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Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?
Tagebuch aus Kuba
- Marco
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22 Feb 2006 13:23 - 27 Jun 2013 16:05 #3042
von Marco
Buenos dias amigos,
bevor ich zu den einzelnen Aspekten der Reise und zum Land schreiben werde, hier ein kurzer Überblick unserer Reise:
Von Berlin aus ging es mit Air France über Paris nach La Habana.
Dort wohnten wir in einem Privathaus (casa particular) im Stadtteil Vedado. Vedado ist recht großzügig und grün, und es gibt viele alte Villen und breite Straßen.
Von Montag bis Samstag früh verbrachten wir die Zeit in La Habana. Wir legten sämtliche Strecken zu Fuß zurück. Die "Kamel-Busse" waren zumeist hoffnungslos überfüllt, und zudem bereitete es viel Freude, zu Fuß durch Vedado, Miramar, Centro und Centro Viejo zu wandern.
Am Samstag holten wir am Hotel Sevilla zwei Autos ab, mit denen wir auf der Autopista nach Soroa fuhren. Bei strömenden Regen erklommen wir dort im waldigen Gebiet einen Aussichtspunkt und nächtigten im dortigen Resort.
Weiter ging es mit dem Auto über Pinar del Rio, San Juan y Martinez und Sandino zum entlegenen Punkt María la Gorda. Dorthin führt nur ein einziger Weg, und zum Schluss geht es auf einer halb zerstörten Piste entlang.
Bei María la gorda befindet sich ein herrlicher Strand, und es gibt fast immer hohe Wellen...
Im Anschluss fuhren wir ins Tal nach Vinales. Dort wohnten wir privat in verschiedenen Häusern. Wir besuchten einen Campesino, der Tabak, Kaffee und Gemüse anbaut.
Von Vinales ging es zu den Playas del Este, östlich von La Habana. Dort wohnten wir privat im Ort Guanaba.
Zum Abschluss zogen wir wieder nach La Habana in eine alte Villa in den Stadtteil Vedado...
In Kürze gibt es dann Fotos und viele Details aus Kuba!
Hasta pronto, Marco
Marco antwortete auf Re: Tagebuch aus Kuba
Buenos dias amigos,
bevor ich zu den einzelnen Aspekten der Reise und zum Land schreiben werde, hier ein kurzer Überblick unserer Reise:
Von Berlin aus ging es mit Air France über Paris nach La Habana.
Dort wohnten wir in einem Privathaus (casa particular) im Stadtteil Vedado. Vedado ist recht großzügig und grün, und es gibt viele alte Villen und breite Straßen.
Von Montag bis Samstag früh verbrachten wir die Zeit in La Habana. Wir legten sämtliche Strecken zu Fuß zurück. Die "Kamel-Busse" waren zumeist hoffnungslos überfüllt, und zudem bereitete es viel Freude, zu Fuß durch Vedado, Miramar, Centro und Centro Viejo zu wandern.
Am Samstag holten wir am Hotel Sevilla zwei Autos ab, mit denen wir auf der Autopista nach Soroa fuhren. Bei strömenden Regen erklommen wir dort im waldigen Gebiet einen Aussichtspunkt und nächtigten im dortigen Resort.
Weiter ging es mit dem Auto über Pinar del Rio, San Juan y Martinez und Sandino zum entlegenen Punkt María la Gorda. Dorthin führt nur ein einziger Weg, und zum Schluss geht es auf einer halb zerstörten Piste entlang.
Bei María la gorda befindet sich ein herrlicher Strand, und es gibt fast immer hohe Wellen...
Im Anschluss fuhren wir ins Tal nach Vinales. Dort wohnten wir privat in verschiedenen Häusern. Wir besuchten einen Campesino, der Tabak, Kaffee und Gemüse anbaut.
Von Vinales ging es zu den Playas del Este, östlich von La Habana. Dort wohnten wir privat im Ort Guanaba.
Zum Abschluss zogen wir wieder nach La Habana in eine alte Villa in den Stadtteil Vedado...
In Kürze gibt es dann Fotos und viele Details aus Kuba!
Hasta pronto, Marco
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- janosch
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22 Feb 2006 17:02 #3067
von janosch
janosch antwortete auf Re: Tagebuch aus Kuba
Buenos dias,
auch ich kann ein positives Fazit von der Reise ziehen. Alle blieben gesund, es gab keinen ernsthaften Zwischenfall und wir hatten reichlich Spaß.
was mir besonders in Erinnerung bleiben wird sind die Autofahrten, der Besuch beim Bauern im Vinalestal und die arbendlichen Erlebnisse mit Marco. Da besonders die Bar in der 23.Straße in Vedado
Es war schon interessant zu sehn, wie ein land lebt, das seit 47 Jahren ein und den selben Chef hat und sich bis zum heutigen Tage zum Sozialismus bekennt, aber andererseits auf ausländischen Devisen angewiesen ist.
Ausserdem was gibt es schöneres, als im Februar in den Fluten der Karibik baden zu können.
Janosch
auch ich kann ein positives Fazit von der Reise ziehen. Alle blieben gesund, es gab keinen ernsthaften Zwischenfall und wir hatten reichlich Spaß.
was mir besonders in Erinnerung bleiben wird sind die Autofahrten, der Besuch beim Bauern im Vinalestal und die arbendlichen Erlebnisse mit Marco. Da besonders die Bar in der 23.Straße in Vedado
Es war schon interessant zu sehn, wie ein land lebt, das seit 47 Jahren ein und den selben Chef hat und sich bis zum heutigen Tage zum Sozialismus bekennt, aber andererseits auf ausländischen Devisen angewiesen ist.
Ausserdem was gibt es schöneres, als im Februar in den Fluten der Karibik baden zu können.
Janosch
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- Marco
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22 Feb 2006 20:48 - 27 Jun 2013 16:05 #3069
von Marco
Marco antwortete auf Re: Tagebuch aus Kuba
Eindrücke aus La Habana
Cubas Hauptstadt gliedert sich in viele Stadtteile. Die drei wichtigsten sind Vedado, La Habana Centro und La Habana Vieja. Zwischen Habana Centro und La Habana Vieja liegt noch das sogenannte Prado, das an der Paseo de Martí liegt. Dort befindet sich auch das Capitolio Nacional, das wohl bekannteste Gebäude von La Habana. Dort fahren zahlreiche Touristenbusse vor, und die Massen strömen ind das große Kuppelgebäude. Bereits westlich vom Capitol befinden sich Gebäude, die in keinem guten Zustand sind.
Es ist erstaunlich, dass die Gegend um das Capitol noch nicht saniert wurde.
In einem recht guten Zustand ist das alte Zentrum von La Habana. Die Gassen südlich von der Kathedrale von La Habana sind gepflegt, und hier pilgern tausende Touristen an den sanierten Gebäuden entlang. Viele Touristen spazieren bis zum Museo de Ron von Habana Club.
Viele Touristen tummeln sich auf der nahen Plaza de San Franciso, wo sich die Basilika und das Kloster San Franciso befinden. Beliebt ist auch der Kunstgewerbemarkt im nördlichen Teil der Altstadt.
Spannend ist La Habana Centro. Wer hier ein modernes Zentrum vermutet liegt völlig falsch. Centro besteht aus vielen engen Gassen. Die alten Gebäude sind in einem miserablen Zustand, jedoch verströmen sie einen typischen Charme. Anfangs ist man von den Zuständen etwas geschockt, und man traut sich kaum in die engsten Gassen und die alten Häuser zu fotografieren. Doch bald merkt man, dass die meisten Anwohner freundlich gestimmt sind. Fotografieren ist kein Problem, so lange man sich zurückhaltend verhält. Jedoch muss einem bei einem dortigen Spaziergang bewusst sein, dass hunderte verwunderte und neugierige Augenpaare auf einen gerichtet sind. Hier mal ein leises Pfeifen, ein witziges Zischen oder ein gestreckter Daumen als Zeichen der Freundlichkeit. Selten ein paar negative Worte oder ein aufdringliches „Where are you from...“ oder „He, my friend...“
Wer in Centro „westliche Geschäfte“ sucht, wird kaum fündig. Man tut gut daran, nationale Pesos mitzunehmen und in einer Eckbar einzukehren und dort für umgerechnet 5 Cent einen süßen Espresso oder für 10 Cent einen Saft zu trinken. Lecker sind auch die mit Rühreier gefüllten Brottaschen. Bei Hygiene müssen dann natürlich Abstriche gemacht werden...
Wirklich übel sieht es teilweise westlich von der Estación Central de Ferrocarriles aus. Dort statteten wir einer Familie in der Calle Rastro einen Besuch ab. Die Straßen und Gassen wirkten teilweise wie in der übelsten Bronx, doch auch dort gab es keinerlei Probleme. Die dortigen Leute gehen auch dort nur ihren Besorgungen nach und nahmen kaum Notiz von uns. Okay, ein paar Männer riefen ab und an unseren Mädels ein paar flotte Sprüche hinterher – aber alles im Rahmen.
