Der fünfte und vorletzte Abend beim 56. Bremer Sechstagerennen war für eine gewisse Vorentscheidung prädestiniert, aber das bislang äußerst hart umkämpfte Rennen der Profis ließ diese auch an diesem Abend nicht zu. Mit der Führung von Wim Stroetinga/Nico Selenati aus den Niederlanden und der Schweiz, die sich etwas überraschend allein an die Spitze gesetzt hatten, war eigentlich klar, dass die fünf mit einer Runde Rückstand folgenden Teams sich nicht so leicht geschlagen geben werden. Zumal vier von ihnen mit höherer Punktzahl ins Rennen gingen und damit die Aussicht auf eine erneute Bonusrunde hatten.
Bremen rüstet zum großen Finale
Zunächst einmal konnten die Veranstalter aufatmen, dass die neutralisierten Fahrer Theo Reinhardt aus Berlin und der Niederländer Melvin van Zijl wieder am Start standen, aber dafür fielen ebenfalls krankheitsbedingt der Däne Oliver Wulff Frederiksen und der Ire Felix English aus, deren Partner Moritz Augenstein und Luca Felix Happke ein neues Team bildeten. Nach dem Gewinn des mit allen Fahrern bestrittenen Ausscheidungsfahrens durch die Mannschaft Kenny de Ketele/Nils Politt ging es mit der kleinen Jagd über 30 Minuten weiter, in der die Akteure für einen starken Rundenwirbel sorgten, der mit dem Sieg des Belgiers Moreno de Pauw an der Seite von Leon Rohde endete, der hier in Bremen sein erstes Sechstagerennen fährt und von Tag zu Tag immer besser in Form gekommen ist. Mit Rundenvorsprung distanzierten sie fünf weitere Teams, die den entscheidenden Angriff der Mannschaft 5 etwa 15 Runden vor Schluss nicht mehr kontern konnten.
„Ich habe mich heute ärztlich durchchecken lassen und mir wurde grünes Licht gegeben“, gestand Theo Reinhardt, der das Podium mit seinem in überragender Form befindlichen französischen Partner Morgan Kneisky noch längst nicht aus den Augen verloren hat. Aber die Konkurrenz ist stark und ein Routinier wie Kenny de Ketele aus Belgien an der Seite des deutschen Klassikerjägers Nils Politt, der auch auf der Bahn eine exzellente Figur abgibt, wird sich nicht so leicht geschlagen geben. Stark fahren auch weiterhin der Österreicher Andreas Graf und der Däne Marc Hester sowie der Schweizer Tristan Marguet mit dem Berliner Maximilian Beyer, die ebenso wie die Sieger der kleinen Jagd Moreno de Pauw/Leon Rohde und Wim Stroetinga/Nico Selenati am morgigen Schlusstag mit Sicherheit für ein dramatisches Finale sorgen werden. Letztere sorgten im Mannschaftszeitfahren über 500 m am vorletzten Tag für ein weiteres Highlight, als sie mit 27,102 Sekunden einen neuen Bahnrekord fuhren, der in den letzten Tagen von Oliver Wulff Frederiksen aus Dänemark an der Seite des Deutschen Moritz Augenstein schon nicht weniger als viermal verbessert wurde.
Die zwei Dernyrennen wurden von Moritz Augenstein und Morgan Kneisky gewonnen, wobei der Franzose in einem tollen Finale Nils Politt niederrang. Bei den Sprintern war es der Tag des Robert Förstemann, der im Rundenrekordfahren mit 8,688 Sekunden einen neuen Bahnrekord fuhr und dann auch das Finale der Sprinter gegen Tomás Babek und Christian Röbel siegreich gestaltete. Im abschließenden Wettbewerb Keirin musste sich Robert Förstemann aber Tomás Bábek geschlagen geben, aber als Zweiter in der Gesamtwertung punktgleich hinter dem Tschechen Tomas Babek hat er noch alle Chancen in Bremen am Dienstag den Sieg herauszufahren.
Nach der Verabschiedung von Moreno de Pauw, der nach dieser Wintersaison dem Radsport mit nur 28 Jahren auch aus familiären Gründen ade sagt und eine neue Herausforderung bei der Polizei sucht, wurde die große Jagd über 45 Minuten noch einmal zu einem Höhepunkt. Ob die Sieger Kenny de Ketele/Nils Politt auch am morgigen Schlusstag die Nase vorn haben werden? „Es ist toller Sport, der hier geboten wird und es ist schwer einen Sieger vorherzusagen. Sechs Teams fahren hier auf hohem Niveau und jede von ihnen kann gewinnen“, sagte der Sportliche Leiter Erik Weispfennig, der mit den hier gezeigten Leistungen auf allen Ebenen mehr als zufrieden sein kann.
Im abschließenden Mannschaftsausscheidungsfahren setzten noch einmal Andreas Graf/Marc Hester ein deutliches Zeichen: sie gewannen, holten 20 Punkte und eine Bonusrunde und damit schafften auch sie den Sprung in die Nullrunde. So werden rundengleich sechs Teams das Bremer Finale in Angriff nehmen, was zu einem offenen Schlagabtausch führen wird. Die hoffentlich zahlreichen Zuschauer können sich auf ein Finale freuen, das man so in der Form noch nicht oder nur ganz selten gesehen hat. Spannung ist vorprogrammiert und so wird es mit Sicherheit ein Finale furioso geben, das in Bremen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Bericht: Bernd Mülle
Fotos: Arne Mill (frontalvision.com)
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