Ostdeutschland
- abseitsfalle
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Anka schrieb: Vor 20 Jahren hieß es, die Millarden müssen in den Osten, damit die Leute dortbleiben (soviel Ossis im Westen, Gott behüte!!) Jetzt, wo die Osthilfe Wirkung zeigt, ist der Westen auf einmal bettelarm. Entschuldigung, aber für wie blöd haltet ihr uns? Dass auch der Ossi brav seinen Solidaritätsbeitrag zahlt, kann gar nicht oft genug gesagt werden....
Vielen dank das Ihr auch bezahlt habt - habt ja auch was dafür bekommen. Jetzt ist es an der Zeit mal Solidarität mit dem Westen zu zeigen, denn auch wir wollen
- neue befahrbare Strassen und keine Buckelpisten
- moderne Innenstädte
- lebendige Landschaften
- und vor allem wollen wir das man über uns redet. Schon alleine deswegen bin ich sooo neidisch auf Euch Ossis.
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- Anka
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Dass es den Wessis generell sehr dreckig geht, sieht man ja an den vielen Boomtowns, Stichwort Großraum München, Stuttgart usw.
Ich weiß, dass es nicht überall so aussieht. Mein Mann ist gebürtiger Rheinländer, hat im Rhein-Ruhrgebiet viel Verwandtschaft. Darunter auch ein Kohlebergmann. Komischerweise habe ich grade bei diesen Leuten nie ein böses Wort gehört, was garantiert nichts mit "Nettigkeit" zu tun hat. Dass gerade im Westen sehr viel subventioniert wird, was im Osten ohne Rücksicht auf Verluste einfach mal schnell dichtgemacht wurde, wissen scheinbar doch ein paar Leute.
Es ist logisch, dass dort, wo ein altes Haus saniert werden muss, erstens Späne fallen und zweitens das Haus nachher moderner ist als die, die vor dreißig, vierzig Jahren saniert wurden. Die Russen haben leider bei uns mehr rausgeschafft als reingesteckt, vom Marshall-Plan haben wir nur gehört. Das ist kein Gejammere, sondern Faktum. Und jetzt komm mir blos keiner mit der Mär, wenn wir nur gewollt hätten, hätten wir auch in der DDR nen höheren Standard geschafft. War ja auch zu Hitlers Zeiten so: Widerstand an allen Ecken!!!
Ich finde es nur irgendwie komisch, dass jetzt offensichtlichn ein paar Wessis anfangen zu jammern...Über uns redet keiner, uns hilft keiner, wir haben auch Schlaglöcher
8)
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- Hannibal Fletcher
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Vielen Dank für Eure teilweise echt langen Beiträge.
Ihr habt alle auf eine Art recht. Zumindest habt Ihr wirklich Argumente. Ganz im Gegensatz zu diesem Chrono, der hier nur fett umherfaselt und Anke und mich von der Seite anmacht...
Wenn man so liest geht es hauptsächlich um die liebe fette Kohle. Hier wird gegeben, dort wird kassiert. Hier fehlt es, dort wird reingepumpt.
Ja, ja, ja alles nicht so einfach. Ist doch eigentlich klar, dass geholfen und aufgebaut werden muss.
Nur die Jammerei finde ich echt zum Kotzen. Was soll denn das? Viele Ossies jammern eh bereits nur herum, nun steigen paar Wessies auch noch ein.
Bäh!
H.F.
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- kalleman
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In Leipzig sagen mir die westdeutschen Studenten, dass sie von den 'Ossis' abgelehnt werden und so bleiben sie unter sich. Ich habe genau dasselbe erlebt. (Natürlich mit vielen Ausnahmen). Mit meinen ostdeutschen Mitbewohnern (Sachse, Thüringer) war nichts zu machen. Immer ab ins Zimmer, auf meine Fragen reagieren sie mit einem Schulterzucken. Man muss sich das mal vorstellen: Ich wohne mit einem Chinesen, einem Wessi und zwei Ossis zusammen. Während wir drei uns in der Küche trafen, redeten, alberten, nahmen die Ossis am Leben nicht teil. Sie verkrochen sich immer gleich ins Zimmer. Das einzige was der eine mal sagte: "Trag mal den Müll raus". Was soll das? Wenn er ihn sieht, warum macht er es nicht einfach? Von Anfang an schlugen die Klischees ein, schlimmer als ich mir vorstellen konnte.
Ich wollte wissen, was hier wirklich abgeht, kam aber an die Sachsen nicht ran. Oft erlebt hab ich neben dem Schulterzucken, dass keine Fragen gestellt werden. Lebensfreude habe ich nicht erlebt. Nur das Gegenteil. Ich wollte wissen wieso, fragte, tat etc.. Aber mit den Sachsen war nichts zu machen. Sie redeten nicht. Ich mache einen Ausflug nach Tschechien. Was hör ich da? "Hallo Kurt, wie gehts?" "Schlecht."
