Sei Giorni Delle Rose: Beeindruckender Bahnradsport in Fiorenzuola

AM Updated 01 August 2013
Sei Giorni Delle Rose: Beeindruckender Bahnradsport in Fiorenzuola

VelodromoItalien und Radsport ist eine einzigartige Symbiose. Den meisten ist sicherlich gerade einmal der Giro d´ Italia und Mailand - San Remo ein Begriff, vielleicht noch Tirreno Adriatico und der Giro di Lombardia, aber dann hört es bei den meisten schon auf. Dabei hat in Italien jede Region ihre eigene Rundfahrt, hinzu kommen die unzähligen „Gran Fondos“ (Radmarathons für Jedermänner und Radrennfahrer) an jedem Wochenende mit eigenen Sieger- und Wertungstrikots in den einzelnen Altersklassen. Die Italiener leisteten sich von 1956 – 2011 sogar einen eigenen Radsport Dachverband neben der UCI (Union Cyclisme Internationale), die UDACE (Unione Degli Amatori Ciclismo Europeo) mit eigenen Meisterschaften. 

Bereits mit 6 Jahren drehen die Kinder ihre ersten Runden auf dem Rennrad, in einem der vielen Velodrome oder auf einem der Sportplätze im Land. Die meisten zieht es natürlich früher oder später auf die Straße. Jede junge Radsportlerin und jeder junge Radsportler träumt davon, einmal im Leben den Giro zu gewinnen. In Italien gibt es die große Landesrundfahrt sowohl für die Männer als auch für die Frauen.

StadionDoch das Rüstzeug dafür erlernen sie in einem der Radstadien, wie dem Velodromo Attilo Pavesi in Fiorenzuola. Ein Ort in der ländlichen Gegend zwischen Piacenza und Parma mit 15.000 Einwohnern. Das Radstadion wurde bereits 1923 erbaut und ist gleichzeitig das Fußballstadion des ansässigen Fußballclubs „Unione Sportiva Fiorenzuola 1922“ (derzeit Platz 4 in der Serie D). Ende Juli hält in Fiorenzuola jedes Jahr der Sechs-Tage-Zirkus Einzug und feiert mitten im Hochsommer den Abschluss der Six Days Saison. Die meisten Rennen finden ja bekanntlich von November bis Februar in den überdachten Hallen von Amsterdam, Gent, Zürich, Rotterdam, Bremen, Berlin und Kopenhagen statt. Doch der Saisonhöhepunkt ist 5 Monate später, wo es die Italiener noch einmal richtig krachen lassen.

MexicoInsgesamt acht amtierende Weltmeister und drei Olympiasieger standen im Aufgebot des hochkarätigen Fahrerfeldes. 19 Zweier-Teams aus Mexico, Columbien, Neuseeland, Australien, den USA, Argentinien, Frankreich, Tschechien, der Schweiz, Polen, Russland, der Ukraine, Italien, Spanien und den Niederlanden komplettierten das international und qualitativ hoch besetzte Fahrerfeld. Allen voran natürlich die beiden amtierenden Weltmeister im Madison Vivien Brisse und Morgan Kneisky aus Frankreich, sowie der Weltmeister im Omnium Aaron Gate aus Neuseeland. Auch bei den Frauen fuhren gleich vier amtierende Weltmeisterinnen mit um den Sieg. Allen voran die beiden Britinnen, Danielle King und Elinor Barker (Weltmeisterinnen in der 3000 Meter Mannschaftsverfolgung für Großbritannien) sowie Katarzyna Pawlowska, die polnische Weltmeisterin im Scratch und Jarmila Machacova amtierende Weltmeisterin im Punktefahren aus Tschechien.


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ScratchDoch der Sieg bei den Frauen ging an die Australierin Annette Edmondson, die mit zwei Einzelsiegen (im Ausscheidungsfahren und im Scratch) der insgesamt sechs Wertungsrennen die Omniumswertung für sich entscheiden konnte. Platz zwei holte sich die Polin Katarzyna Pawlowska und Dritte wurde die Französin Laurie Berthon.
Für die beiden deutschen Starterinnen Janine Bubner und Stephanie Pohl aus Cottbus war es schwer, sich gegen die überaus starke Konkurrenz durchzusetzen. Stephanie Pohl konnte immerhin mit einem hervorragenden zweiten Platz im Ausscheidungsfahren überzeugen. Dennoch musste sich die Siegerin des Berliner Sechstage-Rennens am Ende mit einem Platz im Mittelfeld zufrieden geben. Im Rennen der U23 dominierte der dänische Olympiasieger Lasse Norman Hansen nach belieben das Rennen und siegte überlegen im Punktefahren vor dem Italiener Liam Bertazzo und seinem Landsmann Casper von Folsach.

