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Ghadafi vs. Schweiz
- kalleman
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10 Okt 2008 17:58 #8966
von kalleman
Ghadafi vs. Schweiz wurde erstellt von kalleman
Lybiens Präsident ist mächtig sauer auf die Schweiz und verhängte nun einen Ölboykott.
Auslöser war Ghadafis Sohn Hanibal, der vor rund 2 Monaten mit seiner Frau und Ghadafis Tochter in einem Genfer Hotel übernachtete. Offenbar fiel dem Hotelpersonal auf, dass Ghadafis Angestellte, ein Ägypter und eine Tunesierin übelst misshandelt wurden. Das Hotelpersonal rief die Polizei und diese kam aber nicht an der lybischen Leibwache vorbei. Sie kamen wieder, servierten die Leibwächter ab und nahmen Hanibal und seine Frau für 2 Tage fest. Erst gegen Kaution wurden sie freigelassen. Dies war aus Sicht der Ghadafis ein ganz übler Frevel. Seine Tochter wütete wie eine Furie (sie wurde ja nicht verhaftet).
Die Angestellten erstatteten Anzeige, sie arbeiteten erst seit einem Monat bei den Ghadafis. Offenbar wurden sie mit heissem Tee übergossen, geschlagen, ausgepeitscht, gedemütigt und andere schreckliche Dinge.
Ghadafis Reaktion liess nicht lange auf sich warten. In Lybien wurden zwei Schweizer Manager von ABB und Nestle glaub ich, festgenommen und in eine Massenzelle gesteckt. Schweizer Firmenzweige in Lybien versiegelt. Die Verwandten der Angestellten waren spurlos verschwunden. Die Schweizer Fluggesellschaft dufte Lybien nicht mehr anfliegen. Ghadafi forderte eine Entschuldigung der offiziellen Schweiz und eine Einstellung des Verfahrens. Der Genfer Untersuchungsrichter war aber entschlossen, das Ding durchzuziehen.
Die 2 Mitarbeiter wurden nach ein paar Tagen der CH-Botschaft übergeben, dürfen aber das Land nicht verlassen.
Schliesslich erklärten sich die Angestellten bereit, gegen Geld die Anzeige zurückzuziehen. Wer die Kohle bezahlt hat, bleibt unbekannt. Ghadafis Zorn war damit aber nicht verraucht. Nach wie vor beharrt er auf eine Entschuldigung. Da in dieser Hinsicht nichts passierte, entschloss sich Ghadafi, den Druck zu erhöhen und drehte der CH den Ölhahn zu. In der Schweiz hat die lybische Tamoil rund 300 Tankstellen und eine Raffinerie. Sie muss ihr Geschäft derzeit einstellen oder Öl von einem anderen Land beziehen. Für die Schweiz selber hat der Boykott derzeit keine Auswirkungen. Das lybische Öl stellt 20% des Bedarfs, der nun von einem anderen Land gedeckt wird.
Ghadafi ist also immer noch sauer, 2 Schweizer sind noch immer in der Botschaft gefangen, was mit den Verwandten der Angehörigen passiert ist, wissen wir nicht. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln.
Auslöser war Ghadafis Sohn Hanibal, der vor rund 2 Monaten mit seiner Frau und Ghadafis Tochter in einem Genfer Hotel übernachtete. Offenbar fiel dem Hotelpersonal auf, dass Ghadafis Angestellte, ein Ägypter und eine Tunesierin übelst misshandelt wurden. Das Hotelpersonal rief die Polizei und diese kam aber nicht an der lybischen Leibwache vorbei. Sie kamen wieder, servierten die Leibwächter ab und nahmen Hanibal und seine Frau für 2 Tage fest. Erst gegen Kaution wurden sie freigelassen. Dies war aus Sicht der Ghadafis ein ganz übler Frevel. Seine Tochter wütete wie eine Furie (sie wurde ja nicht verhaftet).
Die Angestellten erstatteten Anzeige, sie arbeiteten erst seit einem Monat bei den Ghadafis. Offenbar wurden sie mit heissem Tee übergossen, geschlagen, ausgepeitscht, gedemütigt und andere schreckliche Dinge.
Ghadafis Reaktion liess nicht lange auf sich warten. In Lybien wurden zwei Schweizer Manager von ABB und Nestle glaub ich, festgenommen und in eine Massenzelle gesteckt. Schweizer Firmenzweige in Lybien versiegelt. Die Verwandten der Angestellten waren spurlos verschwunden. Die Schweizer Fluggesellschaft dufte Lybien nicht mehr anfliegen. Ghadafi forderte eine Entschuldigung der offiziellen Schweiz und eine Einstellung des Verfahrens. Der Genfer Untersuchungsrichter war aber entschlossen, das Ding durchzuziehen.
