Gegengewalt - mit Bärchen am Helm

Hallo Leute,

wer hätte gedacht, dass es so heftig in Rostock kommen würde?
Auf Spiegel TV kam gestern mit üblicher Würze und ironischen Spitzen ein aktueller Beitrag über die Ausschreitungen in der Rostocker Innenstadt.
In der Berliner Zeitung waren heute auch überdurchschnittlich gute Beiträge zu diesem Thema zu lesen.
Dies hatte auch einen besonderen Grund:

Denn: Berliner Polizisten kämpften wieder in der ersten Reihe. Bei Demonstranten, Fußballfans und Autonomen gelten die Polizisten mit den Bärchen am Helm zu den rabiatesten Kollegen bundesweit.
Wer einmal in Berlin auf einer Demonstration war (von mir erlebt bei friedlichen studentischen Demos gegen die Atomtests Mitte der 90er) oder das Auftreten mancher grün bekleideten Herren bei diversen Fußballspielen erlebt hat (ich kann ein Lied von singen) - der wird mir zustimmen, dass man behaupten kann, dass es in den Reihen der Berliner Polizisten so manches schwarze Schaf gibt.
Die Berliner Bereitschaftspolizei hat weitaus mehr Erfahrung als ihre Kollegen in den anderen Bundesländern. Aus diesem Grund werden Berliner Polizisten gern zu den Brennpunkten im ganzen Land geholt.
In Gorleben kam es im Jahr 2005 zu einem Eklat, als sich Berliner Polizisten mit ihren Niedersächsischen Kollegen prügelten, nachdem jene sich beschwert hatten, dass ihre Kollegen aus Berlin zu rabiat vorgehen würden...
Nun ist ja bekannt, dass Gewalt Gegengewalt auslöst. Ein altes Spiel. Provokantes Auftreten - Provokationen.
Mitgebracht die eigenen Erfahrungen und alte Erinnerungen. Im Geiste noch offene Rechnungen. Die einen mit den "Bullen", die anderen mit dem "Pack".
Die Gewalt ging wohl ziemlich sicher von den Demonstranten aus, als diese ein Polizeiauto mit Streinen bewarfen. So war es zumindest im Fernsehen zu sehen.
Schlag auf Schlag ging es schnell zur Sache. Auf beiden Seite wurde mit absoluter Härte agiert. Teilweise waren die Berliner Polizisten in den ersten Reihen komplett auf sich allein gestellt. Da hieß es, sich zu bewähren. Da hieß es, zusammenzuhalten, zumal die Gefahr selber verletzt zu werden überdurchschnittlich hoch war.
In diesem Eifer des Gefechtes wird reingeknüppelt, was das Zeug hält. Der Kopf wird bei einigen Demonstranten und Polizisten wohl ausgeschaltet. Das Adrenalin strömt, und die Gewaltspirale rotiert zunehmend schneller.
Von dieser Rotation erfasst werden auch ältere Passanten, die einem vorbeihetzenden Polizisten schon mal ein Bein stellen.
Fazit: All die Deeskalationsstrategien haben fast nichts genützt. Teilweise verlief der Polizeieinsatz in Rostock chaotisch, und die Brutalität der militanten Demonstranten war größer als erwartet.
Nun überlegen wir aber einmal konkret. Ist es wirklich verwunderlich? Da kamen radikale Demonstranten aus aller Welt. Viele mit Hass im Kopf und offenen Rechnungen. Junge Leute aus Italien. Menschen, die bereits in Genua dabei waren. Eventuell dabei waren, als im dortigen Camp wahllos reingeknüppelt wurde.
In den Augen der Militanten ist "Bulle = Bulle". Da wird persönliche Rache ausgeübt am deutschen Polizisten.
Es waren Leute aus Japan und sogar aus Mexiko dabei. Wenn jene Mexikaner in ihren Land gewaltbeladene Demonstrationen erlebt hatten, ist es kein Wunder, dass die Hemmschwelle so niedrig ist.
Und wenn da zur Krönung nach Augenzeugenberichten noch von Seiten der Polizei im Rahmen des Chaos noch brutal und willkürlich auf Unbeteiligte vorgegangen wird - dann läuft das wohlberühmte Fass über...

Dann kann man nur Schmunzeln über dieses überraschte "Ooooh", "Wieso?" der Politiker und mancher Medien.

Mein Fazit: Es war alles in etwa so zu erwarten.
Und weil es zu erwarten war, und jeder verletzte Mensch ein Tragödie zuviel ist (egal ob Militant, Passant oder Polizist), ist dieses ganze G8-Treffen dort an der Ostsee eine Farce.
Weshalb kein Treffen auf einem Schiff vor der Küste oder auf Helgoland oder noch besser auf neutralem Terrain im Tschad oder in Mali?

Marco

Ganz, ganz übel fand ich das Auftreten der italienischen Polizei beim G8-Gipfel in Genua 2001.
Ich habe neulich eine Reportage gesehen, und mir drehte es fast komplett den Magen um. Mein lieber Herr Gesangsverein, welche Verhältnisse herrschen denn teilweise in Italien?
Da wurden nach dem Tod des G8-Gegners faschistische Lieder in Polizeikasernen gesungen, übel! :evil:

Marco