlt. Deshalb sollte das System der Grenze nicht nur auf die Selbstschußanlgen reduziert werden. es war ein ganzes System von Ernidriegungen.


Gruß Max


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04 Mär 2005 17:15 #57 von Marco
Marco antwortete auf Re: Selbstschussanlagen
Hallo Max,

vielen Dank für Deine Schilderungen. Es ist überaus interessant, von den verschiedensten Seiten aus erster Hand solche Art von Schilderungen zu vernehmen.
Ich brauchte ja zum Glück in der DDR nicht mehr meinen Wehrdienst ableisten. Als die Mauer fiel und sich die Grenze öffnete, war ich 16 Jahre alt. Alt genug jedoch, um noch zehn Jahre sozialistischer Erziehung in einer POS in der DDR "genossen" zu haben...

Es grüßt Marco

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