Also, immer noch bestätigen sich meine Klischees. Resignierend treffe ich dann doch noch eine coole Truppe, die mir vom Leben im Osten erzählt. Immer geschmückt mit (während des Fussballs) "Scheiss Italien" und 'früher wars besser'. In der public view area: Scheiss Portugal etc. Ich lauf nach dem WM-Final mit einem Italiener durch Leipzig. In den Kneipen werden wir nicht bedient, sie machen alle gleich 'zu'. Mein Kumpel hört sich 'Scheiss Italien an, schon das ganze Spiel wurde über Italien hergezogen. Wieder wird mein Klischee bedient.
Ich will hier gar nicht weiter ausführen. Es geht mir darum aufzuzeigen, dass ich ihren 'Kulturkreis' anders wahrnehme und genau an diesem Punkt wäre eine Diskussion so spannend. Ich will nicht verurteilen und urteilen, ich will verstehen.
Also, wie soll ich den von den Klischees loskommen? Ich habe nunmal meine Zeit in Leipzig so erlebt!
Es gibt Gründe für meine subjektiven Empfindungen, es gibt Gründe für ihr Verhalten. Ich persönlich glaube nicht, dass sie es so meinen, wie es in meinen Ohren klingt. Diverse Wörter haben vielleicht eine andere Bedeutung. Aber woher soll ich das wissen, wenn sie nicht reden?
Deshalb bin ich sehr froh, dass hier im Forum eine gute Diskussion entstanden ist. Es ist doch spannend, dass ein 'Ossi' (verzeiht, aber ich muss die Akteure ja irgendwie kennzeichnen und ich finde, es gibt trennende Elemente) im Westen ein Jammern feststellt und es in der Heimat gar nicht wahrnimmt bzw. feststellt, dass dem nicht so ist.
[size=150:m27mu0bf]Jetzt wird es richtig spannend! Weiter so![/size]
Desweiteren wehre ich mich gegen die Haltung: Hört mal auf mit West und Ost, es gibt nur ein Deutschland. Es ist idealistisch. Das 'Problem' wird einfach unter den Teppich gekehrt. Man muss stattdessen rausfinden, warum es Leute gibt, die Deutschland trennen, nur so ist eine Lösung möglich. Und das geht nur auf einem Weg. Ost- und Westdeutsche müssen miteinander reden, verstehen lernen. Oder ist jetzt das auch wieder zu idealistisch? :wink: D
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- Buhli
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Da war das ´Stichwort: "Marshallplan". Ich weiß zwar nicht um wieviele Milliarden DM oder Dollar es damals ging. Es darf doch gereade deswegen auch die Frage gestellt werden. Wo ist das ganze Geld geblieben? Es ist ja schließlich bekannt, daß die alte BRD seit Ende der 60er Jahre Schulden aufgebaut hat, die am 3.10. 1990 in etwa dem der DDR entsprach. Ich weiß, diese Worte sind nicht sehr populär. Aber Fragen darf man doch. Oder? Nimmt man den Marshallplan plus die Milliarden Schulden der alten BRD, kommt man doch unweigerlich zu einem Ergebnis, was mit effektiv Wirtschaften nichts zu tun hat. In meinen Augen haben die noch mehr Mißwirtschaft betrieben, als die DDR. Nur Dank der vielen Billiglohnländer um die BRD herum (Eines hieß DDR) und der fehlenden Preisbeschränkungen, die es in der DDR ja gab (Gleicher EVP DDR weit), konnte das auch einigermaßen vertuscht werden. Was bis heute anhält. Nach dem 3.10.90 begann sowieso ne neue Schuldenzeitrechnung. Da wettern die gemeinen Bundis über die Diktatur. Dreht man den aber den Rücken, machen sie mit den Geschäfte. Ein Beispiel? Bundeswehruniform- Made by Herrenmode Dresden. Heute stellt man die in Belorußland her. Gleiches gilt für das Zeug, was hier als Semmel verkauft wird. Die Massen an Vorgefrosteten Dingern kommt auch von da. An Scheinheiligkeit kaum zu übertreffen. So was lernt man von Amerika, und ist noch stolz auf diese Macht...