Nach ein paar Tagen mochte ich Centro. Die Gassen San Rafael und San Miguel hatten etwas. Uralte Fahrzeuge schlichen ab und an über das holprige Pflaster. Am Straßenrand wurden kurzerhand Haare geschnitten, Kinder spielten Baseball mit Holzlatten und auf einem kleinen Obstmarkt konnte man Früchte für nationale Pesos erwerben.
Vedado hat einen ganz anderen Charakter. Breite Straßen, alte Villen mit Gärten. Viele Bäume. Bekannt ist die Calle 23, die in Ufernähe auch Rampa genannt wird. Dort steht auch das in den 50er Jahren erbaute Hotel Habana Libre, das einst das höchste Gebäude Lateinamerikas war. Hier gibt es ein paar Pizzerien und ein paar Bars und Nachtclubs.
Entlang des Meers verläuft die Uferstraße Malecon, wo sich bei gutem Wetter viele Cubaner treffen. Musik erklingt und Neuigkeiten werden ausgetauscht. An der Ecke von Malecon und Rampa befindet sich das 5-Sterne-Hotel Nacional. Für 20 CUC (rund 20 Euro) kann man dort am Abendbuffet teilhaben oder für 4 CUC einen Mojito trinken.
Zwischen Vedado und Centro liegt die Universität, die beide Welten ein wenig räumlich trennt. Das Gelände ist sehr grün und lädt zum Verweilen ein.
Südlich von der Universität liegt der berühmte Platz der Revolution. Dort befindet sich das Innenministerium, an dessen Außenwand das riesige, metallene Gesicht von Ché befestigt ist.
Gegenüber steht auf einem Hügel das Memorial José Martí, von dem man ein hervorragende Aussicht hat.
Es ist schon beeindruckend, dort zu verweilen und auf den Platz zu schauen. „Uns geht es gut“, „Ewigen Ruhm der Revolution“, „Vaterland oder Tod“, „Wir werden siegen“, „Ewige Freundschaft zwischen Cuba und Venezuela“ – diese Slogan sind in der ganzen Stadt, ja im ganzen Land zu sehen.
„Ihr Herren Imperialisten – wir haben überhaupt keine Angst vor Euch“ ruft es von den Plakaten entgegen. Diese Aussagen spitzen sich am Malecon in der Nähe des Gebäudes der Interessenvertretung der USA zu. Das gut bewachte Haus zeigt keine US-Flagge, das es keine Botschaft ist. Rings herum wird die US-Politik angeprangert. Vergleiche zwischen Hitler und Bush werden auf Plakaten gezogen.
Direkt vor dem Gebäude wehen riesige schwarze Fahnen mit weißen Sternen an massiven Masten. Eine Tribüne wurde aufgebaut. Wieder heißt es: „Vaterland oder Tod / Patria o Muerte“ und „Ewiger Ruhm den Märtyrern“.
Genau hier demonstrierten vor ein paar Wochen über eine Million Menschen gegen die US-Politik und das angebrachte Leuchtband am US-Gebäude, das nachts unter anderem Zitate von Martin Luther King einblendet. Die Regierung von Cuba bewertet dies als Provokation.
Das westlich gelegen Miramar ist meiner Meinung nach absolut enttäuschend. Es soll eigentlich ein Nobelviertel sein, doch mir gefiel es überhaupt nicht. Spannend sind die südlichen Außenbezirke. Dort besuchten wir im Viertel Ciudamar den kubanischen Künstler Joaquin, der die meiste Zeit in Berlin wohnt und gerade in La Habana verweilte.
Dort in Ciudamar wechseln sich kleine Häuser mit Gärten und neuere Wohnblocks ab. Dort kann man sich einen guten Eindruck vom Alltag der Einwohner verschaffen.
Ein Besuch wert ist auch die Festung Morro auf der anderen Seite vom Canal de Entrada. Ein Tunnel verbindet beide Seiten.
Gewohnt haben wir an zwei verschiedenen Punkten in Vedado. Einmal in der Calle 17 und einmal in der Calle I.
Ach ja, sehr interessant ist auch die Callejon de Hamell in La Habana Centro. Dort ist eines der kulturellen und alternativen Zentren der ganzen Stadt. Die bunten Gebäude und Höfe erinnern ein wenig an Berlin-Kreuzberg. Hier kann man sich auch einen kleinen Einblick in die Religion Santería verschaffen.
Kurzum: La Habana ist anfangs stressig und gewöhnungsbedürftig, doch mit der Zeit lernt man, diese Stadt zu lieben, nachdem man sich etwas fallen lässt.
Es grüßt Marco
Cubas Hauptstadt gliedert sich in viele Stadtteile. Die drei wichtigsten sind Vedado, La Habana Centro und La Habana Vieja. Zwischen Habana Centro und La Habana Vieja liegt noch das sogenannte Prado, das an der Paseo de Martí liegt. Dort befindet sich auch das Capitolio Nacional, das wohl bekannteste Gebäude von La Habana. Dort fahren zahlreiche Touristenbusse vor, und die Massen strömen ind das große Kuppelgebäude. Bereits westlich vom Capitol befinden sich Gebäude, die in keinem guten Zustand sind.
Es ist erstaunlich, dass die Gegend um das Capitol noch nicht saniert wurde.
In einem recht guten Zustand ist das alte Zentrum von La Habana. Die Gassen südlich von der Kathedrale von La Habana sind gepflegt, und hier pilgern tausende Touristen an den sanierten Gebäuden entlang. Viele Touristen spazieren bis zum Museo de Ron von Habana Club.
Viele Touristen tummeln sich auf der nahen Plaza de San Franciso, wo sich die Basilika und das Kloster San Franciso befinden. Beliebt ist auch der Kunstgewerbemarkt im nördlichen Teil der Altstadt.
Spannend ist La Habana Centro. Wer hier ein modernes Zentrum vermutet liegt völlig falsch. Centro besteht aus vielen engen Gassen. Die alten Gebäude sind in einem miserablen Zustand, jedoch verströmen sie einen typischen Charme. Anfangs ist man von den Zuständen etwas geschockt, und man traut sich kaum in die engsten Gassen und die alten Häuser zu fotografieren. Doch bald merkt man, dass die meisten Anwohner freundlich gestimmt sind. Fotografieren ist kein Problem, so lange man sich zurückhaltend verhält. Jedoch muss einem bei einem dortigen Spaziergang bewusst sein, dass hunderte verwunderte und neugierige Augenpaare auf einen gerichtet sind. Hier mal ein leises Pfeifen, ein witziges Zischen oder ein gestreckter Daumen als Zeichen der Freundlichkeit. Selten ein paar negative Worte oder ein aufdringliches „Where are you from...“ oder „He, my friend...“
Wer in Centro „westliche Geschäfte“ sucht, wird kaum fündig. Man tut gut daran, nationale Pesos mitzunehmen und in einer Eckbar einzukehren und dort für umgerechnet 5 Cent einen süßen Espresso oder für 10 Cent einen Saft zu trinken. Lecker sind auch die mit Rühreier gefüllten Brottaschen. Bei Hygiene müssen dann natürlich Abstriche gemacht werden...
Wirklich übel sieht es teilweise westlich von der Estación Central de Ferrocarriles aus. Dort statteten wir einer Familie in der Calle Rastro einen Besuch ab. Die Straßen und Gassen wirkten teilweise wie in der übelsten Bronx, doch auch dort gab es keinerlei Probleme. Die dortigen Leute gehen auch dort nur ihren Besorgungen nach und nahmen kaum Notiz von uns. Okay, ein paar Männer riefen ab und an unseren Mädels ein paar flotte Sprüche hinterher – aber alles im Rahmen.
Nach ein paar Tagen mochte ich Centro. Die Gassen San Rafael und San Miguel hatten etwas. Uralte Fahrzeuge schlichen ab und an über das holprige Pflaster. Am Straßenrand wurden kurzerhand Haare geschnitten, Kinder spielten Baseball mit Holzlatten und auf einem kleinen Obstmarkt konnte man Früchte für nationale Pesos erwerben.
Vedado hat einen ganz anderen Charakter. Breite Straßen, alte Villen mit Gärten. Viele Bäume. Bekannt ist die Calle 23, die in Ufernähe auch Rampa genannt wird. Dort steht auch das in den 50er Jahren erbaute Hotel Habana Libre, das einst das höchste Gebäude Lateinamerikas war. Hier gibt es ein paar Pizzerien und ein paar Bars und Nachtclubs.
Entlang des Meers verläuft die Uferstraße Malecon, wo sich bei gutem Wetter viele Cubaner treffen. Musik erklingt und Neuigkeiten werden ausgetauscht. An der Ecke von Malecon und Rampa befindet sich das 5-Sterne-Hotel Nacional. Für 20 CUC (rund 20 Euro) kann man dort am Abendbuffet teilhaben oder für 4 CUC einen Mojito trinken.
