Rückblick auf die 61. Tour de Berlin

AM 14 Mai 2013
Rückblick auf die 61. Tour de Berlin

Tour de BerlinAm vergangenen Wochenende trafen sich 120 junge Radsportler aus Deutschland, Norwegen, Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Polen und Portugal in Berlin, um bei der Austragung der 61. internationalen U 23 Traditionsrundfahrt „Tour de Berlin“ den Sieger unter sich auszumachen. Bereits in der Vergangenheit konnten sich immer wieder Sportler mit großen Namen wie Christian Knees (3. Gesamt 2003), Alex Rasmussen (Sieger Gesamt 2006) oder Mark Cavendish (2. Gesamt 2006) in die Siegerliste der Rundfahrt eintragen.

Tour de Berlin1953 wurde die „Tour de Berlin“ zum ersten mal als Vier –Etappenfahrt ausgetragen. Die Idee dazu hatte der damalige Pressewart des BRV Paul Szostack. Der Zeitraum zwischen Himmelfahrt und dem darauffolgenden Wochenende ist seither ein fester Termin im Radsportkalender, an dem die Radsporttalente jungen Nationalmannschaften und Nachwuchsteams in und um Berlin, bei der ältesten in der Region und neben der internationalen Thüringen Rundfahrt, letzten verbliebenen zusammen geführt werden. Seit 2001 hat die „Tour de Berlin“ Weltcupstatus in der Kategorie U23.

1. Etappe: 9. Mai 2013
Rund in Birkenwerder
163,6 km – 13 Runden auf einem 12,6 km Rundkurs

Tour de BerlinBereits zum 8. Mal wurde die Auftaktetappe, die sich hier an einer großen Zuschauerresonanz erfreut, auf einem abwechslungsreichen Rundkurs durch Birkenwerder, Hohen - Neuendorf und Bergfelde in der Region Oberhavel ausgetragen. Dies ist nicht zuletzt dem amtierenden Bürgermeister der Stadt Hohen – Neuendorf, Klaus Dieter Hartung zu verdanken, der sich seit Jahren sehr für den Nachwuchs im Radsport z. B. beim Zukunftsrennen des Berliner Sechs Tage Rennens engagiert. Grund genug, für den Berliner Radsportverband in diesem Jahr zum ersten Mal ein Volksradfahren für Freizeitradler vor dem Auftaktrennen an Christi Himmelfahrt auszutragen.

SturzPünktlich 13.30 Uhr wurde anschließend das U 23 Feld ins Rennen geschickt. Für einige war jedoch bereits nach dreiviertel der ersten Runde das Rennen zu Ende, als sich ein schwerer Sturz auf einer der beiden längeren Kopfsteinpflasterpassagen ereignete, dem auch in den Folgetagen noch einige Fahrer Tribut zollen sollten. Die meisten aber rafften sich nach dem Sturz mit leichten bis mittelschweren Blessuren wieder auf, um das Rennen fortzusetzen. Dass es sich lohnt, nach einem Sturz ins Rennen zurückzukehren bewies in beeindruckender Manier der Norweger Odd Christian Eiking. Über eine Stunde raste er allein dem Feld hinterher, bis er wieder den Anschluss ans Hauptfeld gewann, um dann im Finale der 1. Etappe Dritter zu werden. Als Lohn dieser harten Arbeit, durfte er bis zur Schlussetappe auf dem Kurfürstendamm das weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers tragen. Den Sieg holte sich der Niederländer Timo Roosen vom Team De Jonge Renner im Massensprint vor dem Dänen Mathias Möller Nielsen vom Blue Water Cycling Team.

2. Etappe: 10. Mai 2013
Einzelzeitfahren zwischen Baruth – Paplitz und Stülpe
19,2 km

EZFSeit dem vergangenen Jahr macht die „Tour de Berlin“ Station im Landkreis Teltow – Fläming. Der Kampf der Fahrer allein gegen die Uhr, war eine klare Sache der Favoriten aus Dänemark vom Blue Water Cycling Team und den Niederländern vom Continental Cycling Team Jo Piels. Den Olympiasieger von London 2012 im Omnium und klaren Favoriten für den Gesamtsieg der Tour Lasse Norman Hansen (Blue Water Cycling Team) hatte es am Vortag durch den Sturz in die Verfolgergruppe verschlagen, so dass er auf die Führenden 20 Sekunden Rückstand hatte. Diesen Rückstand wollte er so weit wie möglich verkleinern bzw. in einen Vorsprung umwandeln.

