Die Track Cycling European Championships fanden in diesem Jahr am vergangenen Wochenende im knapp 100 Kilometer östlich von Amsterdam gelegenen niederländischen Apeldoorn statt. Das 2008 errichte Omnisportzentrum am östlichen Stadtrand bot als Austragungsort - wie bereits 2011 bei der Bahn-WM - hervorragende Bedingungen, um den sportlichen Höhepunkt der zweiten Jahreshälfte für die Bahnradsportelite zu begehen.
Bahn-Europameisterschaften 2013 in Apeldoorn: Rückblick und Fazit
Die Erwartungen im Vorfeld seitens des Bundes Deutscher Radfahrer waren sehr hoch gesteckt. Neben den Sprintern, die seit Jahren als Erfolgsgaranten im deutschen Bahnradsport gehandelt werden, sollten in Apeldoorn auch die Sportler aus dem Ausdauerbereich auf Medaillenjagd gehen. Im vergangenen Jahr wurde im Männerbereich eigens dafür das Kontinentalteam „rad-net Rose“ gegründet, bestehend aus dem größten Teil des Bahn Nationalkaders. Unter der Leitung des ehemaligen Milram-Profis Ralf Grabsch und Sven Meyer, der den dänischen Bahnvierer bei der WM 2009 im polnischen Pruszkóv zu Gold führte, sollte es auch gelingen den deutschen Ausdauerbereich wieder an die Weltspitze heranzuführen.
Das Unternehmen startete auch sehr erfolgreich mit Platz eins im Omnium der Männer durch Lucas Liss, Platz eins im Punktefahren der Frauen durch Stephanie Pohl sowie Platz zwei im Bahnvierer der Männer bei der EM 2012 im litauischen Panevėžys. Somit lag die Messlatte für Apeldoorn sehr hoch. Für das Madisonrennen hatte man sich zusätzlich noch Verstärkung aus dem Lager der erfahrenen Six Days Profis vom bayrischen Rudy Project Racing Team Irschenberg, in Person von Marcel Kalz und Leif Lampater, geholt.
Es ist sicherlich leicht, als Außenstehender auf das junge Team einzudreschen und von einem katastrophalen Ergebnis zu sprechen. Die Gründe, warum an die Ergebnisse aus dem Vorjahr nicht angeknüpft werden konnte, sind sehr vielschichtig. Zum einen waren einige der Hoffnungsträger, die im Vorjahr erfolgreich waren, im unmittelbaren Vorfeld durch Krankheit geschwächt, zum anderen wurden ein paar taktische Fehler sowohl seitens der Athleten im Rennen wie auch durch den Trainerstab gemacht. Die wichtigste Erkenntnis aus dem Wochenende von Apeldoorn ist jedoch, dass die Konkurrenz nicht schläft und im Lager der anderen Nationen bis ins kleinste Detail getüftelt und perfektioniert wird.
Das Team aus Großbritannien beispielsweise hatte zwei Kameraleute dabei, die jedes Rennen und jeden Sportler aufgezeichnet haben, um im Anschluss eine komplette Rennanalyse der eigenen und gegnerischen Sportler zu erstellen. So konnten sie beispielsweise taktische Schwächen der Gegner und der eigenen Fahrer erkennen analysieren und sofort mit den eigenen Sportlern auswerten. In den Einzelwettbewerben und der Mannschaftsverfolgung wurden unter den Videostream die Leistungsdaten eines jeden Sportlers gelegt und somit wurde veranschaulicht, welche Auswirkungen es beispielsweise hat, wenn die Kraft nachlässt, der Sportler müde wird oder er seine ideale Sitzposition auf dem Rad aufgibt. So werden Defizite sofort erkannt, mit den Sportlern und Trainern besprochen und es wird gezielt daran gearbeitet sie abzustellen bzw. die der Gegner gnadenlos auszunutzen. Dies, um nur ein Beispiel anzuführen, wie perfekt mittlerweile in den Teams der anderen Nationen gearbeitet wird.
Fotos von der Bahn-EM 2013 in Apeldoorn gibt es vom Autor / Fotografen exklusiv bei der Bildagentur frontalvision.com und das ab 4,90 Euro (private Verwendung) und ab 9,80 Euro für die redaktionelle Nutzung:
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Wenn man sich die Teams der Mannschaftsverfolgung genauer ansieht, ist es nicht zu übersehen, dass die Briten und Niederländer aerodynamisch wesentlich besser auf dem Rad sitzen als das deutsche Team. Auch seit, nach den neuesten Bestimmungen, Überschuhe im Indoorbereich nicht mehr erlaubt sind, sollte man sich ein paar Gedanken über das Schuhwerk machen. Zum Beispiel solche ohne Außenfeststellratsche zu verwenden und ob Radsocken Sinn machen oder es besser ist, ohne bzw. nur sehr kurze zu tragen.
Einziger Lichtblick aus deutscher Sicht im Ausdauerbereich war der fünfte Platz von Stephanie Pohl im Punktefahren. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen aber es gehört auch immer eine Portion Glück dazu, um in dieser Disziplin erfolgreich zu sein. Dass sie es drauf hat, hatte die Cottbuserin eindrucksvoll in ihrem Vorlauf bewiesen, den sie für sich entscheiden konnte und sich somit souverän fürs Finale qualifizierte. Im Finalrennen holte sie zweimal die volle Wertung, doch am Ende fehlten drei Punkte für einen Platz auf dem Podest. Da die Konkurrenz in diesem Rennen sehr stark war, ist der fünfte Platz ein recht respektables Ergebnis.
In der Vierer-Mannschaftsverfolgung belegten die Frauen mit Mieke Kröger, Lisa Fischer, Lisa Küllmer und Stephanie Pohl Platz 8. Die Männer mit Maximilian Beyer, Henning Bommel, Theo Reinhardt und Kersten Thiele Platz 13. Theo Reinhardt wurde 15. im Punktefahren der Männer. Lucas Liss belegte Platz 11 im Omnium und Mieke Kröger wurde 12. Marcel Kalz und Leif Lampater belegten Platz 15 im Madison-Rennen.
Ganz anders sah es im Sprintbereich aus. Drei Gold- und drei Silbermedaillen sorgten am Ende doch dafür, dass das Deutsche Team am Ende als beste Nation da stand. In jeder Disziplin eine Medaille geholt - das ist absolute Weltspitze. Allen voran natürlich Maximilian Levy mit zweimal Gold. Einmal gleich zum Auftakt im Teamsprint an der Seite von René Enders und Robert Förstemann und auch am Finaltag im Keirin war er nicht zu schlagen. Bei den Damen holte Kristina Vogel einmal Gold und zweimal Silber. Sie startete am ersten Tag an der Seite von Miriam Welte im Teamsprint mit einer Silbermedaille. Am zweiten Wettkampftag flog sie im Sprint zu Gold und am Finaltag wurde sie im Keirin-Wettbewerb noch einmal mit Silber dekoriert. Die dritte Silbermedaille holte Robert Förstemann im Sprint. Herzlichen Glückwunsch zu diesen hervorragenden Ergebnissen!
Fotos: Arne Mill
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