Die 2 Mitarbeiter wurden nach ein paar Tagen der CH-Botschaft übergeben, dürfen aber das Land nicht verlassen.
Schliesslich erklärten sich die Angestellten bereit, gegen Geld die Anzeige zurückzuziehen. Wer die Kohle bezahlt hat, bleibt unbekannt. Ghadafis Zorn war damit aber nicht verraucht. Nach wie vor beharrt er auf eine Entschuldigung. Da in dieser Hinsicht nichts passierte, entschloss sich Ghadafi, den Druck zu erhöhen und drehte der CH den Ölhahn zu. In der Schweiz hat die lybische Tamoil rund 300 Tankstellen und eine Raffinerie. Sie muss ihr Geschäft derzeit einstellen oder Öl von einem anderen Land beziehen. Für die Schweiz selber hat der Boykott derzeit keine Auswirkungen. Das lybische Öl stellt 20% des Bedarfs, der nun von einem anderen Land gedeckt wird.
Ghadafi ist also immer noch sauer, 2 Schweizer sind noch immer in der Botschaft gefangen, was mit den Verwandten der Angehörigen passiert ist, wissen wir nicht. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln.
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- ka
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10 Okt 2008 20:23 #8975
von ka
ka antwortete auf Re: Ghadafi vs. Schweiz
Ja das habe ich vor einigen Wochen im Spiegel gelesen.
Da zeigt Lybien sein wahres Ich.
Erst den Westen anhimmeln und wenn dieser nicht nach seiner Pfeife tanzt, fährt Lybien andere Methoden.
Mal sehen wie sich dieser Fall entwickelt
Da zeigt Lybien sein wahres Ich.
Erst den Westen anhimmeln und wenn dieser nicht nach seiner Pfeife tanzt, fährt Lybien andere Methoden.
Mal sehen wie sich dieser Fall entwickelt
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- kalleman
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13 Okt 2008 09:39 #8990
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Ghadafi vs. Schweiz
Offenbar wollte Ghadafi (oder wie man den schreibt) auch alle lybischen Gelder, rund 3 Milliarden Euro aus der Schweiz abziehen und die Beziehungen abbrechen.
Nun kommt aber das grosse Dementi aus Lybien. Kein Ölstop, kein Abzug der Gelder etc.
Keine Ahnung was da im Hintergrund los ist. Gab es einen Deal? Hat Ghadafi gemerkt, dass die Boykotte die Schweiz nur am Rande treffen, aber vielmehr die lybische Tamoil?
Fragen über Fragen.
Nun kommt aber das grosse Dementi aus Lybien. Kein Ölstop, kein Abzug der Gelder etc.
Keine Ahnung was da im Hintergrund los ist. Gab es einen Deal? Hat Ghadafi gemerkt, dass die Boykotte die Schweiz nur am Rande treffen, aber vielmehr die lybische Tamoil?
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- Hannibal Fletcher
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24 Okt 2008 11:00 #9046
von Hannibal Fletcher
Hannibal Fletcher antwortete auf Re: Ghadafi vs. Schweiz
Eine spannende Geschichte.
Krass, wo Libyen überall während der letzten Jahrzehnte verstrickt war...
Dann wolte Libyen plötzlich Vorreiter für ein einiges Afrika werden.
Absurd, absurd...
Immerhin nähern sich Italien und Libyen langsam aber sicher an...
H.F.
Krass, wo Libyen überall während der letzten Jahrzehnte verstrickt war...
Dann wolte Libyen plötzlich Vorreiter für ein einiges Afrika werden.
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H.F.
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- kalleman
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27 Dez 2008 19:48 #9603
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Ghadafi vs. Schweiz
Das Ganze geht nun in die nächste Runde. Lybien behauptet, eine unabhängige Fachkomission habe festgestellt, dass die Verhaftung von Hannibal illegal gewesen sei und all dieses blablabla. Auf was für eine Komission sich Gadafi stützt, weiss man noch nicht.
Gadafi droht nun mit weiteren Sanktionen. Schweizer Fluggesellschaften dürfen Tripolis nicht mehr anfliegen (keine Ahnung, warum sie das immer noch taten). Ansonsten hat Lybien eigentlich nichts, was der Schweiz wehtuhen könnte. Noch immer aber sitzen 2 Schweizer in der CH-Botschaft in Lybien und dürfen das Land nicht verlassen.
Gadafi verlangt, dass die Schweiz sich entschuldigt, die Polizisten, die an der Verhaftung beteiligt waren, vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Zudem soll die Schweiz eine Entschädigung an Hannibal und seine Frau bezahlen.
