Rückblick: Bahnradsport beim 6. Frankfurter Kreisel 2012

Am Samstag hatte der FRC 90 in die Oderlandhalle eingeladen, in der die Bahnradsportveranstaltung „Frankfurter Kreisel“ in seine sechste Auflage ging. Cheforganisator Dan Radtke hatte ein sehr abwechslungsreiches und buntes Programm zusammengestellt, welches nicht nur aus sportlicher Sicht für einen kurzweiligen Abend sorgte. Um 18:30 Uhr ging’s los und mit fünf Euro für einen Sitzplatz oder zehn Euro für eine Karte im Innenraum war man dabei und konnte somit ein wenig Six Days Atmosphäre genießen.

Neben dem sportlichen Geschehen auf dem Holzoval sorgte die Coverband „Allemann“ für musikalische Unterhaltung. Durch den Abend führte der lokale Radiosender „Radio Frankfurt/Oder 99,3“. In den Pausen wurden Showeinlagen und Standardtänze von einer BMX Radgruppe und einem 12-jährigen Jugendtanzpaar geboten.

 Obwohl im Programm des sportlichen Ablaufs kein Madisonrennen, wie man es von den Sechs-Tage-Rennen her kennt auf dem Plan stand, war es ein sehr abwechslungsreicher Abend. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die einzelnen Disziplinen des Mehrkampfwettbewerbes sowohl im Kurzzeit- als auch im Ausdauerbereich nicht allzu lang ausgeweitet wurden. Das Resultat: Kurze, schnelle und knackige Wettbewerbe, die Siegerehrung direkt im Anschluss. So lassen sich aus Temporunden, Scratch, Punktefahren und Ausscheidungsfahren publikumswirksame und spannende Wettbewerbe machen. Ein Mix, der beim Publikum sehr gut ankam. Auch wenn die Besucherzahlen noch nicht so ganz den Erwartungen entsprechen, ist der Frankfurter Kreisel durchaus ein unterhaltsames und vor allem preisgünstiges Bahnradsportevent nicht nur für eingefleischte Radsportfans.

Mit Danilo Hondo, Roger Kluge, Marcel Kalz, Robert Bengsch, Tobias Wächter und Maximilian Levy waren die Starterfelder nicht nur quantitativ, sondern auch mit recht prominenten Fahrern aus dem Bahn- und Straßenradsport besetzt. Letzterer, ja eigentlich einer der erfolgreichsten Sprinter der Welt, mischte sich hier in Frankfurt unter die Fahrer im Derny Rennen und konnte den beiden Straßenfahrern Danilo Hondo und Roger Kluge kräftig in die Suppe spucken. Im Finallauf setzte er sich im Schlussspurt mit seinem Schrittmacher und Trainer Eyk Pokorny souverän gegen die beiden Straßenprofis durch. Sicherlich auch deswegen, weil er als Sprinter eine höhere Übersetzung fahren kann, die ihm im finalen Endkampf zu Gute kam.

 Den Omnium-Wettbewerb im Kurzzeitbereich - also bei den Sprintern - konnte Eric Engler vom Track Team Brandenburg für sich entscheiden und verwies den frisch gebackenen Europameister im Keirin Tobias Wächter und Marc Schröder (beide vom Track Cycling Team Mecklenburg Vorpommern) auf die Plätze.

Den Mehrkampfwettbewerb im Ausdauerbereich dominierten wie schon in den vergangenen Jahren die Hausherren vom LKT Team Brandenburg. Obwohl der vierfache Deutsche Meister im Madison Marcel Kalz vom Rudy Project Racing Team Irschenberg zwei Wettbewerbe (Sratch und Ausscheidungsfahren) für sich entscheiden konnte, musste er in der Gesamtwertung den beiden LKT-Fahrern Franz Schiewer und Maximilian Bormann den Vortritt lassen. Für Marcel Kalz und seinen Teamkollegen Robert Bengsch war der Abend in Frankfurt aber eine willkommene Vorbereitung auf die folgenden Six Days, um schon mal einen Formtest unter Wettkampfbedingungen durchzuführen. Sie werden in Bremen und Berlin am Start sein und als Hausherren im Velodrom und vierfache Deutsche Meister in diesem Jahr klar den Gesamtsieg vor heimischen Publikum anpeilen.

 Für Roger Kluge und Danilo Hondo geht es am kommenden Mittwoch bis Samstag schon wieder rund bei den vier Nächten der Sixday Nights in Zürich, wo wir von turus.net am Finalabend dabei sein und ein paar Eindrücke vom Sechs-Tage-Geschehen aus der Schweiz mitbringen werden.

Für zwei weitere Fahrer des LKT Team Brandenburg war es vorerst der letzte Auftritt auf dem Frankfurter Holzoval. Nikias Arnd, der in der vergangenen Saison die U23-Rundfahrten dominierte, wechselt im kommenden Jahr zum niederländischen Zweitligisten Argos Shimano, wo er die beiden Top Sprinter John Degenkolb und Marcel Kittel unterstützen wird. Das ganz große Los hat Michel Koch gezogen. Er wird in der kommenden Saison an der Seite von Ivan Basso und Peter Sagan das Team Liquigas/Cannondale verstärken. Er kommt für den deutschen Dominik Nerz, der das Team verlässt und zum amerikanischen Rennstall BMC wechselt. Dominik Nerz, der in der vergangenen Saison seinen ersten Tour de France Einsatz hatte und dafür extra noch einmal mehrere Kilo „abspeckte“, um sich für Vincenzo Nibali voll ins Zeug zu legen, hat aber die Meßlatte im italienischen Rennstall für seinen Nachfolger sehr hoch aufgelegt.

Allerdings ist Michel Koch guter Dinge, er hatte ja im vergangenen Jahr die Rad-Bundesliga gewonnen und ist amtierender Deutscher Meister in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung, fühlt sich also der Aufgabe gewachsen. „Na ja, zwei Kilo müssen bei mir auch noch runter“, schmunzelt der Mettmanner, der einer großen Radsportlerfamilie entstammt. Seine Mutter fuhr bereits die Tour de France als diese noch (auch) für Frauen ausgetragen wurde und so ist es natürlich auch der Traum von Michel Koch bei der großen Schleife durch Frankreich dabei zu sein. 

Ein fester Veranstaltungshöhepunkt ist die Kreiseljagd in Frankfurt, eine spezielle Art des Teamsprints, bei dem jeweils zwei Teams á drei Fahrer (insgesamt sechs Runden) gegeneinander antreten. Das Team mit Maximilian Levy, Roger Kluge und Nikias Arndt fuhr auf dem 285,714 Meter langen Holzoval neuen Bahnrekord in 1,49:95. Ein Rekord für die Ewigkeit, denn im Frühjahr kommt der Bagger und die Bahn wird umgebaut. Genauer gesagt auf internationales UCI Maß von 250 Meter verkürzt. Maximilian Levy, der auch den Bahnrekord über 200 Meter hält, hat sich schon mal einen Quadratmeter von der Ziellinie reservieren lassen.  Am 30. November 2013 gibt es dann den 7. Frankfurter Kreisel auf der neuen Holzpiste. 

Fotos: Arne Mill

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