EZFMit dem Sieg im Zeitfahren gelang ihm der Sprung aufs Podest und Platz 3 im Gesamtklassement. Der 2. im Einzelzeitfahren verhalf auch dem Niederländer Sjors Roosen (Continental Cycling Team Jo Piels) zu Rang 2 in der Gesamtrangliste. Dritter im Zeitfahren und somit neuer Träger des Führungstrikots wurde der Däne Mathias Möller Nielsen (Blue Water Cycling Team). Eine starke Leistung mit Platz 7 und 8 lieferten die beiden Berliner Sebastian Wotschke und Hans Pirius vom KED STEVENS Team ab. Hans Pirius schob sich mit dieser Leistung auf Platz 6 im Gesamtklassement vor.

3. Etappe: 10. Mai 2013
Rund um Baruth (Mark)
123 km – 10 Runden auf einem 12,3 km Rundkurs

BaruthDie Abendetappe der Rundfahrt führte auf einem anspruchsvollen Kurs, beginnend mit dem 12 Prozent steilen Mühlenberg knapp 500 m nach dem Start, durch den östlichen Fläming mit Start und Ziel im Zentrum von Baruth vor dem Rathaus.
Nach mehreren Attacken einzelner Fahrer und kleinerer Gruppen, die vom Feld immer wieder zurück geholt wurden, gab es gegen Mitte des Rennens auf der Kopfsteinpflasterpassage von Paplitz einen Sturz, des in gelb fahrenden Mathias Möller Nielsen. Sein (Blue Water Cycling) Team schaffte es aber, binnen einer Runde den Führenden im Gesamtklassement wieder ins Hauptfeld zurück zu geleiten. Im Finale lief alles auf einen Massensprint hinaus, den der 18 jährige Willi Willwohl vom LKT Team Brandenburg mit einer beeindruckenden Vorstellung souverän für sich entscheiden konnte.

BaruthSomit war für das arg gebeutelte Team aus Brandenburg, welches im vergangenen Jahr mit Nikias Arndt die Jubiläumstour dominierte, nach Halbzeit der Tour ein neuer Stern aufgegangen. Durch Verletzungspech und Krankheit geschwächt, war das Team nur mit vier Fahrern an den Start gegangen. Als dann am Vortag der eigentliche Kapitän Yuriy Vasyliv nach dem Sturz die Tour aufgeben musste, traute dem Team wohl kaum jemand noch etwas zu. Auch das Team Stölting, welches den Sprint im Finale nahezu perfekt lancierte, musste sich bei der 3. Etappe mit Platz 2 (Jan Dieteren) und 3 (Phil Bauhaus) zufrieden geben.

4. Etappe: 11. Mai 2013
Rund um Rudow
158,6 km – 13 Runden auf einem 12,2 km Rundkurs

TourDie Neuköllner Etappe ist die einzig verbliebene, die noch auf rein Berliner Stadtgebiet stattfindet. Durch das Engagement der Rudower Geschäftsleute wird die Etappe seit 11 Jahren in Alt Rudow gestartet. Sie ist die schnellste Etappe der Tour auf der schon Durchschnittsgeschwindigkeiten von 50,0 km/h erreicht wurden. Auch in diesem Jahr bildete sich gegen Mitte des Rennens eine 11köpfige Spitzengruppe die ordentlich Druck machte und zwischenzeitlich knapp 1:30 min Vorsprung hatte. Da das Blue Water Cycling Team aus Dänemark nicht in dieser Gruppe vertreten war, mussten sie die Nachführarbeit quasi allein übernehmen und spannte zwischenzeitlich sogar den Mann in gelb (Mathias Möller Nielsen) in die Führungsarbeit mit ein.

MopedEine Runde vor Schluss war das Feld wieder komplett und wieder sollte es zum Massensprint kommen. Wieder lancierte das Team Stölting den Sprint im Finale und wieder siegte in überragender Manier der Brandenburger Willi Willwohl. Phil Bauhaus vom Team Stölting wurde Zweiter. Pascal Ackermann vom rad-net Rose Team, dem es ähnlich wie den Brandenburgern erging, kletterte nun, nachdem er am Vortag das Podium noch knapp verfehlte aufs Podest und wurde Dritter.