Zwischen Vedado und Centro liegt die Universität, die beide Welten ein wenig räumlich trennt. Das Gelände ist sehr grün und lädt zum Verweilen ein.
Südlich von der Universität liegt der berühmte Platz der Revolution. Dort befindet sich das Innenministerium, an dessen Außenwand das riesige, metallene Gesicht von Ché befestigt ist.
Gegenüber steht auf einem Hügel das Memorial José Martí, von dem man ein hervorragende Aussicht hat.
Es ist schon beeindruckend, dort zu verweilen und auf den Platz zu schauen. „Uns geht es gut“, „Ewigen Ruhm der Revolution“, „Vaterland oder Tod“, „Wir werden siegen“, „Ewige Freundschaft zwischen Cuba und Venezuela“ – diese Slogan sind in der ganzen Stadt, ja im ganzen Land zu sehen.
„Ihr Herren Imperialisten – wir haben überhaupt keine Angst vor Euch“ ruft es von den Plakaten entgegen. Diese Aussagen spitzen sich am Malecon in der Nähe des Gebäudes der Interessenvertretung der USA zu. Das gut bewachte Haus zeigt keine US-Flagge, das es keine Botschaft ist. Rings herum wird die US-Politik angeprangert. Vergleiche zwischen Hitler und Bush werden auf Plakaten gezogen.
Direkt vor dem Gebäude wehen riesige schwarze Fahnen mit weißen Sternen an massiven Masten. Eine Tribüne wurde aufgebaut. Wieder heißt es: „Vaterland oder Tod / Patria o Muerte“ und „Ewiger Ruhm den Märtyrern“.
Genau hier demonstrierten vor ein paar Wochen über eine Million Menschen gegen die US-Politik und das angebrachte Leuchtband am US-Gebäude, das nachts unter anderem Zitate von Martin Luther King einblendet. Die Regierung von Cuba bewertet dies als Provokation.
Das westlich gelegen Miramar ist meiner Meinung nach absolut enttäuschend. Es soll eigentlich ein Nobelviertel sein, doch mir gefiel es überhaupt nicht. Spannend sind die südlichen Außenbezirke. Dort besuchten wir im Viertel Ciudamar den kubanischen Künstler Joaquin, der die meiste Zeit in Berlin wohnt und gerade in La Habana verweilte.
Dort in Ciudamar wechseln sich kleine Häuser mit Gärten und neuere Wohnblocks ab. Dort kann man sich einen guten Eindruck vom Alltag der Einwohner verschaffen.
Ein Besuch wert ist auch die Festung Morro auf der anderen Seite vom Canal de Entrada. Ein Tunnel verbindet beide Seiten.
Gewohnt haben wir an zwei verschiedenen Punkten in Vedado. Einmal in der Calle 17 und einmal in der Calle I.
Ach ja, sehr interessant ist auch die Callejon de Hamell in La Habana Centro. Dort ist eines der kulturellen und alternativen Zentren der ganzen Stadt. Die bunten Gebäude und Höfe erinnern ein wenig an Berlin-Kreuzberg. Hier kann man sich auch einen kleinen Einblick in die Religion Santería verschaffen.
Kurzum: La Habana ist anfangs stressig und gewöhnungsbedürftig, doch mit der Zeit lernt man, diese Stadt zu lieben, nachdem man sich etwas fallen lässt.
Es grüßt Marco
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- Marco
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23 Feb 2006 00:14 - 27 Jun 2013 16:02 #3071
von Marco
Marco antwortete auf Re: Tagebuch aus Kuba
Unterwegs mit dem Auto auf Cuba
Mit dem Mietwagen auf Cuba unterwegs zu sein ist recht spannend, aber eine gute Alternative zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Man ist flexibel und kann auch die entlegensten Orte besuchen.
Eigentlich wollte ich unbedingt mit der Eisenbahn fahren, doch die Verbindungen sind katastrophal, und auf Fahrten mit den Touristenbussen hatte niemand von uns Lust.
Also reservierten wir von Deutschland aus zwei Kleinwagen, die wir in La Habana am Hotel Sevilla abholen konnten. In La Habana mit dem Auto unterwegs zu sein, kann bereits leicht abenteuerlich werden. Die Ampeln sind schlecht einsehbar, hängen meist hinter den Kreuzungen, und jederzeit muss man mit Radfahrern und Fußgängern rechnen.
Richtig interessant wird es allerdings auf dem Lande. Zuerst fuhren wir auf der Autobahn von La Habana in Richtung Pinar del Rio. Die Autobahn hat keine Fahrbahnmarkierungen und keine Leitplanken, und Ausschilderungen sind äußerst spärlich vorhanden. Eigentlich ist die Autobahn nur eine Beton- oder Asphaltpiste, auf der alles unterwegs ist, was man sich vorstellen kann. Oldtimer, knatternde Mofas, stinkende Lkw, Radfahrer, Pferdekutschen, Reiter und Fußgänger.
Positiv überraschend ist der Belag, der auf der Autobahn relativ glatt ist. Mit 90 km/h ist man gut unterwegs. Schneller sollte man nicht fahren, denn am Straßenrand weiden Kühe und Pferde, und es kann schon mal vorkommen, dass ein Vieh oder ein Karren die Piste überquert.
An den Auffahrten und unter den Brücken warten etliche Leute, die mitgenommen werden wollen. Männer in gelber Kleidung führen Liste und versuchen die Situation zu ordnen. Auf den Ladeflächen von uralten Lkw stehen und sitzen dicht gedrängt Kubaner, die für wenige Pesos mitgenommen werden.
Für Touristen ist es jedoch verboten, Einheimische im Mietwagen mitzunehmen. Daran sollte man sich auch strikt halten, um nicht Ärger mit der Policía zu bekommen.
Die Landschaften im Westen Cubas sind recht karg und trocken – typisch zentrallateinamerikanisch. An den Geländern der Brücken wurden die typischen Kampflosungen angebracht, und am Seitenrand grüßen von den Plakaten die drei Comandantes Camilo, Ché und Castro. Als Volksheld ist auch stets José Martí vertreten.
Ich hatte eine Kassette mit Revolutionsliedern aus Nicaragua dabei. Rein die Kassette, runter das Fenster und die Fahrt genießen. Die Fahrt hatte was, anfangs kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Tankstellen von Cupet-Cimex sind rar, und für die meisten Mietwagen ist Gasolina Especial erforderlich, das zur Zeit rund 95 CUC-Centavos kostet (rund 93 Euro-Cent).
Die Autobahn endet in Pinar del Río. Das Durchqueren dieser Stadt kostet Kraft und Nerven. Ausschilderungen sind fehl am Platz, keine Spur von Richtungsanzeigen oder Kilometerangaben. Nur nach Durchfragen fanden wir den richtigen Abzweig auf die CC-Straße nach Sandino und La Fé. Diese Straße ist noch immer recht gut gepflastert, aber nun gilt es, noch vorsichiger zu fahren. Vieh und abenteueriche Fahrzeuge erfordern höchste Aufmerksamkeit von Fahrer und Beifahrer.
Vor Sábalo bogen wir fälschlicherweise nach links ab und gelangten nach Playa Bailén. Diese Straße war der Hammer. Der letzte Hurrikan schwemmte ganze Abschnitte weg, und Schlaglöcher und Kanten waren heftig tief.
Nach der einzigen Fehlfahrt der Reise gelangten wir nach La Fé, von wo aus es weiter auf einer einsamen Asphaltpiste in Richtung María la Gorda ging. Der Ort war sogar ab und an ausgeschildert. Kaum ein Fahrzeug war ab hier noch auszumachen.
Der letzte Abschnitt von La Bajada nach María la Gorda entlang der Küste spottete jeder Beschreibung. Die Straße war teilweise weggebrochen und wurde mit Sand aufgefüllt.
Das kurioseste war allerdings der südliche und östliche Autobahnring um La Habana. kaum zu glauben, aber es gab keine Schilder. Nichts. Ich musste als Beifahrer die Straßen, Brücken, Abfahrten und Eisenbahnschienen zählen, um herauszufinden, wo wir uns gerade befanden...
Selbst der Autobahnabzweig in Richtung Santiago de Cuba war nicht ausgeschildert!!
Vorsicht bei der Fahrt von den Playas del Este zurück nach La Habana. Man durchfährt einen Checkpoint, an dem man von 90 auf 40 herunterbremsen muss. Das muss man wissen. Wir wussten es nicht und mussten 30 CUC pro Fahrzeug löhnen...
Achtung auch in der Innenstadt von La Habana. An der Calle 23 in Vedado stehen immer Polizisten, die stets darauf warten, dass man als Tourist eine Ampel übersieht oder beim Umspringen auf Rot die Kreuzung passiert. Wieder satte 30 CUC Strafe.
