Bahn-WM in London: Erstes Gold für den BDR durch Joachim Eilers

BM Updated 04 März 2016
Bahn-WM in London: Erstes Gold für den BDR durch Joachim Eilers

EilersNachdem bereits 11 Nationen am ersten Tag der Bahnweltmeisterschaften in London Medaillen geholt hatten, konnte man im ersten Finale des zweiten Tages, dem 1000 Meter Zeitfahren der Männer, das schon in der 1. Session am Nachmittag entschieden wurde, erneut harte Auseinandersetzungen der leistungsmäßig immer enger zusammengerückten Weltelite des Bahnradsports erwarten. Dabei landete der Deutsche Joachim Eilers in seiner Spezialdisziplin einen weiteren Coup und fuhr als letzter Starter mit 1:00,042 Minuten die schnellste Zeit, was einem Stundenmittel von 59,958 km/h entsprach. Nach zwei zweiten und einem dritten Platz bei den Bahnweltmeisterschaften 2013-2015 gelang ihm nun in eindrucksvoller Weise der erstmalige Titelgewinn. 

 

Theo BosDer Niederländer Theo Bos als zweiter und der Franzose Quentin Lafargue als dritter Starter legten mit 1:00,461 Minuten und 1:01,581 Minuten ganz hervorragende Zeiten vor, die ihnen letztlich auch die beiden Podiumsplätze hinter Joachim Eilers einbrachten. Weder der Brite Matthew Crampton noch z.B. der zweite deutsche Teilnehmer Maximilian Dörnbach konnten die vorgelegten Zeiten toppen, wobei der junge Deutsche mit 1:02,425 Minuten sogar nur Platz zehn unter 15 Startern belegte. 

Im Nachmittagsprogramm fand auch die Qualifikation der Mannschaftsverfolgung der Frauen statt und hier enttäuschte das BDR-Quartett auf ganzer Linie. In der Besetzung Charlotte Becker aus Berlin, Stephanie Pohl, Mieke Kröger und Gudrun Stock fuhren sie mit mäßigen 4:32,398 Minuten unter 13 Teams auf einen enttäuschenden 10. Platz und verpassten damit die nächste Runde. Die vorgelegten Zeiten der USA, Kanada, Neuseeland und Australien von 4:16 bzw. 4:20 Minuten lagen für das BDR-Quartett in weiter Ferne und so sind die Aussichten für die kommenden Olympischen Spiele eher bescheiden.

Kristina VogelEine tolle Vorstellung in der 1. Runde im Keirin bot einmal mehr Kristina Vogel, die den dritten Lauf vor Anna Meares aus Australien gewann und damit problemlos in die zweite Runde einzog. In dieser musste sie sich der Chinesin Shuang Guo zwar äußerst knapp geschlagen geben, erreichte aber als Zweite ihres Laufes souverän das Finale, das auch die Britin Rebecca James, die Australierin Anna Meares, Liubov Basova aus der Ukraine und Hyejin Lee aus Korea erreichten. Im abendlichen Finale ging es zunächst um Platz 7-12 mit dem Sieg von Stephanie Morton aus Australien, bevor es um den Titel ging, den Anna Meares zu verteidigen hatte. Aber Kristina Vogel machte ihr einen Strich durch die Rechnung und gewann überzeugend von der Spitze aus fahrend die von ihr ersehnte Goldmedaille. Für Anna Meares blieb der zweite Platz vor der Britin Rebecca James, die sich alle ein tolles Finish geliefert hatten. Es war für den BDR am zweiten Tag die zweite Goldmedaille und für Kristina Vogel der dritte Weltmeistertitel im Keirin, den sie 2014 und schon im Jahre 2008 als Juniorin gewonnen hatte.

