3. Tag der Bahn-DM: Erstes Edelmetall für den Ausdauerbereich des BDR

BM Updated 06 März 2016
3. Tag der Bahn-DM: Erstes Edelmetall für den Ausdauerbereich des BDR

weinsteinEingeteilt in drei Sessionen begann der Freitag bei der Bahnweltmeisterschaft in London bereits am Vormittag mit der Sprintqualifikation der Männer, in der mit Maximilian Levy und Max Niederlag auch zwei Fahrer des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) an den Start gingen. Die Konkurrenz mit insgesamt 34 Teilnehmern war groß, darunter so starke Fahrer wie die Franzosen Francois Pervis und Titelverteidiger Gregory Bauge, der Russe Denis Dmitriev oder der Niederländer Jeffrey Hoogland. Nach der 200 m Qualifikation, die der Australier Matthew Glaetzer in 9,766 Sekunden knapp vor den mit 9,767 Sekunden zeitgleichen Jason Kenny aus Grossbritannien und Jeffrey Hoogland aus den Niederlanden gewann, folgten noch am Vormittag das Sechzehntel- und das Achtelfinale. Die deutschen Starter Max Niederlag mit sehr guten 9,868 Sekunden als Sechster und Maximilian Levy, der sich nur als 21. mit 10,032 Sekunden für die nächste Runde qualifizieren konnte und dabei in guter Gesellschaft von Francois Pervis (22.) war, mussten dann in ihren Zweierläufen gegen den Franzosen Quentin Lafargue und gegen den Russen Denis Dmitriev antreten.

LondonDoch bis es soweit war, wurde die erste Disziplin des Omniums der Männer ausgetragen, in dem 20 Fahrer an den Start gingen, darunter so bekannte Namen wie der Titelverteidiger Fernando Gaviria aus Kolumbien, Elia Viviani aus Italien, Lasse Norman Hansen aus Dänemark, Jasper de Buyst aus Belgien, Thomas Boudat aus Frankreich, Glenn O’Shea aus Australien, der Brite Mark Cavendish und Roger Kluge aus Eisenhüttenstadt. Die Favoriten zeigten sich gleich im Scratchrennen über 15 km, das Thomas Boudat vor Artyom Zakharov aus Kasachstan und Elia Viviani gewann und Roger Kluge mit seinem vierten Platz sich eine gute Ausgangsposition verschaffte.

Im folgenden Sechzehntelfinale der Sprinter mit nur einem Lauf setzte sich Max Niederlag gegen den Franzosen Quentin Lafargue durch, während für Maximilian Levy hier schon Endstation war. Der Russe Denis Dmitriev, seines Zeichens immerhin Vizeweltmeister des Vorjahres und mehrfacher Europameister, war von Maximilian Levy nicht zu schlagen, der seine Chance für den olympischen Sprintwettbewerb nicht nutzen konnte. Aber lange blieb auch Max Niederlag nicht mehr im Wettbewerb, der in seinem Achtelfinallauf gegen den in Berlin bestens bekannten Damian Zielinski aus Polen den Kürzeren zog und auch im Hoffnungslauf gegen den Neuseeländer Sam Webster unterlag und somit nicht mehr die Qualifikation für das Viertelfinale schaffte und ausschied. Er befand sich dabei in guter Gesellschaft, denn auch Fahrer wie Francois Pervis, Jeffrey Hoogland, der Tscheche Pavel Kelemen oder der Neuseeländer Edward Dawkins blieben vorzeitig auf der Strecke.

Für den BDR sollte aber an diesem Vormittag doch noch einmal die Sonne scheinen, als Domenic Weinstein in der Qualifikation der Einzelverfolgung einen ganz starken Auftritt hinlegte. Im Duell mit dem Niederländer Dion Beukeboom im letzten der acht Läufe erzielte er mit 4:16,206 Minuten eine Zeit, die nur knapp von dem überraschend starken Italiener Filippo Ganna mit 4:16,127 Minuten übertroffen wurde. Damit erreichte Domenic Weinstein  mit neuem deutschen Rekord – zuletzt hatte er diesen im Oktober 2015 auf 4:17,417 Minuten verbessert – das abendliche Finale, in das er durchaus mit der Chance auf Gold geht. Aber selbst die schon sichere Silbermedaille kann der junge Deutsche schon als großen Erfolg verbuchen.

welteDie zweite Session am Nachmittag begann mit dem 500 Meter Zeitfahren der Frauen und hier vertrat Miriam Welte nahezu schon traditionsgemäß die deutschen Farben. Aber die Trauben hingen für sie in diesem Jahr zu hoch und nach dem Verletzungspech des letzten Jahres, das sie schon bei den Europameisterschaften behindert hatte, scheint ein wenig die Spritzigkeit verlorengegangen zu sein. Die Weltmeisterin von 2014 schaffte dieses Mal nur eine Zeit von 34,192 Sekunden und belegte damit den 7. Platz, während die Russin Anastasiia Voinova in glänzenden 32,959 Sekunden relativ klar den Titel errang vor Wai Sze Lee aus Hongkong und Elis Ligtlee aus den Niederlanden.

Die 1. Runde in der Mannschaftsverfolgung der Frauen ging ohne deutsche Beteiligung über die Bühne und in den vier Läufen hießen die Sieger Italien, Grossbritannien, Kanada und die USA, die mit 4:14,806 Minuten unter Führung von Sarah Hammer die absolute Bestzeit fuhren und im Finale um Gold auf Kanada treffen. Die mitfavorisierten Britinnen mit Laura Trott an der Spitze werden um Bronze gegen Neuseeland fahren, während die Topfavoriten aus Australien – in ihrem Lauf der USA klar unterlegen - als Titelverteidiger nur noch um Platz fünf gegen Italien kämpfen können.

