Ein toller Jahresauftakt für den für das rad-net ROSE Team fahrenden Berliner Maximilian Beyer beim letzten saisonalen Weltcup 2014/15 im kolumbianischen Cali. Mit seinem überraschenden Sieg im Omnium unterstrich das Talent die gute Basis, über die der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) in dieser stark aufgewerteten Olympiadisziplin verfügt. Nach Roger Kluge, der 2010 Europameister in diesem Wettbewerb wurde, aber seine letzte internationale Chance beim letzten Weltcup in London Anfang Dezember wohl verspielt haben dürfte, sind jetzt gleich drei Fahrer des BDR in der Lage, im Omniumwettbewerb eine gute Rolle spielen zu können.
Maximilian Beyer glänzt in Cali: Omniumsieg beim Weltcup gegen Jasper de Buyst
Neben Beyer sind das vor allem der amtierende Europameister der U 23 und Weltcup-Sieger von Guadalajara Lucas Liss und mit Theo Reinhardt ein weiterer Berliner, der zuletzt bei der Deutschen Meisterschaft im Omnium den Titel holte. Alle drei Fahrer sind beim rad-net ROSE Team unter Vertrag und kommen auch für den deutschen Vierer in Frage, so dass der Bundestrainer Sven Meyer abwägen muß, wem er letztlich den Vorzug für einen Start bei Olympia 2016 im Omnium geben sollte.
Die Leistung von Beyer in Cali war jedenfalls ein absolutes Ausrufezeichen, das nicht zu übersehen sein dürfte. Schon nach dem ersten Tag lag Beyer dank der Siege im Scratch und Ausscheidungsfahren sowie einem dritten Platz in der Einerverfolgung in Führung, als er im vierten Wettbewerb, dem 1000 m Zeitfahren, nur den 9. Platz hinter dem siegenden Neuseeländer Cameron Karwowski belegte, der auch die 250 m mit fliegendem Start für sich entscheiden konnte. Auch hier landete Beyer auf dem neunten Platz mit weiterhin aber guten Chancen auf den Gesamtsieg nunmehr hinter dem Neuseeländer auf Platz zwei liegend.
Das abschließende Punkterennen über 40 km musste dann die Entscheidung bringen und hier war Beyer clever genug, seine Chance zu nutzen. Er schaffte zwei Rundengewinne und zusätzliche 16 Punkte in den Wertungen, so dass am Ende 220 Punkte für ihn zu Buche standen. Drei Fahrer, die sogar drei Rundengewinne herausfuhren, waren für den Berliner in der Gesamtwertung keine Gefahr mehr, lediglich der starke Belgier Jasper de Buyst, der wie Beyer zwei Rundengewinne erzielen konnte, besaß noch eine Siegchance, landete jedoch mit 206 Punkten nur auf den zweiten Platz vor dem Schweizer Gael Suter, der mit 178 Punkten abgeschlagen Rang drei belegte.
Auch im Omnium der Frauen bot die Deutsche Anna Knauer einen großartigen Wettbewerb, den sie letztlich mit einem dritten Rang abschloß. Zunächst wurde sie Dritte im Scratch-Rennen, fuhr in der Einerverfolgung auf den fünften Rang und landete schließlich im Ausscheidungsfahren auf Platz sieben. Am zweiten Tag folgte ein 4. Platz im 500 m Zeitfahren und ein weiterer 7. Platz über die 250 m mit fliegendem Start. So lag Anna Knauer vor dem abschließenden Punkterennen über 25 km hinter der Niederländerin Kirsten Wild auf Rang zwei, den sie leider nicht verteidigen konnte. Es gab nur drei Rundengewinne von Fahrerinnen, die mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun hatten, so dass die Podiumskandidatinnen in den Wertungen gefordert waren. Am Ende siegte Kirsten Wild mit 190 Punkten überlegen vor der Spanierin Leire Olaberria mit 169 Punkten und Anna Knauer, die 166 Punkte erreichte und der Spanierin noch den Vortritt lassen musste.
Damit sorgten Maximilian Beyer und Anna Knauer für die beiden einzigen Medaillen des BDR, der aber mit den 5. Plätzen in der Mannschaftsverfolgung mit den Berlinern Henning Bommel und Theo Reinhardt sowie mit Charlotte Becker bei den Frauen den Aufwärtstrend in den letzten Monaten bestätigte. In Abwesenheit von Robert Förstemann und Stefan Bötticher sowie von Kristina Vogel und Miriam Welte war der Kurzzeitbereich in Cali nicht sehr erfolgreich, wenngleich der vierte Platz im Sprint und der 6. Platz im Keirin von Maximilian Levy nach langer Verletzungspause durchaus bemerkenswerte Resultate waren.
Sein Start beim 104. Berliner Sechstagerennen im Velodrom ab kommenden Donnerstag dürfte zur weiteren Formverbesserung im Hinblick auf die im Februar stattfindende Weltmeisterschaft in Frankreich führen.
Anmerkung: Unserem britischen Fotografen Guy Swarbrick wurde in Cali der Laptop aus dem Taxi gestohlen, so dass wir leider nur 5 Fotos präsentieren können, die er uns vorher noch auf Dropbox hochgeladen hat. Gern hätten wir sonst noch ein paar Fotos von Anna Knauers Triumphfahrt hinzugefügt.
Text: Bernd Mülle
Fotos: Guy Swarbrick
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