Steuerskandal

Kommentar des Tages-Anzeiger unter dem Titel: Grenzenlose Geldgier

... Für Verdächtige gilt die Unschuldsvermutung. Für deutsche Angestellte passen die Vorwürfe aber zum Bild der Raffgier und Verantwortungslosigkeit, das sie sich von den Wirtschaftskapitänen gemacht haben: Da vernichtete der früherer Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp mit seinem geplatzten Traum eines weltumspannenden Autokonzerns Milliarden, holte für sich selber aber Millionenbeträge heraus. Schamlos trieben es die Oberen auch bei Volkswagen, bis die Sexorgien aufflogen. Bei Siemens ...

Über Jahre riefen die Wirtschaftsführer die Beschäftigten zu Lohnverzicht auf und verlangten mehr Leistung, weil sonst der Börsenkapitalismus die Unternehmen zum Umzug in billigere Produktionsländer zwinge. Sich selbst gewährte die Spitze hingegen üppige Gehälter und Lustreisen; Korruption und Steuerhinterziehung sahen viele als Kavaliersdelikt an. Die MAnager predigten Wasser und tranken Wein.

Dass sich jetzt unzählige Deutsche angewidert nach links wenden, überrascht nicht. Der Verfall der Sitten einzelner Massloser zerrüttet das Vertrauen in das gesamte System. Grenzenlose Gier nagt am Grundkonsens der Gesellschaft. Was rollt da auf Deutschland zu?

Das Thema hatten wir bereits vor etwa 35 Jahren in der Schule behandelt. Sinngemäß: "Wenn es keine Kontrolle gibt, wird Freiheit mißbraucht. Erst recht, wenn Geld im Spiel ist." Unser Geheimdienst (STASI) hatte, soweit ich weiß, auch eine Abteilung, die für Wirtschaftskriminalität zuständig war. Innerhalb der Unternehmen wurde sehr genau daraf geachtet, daß alles ordentlich ablief. Da wo es Unregelmäßigkeiten gab, wurde nicht lange gefackelt. Die Chefs wurden dann in andere Unternehmen gesteckt. Nicht unbedingt in den Knast. Das zwar auch, aber nicht nur. Schade, daß es sowas nicht mehr gibt. Ich bin nach wie vor der Auffassung, daß der der am lautesten von Freiheit spricht, sie auch am stärksten Mißbraucht. Fühlen sich nicht die Wirtschafts- und Politbosse durch Kontrollen in ihrer Freiheit beschnitten? War das nicht so?

Also das nehm ich dir nun nicht ab. Da werfe ich dir Blauäugigkeit vor. Die Stasi-Prüfung hatte in erster Linie eine ganz andern Grund. Linientreue, Bespitzelung und Einhaltung von Planvorgaben. Du willst mir doch nicht ernsthaft glauben machen, dass in der DDR alles sauber war? Du hast nur nie etwas von unsauberen Dingen erfahren, ausser jemand "musste" entfernt werden. Es gab keine Transparenz, kein Medium, das es hätte enthüllen können. Die haben sich doch auch bedient. Das war doch eine Küngelwirtschaft und Kumpanei.

Ich weiss es nur aus der UDSSR. Du bist ein kleiner Beamter in einem Dorf, der nur Befehle von oben zu befolgen hat und diese nach unten weitergibt. Du hast eine enorme Macht. Da kommt einer und braucht einen Geburtsschein, denn du eigentlich gratis ausstellen solltest. Aber warum solltest du? Du hast derart Macht und derart kleine Aufstiegschancen. Das sich dein Vorgesetzter um so kleine Dinge kümmert ist unwahrscheinlich. Dir passiert nichts, vorallem nicht wenn du gut Freudn bist mit deinem Vorgesetzten. Und wie kamst du zu diesem Amt? Wahrscheinlich, WEIL du gut Freund bist mit dem Vorgesetzten. -> Oft gab es den Urkunden, Betriebsbewilligungen etc. nur gegen Kohle. Korruption war ein grosses Problem in der UDSSR. In China hören wir das auch laufend. Vor der wirtschaftlichen Öffnung war das bestimmt nicht besser. Von dort kommt doch diese Geisteshaltung. Die Korruption hat die Wende überlebt! Da kannst du mir nicht sagen, dass die DDR das einzig saubere sozialistische Land war.

