Deutsche Fahrer bei Driedaagse De Panne-Koksijde in guter Form

In der noch jungen Straßensaison stehen nach der über drei Etappen – mit am Schlusstag zwei Halbetappen – führenden Rundfahrt Driedaagse De Panne-Koksijde die zwei sieghungrigsten Fahrer Marcel Kittel aus Deutschland und der Norweger Alexander Kristoff mit jeweils sechs Saisonsiegen wieder gemeinsam an der Spitze der Fahrer-Rangliste. Nachdem sich der Norweger vom Team Katusha auf der ersten Etappe von De Panne nach Zottegem über 198,2 km mit dem Spurtsieg gegen den Kasachen Alexey Lutsenko und den Niederländer Lieuwe Westra, beide vom Astana Pro Team, durchgesetzt und mit dem 6. Sieg vorgelegt hatte, musste Marcel Kittel von Etixx-Quick Step noch bis zur ersten Halbetappe des Schlusstags warten, um nach Erfolgen wieder gleichzuziehen.

Während Alexander Kristoff den Spurtsieg aus einer Dreiergruppe errang und die beiden etwas ungeschickt taktierenden Astana Fahrer in Schach hielt, zeigten in der Verfolgergruppe einige junge deutsche Fahrer wie Rick Zabel (24.) vom BMC Racing Team und Nils Politt (29.) vom Team Katusha ihr Können, als sie nur 36 Sekunden auf den Sieger einbüßten. Mit dem gleichen Rückstand kam als bester Deutscher Tony Martin von Etixx-Quick Step ins Ziel, der auf dem 12. Platz landete. Unter den 166 gestarteten Profis in 22 Teams, darunter die in Deutschland lizensierten Teams Bora-Argon 18 und Stölting Service Group, waren insgesamt 11 deutsche Fahrer dabei, die sich im Laufe dieser drei Tage ganz hervorragend in Szene setzten. Zu erwähnen auf der ersten Etappe war noch die Leistung des jungen Dänen Mads Pedersen von Stölting Service Group, der als Vierter nur 29 Sekunden Rückstand aufzuweisen hatte. Bei der Fahrt bei typischem Klassikerwetter mit Wind und Regen standen gleich elf Hellingen auf dem Programm und so riss das Feld schon recht früh bei einem Schnitt von nahezu 52 km/h auseinander. So war es nicht verwunderlich, dass gleich 28 Fahrer das Rennen am ersten Tag aufgaben.  

Die zweite Etappe führte über 211,1 km von Zottegem nach Koksijde und hier kam es am Ende zu einem Massenspurt, den der Italiener Elia Viviani vom Team Sky hauchdünn vor Marcel Kittel und Alexander Kristoff gewann, während Andre Greipel von Lotto-Soudal auf Rang 13 einkam. In der Fahrt über dieses Mal fünf Hellingen bildete sich eine frühe Ausreißergruppe mit acht Fahrern, darunter auch der junge Deutsche Jonas Tenbrock von Stölting Service Group, der sich glänzend in Szene setzte. Am Ende aber gab es den fast schon obligatorischen Massenspurt, der von den Teamkameraden Marcel Kittels zwar gut vorbereitet wurde, aber im Finale nicht den erhofften Erfolg brachte, da Marcel Kittel etwas zu früh im Wind stand und der Italiener aus seinem Schatten den Angriff startete.

Die Revanche von Marcel Kittel folgte auf der ersten Halbetappe des Schlusstages, als es in De Panne wieder zum Massenspurt nach 111,5 km kam und es sogar einen sensationellen deutschen Doppelsieg gab. Dafür sorgte der junge Phil Bauhaus von Bora-Argon 18, der sogar den Gesamtführenden Alexander Kristoff auf Platz drei das Nachsehen geben konnte. Vor dem abschließenden Einzelzeitfahren am Nachmittag über 14,2 km führte Alexander Kristoff mit 7 Sekunden Vorsprung vor Alexey Lutsenko und 12 Sekunden vor Lieuwe Westra, der als guter Zeitfahrer durchaus noch Chancen auf den Gesamtsieg hatte. Hervorragend auch die Platzierung des jungen Dänen Mads Pedersen mit 45 Sekunden Rückstand auf Platz 4 und auch Rick Zabel und Tony Martin auf den Plätzen 7 und 8 mit jeweils 50 Sekunden Rückstand lagen noch gut im Rennen. Für den starken Zeitfahrer Tony Martin schien aber die Strecke zu kurz, um noch ganz nach vorn aufs Podium zu gelangen.

Gespannt war man aber auch vor allem auf Nils Politt, der sich beim Team Katusha immer besser entwickelt und ja über bekannt starke Zeitfahrerqualitäten verfügt. Als 20. der Gesamtwertung mit nur 52 Sekunden Rückstand zum Spitzenreiter und Teamkameraden Alexander Kristoff schien hier noch einiges möglich, insbesondere im Hinblick auf die Wertung des besten Nachwuchsfahrers, wo er den zweiten Platz hinter Mads Pedersen inne hatte, der nur sieben Sekunden vor ihm lag. 

So war große Spannung für das Finale vorprogrammiert und der Einlauf am Ende mit drei Erstplatzierten innerhalb einer Sekunde sorgte für ein Novum. Hauchdünn triumphierte dabei der Pole Maciej Bodnar von Tinkoff mit einer Fahrzeit von 17:39,27 Minuten vor Tony Martin mit 17:39,58 und dem Schweizer Tom Bohli vom BMC Racing Team mit 17:39,72 Minuten. Nur knapp geschlagen mit 2,9 Sekunden Rückstand belegte der Niederländer Lieuwe Westra zwar den undankbaren vierten Platz, aber dieser reichte dann für den Gesamtsieg der Driedaagse De Panne-Koksijde, womit er die Nachfolge von Alexander Kristoff antrat, der im letzten Jahr diese Rundfahrt dominiert hatte und sich jetzt mit Platz zwei zufrieden geben musste, da er im Zeitfahren als Achter 28,68 Sekunden preisgab. Somit lag er 13 Sekunden hinter Lieuwe Westra, aber knapp vor Alexey Lutsenko, der am Ende 16 Sekunden Rückstand aufwies. 

Bester Deutscher auf einem ausgezeichneten vierten Platz war Tony Martin mit 35 Sekunden Zeitverlust, während Nils Politt durch sein tolles Einzelzeitfahren – Platz 13 mit 42,22 Sekunden Rückstand – noch mit einem sensationellen 9. Platz unter die Top Ten landete und dabei nur 1:19 Minuten einbüßte. In der Nachwuchswertung behielt er seinen zweiten Platz und da auch Mads Pedersen wieder eine starke Leistung bot, reichte es „nur“ zur Zeitgleichheit mit dem Dänen. Zu erwähnen ist auch die gute Leistung von Rick Zabel, der nur 1:34 Minuten verlor und auf Platz 13 die Rundfahrt beendete, nachdem er im Einzelzeitfahren als 21. eine Topleistung abgeliefert hatte. Der zweite Platz von Marcel Kittel in der Punktewertung und der fünfte Platz von Jonas Tenbrock in der Bergwertung untersteichen ebenfalls die guten Leistungen der deutschen Fahrer unmittelbar vor der bevorstehenden Flandern-Rundfahrt. 

Text: Bernd Mülle 

Fotos: Arne Mill

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