Den Abschluss des Nachmittags bildete die zweite Disziplin des Omniums, die 4 km Einzelverfolgung, die noch zu keiner Vorentscheidung führte. Etwas überraschend gewann der Kolumbianer Fernando Gaviria mit guten 4:19,000 Minuten vor Lasse Norman Hansen und Elia Viviani, der damit nach zwei Disziplinen die Führung mit 72 Punkten vor Artyom Zakharov mit 66 und Thomas Boudat mit 64 Punkten übernahm. Hinter Fernando Gaviria mit 62 Punkten liegt Roger Kluge mit 60 Punkten noch gut im Rennen um Edelmetall, nachdem er in der Einzelverfolgung immerhin den 8. Platz belegt hatte. 

In der Abendveranstaltung als 3. Session waren zunächst die Frauen im Finale der Mannschaftsverfolgung an der Reihe. Die beste Zeit fuhr der Vierer aus Grossbritannien, der mit 4:16,540 Minuten in der Besetzung Laura Trott, Elinor Barker, Ciara Horne und Joanna Rowsell-Shand die Bronzemedaille gegen Neuseeland gewann, während im Rennen um Gold die USA mit Sarah Hammer, Kelly Catlin, Chloe Dygert und Jennifer Valente zwar gegen Kanada mit Allison Beveridge, Jasmin Glaesser, Kirsti Lay und Georgia Simmerling den Titel holte, aber mit ebenfalls ausgezeichneten 4:16,802 Minuten etwas langsamer als die Britinnen waren. Es war eine kleine Genugtuung für Laura Trott & Co., die nur allzu gern den Titel vor heimischen Publikum gewonnen hätten. 

weinsteinEine erste Medaille für den Ausdauerbereich des BDR gab es dann in der Einzelverfolgung der Männer, wo Domenic Weinstein im Finale auf den jungen, erst 19-jährigen italienischen Emporkömmling Filippo Ganna traf. Nachdem zunächst im rein britischen Duell um Bronze Andrew Tennant gegen Owain Doull siegte, startete ein äußerst spannendes Duell um den Titel, das der Italiener zunächst furios begann. Erst an der 1000 m-Marke wechselte die Führung auf Domenic Weinstein, der diese immer sehr knapp behauptete, bevor der Italiener  kurz vor Vollendung der 14. Runde wieder die Führung übernahm. Sein Schlussspurt in den letzten beiden Runden war vom Deutschen nicht mehr zu kontern, der sich mit der Silbermedaille zufriedengeben musste. Schon im vergangenen Oktober bei der Europameisterschaft in Grenchen hatte Domenic Weinstein eine Silbermedaille in seiner Spezialdisziplin errungen und hier nun diese Leistung eindrucksvoll bestätigt. 

Bevor das Punkterennen der Männer über 40 km begann, trugen die Omniumfahrer als dritte Disziplin das Ausscheidungsfahren aus, das wie die Einzelverfolgung vom starken Kolumbianer Fernando Gaviria gewonnen wurde. Der Kolumbianer, in diesem Jahr auch auf der Straße im WorldTour-Team Etixx-Quick Step an der Seite von Tony Martin und Marcel Kittel unterwegs, unterstreicht hier einmal mehr auch seine enormen Fähigkeiten auf der Bahn. Der erst 21-jährige Shooting-Star mit seinem Titelgewinn aus dem Vorjahr avanciert nach den ersten drei Disziplinen eindeutig zum Topfavoriten und liegt mit 102 Punkten derzeit an zweiter Stelle hinter Elia Viviani mit 104 Punkten. Aussichtsreich im Rennen liegen auch mit 98 Punkten Thomas Boudat und Roger Kluge mit 96 Punkten, der hinter Mark Cavendish im Ausscheidungsfahren Dritter wurde.

LondonDas abschließende Punktefahren bildete dann den Höhepunkt des Abends, nicht nur durch den Sieg des Lokalmatadoren Jonathan Dibben. Von den ursprünglich vorgesehenen 22 Startern fehlte überraschenderweise der Deutsche Leif Lampater, für den der BDR auch keinen Ersatzmann stellen konnte oder wollte. Der in den letzten Jahren stets in absoluter Topform fahrende Leif Lampater schien für das Punkterennen nicht chancenlos, umso bedauerlicher war sein nicht erfolgter Start. Das Rennen selbst prägten fünf Fahrer, die einen Rundengewinn vollzogen und dann die Wertungsspurts unter sich ausmachten. Neben Jonathan Dibben waren der Belgier Kenny de Ketele, der Österreicher Andreas Graf, der Franzose Benjamin Thomas und der Außenseiter aus Japan, Eiya Hashimoto, die Protagonisten, die dem Rennen den Stempel aufdrückten und in zwölf der 16 Wertungen den Sieger stellten. Vor der letzten Wertung lag der sensationell stark fahrende Andreas Graf mit 45 Punkten vor Jonathan Dibben mit 43 Punkten in Führung und in einem fulminanten Finale gewann der Brite den Schlussspurt knapp vor dem Österreicher, so dass am Ende beide Fahrer 48 Punkte auf ihrem Konto hatten und der letzte Spurtsieg von Jonathan Dibben ihm den umjubelten Weltmeistertitel einbrachte. Mit 43 Punkten sicherte sich Kenny de Ketele, amtierender Europameister hinter dem Derny, die Bronzemedaille in einem phantastischen Finale mit etlichen Rundenverlusten und nicht weniger als fünf Fahrern, die das Rennen nicht beendeten. 

Text: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Bahn-WM in London

 

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