Doch wehe dem, der einen Unfall auf Cuba verursacht. Somit waren wir froh, als wir beide Fahrzeuge wieder heil am Hotel Sevilla nach 7 Tagen abliefern konnten.
Ach ja, als Tourist ist man immer erkennbar. Die Nummernschilder der Mietwagen sind rot und beginnen mit einem T.
So kann es passieren, dass unterwegs auf dem Land plötzlich junge Männer vor das Auto springen und einem zum Anhalten zwingen. Keine Panik, meist wollen sie nur einem anbieten, auf die nächste Tabakfarm mitzukommen oder etwas zu kaufen.
Anhalter sind auch recht rigoros und stehen auf der Autobahn mitten auf der Fahrbahn!
Gewendet wird auf der Autobahn auch mitten auf der Strecke, Abfahrten können Sandwege sein, und Karren und Reiter überqueren mal locker die Fahrbahnen.
Hm, ist die Sache nun empfehlenswert? Ich denke schon, aber stets extrem vorsichtig sein, nie allein fahren, nie nachts fahren und einen Beifahrer dabei haben, der gut Karten lesen kann und am Besten auch noch recht passabel Spanisch sprechen kann...
Hasta la proxima vez
Marco
Mit dem Mietwagen auf Cuba unterwegs zu sein ist recht spannend, aber eine gute Alternative zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Man ist flexibel und kann auch die entlegensten Orte besuchen.
Eigentlich wollte ich unbedingt mit der Eisenbahn fahren, doch die Verbindungen sind katastrophal, und auf Fahrten mit den Touristenbussen hatte niemand von uns Lust.
Also reservierten wir von Deutschland aus zwei Kleinwagen, die wir in La Habana am Hotel Sevilla abholen konnten. In La Habana mit dem Auto unterwegs zu sein, kann bereits leicht abenteuerlich werden. Die Ampeln sind schlecht einsehbar, hängen meist hinter den Kreuzungen, und jederzeit muss man mit Radfahrern und Fußgängern rechnen.
Richtig interessant wird es allerdings auf dem Lande. Zuerst fuhren wir auf der Autobahn von La Habana in Richtung Pinar del Rio. Die Autobahn hat keine Fahrbahnmarkierungen und keine Leitplanken, und Ausschilderungen sind äußerst spärlich vorhanden. Eigentlich ist die Autobahn nur eine Beton- oder Asphaltpiste, auf der alles unterwegs ist, was man sich vorstellen kann. Oldtimer, knatternde Mofas, stinkende Lkw, Radfahrer, Pferdekutschen, Reiter und Fußgänger.
Positiv überraschend ist der Belag, der auf der Autobahn relativ glatt ist. Mit 90 km/h ist man gut unterwegs. Schneller sollte man nicht fahren, denn am Straßenrand weiden Kühe und Pferde, und es kann schon mal vorkommen, dass ein Vieh oder ein Karren die Piste überquert.
An den Auffahrten und unter den Brücken warten etliche Leute, die mitgenommen werden wollen. Männer in gelber Kleidung führen Liste und versuchen die Situation zu ordnen. Auf den Ladeflächen von uralten Lkw stehen und sitzen dicht gedrängt Kubaner, die für wenige Pesos mitgenommen werden.
Für Touristen ist es jedoch verboten, Einheimische im Mietwagen mitzunehmen. Daran sollte man sich auch strikt halten, um nicht Ärger mit der Policía zu bekommen.
Die Landschaften im Westen Cubas sind recht karg und trocken – typisch zentrallateinamerikanisch. An den Geländern der Brücken wurden die typischen Kampflosungen angebracht, und am Seitenrand grüßen von den Plakaten die drei Comandantes Camilo, Ché und Castro. Als Volksheld ist auch stets José Martí vertreten.
Ich hatte eine Kassette mit Revolutionsliedern aus Nicaragua dabei. Rein die Kassette, runter das Fenster und die Fahrt genießen. Die Fahrt hatte was, anfangs kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Tankstellen von Cupet-Cimex sind rar, und für die meisten Mietwagen ist Gasolina Especial erforderlich, das zur Zeit rund 95 CUC-Centavos kostet (rund 93 Euro-Cent).
Die Autobahn endet in Pinar del Río. Das Durchqueren dieser Stadt kostet Kraft und Nerven. Ausschilderungen sind fehl am Platz, keine Spur von Richtungsanzeigen oder Kilometerangaben. Nur nach Durchfragen fanden wir den richtigen Abzweig auf die CC-Straße nach Sandino und La Fé. Diese Straße ist noch immer recht gut gepflastert, aber nun gilt es, noch vorsichiger zu fahren. Vieh und abenteueriche Fahrzeuge erfordern höchste Aufmerksamkeit von Fahrer und Beifahrer.
Vor Sábalo bogen wir fälschlicherweise nach links ab und gelangten nach Playa Bailén. Diese Straße war der Hammer. Der letzte Hurrikan schwemmte ganze Abschnitte weg, und Schlaglöcher und Kanten waren heftig tief.
Nach der einzigen Fehlfahrt der Reise gelangten wir nach La Fé, von wo aus es weiter auf einer einsamen Asphaltpiste in Richtung María la Gorda ging. Der Ort war sogar ab und an ausgeschildert. Kaum ein Fahrzeug war ab hier noch auszumachen.
Der letzte Abschnitt von La Bajada nach María la Gorda entlang der Küste spottete jeder Beschreibung. Die Straße war teilweise weggebrochen und wurde mit Sand aufgefüllt.
Das kurioseste war allerdings der südliche und östliche Autobahnring um La Habana. kaum zu glauben, aber es gab keine Schilder. Nichts. Ich musste als Beifahrer die Straßen, Brücken, Abfahrten und Eisenbahnschienen zählen, um herauszufinden, wo wir uns gerade befanden...
Selbst der Autobahnabzweig in Richtung Santiago de Cuba war nicht ausgeschildert!!
Vorsicht bei der Fahrt von den Playas del Este zurück nach La Habana. Man durchfährt einen Checkpoint, an dem man von 90 auf 40 herunterbremsen muss. Das muss man wissen. Wir wussten es nicht und mussten 30 CUC pro Fahrzeug löhnen...
Achtung auch in der Innenstadt von La Habana. An der Calle 23 in Vedado stehen immer Polizisten, die stets darauf warten, dass man als Tourist eine Ampel übersieht oder beim Umspringen auf Rot die Kreuzung passiert. Wieder satte 30 CUC Strafe.
Doch wehe dem, der einen Unfall auf Cuba verursacht. Somit waren wir froh, als wir beide Fahrzeuge wieder heil am Hotel Sevilla nach 7 Tagen abliefern konnten.
Ach ja, als Tourist ist man immer erkennbar. Die Nummernschilder der Mietwagen sind rot und beginnen mit einem T.
So kann es passieren, dass unterwegs auf dem Land plötzlich junge Männer vor das Auto springen und einem zum Anhalten zwingen. Keine Panik, meist wollen sie nur einem anbieten, auf die nächste Tabakfarm mitzukommen oder etwas zu kaufen.
Anhalter sind auch recht rigoros und stehen auf der Autobahn mitten auf der Fahrbahn!
Gewendet wird auf der Autobahn auch mitten auf der Strecke, Abfahrten können Sandwege sein, und Karren und Reiter überqueren mal locker die Fahrbahnen.
Hm, ist die Sache nun empfehlenswert? Ich denke schon, aber stets extrem vorsichtig sein, nie allein fahren, nie nachts fahren und einen Beifahrer dabei haben, der gut Karten lesen kann und am Besten auch noch recht passabel Spanisch sprechen kann...
Hasta la proxima vez
Marco
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- Marco
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23 Feb 2006 16:39 #3079
von Marco
Marco antwortete auf Re: Tagebuch aus Kuba
Die „Vladivostok-Bar“ in La Habana
An der Ecke der Calle 23, auch Rampa genannt, und der Avenida de los Presidentes befindet sich eine schlichte Bar, die aus einem offenen Thresen in einem Waggen und einigen überdachten Stühlen und Tischen besteht. Seitlich ist diese Bar geöffnet, und somit sitzt man in der Nacht in der herrlich warmen und frischen Luft.
Jan und ich nannten diese Bar seit dem ersten Abend „Vladivostok-Bar“, da das Möbiliar sehr stark an russische Verhältnisse erinnerte und auch das Ganze eher nach Russland als nach Karibik ausschaute.
Uns war es recht, bereits in der ersten Nacht kehrten wir dort ein und tranken einige Cristal. Dies ist die Nummer 1 in Cuba und ist recht süffig und leicht. Gut gekühlt erinnert es recht stark an das mir bekannte Antarctica in Brasilien.
