Bereits 2011 konnte der aus Wales stammende Geraint Thomas, der sowohl auf der Bahn als auch auf der Straße zu Hause ist, die Bayern Rundfahrt gewinnen. Nachdem 2012 der Australier Michael Rogers und 2013 der Italiener Adriano Malori die Einzel-Gesamtwertung für sich entscheiden konnten, war dieses Jahr wieder Geraint Thomas (Team Sky) an der Reihe. Nachdem Thomas sich Dank des Sieges beim Einzelzeitfahren vorbei am bisher führenden Mathias Frank (IAM Cycling) schieben konnte – er war beim EZF satte 32 Sekunden schneller –, ließ er auf der letzten Etappe nichts mehr anbrennen und rollte mit seinen ärgsten Konkurrenten Jan Barta (Team NetApp) und Anton Vorobyev (Team Katusha) in Nürnberg zeitgleich über die Ziellinie.
Bayern Rundfahrt 2014: Rückblick auf die letzten beiden Etappen
In diesem Jahr mit dabei war das LKT Team Brandenburg, das in Bayern mit sechs (ursprünglich sieben) Fahrern an den Start ging. Mit dabei der 1990 geborene Sebastian Deckert, der seit 2013 für die Brandenburger auf dem Sattel sitzt. Beim Einzelzeitfahren wurde Deckert 65. von insgesamt 125 Startern. Er war 2:36 Minuten langsamer als Geraint Thomas, der die 25,5 Kilometer lange Strecke in einer Zeit von 30:48 Minuten zurückgelegt hatte. Auf der fünften Etappe kam Sebastian Deckert in einer zehnköpfigen Gruppe – unter anderen gemeinsam mit Fabian Cancellera und Yaroslav Popvych – mit einem Rückstand von einer Minute und fünf Sekunden ins Ziel. In der Gesamtwertung belegte Sebastian Deckert Rang 61. In der Gesamtmannschaftswertung wurde das LKT Team Brandenburg Vorletzter. Allerdings galt für das LKT Team Brandenburg, genauso wie für das Rad-Net Rose Team und das Team Stuttgart vor allen Dingen eins: Dabei sein beim wichtigsten Straßenrennen Deutschlands. Erfahrungen sammeln und schauen, was möglich ist im Kreis der Platzhirsche.
Während der Bayern Rundfahrt 2014 hatte LKT-Fahrer Sebastian Deckert ein Tour-Tagebuch geführt. Hier seine Einträge von den letzten beiden Etappen:
4. Etappe: Einzelzeitfahren in Wassertrüdingen:
Wenn ein Einzelzeitfahren auf dem Programm steht, bedeutet das vor allem für die Mechaniker Kuni und Falk viel Arbeit. Nachdem bereits am Abend die Zeitfahrmaschinen hergerichtet wurden fuhren die beiden sehr früh los um uns einen guten ruhigen Platz in Wassertrüdingen zu sichern. Wir Fahrer konnten heute dafür etwas länger schlafen und ganz gemütlich frühstücken. Als wir den Startort des 25,5km langen Zeitfahrens erreicht hatten gingen wir als erstes zum Vermessen der Räder. Weil die UCI auch in diesem Jahr wieder neue Regeln ausgegeben hatte kann so eine Vermessung sehr interessant werden. An meinem Rad war zum Glück alles in Ordnung.
Rund eine Stunde vor meinem Start setzte ich mich auf die Rolle und begann mit meinem Warmfahrprogramm. Kurz vor dem Start muss sich dann jeder Fahrer zum Einschreiben und der endgütigen Vermessung des Rades in einen geschlossenen Bereich begeben. Dort traf ich neben Fabian Cancellara der zwei Minuten vor mir starten musste auch Nikias Arndt der früher viele Jahre bei LKT fuhr und jetzt bei Giant Shimano unter Vertrag steht. Mit Niki unterhielt ich mich noch kurz um über die vergangenen Tage und meine gestrige Flucht mit Jens Voigt.
Das Zeitfahren selbst lief für mich ok. Ich konnte eine gute Leistung trotz der letzten anstrengenden Tage abliefern. Eine überragende Leistung lieferte meine ehemaliger Teamkollege und guter Freund Jan Niklas Droste ab, der bei dem starken Feld in die Top Ten fuhr. Glückwunsch zu der tollen Leistung!
Morgen ist leider schon der letzte Tag der Bayern Rundfahrt 2014, deshalb möchte ich mich im Namen des gesamten Teams jetzt schon bei unseren Physios Sven und Daniel, den Mechanikern Kuni und Falk, den Fotografen Mario Stiehl und Sebastian Scheels, dem Manager Steffen Blochwitz sowie unserem sportlichen Leiter Frank Augustin für die tolle Unterstützung während der Woche bedanken. Auf der letzten Etappe werden wir wieder angreifen und versuchen unseren Sprinter Willi so gut wie möglich auf die Zielgerade zu bringen.