Bulgarien und Rumänien kämpfen ja auch heute noch gegen die Korruption.

Kennst du ein sozialistisches Land, das sauber war/ist? Nordkorea vielleicht? Turkmenstan? In Weissrussland gibt es keine Korruption? Alle sozialistischen Länder haben gemeinsam, dass es von einer diktatorischen Tyrannei beherrscht wird, einer kleinen Elite. Die haben sich doch alle bedient. Kennst du ein sozialistisches Land, das keinen Überwachungsapparat hat, dass keine Repressalien verwendet, obwohl doch alle Bürger glücklich sein sollten? -> Das System funktioniert nur so.

Zudem ist es in der Planwirtschaft wahrscheinlich gar nicht so einfach, einen derartigen Reichtum anzuhäufen. Planwirtschaft soll ja keinen Gewinn machen.

Aber ich stimme dir ansonsten absolut zu. Hier bei uns sind es immer die gleichen hohlen Phrasen der bürgerlichen Parteien: Gesetze schränken die Freiheit ein, Eigenverantwortung, den Markt spielen lassen und blablabla. Aber gleich einen Überwachungsapparat einzubauen, das lehne ich entschieden ab. (Zudem dieser eh wieder von der Wirtschaft unterwandert werden würde. War in der DDR bestimmt auch so -> Wer zahlt wird nicht überwacht.) Wir müssen vom Gedanken wegkommen, alles überwachen zu können/wollen. Es muss andersrum gehen. Der Staat muss die Anreize so setzte, dass niemand bescheissen will! Das ist der Weg! Zum Beispiel ein einfacheres Steuersystem. Würde alleine schon viel Geld sparen. MWST runter, erhöht die Kaufkraft etc.

Der kreative Geist, Innovation, braucht ein gewisses Mass an Freiheit. Es würde genügen, wenn die "freiwilligen Selbstkontrollen", womit die Konzerne jeweils Gesetze umgehen in griffige Gesetze umgewandelt werden.

Es ist doch immer so. Bei kompletter Freiheit gewinnt der frechste und gierigste und alle anderen müssen dann nachziehen um nicht zu verlieren.


Moral und Gier lassen sich nicht vereinbaren.

Interessant wäre auch zu wissen, warum gerade jetzt gegen die bekannten Steuerlöcher vorgegangen wird. Merkel ist ganz sicher integer und moralisch rein. Aber die anderen Politiker? Wieviele Politiker stecken selber ihr Geld ins Ausland oder sitzen in irgendeinem VR-Rat, dessen Firma sein Geld im Ausland parkt?

Ein Vorwurf muss sich die Regierung dennoch machen lassen. Es scheint ihnen einfacher, Druck auf die Steueroasen zu machen, als selber eine Steuerreform zu stande zu bringen.

Ich hab so einen Bericht eines Forschers gelesen, der untersucht, warum die Reichsten der Welt dauernd versuchen, den Staat zu umgehen. Ist ja nicht nur ein deutsches Problem, in den USA heisst es ja, "Reiche zahlen keine Steuern, das ist was für die Armen".

Er meinte, dass das ihnen bereits als Kinder beigebracht wird (Sie sehen, wie es die Eltern tun). Die Reichen fühlen sich als Weltbürger, leben in ihrer eigenen Welt. Der Staat ist nur ein Hindernis, ein Feind.