RahmenprogrammNeben Radsport auf höchstem Niveau sind die sechs Tage in Fiorenzuola aber vor allem ein großes Fest - ein großes Familienfest in das, die Jüngsten wie die Ältesten mit eingebunden sind. Sehr selten erlebt man Veranstaltungen die so leidenschaftlich und mit so viel Engagement zelebriert werden wie die Sei Giorni Delle Rose. Den Veranstaltern geht es nicht darum das große Geld zu machen. Der Besuch im Velodromo Attilo Pavesi soll vielmehr zu einem einzigartigen Erlebnis werden sowohl für die Besucher als auch für die Aktiven auf der Bahn.

PräsentationZur Präsentation der Mannschaften und Patronate werden die Fahrer von den Kindern der einzelnen Radsportteams aus der Umgebung in ihren eigenen Teamtrikots begleitet. Für die Nachwuchsrennfahrer ist dies ein unvergessener Moment. Das Showprogramm ist eine Mischung aus regionaler Folklore der ansässigen Tanz- und Musikgruppen aber auch typisch italienische temperamentvolle südländische Partyrhythmen füllen das Abendprogramm. Das Veranstaltungsende wird durch ein imposantes 15-minütiges Feuerwerk umrahmt.

MadisonGanz im Gegenteil zu den engen kurzen Hallenpisten im Winter, ist das Rennen für die Fahrer auf der langen, offenen und weiten knapp 400 Meter langen Betonpiste schon wesentlich härter und kraftraubender, besonders in einer Fluchtgruppe, die das Feld meist am langen Arm verhungern lässt. Für die Zuschauer ist es ein attraktives Spektakel 19 Teams und die Fülle der 38 Rennfahrer zu sehen. Die ständigen Attacken und Ausreißversuche garantieren einen spannenden Rennverlauf. Einen Rundengewinn auf der elend langen Bahn heraus zufahren ist nahezu unmöglich. Und trotzdem versuchen es die Fahrer immer und immer wieder. Selbst das Feld der Frauen war mit 33 Starterinnen nicht nur qualitativ hoch besetzt. Um hier im ständigen Positionskampf und vor allem im Sprint die richtige Lücke zu finden erfordert ein hohen fahrerisches Können und Geschick mit viel Erfahrung.

MadisonBei den Männern siegten in einem packenden Finale die beiden Neuseeländer, Shane Archbold und Dylan Kennet überlegen mit einem Vorstoß auf den letzten zehn Runden den die gesamte Konkurrenz nicht mehr zu verhindern wusste. Ihre absolute Überlegenheit demonstrierten sie bereits in der ersten Nacht und gaben die Führung bis zum letzten Rennen nicht mehr ab. So präsentierten sie am Ende stolz ihre Landesflagge mit der Sternenformation die als Kreuz des Südens bezeichnet wird. Platz zwei geht an die beiden Russen Ivan und Eugeniy Kovalev die verhalten mit Platz zehn in die erste Nacht gestartet sind und sich bis zum Finale kontinuierlich auf den zweiten Podestplatz vorgearbeitet haben. Dritter wurden die beiden Schweizer Tristan Marguet und Loic Perizzolo. Besonders für den jungen Perizzolo war es in Fiorenzuola ein starker Auftritt, da er in seiner ersten Saison mit den Elite Männern unterwegs ist.

Bella ItaliaEine wahre Augenweide bei den Sei Giorni Delle Rose sind in der Tat die Damen, die die Fahrer bei der Siegerehrung umrahmen. Allein sie sind sämtliche Anstrengungen wert, das Siegerpodest zu erklimmen. Zwei wichtige Sachen haben wir in Italien gelernt. Erstens: eine Frau mit einem Absatz unter 10 Zentimtern ist keine, und zweitens ist uns klar geworden, warum es „Bella Italia“ heißt.

Fotos: Arne Mill


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Inhalt der Neuigkeit:
  • News
  • Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport
  • Six Days
Name des Radrennens
  • 6 Giorni delle Rose

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