5. Etappe: 12. Mai 2013
Berlin – Premnitz – Berlin BUGA 2015 Havelregion Etappe
183,4 km – Start und Ziel am Kranzlereck auf dem Kurfürstendamm

5. EtappeDie Schlussetappe ist nicht nur die längste, sie verbindet auch die jahrelange Partnerschaft des Berliner Radsportverbandes mit der „Stadt voller Energie“. Wenn die Rennfahrer in Premnitz die Hälfte der Strecke bewältigt haben, werden sie oben auf der Steinbogenbrücke schon sehnsüchtig von vielen Zuschauern erwartet. Zudem kündigt die letzte Etappe das Großereignis 2015, die BUGA im Havelland an. Auf dieser Etappe ist das Gesamtklassement schon klar gemacht und so lässt man auf der 5. Etappe noch einmal die ungefährlichen Ausreißer am langen Arm gewähren. So auch in diesem Jahr, wo Martin Hempfer (Team Veloclub Ratisbona), Jaap De Maan (Croford Cycling Team) und Sander Van Dingenen (Bianchi Lotto-Close2 NHT) frühzeitig die Gunst nutzten und schon beider Ausfahrt an der Stadtgrenze dem Feld enteilten. Die Flucht hat sich zu mindest finanziell ein wenig ausgezahlt, denn die drei Ausreißer konnten bei den Prämiensprints unterwegs reichlich punkten. Für Jaap De Mann gab es dann auch das Trikot des Punktbesten im Gesamtklassement.

TagessiegerVor den Toren Berlins wurden die Ausreißer wieder gestellt und es sollte, wie kaum anders zu erwarten, zum großen Massensprint auf dem Kurfürstendamm kommen. Was viele kaum zu glauben schienen, Willi Willwohl hatte wieder die schnellsten Beine und siegte zum Dritten Mal hintereinander so überzeugend, dass er damit sogar die 2 Siege des Mark Cavendish in den Schatten stellte und neue Tour Geschichte schreibt. Platz 2 aus Berliner Sicht ein sehr gutes und mit der Rundfahrt versöhnliches Ergebnis geht an Philipp Zwingenberger vom KED STEVENS Team Berlin. Den Dritten Rang holt sich erneut Pascal Ackermann aus dem rad-net Rose Bahn Nationalteam.

Tour de berlinDie 61. Tour de Berlin war für die Veranstalter, den BRV in diesem Jahr ein riesiger Kraftakt. Zum einen weil mehrere Sponsoren abgesprungen sind und die Finanzierung auf der Kippe stand aber auch durch die zerstrittene und etwas führungs – und kopflose Situation im Berliner Radsportverband. Die Hauptlast wurde auf einige wenige Schultern verteilt und so ist es vor allem der stetig müßigen Arbeit von Michael Drabinski, der nichts unversucht gelassen, die Tour auf die Beine zu stellen und selbst auch während der Tour tatkräftig Hand angelegt hat zu verdanken, dass die Tour überhaupt durchgeführt werden konnte.

Aber auch die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer bis hin zu den über 100 Streckensicherungsposten sollte nicht unerwähnt bleiben die einen reibungslosen Ablauf der Tour gewährleistet haben. Den guten Kontakten des Berliner Pressewartes Bernd Mülle ist es zu verdanken, dass auch der RBB an zwei Tagen vor Ort war und einen zweieinhalbminütigen Bericht in der Abendschau über die „Tour de Berlin“ im Fernsehen brachte.

Tour de BerlinDennoch bleiben viele Fragen offen und man muss sich schleunigst Gedanken machen wie man im BRV wieder eine stabile Führung zustande bekommt, die vor allem mit Kontinuität in ihrer Arbeit, klaren Vorstellungen und einem Konzept überzeugt sowie Vertrauen nicht nur bei den Mitgliedern sondern auch gegenüber den Sponsoren, Gläubigern und den wenigen verbliebenen Sympathisanten schafft. Man muss in Zukunft bereit sein, neue Ideen und Konzepte zu gestalten, zu nutzen und umzusetzen. Vor allem müssen die neuen Medien und der online Bereich viel stärker mit eingebunden werden, um auch die jüngeren Generationen zu erreichen, denn für jene sollen ja die Großprojekte des Berliner Radsportverbandes wie „Tour de Berlin“, „Kids Tour“ und das „Zukunftsrennen“ des Berliner Sechs Tage Rennens ja letztendlich gemacht sein.

Fotos: Arne Mill

> zu den turus-Fotostrecken: Tour de Berlin 2013

 

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Einzelzeitfahren
  • Elite-Rennen
  • Rundfahrt
  • Straßenrennen
Name des Radrennens
  • Tour de Berlin

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