Der Klassiker von Antwerpen ist die „Alte Dame“ unter den Eintagesrennen und der vorletzte Wettstreit im Rahmen der Flanders Classics. Bereits seit 1907 wird das Rennen im nordöstlichen Teil Flanderns über 200,9 Kilometer mit Start in Antwerpen und Ziel in Schoten ausgetragen. Es ist ein Klassiker für reine Sprinter mit drei Kopfsteinpflasterpassagen, ohne Anstiege. Einziger wirklicher Gegner ist der Wind, der den Fahrern zu schaffen machen könnte. Doch dieser hielt sich gestern weitestgehend zurück. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel wurden die 183 Fahrer gegen 12:30 Uhr in Antwerpen über den Oostendekaai vor dem Museum aan de Stroom ins Rennen geschickt.
Scheldeprijs 2014: Marcel Kittel triumphiert bei der 102. Auflage
Viele Radsportfans füllten schon eine Stunde vorher bei der Teampräsentation den Vorplatz und begrüßten die Rennfahrer, die wie bei allen Klassikern Flanderns von Michel Wuyts vorgestellt wurden. Wuyts versäumte es natürlich auch nicht, immer wieder darauf hinzuweisen, dass der „Scheldeprijs“ mit 690 Diamanten (wie sollte es auch anders in Antwerpen, der Stadt der Diamantenschleifer, sein) besetzt ist. Je mehr Teams die Präsentationsbühne betraten, um so teurer wurde der Preis. Hatte er bei der Pro Continentalteams noch einen Wert von 15000 Euro, kostete er wenig später beim Team SKY schon 19000 Euro. Sir Bradley Wiggins gab sich aber sehr unbeeindruckt und sagte: „This ist the worst prize I´ve ever seen“, was Wuyts auch kurzzeitig die Sprache verschlug.
Das Rennen nahm schnell an Fahrt auf. Nach fünf Kilometern bildete sich eine Spitzengruppe initiiert durch die Attacke von Andrea Fedi. Dmitriy Gruzdev, Alessnadro Bazzana, Luke Rowe, Ivan Balykin und Jan Ghyselinck folgten. Nach 44 Kilometern hatte die Gruppe einen Vorsprung von 5 Minuten 10 Sekunden. 12 Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung noch 1 Minute und 5 Sekunden. Als die Spitzenreiter anfingen zu taktieren, ergriff der Brite Luke Rowe vom Team SKY die Initiative. Bei Kilometer 198 war auch sein Alleingang beendet und er wurde vom heranrasenden Feld geschluckt. Auf der Zielgeraden hatte der Deutsche Marcel Kittel vom Team Giant Shimano eine hervorragende Ausgangsposition und siegte, im Gegensatz zur vergangenen Woche bei den Drei Tagen von De Panne, überlegen zum dritten mal in Folge. Platz 2 holte sich der US Amerikaner Tyler Farrar vom Team Garmin Sharp und Dritter wurde der erst 21-jährige Danny van Poppel aus den Niederlanden vom Team Trek Factory Cycling.
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Kittel holt damit, nach John Degenkolb bei Gent - Wevelgem, den zweiten Sieg für das Team Giant Shimano in einem bedeutenden belgischen Frühjahrsklassiker. Der Thüringer, der seine letzten Erfolge bei der Dubai Tour einfahren konnte, zeigte sich nach dem Rennen sichtlich erleichtert und freute sich darüber, dass nun endlich auch bei den Frühjahrsklassikern der Knoten geplatzt ist. Statistisch gesehen konnte er nun mit seinem ärgsten Rivalen Mark Cavendish gleichziehen, ist aber der einzige, der das belgische Traditionsrennen dreimal hintereinander gewinnen konnte.
Der Slowake Peter Sagan, der Belgier Tom Boonen und der Schweizer Fabian Cancellara nutzten das Rennen noch einmal als letzte Vorbelastung für den Klassiker aller Klassiker, Paris - Roubaix. Heute und Morgen geht es dann für die Favoriten auf die Strecke, um die Pavés Passagen genauestens zu inspizieren.
Fotos: Arne Mill
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