Gadafi droht nun mit weiteren Sanktionen. Schweizer Fluggesellschaften dürfen Tripolis nicht mehr anfliegen (keine Ahnung, warum sie das immer noch taten). Ansonsten hat Lybien eigentlich nichts, was der Schweiz wehtuhen könnte. Noch immer aber sitzen 2 Schweizer in der CH-Botschaft in Lybien und dürfen das Land nicht verlassen.
Gadafi verlangt, dass die Schweiz sich entschuldigt, die Polizisten, die an der Verhaftung beteiligt waren, vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Zudem soll die Schweiz eine Entschädigung an Hannibal und seine Frau bezahlen.
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- kalleman
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09 Feb 2009 20:13 #9798
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Ghadafi vs. Schweiz
Derzeit geht gar nichts. Ghadafi ist immer noch beleidigt und zwei Schweizer werden nach wie vor als Geisel in Tripolis festgehalten. Auch ein Treffen zwischen Saif (dem einziges Kind Ghadafis, der nicht verhaltensgestört ist) und dem Bundesrat brachte nichts.
Zwischendurch passierte was typisch Schweizerisches. Man machte den halben Bückling.
Nun, was genau im Hotel passierte, da widersprechen sich die Angaben. Die Regierung fands jedenfalls gar nicht witzig, die Stadtpolizei Genf kratzte das nicht, die taten ihren Job. Nach ihrer Version hinderten sie die Ghadafis-Leibwächter an der Festnahme, worauf sie halt Ghadafi in Handschellen legten und in U-Haft steckten.
Nun hat der offizielle Regierungsuntersuchungsbericht herausgefunden, dass die Verhaftung zwar rechtlich korrekt, aber unverhältnismässig und nicht nötig gewesen wäre. Eine Einladung zu einer Anhörung hätte genügt. (Hat ja nur 2 Angestellte übelst misshandelt)
Ich hätte auf dieses Resultat gewettet, ist wirklich typisch :)
Der Bruder eines der Angestellten ist in Lybien spurlos verschwunden.
Zwischendurch passierte was typisch Schweizerisches. Man machte den halben Bückling.
Nun, was genau im Hotel passierte, da widersprechen sich die Angaben. Die Regierung fands jedenfalls gar nicht witzig, die Stadtpolizei Genf kratzte das nicht, die taten ihren Job. Nach ihrer Version hinderten sie die Ghadafis-Leibwächter an der Festnahme, worauf sie halt Ghadafi in Handschellen legten und in U-Haft steckten.
Nun hat der offizielle Regierungsuntersuchungsbericht herausgefunden, dass die Verhaftung zwar rechtlich korrekt, aber unverhältnismässig und nicht nötig gewesen wäre. Eine Einladung zu einer Anhörung hätte genügt. (Hat ja nur 2 Angestellte übelst misshandelt)
Ich hätte auf dieses Resultat gewettet, ist wirklich typisch :)
Der Bruder eines der Angestellten ist in Lybien spurlos verschwunden.
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- kalleman
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21 Jul 2009 10:59 #11794
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Ghadafi vs. Schweiz
Nach wie vor gibt es keine Bewegung in der Sache. Gaddafi hält nach wie vor zwei Schweizer in Lybien als Geisel. Mittlerweile hat er seine Kohle von den Schweizer Banken abgezogen. Die Öl- und Gaslieferungen wurden eingestellt. Der Handel zwischen den beiden Ländern hat sich halbiert. Lybien ist aber nicht wichtig für die Schweiz, Gaddafis Sanktionen mekrt man hier kaum. Die lybische Tamoil, die in der Schweiz eine Raffinerie und ein paar Tankstellen betreibt, bezieht ihr Benzin nun aus Algerien.
Offenbar ist Gaddafi in seiner Ehre unverzeihlich gekränkt. So forderte er am G8-Gipfel in Italien, dass die Schweiz als Hauptfinazier des Terrorismus zerstückelt werden müsste. Das Tessin geht an Italien, die romandie an Frankreich und die Deustchschweiz an Deutschland. Immerhin, er kennt sich gut mit der Schweiz aus :)
Ist auch auffallend, dass nun die Gegner immer Terroristen sind. Im Iran sind die Demo^nstranten Terroristen, in Russland auch. In China sinds nun auch immer Terroristen.
Offenbar ist Gaddafi in seiner Ehre unverzeihlich gekränkt. So forderte er am G8-Gipfel in Italien, dass die Schweiz als Hauptfinazier des Terrorismus zerstückelt werden müsste. Das Tessin geht an Italien, die romandie an Frankreich und die Deustchschweiz an Deutschland. Immerhin, er kennt sich gut mit der Schweiz aus :)
Ist auch auffallend, dass nun die Gegner immer Terroristen sind. Im Iran sind die Demo^nstranten Terroristen, in Russland auch. In China sinds nun auch immer Terroristen.
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