5. Etappe: Wassertrüdingen - Nürnberg
Die Bayern Rundfahrt 2014 ist zu Ende. Die vergangene Woche seit der Teampräsentation in Vilshofen ist wahnsinnig schnell vorbei gegangen. Doch bevor ich ein Resümee der Tour durch Bayern abliefere möchte ich noch von der heutigen Schlussetappe über 160 km von Wassertrüdingen nach Nürnberg berichten.
Zu Beginn des Rennens fuhren wir eine Schleife bei der eine Bergwertung mit bis zu 16% anstand. Die großen Teams drückten mächtig aufs Gas und so war nicht nur ich bei der ersten Überfahrt schon ordentlich am schwitzen. Kurz nach der Abfahrt konnte sich dann die Spitzengruppe des Tages bilden. Die Gruppe war sehr stark weshalb sich das Team Sky um den Spitzenreiter Geraint Thomas sofort an die Spitze setzte und versuchte die Gruppe zu kontrollieren. Obwohl wir Gegenwind in Richtung Nürnberg hatten waren wir extrem schnell unterwegs.
In Nürnberg angekommen fuhr das Feld noch 10 Schlussrunden a 5,2 Kilometer „Rund um die Nürnberger Altstadt“. Die Gruppe wurde vom rasenden Feld geschluckt und der erwartete Massenspurt wurde vorbereitet. Unser Team bereitete den Schlussspurt für Willi Willwohl vor. Auf der leicht abschüssigen Zielanfahrt wurde mit harten Bandagen gekämpft. Willi bekam zwei mal ein Schaltwerk in sein Vorderrad, sodass es schließlich eierte und er auf Platz 20 nach 3:31 Stunden über die Ziellinie fuhr.
Schade, da er viel mehr drauf hat aber gut dass er nicht gestürzt ist oder sich verletzt hat. In den nächsten Wochen stehen noch viele Rennen an, bei denen er sich und der Radsportwelt zeigen wird was er kann.
Die Rundfahrt ist zu Ende. Wir hatten schlechte Tage mit viel Regen und Kälte, schöne Tage mit viel Sonne wie gestern beim Zeitfahren, aber vor allem hatten wir eine Menge Spaß und haben viel gelernt. Mit den Stars unseres Sports zu fahren und sich mit ihnen messen zu dürfen war für unser Team ein großes Erlebnis das wir so schnell nicht vergessen werden.
Ein großer Dank geht an das gesamte LKT Team Brandenburg mit allen Sponsoren und Unterstützern. Danke nochmals an das Betreuer Team vor Ort und natürlich auch an der Basis in Cottbus(Marion Köhler, Trainer Max, Kneppi, Bernd Drogan und viele Mehr).
Zum Abschluss möchte ich auch einen großen Dank an die vielen tausend Zuschauer und Fans am Straßenrad aussprechen. Vor dieser Kulisse zu fahren hat dem Team um Willi, Stefan, Carl, Franz, Julian, Tobias und mir wahnsinnig viel Spaß bereitet. Es zeigt dass der Radsport trotz der vielen vergangenen Skandale lebt und seine Faszination nicht verloren hat. Wir hoffen, dass die Begeisterung weiter zunimmt und die Popularität und Akzeptanz in Deutschland wieder wachsen wird. Die Bayern Rundfahrt zeigt dass der Radsport großes Interesse weckt, doch ohne die öffentlich rechtlichen Sender ist es schwer ein neues Bild vom Radsport zu zeichnen. Deshalb mein Aufruf an die Medien.
Stellen Sie sich an die Strecke der Radsportveranstaltungen, erleben Sie die Fazination Radsport live und überlegen Sie sich dann ob es nicht mal wieder an der Zeit ist den deutschen Radsport durch Übertragungen und gute Artikel in den Printmedien gebührend zu unterstützen!
Ich hoffe mein Tagebuch hat euch und Ihnen einen guten Einblick in die Tour Woche gegeben. Über weiteres Interesse freuen wir uns sehr. Wenn Sie also mehr über uns erfahren möchten können Sie uns via Twitter, Facebook oder unsere Internetseite erreichen und so immer die neuesten News erfahren. Auf wiedersehen und hoffentlich bis zum nächsten Jahr bei der Bayern Rundfahrt 2015. Euer Sebastian!
Text: Marco Bertram (Einleitung), Sebastian Deckert (Tagebuch)
Fotos: Mario Stiehl
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