Laura TrottIm Scratchrennen der Frauen über 10 km ging die Goldmedaille an die Favoritin Laura Trott aus Grossbritannien, die in einem sehr bewegten, von diversen Vorstößen geprägten Rennen die Nerven behielt und erst in den letzten Runden zur Attacke ansetzte, die letztlich gegen starke Konkurrenz zum Erfolg führte. Die weiteren Podiumsplätze belegten Kirsten Wild aus den Niederlanden und die Kanadierin Stephanie Roorda, während die Mitfavoritin aus Belgien Jolien D’Hoore mit dem undankbaren vierten Platz vorliebnehmen musste. Ein beherztes Rennen fuhr auch die Berlinerin Charlotte Becker, die sich an einem aussichtsreichen Ausreißversuch beteiligte und bis kurz vor Schluß auf Medaillenkurs lag, aber als Laura Trott heranstürmte, konnte die Berlinerin nicht mehr gegenhalten und landete schließlich auf einem dennoch guten 9. Platz unter 20 Platzierten, von denen nur die Irin Lydia Boylan eine Runde verlor, nachdem sie zunächst in der Ausreißergruppe mit Charlotte Becker unterwegs war. 

BahnviererAm zweiten Tag stand auch die Entscheidung in der Mannschaftsverfolgung der Männer an, wo zunächst am Nachmittag die 1. Runde zur Austragung kam mit erneut tollen Zeiten unter vier Minuten, die von dem deutschen Bahnvierer diesmal mit Theo Reinhardt, Nils Schomber, Kersten Thiele und Domenic Weinstein erneut nicht erreicht wurden. Mit 4:00,032 Minuten unterlag man den Russen, die 3:59,921 fuhren und in den Zeiten dennoch klar hinter den Dänen, den Briten und Australiern lagen, die alle die Uhren bei ca. 3:54 Minuten stehen ließen. Die in der Qualifikation als Dritte so starken Neuseeländer unterlagen den Australiern klar und erzielten dabei eine mit 4:00,280 Minuten sogar schlechtere Zeit als die Deutschen, so dass für sie nur der Lauf um Rang sieben gegen die Niederlande übrig blieb. Hier zeigten sie noch mal ihr Können und rehabilitierten sich mit einer Zeit von 3:55,875 Minuten, die für sie die Medaillenchance bei den Olympischen Spielen offen lässt, während die Aussichten für den deutschen Bahnvierer auf Edelmetall eher gesunken sind.

LondonIm Finale um Platz fünf, wo man erneut auf Russland traf, wurde Domenic Weinstein durch Leif Lampater ersetzt, doch gemeinsam mit Theo Reinhardt, Nils Schomber und Kersten Thiele hatten sie gegen die Russen wiederum das Nachsehen. Die Uhren blieben dieses Mal gar bei 4:01,725 Minuten stehen und damit waren sie zwei Sekunden langsamer als die Russen. Der sechste Platz bei dieser Weltmeisterschaft, wo es in keinem Lauf gelang unter vier Minuten zu bleiben, ist schon ein wenig enttäuschend und sollte so gesehen durchaus noch Chancen für einen Leon Rohde oder Maximilian Beyer bereit halten, um eventuell noch auf den Olympiazug aufzuspringen. 

londonNach dem Gewinn der Bronzemedaille für das von Lasse Norman Hansen angeführte dänische Team, die in 3:55,936 Minuten die überraschend starken Italiener schlugen, boten die Briten und Australier ein Finale um Gold, das nahezu sensationell verlief. Von Beginn an führten die topmotivierten Australier Sam Welsford, Michael Hepburn, Callum Scotson und Miles Scotson in der Höhle des Löwen und ließen den Briten keine Luft zum Atmen. So starke Fahrer wie Jonathan Dibben, Edward Clancy, Owain Doull und Bradley Wiggins versuchten alles, um vor eigenem Publikum das Blatt noch zu wenden. Aber die Aussies hielten voll dagegen und sicherten sich mit ausgezeichneten 3:52,727 Minuten die Goldmedaille vor Grossbritannien, die sich mit 3:53,856 Minuten auch nochmals steigerten. 

welcomeDie Enttäuschung konnte man besonders Bradley Wiggins bei der Siegerehrung ansehen, der vor heimischen Publikum nur allzu gern das oberste Treppchen bestiegen hätte. Man kann sich jetzt schon auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro freuen, wo der sympathische Brite versuchen wird, den Spieß umzudrehen. Dagegen ist es mehr als fraglich, ob der deutsche Vierer den aktuell zeitlichen Rückstand von nahezu sieben bis acht Sekunden zu etwaigen Medaillenplätzen noch in der verbleibenden Zeit aufholen kann.

Text: Bernd Mülle        

Fotos: Arne Mill

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