Die Atmosphäre war von Nacht zu Nacht unterschiedlich. Mal stand ein junger kräftiger Kerl mit grüner Bomberjacke hinter dem Thresen und notierte die Bier, die man sich selbst aus dem Kühlschrank holen konnte. Ein Blick, ein wohlwollendes Nicken, ein Strich auf dem Notizzettel.
Jan und ich arbeiteten stets in der Nacht lebhaft und fröhlich die Erlebnisse des Tages auf und planten den folgenden Tag. Wir waren zu sechst unterwegs, und da galt es, bestmöglich für alle einen guten Tagesablauf zu planen.
Den einen Abend stand hinter Theke ein Typ, der wie der venezuelanische Präsident Chávez aussah. An jendem Abend lief keine Musik. Die Stimmung war eher unterkühlt, fast frostig. Gäste waren auch kaum da, und in jener Nacht blieb es bei zwei Cristal.
Eine Nacht darauf wurde es dagegen sehr lebhaft und fröhlich. Hinter dem Thresen waren dieses Mal ein paar andere Frauen und Männer, die sich die Arbeit teilten. Die Tische waren recht gut belegt, und es lief laut kubanische Musik aus den Boxen.
Jan und ich tranken das erste Cristal und wurden sogleich von einem alten Kubaner angesprochen, der uns alte Orden und Medaillen verkaufen wollte. Ein anderer alter Mann tanzte allein im Salsaschritt und grinste schräg. Die Nacht versprach heiter zu werden.
Am Nachbartisch wurde ein Kubaner im mittleren Alter auf uns aufmerksam. Er konnte etwas Englisch, und somit unterhielten wir uns in einer Mischung aus Englisch und Spanisch. Wir luden ihn auf ein Cerveza ein und unterhielten uns eien ganze Weile. Zur momentanen Situation in Kuba fand er nicht gerade die positivsten Worte. Er zeigte uns eine Visitenkarte und erklärte uns, dass er Kontakte zur FSLN in Nicaragua habe.
Als wir ihn auf ein weiteres Bier einladen wollten, lehnte er freundlich ab und schüttelte energisch den Kopf. Auf die Frage, weshalb, kam seine jüngere Begleiterin hinzu und zeigte uns das Diabetiker-Besteck. Ein Cristal – okay, aber mehr Alkohol hätte keine guten Folgen.
Sie setzte sich sogleich mit zu uns an den Tisch und fragte, ob wir Salsa tanzen wollen. Wollen ja, aber können? Kein Problem, sie zog uns einer nach dem anderen zur einzigen freien Stelle zwischen den Tischen und Stühlen und erklärte uns die Schritte. Locker, locker bleibeb, befahl sie uns, und rüttelte leicht an den Schulter. Hierher, immer hierher schauen, erklärte sie und zeigte auf ihre schwingenden und hüpfenden Hüften. Schneller, hört ihr das? Schließt die Augen, immer auf die Musik hören, so und nun auf die Hüften schauen...
Bum, bum, zack, zack, zack. Schnipps, schnipps. Ja und hier, locker bleiben...
Wir staunten nicht schlecht, wie anstrengend das Ganze wurde. Und klar, der eine beeierte sich innerlich, als der andere mit der Kubanerin tanzen musste. Das Ganze hatte es in sich, da sie Tanzlehrerin war und ganz genau wusste, wo bei uns hüftsteifen Europäern anzusetzen war.
Wir gaben der Lady auch ein Bier aus, im Gegenzug wollte sie eine Runde spendieren. Was sie später auch tatsächlich tat.
In der Zwischenzeit trank unserer kubanischer Freund mit den Kontakten zur FSLN nun doch wieder Bier. Zuerst zaghaft mal hier und dort ein Schluck aus den herumstehenden Büchsen, später ließ er es dann doch richtig laufen. Dies mündete darin, dass sie nur den Kopf schüttelte, er sich später heftig übergeben musste und sich in eine Ecke still zurückzog.
Sie erklärte uns, dass er eigentlich ein ganz lieber Kerl sei. Wir nickten und erklärten, dass dem nichts entgegenzusetzen sei.
Inzwischen standen zwei junge Männer mit Gitarre und kleinen Trommeln am Tisch und boten an, für einen CUC zwei Lieder zu singen. Die junge Frau bat uns darum, und wir taten ihr den Gefallen. Danach müssten wir aber gehen, erklärten wir. Die beiden spielten kubanische Lieder, wir bezahlten inzwischen die Rechnung und gaben den beiden Musikern zwei Pesos Convertible (CUC).
Aus dem Gehen wurde jedoch nichts, denn inzwischen gesellte sich noch ein weiterer junger Musiker zu uns. Aber halt, bevor ich es vergesse, einer der beiden ersten Musiker stellte sich mir vor und erklärte, dass er einen italienischen Vater habe und Marco heiße...
Oh ha, Gelächter und Freude waren groß. Zwei Marcos in La Habana nachts um halb drei in der „Vladivostok-Bar“. Der eine zieht nachts durch die Straßen uns spielt Musik, der andere ist Tourist und trinkt fröhlich jede Nacht Cristal...
Der neuhinzugekommene Musiker hatte abstehende wuschelige Haare und ein spitzbübiges, nettes Gesicht. Als er loslegte, wurden die Ohren hell. Er gab in Sachen Gesang, Gitarrenspiel und Mimik einiges zum Besten. Was er bot, war allererste Sahne. Dies war so gut, dass sogar unser Freund, der zuvor zuviel trank, wieder fit wurde uns sich zu uns gesellte. Nicht nur dies, er feierte kräftig ab, und bei jedem Geck erschallte sein tiefes Gelächter. Der Musiker gab einiges Witziges und Kritisches zu Kuba zum Besten, und die Runde wurde immer heiterer.
Jan und ich beschlossen doch noch zu bleiben und holten aus dem Kühlschrank ein weiteres Cristal. Es war mittlerweile halb vier, die Zeit spielte keine Rolle mehr. Wie wären noch länger geblieben, wenn nicht...
Nach einer ganzen Weile sammelte die Frau, die uns etwas Salsa beibrachte, mit einem Hut herum. jan und ich warfen 5 CUC hinein, und sie gab sogar großzügig 10 CUC hinzu. Dies war fast ein halber Monatslohn eines Angestellten im öffentlichen Dienst.
Sie schlenderte zu einem Nachbartisch und fragte dort nach ein wenig Geld für die Künstler. Dortiges allgemeines Kopfschütteln. Die dortigen Jungs scherten sich nicht um die Musik und tranken gelassen ihr Bier. Aber he, rief die Frau mit dem Hut, ihr habt doch auch Spaß daran gehabt, nun seid mal nicht so!
Verächtlich warf einer aus der Runde eine 1-CUC-Note in den Hut. So, jetzt aber gut und geh!
Die Frau hielt den Geldschein hoch und fragte: Was, nur ein Schein von Euch allen zusammen? Ist das nicht wenig? Ihre Stimmung wurde gereizter.
Plötzlich sprang einer vom Tisch auf, fuchtelte abwertend mit den Händen und schrie, sie solle endlich verschwinden.
Nun waren die Fronten gehärtet. Ihr Begleiter – unser Freund mit den besagten Kontakten zu Nicaragua – erhob sich postwendend und beschimpfte den Mann vom Nachbartisch als Indio.
Nun brachen alle Dämme. Ein tiefschwarzer Mann vom anderen Tisch erhob sich nun auch und erhob die Fäuste. He, komm her! -
Was? Zu dir? Auf welcher Seite steht du? Etwa auf der des Indios?
Auch an „unserem“ Tisch erhob sich Beistand. Die Lage befand sich kurz vor der offenen Eskalation. Flüche und Beschimpfungen flogen durch die Luft. Einer wollte sogar die Gitarre des einen Musikers greifen und zuschlagen. Nur knapp gelang es ihm, die Gitarre noch zu retten. Die drei Musiker verließen augenblicklich den Ort des Geschehens.
Jan und ich saßen gebannt am Tisch und starrten fasziniert und zugleich ungläubig auf das Geschehen. Alles kam so aus dem Nichts.
Wenig später flog das erste Bier, und dies war das Startsignal für die offene Gewaltausübung. Stühle wurden gestemmt und flogen in Richtung Theke. Heftiges Gerangel entstand. Dies war nun für uns das Zeichen, uns aus dem Staub zu machen. Draußen sammelten sich bereits Passanten, und auch die Polizei würde sogleich eintreffen – und dies könnte einen nicht so angenehmen Ausgang für alle Anwesenden haben...
Hasta la proxima vez,
Marco
An der Ecke der Calle 23, auch Rampa genannt, und der Avenida de los Presidentes befindet sich eine schlichte Bar, die aus einem offenen Thresen in einem Waggen und einigen überdachten Stühlen und Tischen besteht. Seitlich ist diese Bar geöffnet, und somit sitzt man in der Nacht in der herrlich warmen und frischen Luft.
