Doppelsieg von Greg van Avermaet bei E3 Harelbeke und Gent-Wevelgem

BM Updated 28 März 2017
Doppelsieg von Greg van Avermaet bei E3 Harelbeke und Gent-Wevelgem

Jeweils 25 Teams mit 200 Fahrern nahmen die diesjährigen Austragungen der beiden WorldTour-Rennen E3 Harelbeke und Gent-Wevelgem in Angriff, die über 206,1 km bzw. 249,2 km führten und als Generalprobe für die am kommenden Sonntag stattfindende Flandern-Rundfahrt galten. Am Ende beider Rennen durften die belgischen Fans jubeln, die am Freitag einen belgischen Dreifachsieg und am Sonntag einen Doppelsieg feierten. Im Top-Fahrerfeld mit vielen Favoriten wie dem slowakischen Weltmeister Peter Sagan von Bora-Hansgrohe, dem Norweger Alexander Kristoff von Katusha Alpecin, dem Niederländer Niki Terpstra von Quick-Step Floors oder dem Deutschen John Degenkolb von Trek-Segafredo waren es am Ende die Belgier, die mit Greg van Avermaet vom BMC Racing Team einen Doppelsieg errangen.

Nach seinem Sieg beim Omloop Het Nieuwsblad stellte sich Greg van Avermaet an diesem Wochenende erneut in bestechender Form vor. In Harelbeke gab es zunächst einen echten Klassiker mit vielen Ausreißversuchen, aber auch reichlich Stürzen und Defekten, denen einige prominente Fahrer zum Opfer fielen. Die 15 Hellingen u.a. mit dem Oude Kwaremont sowie die fünf Kopfsteinpflasterpassagen sorgten für Bewegung im Feld und bereits hier zeigten sich Favoriten wie Peter Sagan, Greg van Avermaet oder der fünfmalige Sieger dieses Rennens Tom Boonen von Quick-Step Floors. Eine Vorentscheidung zeichnete sich dann etwa 60 Kilometer vor dem Ziel ab, als sich eine 12-köpfige Spitzengruppe am bis zu 11 Prozent steilen Eikenberg aus dem Staub machte. 

E3

Die Gruppe war hochkarätig besetzt, u.a. mit den Belgiern Greg van Avermaet, Philippe Gilbert von Quick-Step Floors, Sep Vanmarcke von Cannondale-Drapac und dem Australier Luke Durbridge von Orica-Scott, dazu hatte sich auch der Österreicher Lukas Pöstlberger vom deutschen Team Bora-Hansgrohe gesellt, dessen Teamkollege Peter Sagan bedingt durch einen Sturz allerdings schon bald zu den geschlagenen Akteuren zählen sollte. Im Feld machte Tony Martin von Katusha Alpecin die Tempoarbeit, aber er war dabei auf sich allein gestellt, so dass ein Zusammenschluss des Feldes nicht mehr realisiert werden konnte.

Greg

Am Paterberg kam es etwa 40 Kilometer vor dem Ziel zu einem Vorstoß von Greg van Avermaet, dem nur noch seine Landsleute Philippe Gilbert und Oliver Naesen von Ag2r La Mondiale folgen konnten, die sukzessive ihren Vorsprung vergrößerten. Nachdem Oliver Naesen bei einer Tempoverschärfung zunächst abreißen lassen musste und mit letzter Kraft wieder Anschluss fand, hatte er aber offensichtlich beim Zielspurt sein Pulver verschossen. Den Antritt von Greg van Avermaet konnte dann der noch aufkommende Philippe Gilbert letztlich nicht mehr Paroli bieten. Während Oliver Naesen zeitgleich Dritter wurde, führte der Australier Luke Durbridge mit 40 Sekunden Rückstand die Verfolger vor Lukas Pöstlberger ins Ziel. In einer größeren Gruppe, die 52 Sekunden verlor, belegten die Deutschen John Degenkolb Platz 13 und Tony Martin Platz 21.

Ebenso hochkarätig besetzt war das Fahrerfeld bei der 79. Austragung von Gent-Wevelgem und erneut war es der sich in Topform befindliche Belgier Greg van Avermaet, der hier seinen dritten, diesjährigen Klassiker-Sieg errang und damit die Spitzenposition in der WorldTour-Rangliste mit 1.498 Punkten vor Peter Sagan mit 1.215 Punkten übernahm. Beim nächsten Highlight, der Flandern-Rundfahrt am kommenden Sonntag, darf man sich schon jetzt auf ein tolles Duell dieser beiden Protagonisten freuen, denen aber mit Sicherheit beachtliche Konkurrenz das Leben schwer machen wird. 

