Bei herrlichem Sonnenschein aber kräftig wehendem eisigen Wind starteten die Flanders Classics am Samstag mit dem Omloop Het Nieuwsblad über die gehasst und geliebten Hellingen und Kasseien Ost Flanderns. Die meisten Fahrer hatten wohl noch den warmen Wüstenwind von der arabischen Halbinsel in Erinnerung, und nun hieß es wieder lang lang, Mütze aufsetzen, Windjacke und Neoprenhandschuhe anziehen. Bibbernd standen die meisten beim Einschreiben auf der Bühne und es fiel schwer, sich den vielen Schaulustigen, die in den Citadelpark von Gent gekommen waren, so einfach zu entziehen. Dabei spielte der Mann im Regenbogentrikot einmal mehr seine Rolle als Entertainer mindestens ebenso gut, wie die des besten (Ein)Radfahrers der Welt. Er kam als einer der ersten gab sich betont locker und war schon fast enttäuscht als der Sprecher Michel Wuyts keine weiteren Fragen mehr an ihn hatte. Also stieg er von der Präsentationsbühne und stellte sich bereitwillig den vielen Fernsehkameras und Fragen der Reporter. Anschließend erfüllte er die unzähligen Autogrammwünsche der belgischen Radsportfans und genoss das Bad in der Menge.
Belgisches Klassiker Wochenende mit Einstand nach Maß für die Gastgeber
Das Rennen begann typisch belgisch, direkt nach dem offiziellen Start in Merelbeke die ersten Attacken und nach wenigen Minuten stand die relativ große Ausreißergruppe, die sich zur Hälfte des Rennens einen Maximalvorsprung von knapp sechs Minuten erarbeitet hatte. Einziger Überlebender dieser Gruppe war der Franzose Alexis Gougeard vom Team Ag2r, der am Ende Fünfter wurde.
Die rennentscheidende Situation ereignete sich nach 143,5 Kilometer am 15 Prozent steilen Taaienberg, wo sich der Belgier Greg van Avermaet vom BMC Racing Team am Hinterrad des Briten Andrew Fenn vom Team SKY festbiss und anschickte zur Spitzengruppe aufzuschließen. Der 21jährige Tiesj Benoot (BEL) vom Team Lotto Soudal setzte nach und auch der Slowake Peter Sagan im Regenbogentrikot des Team Tinkoff nahm die Verfolgung zur Spitzengruppe auf. Im Finale konnte sich Greg van Avermaet, nach bereits 4 Podiumsplatzierungen bei der Tour of Qatar und Tour of Oman in dieser Saison, gegen Peter Sagan und Tiesj Benoot durchsetzen.
Andere hatten wesentlich weniger Glück wie der Luxemburger Jean Pierre Drucker, dem auf der Pflastersteinpassage Haaghoek der Lenker brach, wodurch nicht nur er, sondern auch sein Teamkollege Philippe Gilbert vom BMC Racing Team zu Fall kam. Ähnlich erging es auch Tony Martin, der lange Zeit wichtige Nachführarbeit für sein Team Etixx Quick Step und dessen Kapitän Tom Boonen verrichtete. Auf der einer der gefürchteten Kasseien rutschte ihm das Vorderrad weg und er ging recht unsanft zu Boden.
Recht gut dagegen schlugen sich die deutschen Youngsters wie Rick Zabel (BMC Racing Team) auf Platz 42 und Nils Politt (Team Katusha) Platz 100. Beide haben bereits im Vorjahr gezeigt, dass ihnen die belgischen Rennen liegen und sie schon bald, bei der Vergabe der vorderen Plätze ein ernstes Wörtchen mitreden werden.
Auch am Sonntag waren die Zuschauer dicht gedrängt als das Peloton kurz vor zwölf vor der Trabrennbahn in Kuurne losrollte. Vom leichten Trab wechselte das Tempo direkt nach dem offiziellen Start in den flotten Galopp und 11 Fahrer konnten sich vom Feld absetzen. Ihr Maximalvorsprung betrug nach 100 Kilometern rund 8 Minuten, doch 50 Kilometer vor dem Ziel wurde auch diese Gruppe wieder gestellt. Das Feld war zu diesem Zeitpunkt in drei größere Gruppen zerschlagen und alles sah nach einem Massensprint aus.
15 Kilometer vor dem Ziel machte der Belgier Jasper Stuyven vom Team Trek Segafredo den Sprintern einen Strich durch die Rechnung und konnte sich Meter für Meter von der ersten großen Gruppe absetzen. Die Sprinterteams hatten allesamt nicht genügend Fahrer in der Gruppe, um eine geordnete Nachführarbeit zu organisieren. Somit machte Stuyven das Wochenende für seine Landsleute perfekt und dem Norweger Alexander Kristoff vom Team Katusha und dem Franzosen Nacer Bouhanni vom Team Cofidis Solution Credits blieb nur der Sprint um die Plätze.
Der Slowake Peter Sagan vom Team Tinkoff unterstrich mit Platz 7 seine gute Form und wir sind gespannt, ob er zu den großen Klassiker Monumenten den Fluch des Regenbogentrikots abschütteln kann.
Fotos: Arne Mill