Hoop Schwiiz: Rückblick auf die Sixday Nights Zürich

AM Updated 16 Januar 2018
Hoop Schwiiz: Rückblick auf die Sixday Nights Zürich

Es ist alles etwas anders im Alpenstaat. So wurde die Veranstaltung von sechs auf vier Nächte verkürzt, weil die Veranstalter mit den Gesamtzuschauerzahlen in den vergangenen Jahren unzufrieden waren. Das Zweier Mannschaftsfahren heißt hier nicht Madison sondern Américaine. Die eigentliche Bezeichnung kommt daher, weil es in dieser Form 1899 zum ersten Mal im Madison Square Garden (New York) ausgetragen wurde, bevor es 1909 nach Europa, genauer gesagt nach Berlin in den Ausstellungshallen am Zoo Station machte. 1954 kam der Sechstagezirkus auch in die Schweiz.

Damals schon setzten die Schweizer ein deutliches Zeichen durch den Hallendirektor Heiri Hächler der entschied, dass beide Fahrer von morgens um 6 bis mittags um 12 Uhr schlafen durften. Bis dahin hatte rund um die Uhr ein Fahrer auf der Bahn zu sein bzw. in den ersten Jahren musste mindestens ein Fahrer im Sattel sitzen auch wenn das Rennen am Vormittag neutralisiert war.

Alljährlich verbauen im Züricher Hallenstadion innerhalb von 48 Stunden 26 Zimmerleute 25 Tonnen Holz zu einer Hochgeschwindigkeitspiste, die anschließend wieder demontiert wird. Am Mittwoch, den 30.11. pünktlich um 19:42 Uhr gingen die 12 Teams darunter fünf mit Schweizer und vier mit Deutscher Beteiligung auf dem 200 Meter langen Oval in die erste Nacht.
Von Beginn an machte der König von Zürich – Franco Marvulli – klar, wer der Chef im Ring ist und dass der Weg zum Sieg nur an ihm vorbei führt. Die Halle ist sein Heimstadion, die vier Nächte sind die inoffizielle Weltmeisterschaft für ihn, das wichtigste Rennen der Saison. Auf den Rängen sitzen seine Familie, seine Fans und seine Sponsoren, die ihn unterstützen. Die Organisatoren präsentieren ihn als ihr großes Aushängeschild.
„Es werden die härtesten vier Nächte das Jahres für mich sein, aber ich empfinde es nicht als Belastung, sondern freue mich auf die Herausforderung“, so Franco Marvulli im Vorfeld. Mit Iljo Keisse, dem amtierenden Europameister, stellten die Veranstalter ihrem Publikumsliebling den erfolgreichsten Fahrer dieser Winterbahnsaison zur Seite.

Einen erstaunlich starken Eindruck hinterließ der erst 21-jährige Schweizer Silvan Dillier. Mit seinem Partner Glenn O´Shea saß die junge schweizerisch-australische Kombination den Favoriten immer dicht im Nacken und ließ den Rückstand nie mehr als vier bis fünf Punkte anwachsen. In der dritten Nacht übernahmen die beiden nach der ersten Jagd sogar die Führung.
Die beiden Vorjahressieger, der Wahlschweizer Danilo Hondo und Robert Bartko , der Bär aus Potsdam, wie er immer wieder liebevoll vom Hallensprecher genannt wurde, beendeten die erste Nacht auf Platz 3. In der zweiten Nacht konterte das deutsche Duo und setzte sich mit einer Runde Vorsprung an die Spitze. Alles sah danach aus, als könnten sie den Schweizern die Suppe versalzen und das Doppel einfahren.

