Millimeterentscheidung! Marcel Kittel holt ersten deutschen Sieg bei der 103. Tour de France

War das etwa ein gutes Omen für das EM-Halbfinale im Fussball zwischen Frankreich und Deutschland am kommenden Donnerstag? Der deutsche Topsprinter Marcel Kittel von Etixx-Quick Step bezwang den Franzosen Bryan Coquard von Direct Energie hauchdünn beim Finale der längsten, diesjährigen Tour-Etappe von Saumur nach Limoges über 237,5 km. Damit hatte man nicht unbedingt gerechnet, denn die etwas ansteigende Zielgerade war eher etwas für einen Andre Greipel von Lotto Soudal oder einem Peter Sagan von Tinkoff, der immerhin noch Dritter wurde und seine Spitzenposition verteidigte. Dagegen landete Andre Greipel nur auf Platz 19, obwohl sein Team den Sprint gut vorbereitete. Aber der gebürtige Rostocker hatte mit technischen Problemen zu kämpfen, die ihn im Finale behinderten und keine Chance für eine Topplatzierung ließen.

Für Marcel Kittel, der aufgrund des knappen Ausgangs erst mit Verzögerung jubeln durfte, war es der 9. Etappensieg bei der Tour, womit er mit dem vor kurzem verstorbenen Rudi Altig gleichzog. Sein Jubel war dann aber umso heftiger und er war stolz auf sein Team, das hervorragend gearbeitet hatte. Er sah schon wie der sichere Sieger aus, als der Franzose immer stärker auf den letzten Metern aufkam. Schulter an Schulter überquerten sie die Ziellinie und mit bloßem Auge war der Sieger nicht auszumachen. Das Zielfoto zeigte den Millimeter-Sieg des Deutschen auf, der erst spät mit seinen Helfern an der Spitze des Feldes zu sehen war. Für sie hatte sich am Ende die Taktik gelohnt, während die Mannschaft Lotto Soudal offensichtlich zu früh die Entscheidung gesucht hatte und damit letztlich leer ausging.

In Szene setzte sich auch wieder die deutsche Mannschaft Bora-Argon 18, die mit Andreas Schillinger lange Zeit in einer späteren, vierköpfigen Spitzengruppe fuhr, zu der noch der Spanier Markel Irizar von Trek-Segafredo, der Belgier Oliver Naesen von IAM Cycling und der Franzose Alexis Gougeard von Ag2r La Mondiale gehörten. Bis zu sechs Minuten betrug ihr Vorsprung, bevor sie sieben Kilometer vor dem Ziel vom Feld eingeholt wurde, nachdem Alexis Gougeard schon früher wieder zurückgefallen war. 

Für Mark Cavendish von Dimension Data reichte es diesmal nur zum 8. Platz, so dass er seine Führung in der Punktewertung mit 142 Punkten gegen Peter Sagan einbüßte, der jetzt 147 Punkte auf seinem Konto hat. Durch seinen heutigen Tagessieg hat sich Marcel Kittel auf den dritten Platz in dieser Wertung verbessert und mit jetzt 137 Punkten verfügt er über eine gute Ausgangsposition für die nächsten Tage. In der Gesamtwertung führt weiterhin Peter Sagan mit 12 Sekunden vor dem Franzosen Julian Alaphilippe von Etixx-Quick Step und 14 Sekunden vor dem Spanier Alejandro Valverde vom Movistar Team. Bestplatzierter deutscher Fahrer ist Emanuel Buchmann von Bora-Argon 18, der mit einem Rückstand von 35 Sekunden auf Platz 39 liegt und in der Nachwuchswertung, die Julian Alaphilippe anführt, den 9. Platz einnimmt.

Die Bergwertung wird vom Belgier Jasper Stuyven von Trek-Segafredo vor dem Deutschen Paul Voss von Bora-Argon 18 angeführt, während in der Mannschaftswertung die Teams Orica-BikeExchange und Sky zeitgleich in Führung liegen. Unter den 22 Teams liegen die deutschen Teams Giant-Alpecin auf Platz 12 und Bora-Argon 18 auf Platz 19. 

Die morgige fünfte Etappe führt über 216 km von Limoges nach Le Lioran und ist mit sechs Anstiegen der Kategorien 2 bis 4 ausgestattet. Für die Sprinter bietet sich hier zunächst keine weitere Möglichkeit zum Punkten, diese Etappe ist eher etwas für Ausreißer. Hoffen wir, dass von den deutschen Teilnehmern der ein oder andere es in eine Gruppe schafft, die dann den Sieg unter sich ausmacht.

Text: Bernd Mülle  

Fotos: Arne Mill

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