Gent

Bei Gent-Wevelgem war es zunächst eine neunköpfige Spitzengruppe, die das Feld ziehen ließ und die dabei bis zu acht Minuten Vorsprung erreichte. Als etwa 100 Kilometer vor dem Ziel nicht weniger als sechs Hellinge vor den Fahrern lagen und im Feld sich das Tempo erhöhte, schmolz der Vorsprung der Ausreißer allmählich. Weitere Ausreißversuche u.a. mit Tony Martin und Marcus Burghardt von Bora-Hansgrohe folgten, wurden aber nach kurzer Zeit wieder im Keim erstickt, so dass das Rennen, nachdem die ursprüngliche Spitzengruppe zersplitterte und dann gänzlich eingeholt war, etwa 35 Kilometer vor dem Ziel wieder völlig offen war.

Am Kemmelberg zeigte sich der spätere Sieger erstmals, als er ein Höllentempo vorlegte, dem selbst John Degenkolb zunächst nicht folgen konnte. Nur der Weltmeister Peter Sagan reagierte und schloss zu Greg van Avermaet auf, während der Deutsche dann die folgende Abfahrt nutzte, um auch wieder den Anschluss zu finden. Die Gruppe wuchs schließlich auf 14 Fahrer an, als noch 30 Kilometer zu fahren waren. Stark vertreten mit drei Mann war Quick-Step Floors mit Niki Terpstra, dem Italiener Matteo Trentin und dem Tschechen Zdenek Stybar, darüber hinaus waren mit dem Australier Michael Matthews von Sunweb, dem Norweger Edvald Boasson Hagen von Dimension Data und dem Italiener Sonny Colbrelli von Bahrain Merida durchaus Fahrer dabei, die sich Chancen bei einem Zielsprint ausrechnen durften. Der Vorsprung der Gruppe vor dem Feld betrug 30 Sekunden, als Greg van Avermaet mit einer weiteren Attacke startete und nur noch Peter Sagan, Niki Terpstra, der Däne Sören Kragh Andersen von Sunweb und der Belgier Jens Keukeleire von Orica-Scott folgen konnten. 

Gent

Der überragende Greg van Avermaet konnte es nicht lassen und forcierte dann nochmals das Tempo, dem nur noch Jens Keukeleire im Windschatten folgte. Der Weltmeister Peter Sagan zögerte in diesem Moment und schon hatte das Duo einen kleinen Vorsprung herausgefahren, der maximal auf 15 Sekunden anwuchs und sich am Ziel auf sechs Sekunden reduziert hatte, ohne dass die Verfolger noch die Chance zum Aufschließen hatten. Gegen die geballte Kraft von Greg van Avermaet hatte Jens Keukeleire im Sprint keine Chance, während Peter Sagan den Spurt um Platz drei vor Niki Terpstra und John Degenkolb gewann. Für den Deutschen eröffnet sich jetzt bei der Flandern-Rundfahrt eine weitere Gelegenheit, zum dritten Mal eines der Radsport-Monumente zu gewinnen. Die aufsteigende Formkurve sollte John Degenkolb zuversichtlich machen, die Unterstützung durch sein Team ist mit Sicherheit garantiert.

Bei Gent-Wevelgem waren außer den Profis auch die Frauen mit einem Rennen über 140,2 km im Rahmen des WorldTour Kalenders gefordert und hier siegte im Massenspurt die schnelle Finnin Lotta Lepistö von Cervelo-Bigla vor der Belgierin Jolien d’Hoore von Wiggle- High5 und der US-Amerikanerin Coryn Rivera von Sunweb, nachdem die Finnin bereits bei Dwars door Vlaanderen kurz zuvor schon siegreich war. Nach etwa 70 Kilometern zersplitterte das Feld, zudem sorgten einige Stürze für Aufgaben, aber letztlich bildete sich vorn eine größere Gruppe mit etwa 30 Fahrerinnen.

Es gab dann 40 Kilometer vor dem Ziel einige Attacken, u.a. von der Niederländerin Anna van der Breggen von Boels-Dolmans und der Italienerin Giorgia Bronzini von Wiggle-High5, doch gefährlich wurde erst der Vorstoß von der Luxemburgerin Christine Majerus von Boels-Dolmans, dem sich hochkarätige Fahrerinnen wie die Australierin Katrin Garfoot von Orica-Scott, die Niederländerin Ellen van Dijk von Sunweb und die Italienerin Elisa Longo Borghini von Wiggle-High5 anschlossen. Aber auch sie wurden wieder gestellt, genauso wie der letzte Ausreißversuch von der Niederländerin Janneke Ensing von Ale Cipollini und der Russin Olga Zabelinskaya von Bepink Cogeas, so dass es zu dem obengenannten Massenspurt kam, in dem die Deutsche Lisa Brennauer von Canyon SRAM Racing einen guten fünften Platz belegte. Unverändert führt Elisa Longo Borghini die WorldTour-Rangliste mit 220 Punkten vor ihrer Landsmännin Elena Cecchini von Canyon SRAM Racing an, die 215 Punkte auf ihrem Konto hat.

Im Rennen der Männer U 23 und der Juniorinnen spielten deutsche Athleten keine Rolle, während der vierte Platz von Niklas Märkl bei den Junioren, den er im Spurt einer achtköpfigen Spitzengruppe nach 129,2 km errang, als absolute Topleistung einzustufen ist.

Text: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill / frontalvision.com

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