Danilo Hondo, einer der wenigen Profis der immer noch den Spagat zwischen Straße und Bahn wagt, fuhr 2010 alle drei großen Landesrundfahrten auf der Strasse (Giro, Tour und Vuelta) in einem Jahr. 2011 immerhin Giro´d Italia und Tour de France. Doch „alte Liebe rostet nicht. Ich bin auf der Bahn groß geworden und war dort auch schon Weltmeister (1994: 4000m Mannschaftsverfolgung)“, meint Danilo Hondo.
Sein Partner bei den Sixday Nights in Zürich Robert Bartko, fuhr seine größten Erfolge auf der Bahn ebenfalls über die 4000 m Distanz in der Einer- und Mannschaftsverfolgung ein (vier WM Titel und zweimal Olympia Gold). Seit 2009 ist er in den rot-weißen Trikotfarben des LKT Teams Brandenburg unterwegs, wo er vor allem die hoffnungsvollen jungen U23-Nachwuchstalente bei vielen nationalen und internationalen Straßenrennen unterstützt und sich ganz in den Dienst der Mannschaft stellt. Doch der Winter ist seine Zeit, wo er seit 2003 regelmäßig Sechstage-Erfolge einfährt. Sein größter Wunsch ist es, Ende Januar in Berlin seinen Titel mit Roger Kluge zu verteidigen.

In der dritten und vierten Nacht musste das erfahrene Duo Hondo -Bartko trotz solider Leistung Federn lassen und sich den beiden überaus stark fahrenden Kombinationen mit Schweizer Beteiligung geschlagen geben, die das gesamte Publikum als dritten Mann im Team hatten.
Das bayrische Team vom Irschenberg landete nach der ersten Nacht auf dem fünften Rang und musste eine Runde Rückstand hinnehmen. Auch in der zweiten Nacht hatten Leif Lampater und Christian Grasmann immer noch ein paar Probleme mit der Luft, die sie wohl vom Sixdays Rennen zuvor in Gent mit nach Zürich brachten. Mit zwei Runden Rückstand ging es für die beiden Routiniers in die dritte Nacht, in der sie ihre fulminante Aufholjagd starteten und in die Nullrunde fuhren. Somit ging es in der vierten und letzten Nacht für fünf Teams um den Sieg und die begehrten Plätze auf dem Podest. Das fünfte Team im Kampf ums Podium waren die beiden Belgier Tim Mertens und der in Gent erfolgreiche und amtierende Europameister Kenny de Ketele mit einer Runde Rückstand.

In der spannenden Finaljagd konnten sich die beiden „Power Männer“ vom Irschenberg zweimal mit einer Runde Vorsprung absetzen. Doch der Lokalmatador Marvulli mit dem Belgier Keisse, das deutsche Duo Hondo – Bartko und die schweizerisch-australische Paarung Dillier – O´Shea setzten jedes Mal sofort nach. Leif Lampater und Christian Grasmann versuchten trotzdem unermüdlich immer wieder die Runde heraus zu fahren, doch Franco Marvulli sagte schon nach der dritten Nacht: „Wenn es um den Sieg geht, können keine Geschenke gemacht werden“.
Und so setzten die Favoritenteams konsequent nach, ließen die beiden Bayern zweimal auf halber Runde, wohl wissend um ihre Stärken und Erfahrung „am langen Arm verrecken“ und holten sie wieder zurück. „Nach dem ersten Mal ging´s noch, doch nach dem zweiten Mal war ich richtig paniert“, so Christian Grasmann.

20 Runden vor Schluss dann die Entscheidung. Franco Marvulli setzte zusammen mit seinem Partner Iljo Keisse die entscheidende Attacke. Kein anderes Team konnte folgen. Der Lokalmatador und Iljo Keissse siegten mit Rundenvorsprung.  Wieder Pech mit seinem Partner hatte der Schweizer Alexander Aeschbach. Im vergangenen Jahr noch Zweiter an der Seite von Framco Marvulli war der Mann an seiner Seite in diesem Jahr (der Schweizer Dominique Stark), den Anforderungen des Rennens nicht gewachsen und musste aufgeben.
Dadurch, dass Benjamin Edmüller in der zweiten Nacht erkrankte und ebenfalls aussteigen musste, konnte Alexander Aeschbach mit dessen Partner, Dominik Stucki (ebenfalls Schweizer) dem jüngsten Fahrer im Feld weiterfahren. Obwohl sie von den Runden her aussichtslos zurücklagen, zeigten sie Kampfgeist und starteten eine couragierte Aufholjagd, die das heimische Publikum auf den ausverkauften Rängen begeisterte.

> zu den Ergebnissen auf: www.sixdays-zurich.ch

> zur turus-Fotostrecke: Radsport 2010/11


 

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