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Gänsehaut und lachende Gesichter: Wieder viele Emotionen bei den Sixdays Bremen

 
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Nun denn, um halb fünf in der Frühe kann man eine Party schon mal beenden. Sie hätte aber auch durchaus weitergehen können. Nachdem in der ÖVB-Arena Ruhe eingekehrt und die große Halle 4 auch schon durch gekehrt wurde, sammelten sich die Verbliebenen zum Deka-Dance. Fahrer, Veranstalter, Besucher und Freunde - allesamt schwangen das Tanzbein und ließen den Montagabend - oder besser gesagt die lange Nacht von Montag zu Dienstag - ausklingen. Ehe ich mich versah, hielt ich drei Bier in meinen Händen, und der innere Knopf war gedrückt. Fünf lange Arbeitstage bei den Sixdays Bremen steckten in den Knochen, doch nun um vier Uhr in der Frühe war davon nichts mehr zu spüren. Mit einem Mal fühlte ich mich wie auf all den Partys im bunten Berlin der 90er. 

Ich finde es immer wieder erstaunlich, mit was für einer Gelassenheit und Professionalität die Sixdays Bremen durchgeführt werden. Im hohen Norden lässt man es einfach entspannt auslaufen. Ist der große Trubel in der ÖVB-Arena vorbei, läuft die Musik noch ein paar Stunden weiter. An der einen Stelle wird was umgebaut und aufgeräumt, an anderer Stelle sitzen noch ein paar Leute bei einem Bier zusammen und schnacken. Diesbezüglich kein Vergleich zu Berlin, wo gefühlte fünf Minuten nach der letzten Siegerehrung im Velodrom die eingespielte Durchsage ertönt und eine Frauenstimme immer wieder erklärt, dass man die Halle zu verlassen habe. 

In Bremen läuft das irgendwie anders. Aber klar, irgendwann kommt auch dort der Augenblick, wenn die große Halle 4 geräumt wird. Bestimmt, aber dennoch freundlich routiniert streifen dann die Ordner einmal durch und bitten die Verbliebenen zu gehen. Wenn schwankende Besucher im Rausch pampig werden, wird auch mal drüber weggehört. Was soll’s - Lust auf Stress hat niemand. Auch die Security nicht. Verlässt man die Partyhallen in Richtung ÖVB-Arena und hat eine Bierflasche in der Hand, wird einem fix ein Plastikbecher zum Umfüllen gereicht. 

Stichwort Flaschen. Gedanklich können wir einen Sprung machen zum Montagvormittag machen. Wie bereits in den Jahren zuvor wurde ein „Tag der Schulen“ durchgeführt, der wieder von zahlreichen Schulklassen dankbar angenommen wurde. Bereit standen stapelweise gratis Limonade und Schorle. Erstaunlich zaghaft, ja geradezu schüchtern griffen die Schüler zu, die Plätze konnten wieder im gesamten VIP-Bereich eingenommen werden. Derny-Läufe (Andy-Kappes-Cup U19), kurze Talkrunden, Paracycling und das Rundenrekordfahren der Sprinter bildeten eine prima Mischung, welche die Schülerinnen und Schüler fesselte. Eher wenige Kids griffen zum Handy, um auf diesem eine Runde zu zocken. Die meisten schauten gebannt auf die Bahn, fertigten mit den Handys Fotos und Videos an und holten sich brav Autogramme von den Spielern des SV Werder Bremen und der Eisbären Bremerhaven ab.

Dass Bahnradsport nicht immer ein Zuckerschlecken ist, wurde den Anwesenden bewusst, als es bei einem der Derny-Läufe auf der langen Geraden zu einem Sturz kam und der Fahrer kurze Zeit liegen blieb. Groß war die Erleichterung, als der Fahrer wieder auf den Beinen stand und laufen konnte. Dass nach zwei Stunden die Aufmerksamkeit langsam abnahm, war zu erwarten. Von daher war der gesteckte Zeitrahmen für den „Tag der Schulen“ perfekt. Als die Schulklassen nach und nach die Arena verließen, fuhr die U19 noch die erste Etappe über 30 Minuten. 

Was es abends um 22:15 Uhr auf der Bühne der ÖVB-Arena zu hören geben würde, durfte gegen 15 Uhr beim Toncheck bestaunt werden. In diesem Jahr gebucht wurde die aus Hannover kommende Band Marquess, die meist spanischsprachige Songs zum Besten gibt. Der Auftritt am Abend durfte als Erfolg bewertet werden, wenngleich der Funke nicht ganz so stark übersprang wie im vergangenen Jahr an ein, zwei Abenden, als die Gruppe Ever’so die Halle zum Kochen brachte. Allerdings kam auch der diesjährige Auftritt von Ever’so am Freitagabend nicht ganz an die letztjährigen Auftritte ran. 

Geschmäcker sind verschieden. Ich persönlich fand am Samstagabend den Auftritt von ATC nicht wirklich vom Hocker reißend. Durchaus prima war indes am Sonntagnachmittag der Auftritt von Markus Becker, der auch um 14 Uhr die Zuschauer zum Mitmachen animieren kann. Und was den Sonntagnachmittag betrifft, so war an diesem die Stimmung in der Halle 4 nicht übel. Erstaunlich war zudem, auf welch hohem Bierpegel sich manch ein Feierwütiger gegen 15 Uhr befand. Fakt ist, DJ Toddy, Ever’so und ein Andreas Gabalier Double sorgten für gute Laune bei den Anwesenden. 

Positiv hervor stachen zudem das vierstündige Programm und die Stimmung auf den Rängen am frühen Samstagnachmittag. Unzählige Kinder waren mit ihren Eltern und Freunden vor Ort und ließen sich richtig begeistern. Gänsehaut und bei mir auch etwas Feuchte in den Augenwinkeln kamen auf, wenn all die Kids mit großen Augen jubelten und mit den Klatschpappen vor Freude auf die Sitze hämmerten. Egal zu welchen Zeiten - Kinder sind immer begeisterungsfähig. Man muss sie einfach nur an die Hand nehmen und ihnen etwas anbieten. Aus der vermeintlich trägen Jugend kann dann ganz schnell ein interessiertes, begeisterungsfähiges Publikum werden. Und davon ganz abgesehen, wird sich das eine oder andere Kind motiviert fühlen, im kommenden Frühjahr mal wieder mehr aufs Rad zu schwingen und am Ufer der Weser eine Runde zu drehen.

Kurzum: Die Sixdays Bremen fetzen. Und ja, richtig feiern können auch die Norddeutschen. Als ein wenig verwöhnter Berliner, der auch die wilden 1990er mitnehmen durfte, muss man sagen: Ich fühle mich hier in Bremen pudelwohl. Und was das Sportliche betrifft: Das große Finale ist spannend wie selten. Gleich sechs Teams befinden sich in der Nullrunde, und wir alle dürfen gespannt sein, wer heute gegen 23:15 Uhr auf dem Podium stehen wird. 

                          

Fotos: Arne Mill (frontalvision.com)

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Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Six Days
Name des Radrennens
  • Sixdays Bremen

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