Na ja. "Die Auswirkung der Einwirkung des amerikanischen Gehirnweichspülers spürt man nach 60 Jahren an allen Ecken und Enden." Das war ein Zitat eines eingeborenen Schwaben. Der schämt sich auch für so manchen seiner Mitmenschen, nachdem er erfahren hat, was die für Dinger im Osten abgezogen haben. Auch ein gewisser Helmut Kohl war laut SUPER-ILLU Interview, sehr enttäuscht über seine Landsleute. Nachdem er mit ansehen mußte, wie die die Ostdeutschen behandelt haben. Solche Interviews bekommt man selbstverständlich nicht in überregionalen Zeitungen zu Gesicht. Existiert da etwa Pressezensur? Na gut, vielleicht nicht von außen. Schaffe dir deine treuen Mitarbeiter, und du brauchst keine Zensur. Spricht man nicht Hierzulande so über die linientreuen Journalisten in Diktaturen? Mir war so, als ob ich so was schon mal gehört hätte...
Ja Kallemann, das ist zu idealistisch. Warum? In 40 Jahren zweigleisiger deutscher Geschichte haben sich zwei Generationen in zwei verschiedenen Gesellschaftsordnungen durchkämpfen müßen. Das hat zum Ergebnis des auseinanderlebens geführt. Es benötigt für eine ordentliche gedankliche Wiedervereinigung etwa die gleiche Zeit. Die erste Halbzeit ist ja fast geschafft :wink: Du willst verstehen? Ich hab mir letztens bei Kerner den BUSHIDO reingezogen. Was der für Texte von sich gibt, verstehen nur die aus`m Kietz. Die sind auf Platten und Konzerten verboten. Die deuten das nicht in Zusammenhang mit Gewalt. Für jemanden wie Du und ich kaum nachvollzeihbar. Wir sind nicht da aufgewachsen. Für unsere Situation hab ich nur diese Erklärung. Die gleiche gilt für Deine Leipziger Zeit.
Nehmt Euer Herz in beide Hände und macht was draus.
Spruch von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT 64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam.
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- kalleman
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- Anka
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Ja die Schweizer...sind ja in manchen Dingen etwas anders, nicht wahr. Wir haben in einem Bulgarien-Urlaub in tieftsten Vorwendezeiten mal ein Zürcher Ehepaar kennengelernt. Die haben uns sogar mal in der DDR besucht. Westbesuch aus der BRD war ja schon was. Aber aus der Schweiz?? Außerirdisch!! Wenn der Lebensstandard im „Westen“ schon unbegreiflich hoch war (Stichwort Werbewelt), aber gegen die Schweizer waren ja auch die Wessis arm dran. Die Schweiz bestand für uns/mich eigentlich nur aus Schokolade, riesigen Bergen und Banken. Die Bewohner? Naja, sie lebten halt in einem echten Eldorado! Ich kann mich noch erinnern, was meine Mutter alles aufgeboten hat an Kochkünsten. Das Haus musste steril sein, Garten pico bello....Und dann meinten die nur, uns gehe es gar nicht so schlecht, wie sie dachten. Man wusste ja gar nicht, wie man mit den Leuten umgehen sollte. Entsprechend steif ging es zu. Ich meine, wenn man sich nicht im Klaren ist, welches Bild der Andere von einem hat, wie soll man reagieren? Halten die uns für stereotype Halbrussen (Entschuldigung für den Ausdruck, aber es waren halt andere Zeiten), die nur Wodka saufen, Komsomolzenlieder trällern und den ganzen Tag lang Krieg spielen? Dem musste vorgebeugt werden. Im Nachhinein ist da so manches eher tragik-komisch verlaufen. Wir waren schon reichlich naiv. Aber stell Dir mal vor, Du erfährst aus manchen Ländern fast nichts, kennst nur die Geschichten von irgendwelchen Asbach-Uralten und aus Büchern, vielleicht aus Fernsehprogrammen. Und dort hörst Du natürlich auch, was für nen Mist die eigene Regierung verzapft. Dorthin fahren darfst Du auch nicht und dann kommt von dort jemand Dich besuchen. Ganz entspannt ist man da bestimmt nicht, wenn ich auch zugeben muss, dass es meine Eltern damals wohl etwas übertrieben haben.
Weiß nicht. Vielleicht ist da bei Manchen noch was übriggeblieben. Sone Art von Minderwertigkeitskomplex, dazu noch ein sowieso verschlossener Charakter – und schon hast Du ziemlich stumme Zeitgenossen :oops: , die nicht wissen, wie sie mit Dir umgehen sollen. Kann natürlich nicht auf alle „Leipziger“, „Sachsen“, „Thüringer“ usw. zutreffen, aber für einige Einzelne schon. Vor meiner Zeit hier wusste ich auch nicht so recht, was ich von „den Scheizwern“ halten soll. Mein Chef (Wessi) hat mich wirklich noch fast gewarnt, die Schweizer wären ja sowas von überheblich und egozentrisch! Die gibts bestimmt auch. Aber es sind halt auch nur Menschen.
:wink:
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