Jan und ich nannten diese Bar seit dem ersten Abend „Vladivostok-Bar“, da das Möbiliar sehr stark an russische Verhältnisse erinnerte und auch das Ganze eher nach Russland als nach Karibik ausschaute.
Uns war es recht, bereits in der ersten Nacht kehrten wir dort ein und tranken einige Cristal. Dies ist die Nummer 1 in Cuba und ist recht süffig und leicht. Gut gekühlt erinnert es recht stark an das mir bekannte Antarctica in Brasilien.
Die Atmosphäre war von Nacht zu Nacht unterschiedlich. Mal stand ein junger kräftiger Kerl mit grüner Bomberjacke hinter dem Thresen und notierte die Bier, die man sich selbst aus dem Kühlschrank holen konnte. Ein Blick, ein wohlwollendes Nicken, ein Strich auf dem Notizzettel.
Jan und ich arbeiteten stets in der Nacht lebhaft und fröhlich die Erlebnisse des Tages auf und planten den folgenden Tag. Wir waren zu sechst unterwegs, und da galt es, bestmöglich für alle einen guten Tagesablauf zu planen.
Den einen Abend stand hinter Theke ein Typ, der wie der venezuelanische Präsident Chávez aussah. An jendem Abend lief keine Musik. Die Stimmung war eher unterkühlt, fast frostig. Gäste waren auch kaum da, und in jener Nacht blieb es bei zwei Cristal.
Eine Nacht darauf wurde es dagegen sehr lebhaft und fröhlich. Hinter dem Thresen waren dieses Mal ein paar andere Frauen und Männer, die sich die Arbeit teilten. Die Tische waren recht gut belegt, und es lief laut kubanische Musik aus den Boxen.
Jan und ich tranken das erste Cristal und wurden sogleich von einem alten Kubaner angesprochen, der uns alte Orden und Medaillen verkaufen wollte. Ein anderer alter Mann tanzte allein im Salsaschritt und grinste schräg. Die Nacht versprach heiter zu werden.
Am Nachbartisch wurde ein Kubaner im mittleren Alter auf uns aufmerksam. Er konnte etwas Englisch, und somit unterhielten wir uns in einer Mischung aus Englisch und Spanisch. Wir luden ihn auf ein Cerveza ein und unterhielten uns eien ganze Weile. Zur momentanen Situation in Kuba fand er nicht gerade die positivsten Worte. Er zeigte uns eine Visitenkarte und erklärte uns, dass er Kontakte zur FSLN in Nicaragua habe.
Als wir ihn auf ein weiteres Bier einladen wollten, lehnte er freundlich ab und schüttelte energisch den Kopf. Auf die Frage, weshalb, kam seine jüngere Begleiterin hinzu und zeigte uns das Diabetiker-Besteck. Ein Cristal – okay, aber mehr Alkohol hätte keine guten Folgen.
Sie setzte sich sogleich mit zu uns an den Tisch und fragte, ob wir Salsa tanzen wollen. Wollen ja, aber können? Kein Problem, sie zog uns einer nach dem anderen zur einzigen freien Stelle zwischen den Tischen und Stühlen und erklärte uns die Schritte. Locker, locker bleibeb, befahl sie uns, und rüttelte leicht an den Schulter. Hierher, immer hierher schauen, erklärte sie und zeigte auf ihre schwingenden und hüpfenden Hüften. Schneller, hört ihr das? Schließt die Augen, immer auf die Musik hören, so und nun auf die Hüften schauen...
Bum, bum, zack, zack, zack. Schnipps, schnipps. Ja und hier, locker bleiben...
Wir staunten nicht schlecht, wie anstrengend das Ganze wurde. Und klar, der eine beeierte sich innerlich, als der andere mit der Kubanerin tanzen musste. Das Ganze hatte es in sich, da sie Tanzlehrerin war und ganz genau wusste, wo bei uns hüftsteifen Europäern anzusetzen war.
Wir gaben der Lady auch ein Bier aus, im Gegenzug wollte sie eine Runde spendieren. Was sie später auch tatsächlich tat.
In der Zwischenzeit trank unserer kubanischer Freund mit den Kontakten zur FSLN nun doch wieder Bier. Zuerst zaghaft mal hier und dort ein Schluck aus den herumstehenden Büchsen, später ließ er es dann doch richtig laufen. Dies mündete darin, dass sie nur den Kopf schüttelte, er sich später heftig übergeben musste und sich in eine Ecke still zurückzog.
Sie erklärte uns, dass er eigentlich ein ganz lieber Kerl sei. Wir nickten und erklärten, dass dem nichts entgegenzusetzen sei.
Inzwischen standen zwei junge Männer mit Gitarre und kleinen Trommeln am Tisch und boten an, für einen CUC zwei Lieder zu singen. Die junge Frau bat uns darum, und wir taten ihr den Gefallen. Danach müssten wir aber gehen, erklärten wir. Die beiden spielten kubanische Lieder, wir bezahlten inzwischen die Rechnung und gaben den beiden Musikern zwei Pesos Convertible (CUC).
Aus dem Gehen wurde jedoch nichts, denn inzwischen gesellte sich noch ein weiterer junger Musiker zu uns. Aber halt, bevor ich es vergesse, einer der beiden ersten Musiker stellte sich mir vor und erklärte, dass er einen italienischen Vater habe und Marco heiße...
Oh ha, Gelächter und Freude waren groß. Zwei Marcos in La Habana nachts um halb drei in der „Vladivostok-Bar“. Der eine zieht nachts durch die Straßen uns spielt Musik, der andere ist Tourist und trinkt fröhlich jede Nacht Cristal...
Der neuhinzugekommene Musiker hatte abstehende wuschelige Haare und ein spitzbübiges, nettes Gesicht. Als er loslegte, wurden die Ohren hell. Er gab in Sachen Gesang, Gitarrenspiel und Mimik einiges zum Besten. Was er bot, war allererste Sahne. Dies war so gut, dass sogar unser Freund, der zuvor zuviel trank, wieder fit wurde uns sich zu uns gesellte. Nicht nur dies, er feierte kräftig ab, und bei jedem Geck erschallte sein tiefes Gelächter. Der Musiker gab einiges Witziges und Kritisches zu Kuba zum Besten, und die Runde wurde immer heiterer.
Jan und ich beschlossen doch noch zu bleiben und holten aus dem Kühlschrank ein weiteres Cristal. Es war mittlerweile halb vier, die Zeit spielte keine Rolle mehr. Wie wären noch länger geblieben, wenn nicht...
Nach einer ganzen Weile sammelte die Frau, die uns etwas Salsa beibrachte, mit einem Hut herum. jan und ich warfen 5 CUC hinein, und sie gab sogar großzügig 10 CUC hinzu. Dies war fast ein halber Monatslohn eines Angestellten im öffentlichen Dienst.
Sie schlenderte zu einem Nachbartisch und fragte dort nach ein wenig Geld für die Künstler. Dortiges allgemeines Kopfschütteln. Die dortigen Jungs scherten sich nicht um die Musik und tranken gelassen ihr Bier. Aber he, rief die Frau mit dem Hut, ihr habt doch auch Spaß daran gehabt, nun seid mal nicht so!
Verächtlich warf einer aus der Runde eine 1-CUC-Note in den Hut. So, jetzt aber gut und geh!
Die Frau hielt den Geldschein hoch und fragte: Was, nur ein Schein von Euch allen zusammen? Ist das nicht wenig? Ihre Stimmung wurde gereizter.
Plötzlich sprang einer vom Tisch auf, fuchtelte abwertend mit den Händen und schrie, sie solle endlich verschwinden.
Nun waren die Fronten gehärtet. Ihr Begleiter – unser Freund mit den besagten Kontakten zu Nicaragua – erhob sich postwendend und beschimpfte den Mann vom Nachbartisch als Indio.
Nun brachen alle Dämme. Ein tiefschwarzer Mann vom anderen Tisch erhob sich nun auch und erhob die Fäuste. He, komm her! -
Was? Zu dir? Auf welcher Seite steht du? Etwa auf der des Indios?
Auch an „unserem“ Tisch erhob sich Beistand. Die Lage befand sich kurz vor der offenen Eskalation. Flüche und Beschimpfungen flogen durch die Luft. Einer wollte sogar die Gitarre des einen Musikers greifen und zuschlagen. Nur knapp gelang es ihm, die Gitarre noch zu retten. Die drei Musiker verließen augenblicklich den Ort des Geschehens.
Jan und ich saßen gebannt am Tisch und starrten fasziniert und zugleich ungläubig auf das Geschehen. Alles kam so aus dem Nichts.
Wenig später flog das erste Bier, und dies war das Startsignal für die offene Gewaltausübung. Stühle wurden gestemmt und flogen in Richtung Theke. Heftiges Gerangel entstand. Dies war nun für uns das Zeichen, uns aus dem Staub zu machen. Draußen sammelten sich bereits Passanten, und auch die Polizei würde sogleich eintreffen – und dies könnte einen nicht so angenehmen Ausgang für alle Anwesenden haben...
