Neues aus dem Tour-Tagebuch von Sebastian Deckert, der für das LKT Team Brandenburg bei der Bayern Rundfahrt ordentlich in die Pedalen tritt: Die heutige 233 Kilometer lange Etappe von Grassau am Chiemsee nach Neusäß war für mich eine ganz besondere, da die Strecke nur wenige Kilometer an meinem Elternhaus in München vorbei führte. Auch aus diesem Grund bin ich trotz des regnerischen und kalten Wetters sehr motiviert an den Start gegangen. Nachdem es am Anfang der Etappe wieder die üblichen Attacken im Kampf um die Gruppe gab, konnte sich schließlich der Ausreißerkönig des Pelotons schlechthin Jens Voigt zusammen mit Tino Thömel absetzen. Kurz danach konnte ich mich mit einem Fahrer des spanischen Teams Caja Rujal ebenfalls vom Feld lösen und zum Spitzenduo aufschließen. Das Feld ließ uns gewähren und so war bald klar dass es für uns ein langer Arbeitstag im Wind werden würde.
Bayern Rundfahrt 2014: Analyse der 3. Etappe von Sebastian Deckert
Die Zuschauer am Straßenrand waren phänomenal. In Neubeuern feuerte einer Jens Voigt an richtig Gas zu geben und zu eskalieren, worüber wir erstmal schmunzeln mussten. Trotz der mäßigen Mitarbeit des Kolumbianers aus dem spanischen Team wuchs unser Vorsprung bis auf max. 7 Minuten an. Im Feld kontrollierte das Team IAM des Gesamtführenden Mathias Frank das Tempo.
Das Highlight des Tages stand für mich nach 109 Kilometer an. Die Bergwertung in Schäftlarn kenne ich so gut wie keine andere. Bei nahezu jeder Trainingsfahrt komme ich dort vorbei. Als ich im Winter davon hörte dass die Bayern Rundfahrt genau dort vorbei führen sollte, wollte ich diese Bergwertung gewinnen. 200 Meter vor der Kuppe trat ich an und konnte vor dem Kolumbianer als erster meinen Hausberg überfahren. Dass mich viele Freunde du Bekannte angefeuert haben hat mich wahnsinnig gefreut und ich war glücklich mich auch vor ihnen gut präsentiert zu haben.
Die Gruppe lief im Anschluss gut weiter sodass wir unseren Vorsprung bei gut 4 Minuten stabilisieren konnten. Ab Kilometer 190 machten hinten im Feld die Sprinter Teams ernst und versuchten das Loch zu uns zu schließen. Nach über 200 Kilometer an der Spitze war bei mir der Ofen aus. Ich konnte die Attacke von Jens nicht mehr mitgehen und wurde mit dem Kolumbianer knapp 25 Kilometer vor dem Ziel vom Feld geschluckt. Jens hat nochmal richtig aufgedreht und seinen Tempomat auf 50km/h eingestellt. Doch auch er konnte dem rasenden Feld irgendwann nicht mehr wiederstehen und wurde 6 Kilometer vor dem Ziel eingeholt.
Im Schlussspurt konnte unser Sprinter Willi nach guter Vorarbeit des Teams den 12. Platz belegen. Auch wenn er mit der Platzierung nicht ganz zufrieden ist, war es doch ein guter sehr langer Tag für uns. Jetzt ist es 23:30 und wir werden nun ins Bett gehen, um beim morgigen 25 Kilometer langen Zeitfahren ordentlich Gas geben zu können. Servus, euer Sebastian!
Text: Sebastian Deckert
Fotos: Mario Stiehl / LKT Team Brandenburg
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