98. Ronde Van Vlaanderen 2014: 16 Berge, 6 Kasseien, ein Sieger

AM Updated 08 Januar 2017
98. Ronde Van Vlaanderen 2014: 16 Berge, 6 Kasseien, ein Sieger

FabianDie Flandernrundfahrt ist mit Bestimmtheit der anspruchsvollste Klassiker, den die Radprofis im Jahr zu absolvieren haben. Insgesamt sind auf den 260 Kilometern 16 Berge zwischen 300 und 2200 Metern Länge, bis zu 22 Prozent steil - teils mit Kopfsteinpflaster, teils ohne - und 6 reine Kopfsteinpflasterpassagen, sogenannte Kasseien, zu bewältigen, bevor man vom Grote Markt in Brügge auf die ein Kilometer lange Zielgerade von Oudenaarde einbiegt. Hinzu kommen die vielen engen belgischen Straßen, die rasanten winkligen unübersichtlichen Abfahrten und die vielen tausenden Menschenmassen die dicht gedrängt die Strecke säumen und für eine einmalige Gänsehaut Radsportatmosphäre sorgen. 

BrüggeUm in Belgien zu gewinnen, muss man es lieben sich über diese Strecken zu quälen und um die Flandernrundfahrt zu gewinnen muss man es lieben, sich richtig in die Fresse zu hauen. Vor allem aber ist eine professionelle Vorbereitung, ein professionelles Team, welches zu 100 Prozent dahinter steht und der bedingungslose Siegeswille Grundvoraussetzung dafür, um bei der Ronde erfolgreich zu sein. Man muss die Vorbereitungsrennen in Flandern fahren bei denen die meisten Schlüsselstellen schon mit im Programm sind und trotzdem unmittelbar vor dem Rennen mit seinem Team noch einmal auf die Strecke gehen und die wichtigsten Stellen verinnerlichen und im Kopf abspeichern.

FabianAll dies hat der Schweizer Fabian Cancellara vom Team Trek Factory Cycling in den letzten Jahren bis zum Exzess mit solch einem professionellen Aufwand betrieben, wie kaum ein anderer Fahrer. Mit der Neudefinierung vom reinen Zeitfahrspezialisten, hat er sich immer mehr den Klassikern verschrieben, auch schon mal auf die Tour de France verzichtet und alles dem Ziel untergeordnet, bei der Flandernrundfahrt und Paris Roubaix erfolgreich zu sein. Somit ist es eigentlich auch nicht wirklich verwunderlich, dass er am Sonntag, bei der 98. Auflage des, mit Paris - Roubaix und Mailand – San Remo, prestigeträchtigsten Rennens, der Ronde Van Vlaanderen zum dritten mal erfolgreich war und mit Tom Boonen, Johan Museeuw, Fiorenzo Magni und Achiel Buysse gleichzog.


Fotos von der Flandern-Rundfahrt 2014 gibt es vom Autor / Fotografen exklusiv bei der Bildagentur frontalvision.com für die private und redaktionelle Nutzung: Bilder ohne Registrierung sofort herunterladen.


Die Begründung, was einen dazu treibt, diese Strapazen auf sich zu nehmen und diesen Aufwand in der Vorbereitung zu betreiben ist einfach zu beschreiben, doch verstehen kann man es erst, wenn man die Flandernrundfahrt einmal erlebt hat.

Brügge200 Rennfahrer werden auf dem Grote Markt von Brügge in einem einmaligen Schauspiel präsentiert, auf der großen Bühne, wo jeder Fahrer über eine riesige Rampe hinaufrollt, findet das Einschreiben und die Teampräsentation vor zig tausenden Schaulustigen statt, die die Rennfahrer wie Rockstars feiern. Anschließend rollen sie durch eine enge Gasse bis zum Start und drehen eine halbe Runde über den menschengefüllten Marktplatz von Brügge. Eingerahmt in die wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten dem Belfried und dem Rathaus von Brügge lässt dieser Anblick die meisten Fahrer wohl nie wieder los, wenn sie einmal dort oben gestanden haben. Taylor Phinney vom BMC Racing Team beschrieb die Atmosphäre als den belgischen Super Bowl. Auf den Straßen hat man den Eindruck ganz Flandern ist unterwegs und säumt den Streckenrand. Seit Tagen und Wochen gibt es in allen Läden, Kneipen und Tankstellen nur ein Thema „wer wird wohl die Flandernrundfahrt gewinnen“.

An allen Bergen und Pavés Passagen stehen die Menschen in 5er – 10er Reihen dicht gedrängt, kostümiert mit Fahnen, Trikots und Spruchbändern aller Art. Riesige Festzelte am Kwaremont oder am Paterberg platzen aus allen Nähten. VIP´s und Sponsoren werden mit 50 Reisebussen von Berg zu Berg und von Pflasterstück zu Pflasterstück gefahren, um die Rennfahrer so oft wie möglich in Aktion zu sehen.