Ich hab das Beispiel nicht ganz begriffen, aber offenbar haben reiche Deutsche nach der Wende massenhaft Geld in ostdeutsche Immobilien gesteckt nur um Steuern zu sparen. Als es klar wurde, dass sie immense Abschreiber machen werden müssen, punmpten sie immer noch Geld in ostdeutsche Immobilien. Lieber schrieben sie die Kohle ab, wie ein cent mehr an den Staat abliefern zu müssen.

In der Schweiz gibt es Banken, die zwischen 80 und 100% ausländische Kunden haben. Im Süden die Italiener, im Norden die Deutschen. Das meiste ist Schwarzgeld. All dieses gebabbel von "wir haben griffige Gesetze etc" dient nur als Vorwand. Ich verstehe hier die Schweiz nicht. Nachdem sie viel Aufwand betrieb um Imageschäden abzuwenden, weigern sie sich hartnäckig, bei Steuerbetrug Rechtshilfe zu leisten. Dabei kann die Schweiz sehr gut ohne dieses Geld leben.

Aber auch hier, die Reichen, das sind ja in der Regel die Bankenchefs, leben in ihrer eigenen Welt, das Volk ist der lästige Mob. Wenn du mal siehst, wieviele Offroader in Zürich rumkurven (hier wohnt ein Grossteil des reichen Bankenpacks), obwohl jeder weiss, dass Zürich flach ist, kleine Kinder gegen diese Monster keine Chancen haben, die Strassen voll sind und diese Dinger immensen CO2 Ausstoss haben. Ich wünsche ihnen eine harte Landung.

Frau Merkel soll jetzt ordentlich Druck machen damit ein bisschen mehr Gerechtigkeit hergestellt werden kann.

Ne Kalle, ich behaupte nicht, daß alles sauber war. Aber die Abteilung zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität gab es wirklich. Was "in erster Linie" aus den Akten zu nehmen ist, ist ja korrekt. Nur eben nicht alles. Veröffentlicht wird auch bei den nichts, wenn es nicht angefordert wird. Gleich garnicht, wenn es das Image der STASI verbessern könnte. Auch wenn sie das Ohr an der politischen Meinung haben sollten, haben sich auch da Leute der Spitzeltätigkeit widersetzt. Natürlich nicht lautstark. Da haben die eben etwas weniger mitbekommen. Man kann ja so, oder auch so "arbeiten" Ganz verhindern ging auch da nicht. Allerdings waren solche Ausmaße wie sie zur Zeit an die Öffentlichkeit kommen, nicht drin. Auch in deren Reihen gab es reichlich Leute, die nur ihre Arbeit machen wollten. Ohne spitzeln zu wollen. Solche Dinge hab ich während meines Grundwehrdienstes in der Polizeihochschule Dresden mitbekommen. Da wurden auch die STASI Leute ausgebildet. Mich hat nun mal auch die andere Seite interessiert. Als ich sie schon mal vor die Nase bekam, wenn auch nicht ganz freiwillig, hab ich sie so gut es ging genutzt. Über die gesteuerte Presse brauchen wir nicht mehr reden. Das hat sich ja bis heute erhalten.
Warum soll denn Frau Merkel Druck machen? Sie will dem Land dienen und nicht umgekehrt. Sie ist ohne irgend jemanden zu drücken, an diese Position gekommen. Die Blödmänner, im wahrsten Sinne des Wortes, haben sich doch alle selbst gekillt. Die waren alle samst überfordert, als es darum ging Verantwortung zu übernehmen. Ihr "engster Beraterkreis" zeigt gerade wieder Schwächen. Die haben echt Probleme damit, von Angie in die Entscheidungsfindung mit einbezogen zu werden. Die Leute haben es allerdings auch so bei Helmut und Gerhard gelernt. Und nun plötzlich ein ganz anderer Regierungsstil.
Seit Ende Sept 07 hab ich den Eindruck, der Aufschwung ist bei mir angekommen. Das hällt bis jetzt auch an. Hoffentlich wird er nicht zu häftig. :wink: