In diesem Jahr war der 1. Mai in Berlin nicht nur Schauplatz von schweren Ausschreitungen durch Autonome in den Bezirken Kreuzberg und Friedrichshain, auch die gefürchtete Hooliganschlacht zwischen Anhängern von Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus war Gesprächsthema am diesjährigen Tag der Arbeit in der Hauptstadt. Diese waren zu tausenden nach Berlin gekommen, um ihre Mannschaften in den Halbfinalspielen der Basketball Euroleague (Final Four) zu unterstützen. Von den schweren Krawallen am Kottbusser Tor bis zum Marsch der Panathinaikos-Fans zum Brandenburger Tor: Unser Berliner turus|Korrespondent war an allen Brennpunkten live vor Ort und liefert ein minutengenaues Protokoll des Abends in Worten und Bildern.
Tatort Berlin: Mai-Krawalle, Polizeigewalt und Basketball - Fotos
15:00 Uhr.
Vor der O2-World Arena. Journalisten akkreditieren sich in einem Zelt für die Halbfinalspiele der Basketball Euroleague. Die Begegnungen ZSKA Moskau – FC Barcelona und Panathinaikos Athen – Olympiakos Piräus stehen auf dem Programm. Erste vereinzelte Fans sind auszumachen.
15:30 Uhr.
Ordner laufen ihr Revier ab. Schilder an den Eingängen weisen darauf hin, dass keine Schlüssel, Feuerzeuge und Münzen mit in die Halle genommen werden dürfen.
15:45 Uhr.
Am „Speicher“ an der East Side Gallery an der Spree. Dort haben die russischen Fans ihr Lager aufgeschlagen. Es wurde reichlich beflaggt. Die Tische sind voll mit Bier und gutem Essen.
16:00 Uhr.
Am Görlitzer Bahnhof im Bezirk Kreuzberg ist bereits eine Menge los. Das „MyFest“ ist in vollem Gange. Tausende Leute sind bei schönstem Sonnenschein unterwegs. Auf etlichen Bühnen wird live Musik gespielt. An zahlreichen Ständen kann man sich verköstigen lassen. Die Straßen sind voll und die Stimmung ist überaus entspannt.
17:15 Uhr.
S-Bahnhof Warschauer Straße. An einer legendären Currywurst-Bude nehmen spanische Fans einen Imbiss und ein paar Bier zu sich. Russische Fans fahren johlend mit einem Cabriolet vorbei und winken.
17:30 Uhr.
An der O2-World ist mittlerweile reichlich Polizei vor Ort. Das Terrain ist aufgeteilt, damit die Panathinaikos- und Olympiakos-Anhänger nicht aneinander geraten können. Ein Ticket wird angeboten. Statt 390 soll es nur 350 Euro kosten. Es findet sich kein Interessent. Reisebusse fahren auf den Vorplatz.
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17:45 Uhr.
An der Panathinakos-Ecke laufen zwei Fans des Erzfeindes vorbei. Wüste Beschimpfungen auf Griechisch sind zu vernehmen.
18:30 Uhr.
Oberbaumbrücke. Besprechung der dortigen polizeilichen Einsatzkräfte. Die Ruhe vor dem Sturm. Man bereitet sich vor.
18:45 Uhr.
zum turus-Artikel: 1. Mai 2010
20:10 Uhr.
Ungewisse Wartezeit.
20:20 Uhr.
Über die Wiener Straße soll es zurück zum Kottbusser Tor gehen. Auf der breiten Wiener Straße wird es ungemütlich. Polizeikräfte stören massiv den Demonstrationszug. Die große Menge soll gespalten werden. Noch gelingt dies nicht. Die Menge brüllt: „Haut ab!“
20:30 Uhr.
Die Skalitzer Straße ist wieder erreicht. Es geht weiter zum Kottbusser Tor, wo die Demo enden soll.
20:40 Uhr.
Vor einer Aral-Tankstelle stehen dutzende Polizeikräfte. Die Blicke sind finster und angespannt. Auf beiden Seiten.
20:50 Uhr.
Auf dem Areal rings um den U-Bahnhof Kottbusser Tor eskaliert die Situation. Es kommt zu schweren Krawallen und Gewalttätigkeiten. Die Polizei versucht abwechselnd von allen Seiten vorzustoßen. Flaschen und Steine prasseln auf die Polizisten ein. Es gibt auf beiden Seiten erste Verletzte. Ein Schild wird umgerissen und ein Feuer entzündet. Kanonenböller donnern in der Dunkelheit. Die Lage wird unübersichtlich. Zugriffe erfolgen. Einzelne werden gezielt von der Polizei zu Boden gerissen. Nach einer Stunde bekommt die Polizei die Lage am Kottbusser Tor langsam in den Griff.
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21:40 Uhr.
Der U-Bahnhof Kottbusser Tor ist geschlossen. Zahlreiche Leute sind auf einer Zugangstreppe eingesperrt. Die Polizei räumt die Treppe und verscheucht die Leute. Angst macht sich breit. Der Abend verspricht ungemütlich zu bleiben. Einige Schaulustige suchen das Weite und ziehen sich in die Nebenstraßen zurück. Der Asphalt ist übersät mit Scherben und Pflastersteinen.
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21:55 Uhr.
U-Bahnhof Moritzplatz. Eine junge Frau zeigt ihren verbundenen Unterarm und erklärt anderen Passanten: „Ich sagte der Polizei: Ich will doch nur nach Hause. Dann schlugen sie einfach zu.“
22:00 Uhr.
S-Bahnhof Jannowitzbrücke. Der Bahnsteig ist menschenleer. Drei Polizisten klopfen bei der Bahnhofsaufsicht und meinen: „Mach mal uff, wir wollen nen Kaffee!“
22:30 Uhr.
Die Oberbaumbrücke ist gesperrt. Ein Polizist kontrolliert mit einer Taschenlampe die Fahrzeuge. Vor der O2-World ist es ruhig.
23:00 Uhr.
Panathinaikos Athen hat denkbar knapp gegen Olympiakos Piräus mit 84:82 gewonnen und spielt damit am Sonntag im Finale gegen ZSKA Moskau das den FC Barcelona 82:78 besiegte. Die Pao-Fans verlassen fröhlich die Halle und feiern. Fans stellen sich auf und fotografieren sich gegenseitig. Die Polizei hat alles gut im Griff. Die Olympiakos-Fans sind komplett abgeschirmt worden.
23:15 Uhr.
Die bereitgestellten Busse sind gefüllt. Die Pao-Fans sollen zu den Hotels gebracht werden. Doch plötzlich: Die Mehrheit der griechischen Fans steigt wieder aus. Ein rund 300-köpfige Gruppe Pao-Fans macht sich selbständig und marschiert singend in Richtung S-Bahnhof Warschauer Straße. Die Polizei begleitet ein wenig verdutzt die Athener Anhänger. Unter ihnen viele Supporter des Fanclubs Gate 13.
23:30 Uhr.
Die Pao-Fans drängen sich in eine S-Bahn und fahren fröhlich zum Bahnhof Alexanderplatz. Spontan läuft die Gruppe zuerst zum Roten Rathaus und dann zum Brandenburger Tor. Polizeikräfte begleiten die griechischen Fans verhalten sich jedoch sehr zurückhaltend. Der Zugang zur Friedrichstraße wird abgesperrt.
00:30 Uhr.
Am Brandenburger Tor werden Fotos geschossen. Mit einem Übersetzer findet eine Beratung mit der Polizei statt. Man beschließt, wieder zum Alexanderplatz zurückzumarschieren. Die Pao-Fans möchten etwas essen und bemängeln, dass es in ihrem Hotel an der Landsberger Allee nur Wasser gibt.
00:35 Uhr.
Am Hotel Adlon droht kurzzeitig die Situation zu eskalieren. Ein Olympiakos-Fan zeigt sich an einem Hotelfenster. Die Polizei sichert den Eingang. Gesänge werden angestimmt. Anschließend zieht die Gruppe weiter in Richtung Alexanderplatz. Nach und nach spalten sich kleine Grüppchen ab und nehmen sich ein Taxi ...
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