Hasta la proxima vez,
Marco
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- beschamin
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23 Feb 2006 17:09 #3080
von beschamin
beschamin antwortete auf Re: Tagebuch aus Kuba
Hola Marco!
Danke für deine ausführlichen schilderungen. ihr scheint eine wirklich schöne zeit in cuba gehabt zu haben. besonders bei deinen schilderungen aus der vladivostok-bar musste ich einige male schmunzeln - latinotemperament halt
super, ich sehe mich nun auch wieder nach lateinamerika.
Gruss
Beschamin
Danke für deine ausführlichen schilderungen. ihr scheint eine wirklich schöne zeit in cuba gehabt zu haben. besonders bei deinen schilderungen aus der vladivostok-bar musste ich einige male schmunzeln - latinotemperament halt
super, ich sehe mich nun auch wieder nach lateinamerika.
Gruss
Beschamin
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- Marco
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23 Feb 2006 22:15 - 27 Jun 2013 16:01 #3086
von Marco
Marco antwortete auf Re: Tagebuch aus Kuba
Besuch bei einem Campesino in Viñales
Von La Habana aus fuhren wir mit den zwei Mietwagen auf der Autopista in Richtung Pinar del Río, statteten Soroa einen Besuch ab, fuhren ins abgelegene María la Gorda und machten Halt in der Ortschaft Viñales, die im gleichnamigen berühmten Tal liegt.
Das Valle de Viñales im Parque Nacional Viñales ist weit über die Landesgrenzen bekannt, und viele Touristen machen einen Abstecher dorthin. Ganz gleich, ob von Varadero oder von La Habana aus.
Viele Touristen nächtigen im Hotel Los Jazmines, von dem man einen prächtigen Blick auf das Tal und die umliegenden rötlichen Berge hat. Wir wohnten in drei verschiedenen Casas Particulares. Jeweils zu zweit schliefen wir in einem Gästezimmer bei einer kubanischen Familie. Eine Nacht kostete pro Person 13 CUC (ca 13 Euro). Der Preis ist aus dem Grund für lateinamerikanische Verhältnisse relativ hoch, weil die Vermieter einen hohen Anteil an Staat und Kommune abgeben müssen und die Lizenz viel Geld kostet.
Alles wird stets ordnungsgemäß in Büchern eingetragen. Ein Formfehler kann dem Vermieter sehr teuer zu gestehen kommen. Korrekt werden penibel die Daten aus dem Pass und der Visakarte in die Bücher eingetragen.
Am späten Nachmittag fuhren wir zum Hotel Los Jazmines, um dort den Blick auf die phantastische Landschaft genießen zu können. Wir probierten, eine Runde etwas abseits vom Hotel drehen zu können, fanden jedoch keinen passenden Weg.
Glücklicherweise sprach uns ein älterer Bauer an, der uns den Weg wies. Als wir zögerten, beschloss er, uns den Weg ins Tal persönlich zu zeigen. Auf einem schmalen Pfad liefen wir im Gänsemarsch hinab. Die Erde war rötlich wie in Zentralbrasilien, und am Hang war der Wald relativ dicht. In der Talebene gab es dagegen wenige Bäume. Hier werden Tabak, schwarze Bohnen und Maniok angebaut. Jedes Fleckchen wird landwirtschaftlich genutzt. Der Bauer in schlichter Kleidung und Stiefeln ging voran und zeigte stolz ab und an die Pflanzen am Wegesrand. Der Hut auf dem Kopf saß tief, im Mund glimmte eine Zigarre.
Aus einem Beutel zog er ein paar Zigarren und bot sie uns an. Man sagte nicht nein, und schon bald hatten zumindest wir sechs Männer eine schmackhafte, gut gedrehte Zigarre im Mund.
Zu allen Seiten erhoben sich die steilen, markanten Hügel, und die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen. An einer Weggabelung wies er uns einen Weg, der zum Hotel, wo unsere Fahrzeuge parkten, zurückführte. Falls wir aber Lust haben, würde er uns in seiner Hütte auf einen Kaffee einladen. Wir nahmen die Einladung dankend an. Besonders ich sprach mich für die Zustimmung aus, da ich bereits in Brasilien feststellen konnte, wie interessant ein Besuch bei den einheimischen Bauern sein kann. Und tatsächlich, vieles erinnerte an meinen Besuch auf der Fazenda in der Nähe von Goiânia im Sommer 1996.
Karge Landschaften, rote Erde. Quiekende Schweine, Bananenstauden und Orangenbüsche.
Holzhütten, einfache Schuppen und einfachste Lebensverhältnisse.
Stolz zeigte uns der alte Mann, der sich selbst als echter Campesino bezeichnete, seine Garten, holte aus einem Schuppen eine kleine Staude Minibananen, pflückte ein paar rote Kaffeefrüchte und zeigte, wie sie später geschält werden müssen.
Seine Frau zeigte sich nicht besonders überrascht, aber auch nicht besonders erfreut. Zwei kleine Kinder liefen in dem einfach errichteten Haus umher. Der Fußboden war betoniert, der Rest des Hauses bestand aus einer einfachen, aber praktischen Holzkonstruktion. Auf sechs Stühlen durften wir im Wohnraum Platz nehmen, kurz darauf wurde uns süßer, starker Kaffee gereicht. Die Zigarren pafften noch, und das Schwein verharrte neugierig im Gehege nahe des Hauses. Es gab Elektrizität im Haus. Fernseher, Kühlschrank und ein Telefon waren der einzige Luxus. Ansonsten befand sich alles auf einem Niveau, das sich seit Jahrzehnten nicht mehr geändert hatte. In der Form hatten quasi die Bauern bereits vor 100 Jahren gelebt. Mit paar Brettern und Decken war der spartanische Schlafraum abgetrennt. Die Kochplatz war ein kleine abgetrennte Ecke im Wohnraum.
Ich erzählte auf Spanisch, was wir alle in Deutschland beruflich machen, und der Bauer zeigte sich sehr interessiert.
Da es bald dunkel werden würde, blieb uns nicht viel Zeit. Wir kauften ein paar Zigarren und wurden im Gegenzug für den kommenden Vormittag noch einmal eingeladen. Bei Bedarf könnte er auch frisch gemahlenen Kaffee verkaufen. Wir bräuchten nur vorbeizukommen. Wir gaben der Frau und den Kindern ein paar nützliche Geschenke, und der Bauer erklärte uns den Weg. Den Preis für die 25 von ihm selbst gedrehten Zigarren durften wir selbst aussuchen. wir gaben großzügig, aber nicht übertrieben ein Sümmchen Pesos Convertibles. Der Mann zeigte sich zufrieden, und wir freuten uns auf den nächsten Tag.
Am kommenden Tag wurden wir bereits freundlich erwartet, und auch die Frau freute sich dieses Mal mehr, da sie ja nun vorbereitet war und nicht überrumpelt wurde. Wir nahmen wieder Platz und durften uns eine Zigarre anstecken. Die beiden Kinder wuselten umher uns spielten Fange. Die etwas ältere Schwester malte ihrem kleinen Bruder mit einem von uns geschenkten Stift die Zehnägel schwarz an. Als der Bauer dies sah, fand er dies nicht sonderlich lustig. Ein Mann mache so etwas nicht, sofort müssen die Nägel gewaschen werden. Der kleine Junge wusste nicht so recht, horchte aber und trollte sich zum Waschbecken. Die Schwester kicherte und versteckte sich hinter dem Kühlschrank.
Ich fragte, wie alt das Haus sei. Nur ein paar Monate. Der letzte Hurrikan hatte alles zerstört. So sei aber der normale Rhythmus. Alle 5 Jahre müssen die Häuser im Schnitt erneuert werden. Bei Sturm würden die Familien im Tal die wichtigsten Sachen packen und in eine feste Halle flüchten.
Auf meine Frage, wie viele Tiere er denn besäße, erzählte er stolz, dass er ein Schwein, drei Arbeitspferde, ein Rind und ein paar Hühner sein Eigen nennen dürfe.
Das Schwein sei nicht gezüchtet. Als Ferkel kaufen sie stets ein kleines Schwein, lassen es heranwachsen, schlachten es dann und kaufen auf dem Markt ein neues Ferkel.
Angebaut werden Maniok, schwarze Bohnen, Kaffee und natürlich Tabak, mit dem mit Abstand das meiste Geld verdient wird. Seine Zigarren waren von guter Qualität und wichen von Dicke und Größe kaum von den berühmten Romeo y Julieta ab.
Ich erzählte dem Bauer die Situation meiner Freundin. Gespannt hörte er meinen Schilderungen zu. Die Teilung Jugoslawiens, der Kroatienkrieg, der Umzug ihrer Familie nach Berlin sorgten für Erstaunen. Ob die US-Amerikaner Schuld am Kroatienkrieg waren, wurde ich gefragt...
