Ruhrgebiet - Blog / Tagebuch

Wie auch Marco (aus Berlin) werde ich hier in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle ein wenig von den alltäglichen Kuriositäten des Ruhrgebiets berichten.

Viel Spass

3. Februar 2008
Poetry-Slam

Einer inzwischen beliebten Abendunterhaltung konnte ich gestern beiwohnen: Dem so genannten Poetry-Slam.

Bedeutet: Ein literartischer Vortragswettbewerb von meist jungen Lyrikern, die sich einer Jury (dem Publikum) stellen. Der deutsche Ursprung dieses Slam liegt wohl in Berlin und inzwischen kann man sich bundesweit schon von neuer Lyrik berieseln lassen.

In Bochum finden mehrere Slams statt, der gestrige hatte die Besonderheit, vor allem auch wegen der Location, das lebende Dichter gegen tote Dichter antraten. Dabei wurden die toten Dichter von Schauspielern des Bochumer Ensembles performed.

In der restlos überfüllten Location (Eve-Bar) trafen dann komische und nachdenklich schnell gelesene Texte auf depressive von Sarah Kane und Charles Bukowski. Sieger wurde am Ende nach drei Stunden die Schauspielerin Katja Uffelmann.

Mein Fazit: Wer auf teils schräge und gewöhnungsbedürftige Lyrik und lokale Orginale steht, sollte sich diesen Spass einmal ansehen.

4. Februar
Gänsereiten in Wattenscheid Höntrop

Gestern war ich bei einem recht skurillen Karnevalsereigniss:
Dem Gänsereiten.

Während in den rheinischen Metropolen die Jecken durch die Straßen ziehen, zelebrieren einige Ortschaften im Ruhrgebiet einen jahrhundertealten Brauch. Für die einen ist es Gewaltverherrlichung und für die anderen Tradition: das Gänsereiten.

Seit über 400 Jahren wird das Gänsereiten beispielsweise in Wattenscheid vom örtlichen Gänsereiter-Verein Höntrop (1598 e.V.) ausgetragen. Während in anderen Regionen, wie Dortmund, Essen oder Leverkusen, die traditionsbewussten Hähneköpper auf Attrapen umsteigen mussten, hängt in Wattenscheid ein "echter" toter Vogel am "Galgen".

So baumelte die zuvor getötete Gans an den Füßen aufgehängt zwischen zwei Bäumen während Reiter ihr versuchen den Kopf abzureissen.

Ich habe auch ein paar Bilder - wem es zu makaber ist: Bitte wegschauen

Das Revier kribbelt wieder ein wenig: Es ist Derbytime.

Aber diesmal scheint es ein normales Derby zu werden, im Gegensatz zum Ende der vergangenen Saison.

Dort brachte "die Mutter aller deutschen Derbies" das Ruhrgebiet in eine Art Ausnahmezustand. Wochenlang fieberte der Pott dem Samstagnachmittag entgegen in der

1. Schalke in Dortmund Meister wird
oder
2. Dortmund den Schalkern die Meisterschaft verdirbt

Letzteres war schließlich der Fall und so ist am morgigen Sonntag mehr als eine Rechnung in Dortmund offen :wink:

das gänsereiten ist ja mal wohl echt zu krass.
wie war die stimmung im publikum? sehr blutrünstig?
und nächstes jahr wieder auf ein neues?

horst

Ein neues Einkaufszentrum will Essen bereichern - Zustände wie bei der Eröffnung von Alexa in Berlin, die wir ja schon an anderer Stelle diskutiert haben:

Das besondere an diesem Einkaufsparadies ist vor allem seine Lage. Denn nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten in der Innenstadt steht das gigantische, aber längst nicht vollendete Bauwerk. 70.000 Quadratmeter und 200 Geschäfte sollen künftig (2009) den "Limbecker-Platz" zur größten innerstädtischen Einkaufsmeile Deutschlands machen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 300 Millionen Euro.

Nur ich frage mich: Wofür noch ein neues Einkaufszentrum? Bei uns im Ruhrgebiet haben wir mit dem Oberhausener Centro längst einen Konsumtempel und Essen hätte es nicht nötig da nachzuziehen. Denn im Gegensatz zu Oberhausen, ist die Essener Innenstadt sehenswert und Shopping geignet.

Aber das gehört der Vergangenheit an, denn künftig (so meine Einschätzungen), wird Essen Hauptstadt der 1-Euro-Läden, denn mit dem neuen Shopping-Center sterben die kleinen und guten Geschäfte.

Hier mehr:
www.turus.net/regionen/deutschla ... /1292.html