100. Liège Bastogne Liège 2014: Großartige Atmosphäre beim Radsportklassiker

AM Updated 01 Mai 2014
100. Liège Bastogne Liège 2014: Großartige Atmosphäre beim Radsportklassiker

Lüttich BastogneMit letzter Kraft und weit aufgerissenem Mund windet sich der 23-jährige Michel Koch vom italienischen Rennstall Cannondale den Côte de La Redoute hinauf. Vor ihm rennt ein allzu enthusiastischer Fan mit einer GoPro an einem langen Stiel, die er dem Wuppertaler direkt vors Gesicht hält den Berg hinauf, um sein Leiden festzuhalten. Nach 20 Metern geht im die Puste aus und er schnappt sich die nachfolgenden Fahrer. Bilder, die nicht nur verständnisloses Kopfschütteln auslösen, weil sie einerseits die Fahrer extrem belästigen, sondern auch zu schweren Stürzen und Unfällen führen können. 

Michel KochMichel Koch ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit knapp 220 Kilometern in einer sechsköpfigen Fluchtgruppe unterwegs, die zwischenzeitlich einen Vorsprung von 15:50 Minuten herausgefahren hatte. 40 Kilometer vor dem Ziel, an der Siebenten von elf Bergwertung, ist die Flucht zu Ende. Die Ausreißergruppe ist komplett zerfallen und das Feld hat bereits die ersten Fahrer der Fluchtgruppe gestellt. Auch wenn Michel Koch kurz darauf vom Rad steigt und das Rennen beendet, hat er bei seinem Debüt von Liège Bastogne Liège, der 100. Auflage, dem ältesten Klassiker und einem der schwersten Eintagesrennen der Saison eine hervorragende Leistung abgeliefert.

LüttichBereits kurz nach Kilometer Null im Ersten Anstieg hinauf nach Embourgh-Chaudfontaine bildete sich eine 4köpfige Gruppe, der sich zwei weitere Fahrer anschlossen. Der Schweizer Pirmin Lang vom Team IAM Cycling, der Südafrikaner Jacobus Venter vom Team MTN Qhubeka, der Belgier Pieter Jacobs vom Team Topsport Vlaanderen-Baloise, der Niederländer Marco Minnaard, der Deutsche Michel Koch vom Team Cannondale und der Italiener Matteo Bono vom Team Lampre Merida fuhren bei Rückenwind auf der Hintour nach Bastogne über die weit einzublickenden Hochebenen der Ardennen, vorbei, an in vollem gelb blühenden Rapsfeldern schnell einen beachtlichen Vorsprung heraus. Doch auf der Rücktour blies ihnen der Wind schon kräftig ins Gesicht und noch neun der insgesamt 11 Bergwertungen standen ihnen noch bevor. Ab dem Wendepunkt in der südbelgischen Provinz Luxemburg, nahe dem gleichnamigen Großherzogtum, begann man im Feld zu reagieren. Das BMC Racing Team, Garmin Sharp, Lotto Belisol und das Team Movistar formierten sich an der Spitze des Feldes, um die Lücke zu schließen.


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Die belgischen, niederländischen, britischen, baskischen und australischen Radsportfans standen wieder dicht gedrängt entlang der Strecke, auch ein paar Deutsche Radsportfans aus der Region um Aachen sind herüber gekommen. „Die Stimmung am Côte de Saint Roch, am Stockeau, am Redoute oder auch am Saint-Nicolas ist einmalig. So etwas kann man sich nicht entgehen lassen“, sagten sie.

BastogneSechs Kilometer vor dem Ziel im Anstieg des Côte de Saint-Nicolas eröffnen die Favoriten das Finale. Die beiden Italiener Domenico Pozzovivo vom Team AG2R La Mondiale und Giampaolo Caruso vom Team Katusha schaffen es ein paar Sekunden zwischen sich und den Verfolgern zu legen. Das Tempo in der 10,9 Prozent steilen Steigung ist so hoch, dass die Verfolger wie der Pole Michal Kwiatkowski vom Team Omega Pharma Quick Step oder auch der Ire Daniel Martin vom Team Garmin Sharp im tiefen Lenker hinterher fahren müssen. Auf dem Bildschirm ist kaum zu erkennen, dass es, nicht gerade flach, sondern bergauf geht.

Im letzten Anstieg hinauf zum Ziel nach Ans schafft es auch der Ire Daniel Martin sich ein paar Meter abzusetzen. Wie an einem Gummiband gewinnt er ein paar Meter zum Führungsduo, die er kurz darauf wieder verliert. Mit einer letzten verzweifelten Attacke 400 Meter vor dem Ziel, schafft es Martin, sich das Hinterrad von Pozzovivo zu schnappen und zieht an dem Italiener vorbei. Der Blick schon überkreuz ist jetzt nur noch Caruso vor ihm. Die letzte Kurve, Martin rutscht das Hinterrad weg und 300 Meter vor dem Ziel muss der Vorjahressieger seinen Traum vom erneuten Sieg begraben.

SiegerDer australische Meister Simon Gerrans vom Team ORICA GreenEDGE fegt als zweiter um die Kurve in seinem Schlepptau der Spanier Alejandro Valverde vom Team Movistar. Der Pole Michal Kwiatkowski vom Team Omega Pharma Quick Step muss einen weiten Bogen um den gestürzten Iren Daniel Martin fahren, schafft es aber noch an das Hinterrad von Valverde.
An der 100 Meter Marke geht Gerrans am Italiener Caruso vorbei und zieht den Sprint bis zur Zielline durch. Valverde und Kwiatkowski schaffen es nicht mehr aus dem Windschatten von Gerrans herauszufahren und werden Zweiter und Dritter.

Mit Simon Gerrans steht seit der ersten Austragung von 1892 zum ersten Mal ein Australier ganz oben auf dem Podest bei der „La Doyenne“ Liège Bastogne Liège.

Bestes Ergebnis aus deutscher Sicht gelang dem Berliner Simon Geschke vom Team Giant Shimano mit Platz 24 und 19 Sekunden Rückstand auf den Sieger.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Lüttich – Bastogne – Lüttich 2014

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Elite-Rennen
  • Straßenrennen
Name des Radrennens
  • Liège Bastogne Liège

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