Abschließend kauften wir noch ein paar Zigarren und sechs Päckchen nicht etikettierten Kaffee. Wir reichten dem Bauern ein Bündel Geldscheine. Er schaute erst gar nicht nach und packte das kleine Bündel mit dankendem Nicken in die Hosentasche.
Auf alle Fälle müssten wir wiederkommen, falls wir nach Cuba zurückkehren würden, mussten wir versprechen. Wir taten dies und meinten es auch ernst!
Hasta la proxima vez,
Marco
Von La Habana aus fuhren wir mit den zwei Mietwagen auf der Autopista in Richtung Pinar del Río, statteten Soroa einen Besuch ab, fuhren ins abgelegene María la Gorda und machten Halt in der Ortschaft Viñales, die im gleichnamigen berühmten Tal liegt.
Das Valle de Viñales im Parque Nacional Viñales ist weit über die Landesgrenzen bekannt, und viele Touristen machen einen Abstecher dorthin. Ganz gleich, ob von Varadero oder von La Habana aus.
Viele Touristen nächtigen im Hotel Los Jazmines, von dem man einen prächtigen Blick auf das Tal und die umliegenden rötlichen Berge hat. Wir wohnten in drei verschiedenen Casas Particulares. Jeweils zu zweit schliefen wir in einem Gästezimmer bei einer kubanischen Familie. Eine Nacht kostete pro Person 13 CUC (ca 13 Euro). Der Preis ist aus dem Grund für lateinamerikanische Verhältnisse relativ hoch, weil die Vermieter einen hohen Anteil an Staat und Kommune abgeben müssen und die Lizenz viel Geld kostet.
Alles wird stets ordnungsgemäß in Büchern eingetragen. Ein Formfehler kann dem Vermieter sehr teuer zu gestehen kommen. Korrekt werden penibel die Daten aus dem Pass und der Visakarte in die Bücher eingetragen.
Am späten Nachmittag fuhren wir zum Hotel Los Jazmines, um dort den Blick auf die phantastische Landschaft genießen zu können. Wir probierten, eine Runde etwas abseits vom Hotel drehen zu können, fanden jedoch keinen passenden Weg.
Glücklicherweise sprach uns ein älterer Bauer an, der uns den Weg wies. Als wir zögerten, beschloss er, uns den Weg ins Tal persönlich zu zeigen. Auf einem schmalen Pfad liefen wir im Gänsemarsch hinab. Die Erde war rötlich wie in Zentralbrasilien, und am Hang war der Wald relativ dicht. In der Talebene gab es dagegen wenige Bäume. Hier werden Tabak, schwarze Bohnen und Maniok angebaut. Jedes Fleckchen wird landwirtschaftlich genutzt. Der Bauer in schlichter Kleidung und Stiefeln ging voran und zeigte stolz ab und an die Pflanzen am Wegesrand. Der Hut auf dem Kopf saß tief, im Mund glimmte eine Zigarre.
Aus einem Beutel zog er ein paar Zigarren und bot sie uns an. Man sagte nicht nein, und schon bald hatten zumindest wir sechs Männer eine schmackhafte, gut gedrehte Zigarre im Mund.
Zu allen Seiten erhoben sich die steilen, markanten Hügel, und die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen. An einer Weggabelung wies er uns einen Weg, der zum Hotel, wo unsere Fahrzeuge parkten, zurückführte. Falls wir aber Lust haben, würde er uns in seiner Hütte auf einen Kaffee einladen. Wir nahmen die Einladung dankend an. Besonders ich sprach mich für die Zustimmung aus, da ich bereits in Brasilien feststellen konnte, wie interessant ein Besuch bei den einheimischen Bauern sein kann. Und tatsächlich, vieles erinnerte an meinen Besuch auf der Fazenda in der Nähe von Goiânia im Sommer 1996.
Karge Landschaften, rote Erde. Quiekende Schweine, Bananenstauden und Orangenbüsche.
Holzhütten, einfache Schuppen und einfachste Lebensverhältnisse.
Stolz zeigte uns der alte Mann, der sich selbst als echter Campesino bezeichnete, seine Garten, holte aus einem Schuppen eine kleine Staude Minibananen, pflückte ein paar rote Kaffeefrüchte und zeigte, wie sie später geschält werden müssen.
Seine Frau zeigte sich nicht besonders überrascht, aber auch nicht besonders erfreut. Zwei kleine Kinder liefen in dem einfach errichteten Haus umher. Der Fußboden war betoniert, der Rest des Hauses bestand aus einer einfachen, aber praktischen Holzkonstruktion. Auf sechs Stühlen durften wir im Wohnraum Platz nehmen, kurz darauf wurde uns süßer, starker Kaffee gereicht. Die Zigarren pafften noch, und das Schwein verharrte neugierig im Gehege nahe des Hauses. Es gab Elektrizität im Haus. Fernseher, Kühlschrank und ein Telefon waren der einzige Luxus. Ansonsten befand sich alles auf einem Niveau, das sich seit Jahrzehnten nicht mehr geändert hatte. In der Form hatten quasi die Bauern bereits vor 100 Jahren gelebt. Mit paar Brettern und Decken war der spartanische Schlafraum abgetrennt. Die Kochplatz war ein kleine abgetrennte Ecke im Wohnraum.
Ich erzählte auf Spanisch, was wir alle in Deutschland beruflich machen, und der Bauer zeigte sich sehr interessiert.
Da es bald dunkel werden würde, blieb uns nicht viel Zeit. Wir kauften ein paar Zigarren und wurden im Gegenzug für den kommenden Vormittag noch einmal eingeladen. Bei Bedarf könnte er auch frisch gemahlenen Kaffee verkaufen. Wir bräuchten nur vorbeizukommen. Wir gaben der Frau und den Kindern ein paar nützliche Geschenke, und der Bauer erklärte uns den Weg. Den Preis für die 25 von ihm selbst gedrehten Zigarren durften wir selbst aussuchen. wir gaben großzügig, aber nicht übertrieben ein Sümmchen Pesos Convertibles. Der Mann zeigte sich zufrieden, und wir freuten uns auf den nächsten Tag.
Am kommenden Tag wurden wir bereits freundlich erwartet, und auch die Frau freute sich dieses Mal mehr, da sie ja nun vorbereitet war und nicht überrumpelt wurde. Wir nahmen wieder Platz und durften uns eine Zigarre anstecken. Die beiden Kinder wuselten umher uns spielten Fange. Die etwas ältere Schwester malte ihrem kleinen Bruder mit einem von uns geschenkten Stift die Zehnägel schwarz an. Als der Bauer dies sah, fand er dies nicht sonderlich lustig. Ein Mann mache so etwas nicht, sofort müssen die Nägel gewaschen werden. Der kleine Junge wusste nicht so recht, horchte aber und trollte sich zum Waschbecken. Die Schwester kicherte und versteckte sich hinter dem Kühlschrank.
Ich fragte, wie alt das Haus sei. Nur ein paar Monate. Der letzte Hurrikan hatte alles zerstört. So sei aber der normale Rhythmus. Alle 5 Jahre müssen die Häuser im Schnitt erneuert werden. Bei Sturm würden die Familien im Tal die wichtigsten Sachen packen und in eine feste Halle flüchten.
Auf meine Frage, wie viele Tiere er denn besäße, erzählte er stolz, dass er ein Schwein, drei Arbeitspferde, ein Rind und ein paar Hühner sein Eigen nennen dürfe.
Das Schwein sei nicht gezüchtet. Als Ferkel kaufen sie stets ein kleines Schwein, lassen es heranwachsen, schlachten es dann und kaufen auf dem Markt ein neues Ferkel.
Angebaut werden Maniok, schwarze Bohnen, Kaffee und natürlich Tabak, mit dem mit Abstand das meiste Geld verdient wird. Seine Zigarren waren von guter Qualität und wichen von Dicke und Größe kaum von den berühmten Romeo y Julieta ab.
Ich erzählte dem Bauer die Situation meiner Freundin. Gespannt hörte er meinen Schilderungen zu. Die Teilung Jugoslawiens, der Kroatienkrieg, der Umzug ihrer Familie nach Berlin sorgten für Erstaunen. Ob die US-Amerikaner Schuld am Kroatienkrieg waren, wurde ich gefragt...
Abschließend kauften wir noch ein paar Zigarren und sechs Päckchen nicht etikettierten Kaffee. Wir reichten dem Bauern ein Bündel Geldscheine. Er schaute erst gar nicht nach und packte das kleine Bündel mit dankendem Nicken in die Hosentasche.
Auf alle Fälle müssten wir wiederkommen, falls wir nach Cuba zurückkehren würden, mussten wir versprechen. Wir taten dies und meinten es auch ernst!
Hasta la proxima vez,
Marco
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