Die Koffer ...

Hallo liebe Leser,

hier mal ein Text von mir aus dem Jahre 2002:


Die Koffer

Verschwunden. Einfach weg. Spurlos. Scheinbar grundlos. Einfach so. Ohne etwas zu hinterlassen. Man fand nichts außer zwei alte Koffer mittlerer Größe aus dunklem Leder. Auf dem Bahnsteig. Seit Stunden. Der Schaffner war beunruhigt. Man befürchtete das schlimmste. Die Gendarmerie wurde gerufen. Sie kam und öffnete die Koffer. Dies geschah leise und lautlos. Als die Koffer geöffnet waren, fand man folgendes: in dem einen Koffer lagen neben der Unterwäsche, eine kleine, sehr wertvolle, alte Teekanne. Diese war in ein feines Tuch gewickelt worden, so daß sie sicher aufbewahrt war. Zwischen der Wäsche eingebetet, lagen eine unversehrte Packung feinen englischen Tees, und Zuckerwürfel. Weiter fand man in eine Damastserviette eingehüllt, ein Silberbesteck, bestehend aus Messer, Gabel, Suppen – und Dessertlöffel und ein schönes orientalisches Holzkästchen. Dieses war mit einem roten Seidentuch ausgeschlagen, darin lag ein altes fein geschliffenes kostbares Kristallweinglas.
Alles war ordentlich und fein ineinandergefügt so daß auch nichts zerbrechen konnte. In dem anderen Koffer fand man neben Oberhemden, Unterwäsche und Handtüchern, auch einige persönliche Kostbarkeiten. So entdeckten die Beamten einen Tintenfüller, dessen Feder sehr benutzt schien, ein Tintenfäßchen Farbe Königsblau, einige Schulhefte und andere Notizbücher. Zu letzt entdeckte man noch zwei alte Wörterbücher. Auch hier war alles ordentlich zusammengelegt worden. Doch man fand keinen Hinweis auf den Besitzer. Das ganze blieb ein Rätsel. Wem gehörten die Koffer? Was war mit der Person geschehen? Um einwenig mehr Licht in das Dunkel zu bringen, wurden die Hefte und Notizbücher von Graphologen begutachtet. Was sah man? Die ersten Hefte waren sauber und ordentlich geführt worden. die Schrift war gleichmäßig und schön. die Wörter zeugten vor Freude und kraft. dann wurden die hefte unleserlicher, die Schrift krakeliger und kleiner. Man fand tinten- und Teeflecken auf den Seiten.
Sätze waren durchgestrichen oder überschrieben worden. Diese seiten waren verwirrend und unruhig. im letzten heft war die Schrift kaum mehr leserlich.
nach eingehender Betrachtung kamen die Ärzte zu dem Schluß, daß es sich bei der vermißten Person um einen labilen Charakter handele, und daß man davon ausgehen müsse, daß ein selbst herbeigeführter Freitod nicht auszuschließen sei. Berichte wurden geschrieben und die Akte geschlossen, zugeschnürt und ins Archiv gebracht. der Fall war erledigt. Die Koffer wurden zur Fundstelle gegeben, und bei der nächsten Möglichkeit wieder verkauft. Alles war noch so verblieben, wie es die beamten vorgefunden hatten, außer das die Schlösser aufgebrochen waren. so band man die Kofferdeckel mit Bändern zusammen.
Die Koffer fanden schon bald einen neuen Besitzer. Sie wurden von einer zierlichen, mittelgroßen, unscheinbar wirkenden Person erstanden. Dieser Mensch war heimatlos. Ruhelos. Getrieben. mit einemmal entstand ein vertrautes Gefühl. Das Leben, die Welt, alles in zwei Koffern. Nach einer kleinen Reise kehrten die Koffer zu ihrem alten Besitzer zurück.

ich habe mir diese kurzgeschichte mal durchgelesen und muss sagen, ich bin nur mäßig begeistert.
der anfang gefällt mir ganz gut, das ende sagte mir nicht wirklich zu...

timo