FlandernIm Rennen bildete sich bereits nach 40 Kilometern die erste Spitzengruppe mit Stig Broeckx, Jelle Wallys, James Vanlandschoot, Romain Zingle, Davide Appolonio, Daryl Impey, Taylor Phinney, Aliaksandr Kuschynski, Wesley und Raymond Kreder sowie Andrea Palini. Die Gruppe hatte nach 102 Kilometern 6 Minuten heraus gefahren. Nach 137 Kilometern die ersten schweren Stürze, wobei es Jurgen Roelandts vom Team Lotto Belisol, kurz darauf Stijn Devolder und Yaroslav Popovych vom Team Treck Factory Racing erwischte.
Nach 205 Kilometern waren Phinney, Impay und Broeckx die letzten überlebenden aus der Fluchtgruppe. Erneute Stürze im Hauptfeld in die auch der deutsche Martin Reimer vom Team MTN Qhubeka verwickelt war.

Ein Defekt von Markus Burgardt vom BMC Racing Team, er kämpfte sich jedoch wieder in die erste Gruppe zurück. 50 Kilometer vor dem Ziel kurz nach der ersten Überfahrung des Paterberges wird Taylor Phinney als letzter Ausreißer geschluckt. Nach 219 Kilometern dann die entscheidende Attacke von Dries Devenyens, Edvald Boasson Hagen, Tom Boonen Stijn Vandenbergh, Niki Terpstra, Zdenek Stybar, Greg van Avermaet, Björn Leukemans, Sep Vanmarcke, Fabian Cancellara, Peter Sagan, Sebastien Minard, John Degenkolb und Aleksander Kristoff. Somit hatten das Team Omega Pharma Quick Step um den Belgier und Lokalmatadoren Tom Boonen, der sich mit einem 4. Sieg hätte unsterblich machen können, die absolute Übermacht und das Zepter in der Hand. Nach 229 Kilometern attackierte Avermaet zusammen mit Vandenbergh und brachte Cancellara in Zugzwang.

FlandernCancellara setzte nach 243 Kilometern mit Vanmarcke nach. Die beiden ersten waren schon in Sichtweite als es an der letzten Überfahrt des Oude Kwaremont Avermaet noch einmal allein versuchte, doch Fabian Cancellara und Sep Vanmarcke schluckten zuerst Stijn Vandenbergh und 10 Kilometer vor dem Ziel auch Greg van Avermaet. Die Gruppe dahinter fiel komplett auseinander und der Mailand – San Remo aus Norwegen Alexander Kristoff vom Team Katusha machte sich allein auf, die Lücke zu den vier Führenden zu schließen. Auf der Ziellinie gelang es ihm den Vorsprung bis auf 8 Sekunden zu verringern. Auf der Zielgeraden das große taktieren. 800 Meter vor dem Ziel verschoss Stijn Vandenbergh mit einer Verzweiflungsattacke sein letztes Pulver. Avermaet und Vanmarcke setzten nach, Cancellara hilt sich am Schluss der Gruppe zurück. An der 200 Meter Marke setzte Cancellara zum Spurt an fuhr an Avermaet vorbei und setzte sich genau vor dessen Vorderrad. Im euphorischen Jubel und unter dem tosenden Beifall der Zuschauer, die auch die, über 1 Kilometer lange Zielgerade in 6er Reihen säumten überfuhr der Schweizer Fabian Cancellara mit hochgerissenen Armen die Ziellinie in Oudenaarde als Erster. Der BMC Fahrer Greg van Avermaet, dem so ein wichtiger Prestigesieg in seiner Sammlung immer noch fehlt wurde Zweiter und Sep Vanmarcke vom Belkin Pro Cycling Team holt sich Platz 3. Stijn Vandenbergh und das Omega Pharma Quick Step Team gehen leer aus und das, obwohl sie mit 4 Fahrern am Schluss in der entscheidenden Gruppe vertreten waren.

FlandernBester deutscher Fahrer wird Marcus Burghardt (BMC Racing Team) auf Rang 12 und John Degenkolb (Team Giant Shimano) wird 15er. Christian Knees (Team Sky) und Roger Kluge (IAM Cycling Team) erreichen das Ziel auf Rang 95 und 96.

Im Rennen der Frauen gab es nach 139 Kilometer einen überlegenen Sieg der Niederländerin Ellen van Dijk vom Boels Dolmans Cycling Team. Gut eine Minute dahinter fuhr ihre Teamkollegin Elizabetz Armitstead aus Großbritannien auf Rang 2 und Dritte wurde die Schwedin Emma Johansson vom Team Orica – AIS. Beste Deutsche wurde Trixi Worrack vom Team Specialized – Lululemon auf Rang 15. Einen Platz dahinter landete Charlotte Becker vom Team Wiggle Honda.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Flandern-Rundfahrt 2014

 

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  • Straßenrennen
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