×
Wohin fährst Du in Europa gerne in den Urlaub und was kannst Du darüber berichten? Bevorzugst Du den Norden, die grüne Insel oder den warmen Süden. Hast Du Fragen zu bestimmten Orten oder Tipps? Hier bist Du richtig
Ostdeutschland
- Anka
- Offline
Weniger
Mehr
- Beiträge: 9
13 Jun 2007 17:26 #5933
von Anka
Anka antwortete auf Re: Ostdeutschland
Tut mir leid, lange nich gemeldet. Muss erstmal bissel Fahrrad (Velo) trainiern, sonst hängen mich die Schweizer noch am Berg ab - und das darf nicht sein, oder!! 8) Also bis später!
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Hannibal Fletcher
- Offline
Weniger
Mehr
- Beiträge: 586
16 Jun 2007 17:33 #5943
von Hannibal Fletcher
Nach dieser Totalentgleisung scheint Mr. Chrono sich in die Tiefen der sächsischen Täler zurückgezogen zu haben.
Dort wird er sich einen Pittiplatsch-Film reinziehen, nen Wernesgrüner wegkippen, ne Karo-Fluppe genüsslich wegrauchen und voller Wehmut an die DDR denken...
H.F.
Hannibal Fletcher antwortete auf Re: Ostdeutschland
Chrono schrieb:
Anke schrieb:
Chrono schrieb:
Anke schrieb:
Ihr habt doch beide voll die Panne...
Kurzer Nachtrag noch zu deiner feingeistigen Ausdrucksweise. Klingt schön prollig,Respekt!!
Ich hoffe für alle zukünftigen Schüler,das Du nicht etwa später mal Lehrerin werden möchtest...... :roll: !!! :cry:
Bis später fRaU aNkE!!
hErr cHRonoMETer!
Ich lag wohl in der Annahme wohl nicht ganz so verkehrt. Feingeistig waren nämlich all deine Beiträge zuvor. Sie waren dermaßen niveaulos und geschmacklos (genau wie die von Hannibal), so dass der "Gehirnschuss" meiner Annahme nach gar nicht so sehr unpassend formuliert war.
Mit deiner Fettschrift betreibst du hier nur Hetze und versuchst dich rechtzufertigen und alles geradezuschieben. Du gehst auf Fragen nicht ein, du prollst nur herum. Ihr beide nehmt euch nicht ein klitzekleines bisschen!
Natürlich bin ich eine FRAU. Das brauchst du nicht betonen, denn das zeugt von deiner geistigen Unreife.
Über Leute wie Ihr muss ich nur mit dem Kopf schütteln.
Du lässt hier nur Dampf ab. Du musst ja so was von zu kurz gekommen sein im Leben, dass du hier deinen Frust bekämpfen musst.
Anke
Na......hier ist aber jemand böse mit sich und der Welt. Sonst alles i.O. Frau Anke??
Wird schon noch werden in deinem Leben
Betreff Fragen: Frag mich doch was!!! Wirst ja sehen ob ich antworte :roll:
PS: Was stört dich denn an der Fettschrift???????Kannst dat nich oder was????
Bis später Tante Anke...............
Nach dieser Totalentgleisung scheint Mr. Chrono sich in die Tiefen der sächsischen Täler zurückgezogen zu haben.
Dort wird er sich einen Pittiplatsch-Film reinziehen, nen Wernesgrüner wegkippen, ne Karo-Fluppe genüsslich wegrauchen und voller Wehmut an die DDR denken...
H.F.
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Anka
- Offline
Weniger
Mehr
- Beiträge: 9
18 Jun 2007 19:14 #5946
von Anka
Anka antwortete auf wieder mal Überlänge
Ach ja, die Tiefen der sächsischen Täler...da kann man sich gut verstecken!! Wobei mal gesagt werden muss, dass „Sachsen“ nicht unbedingt identisch ist mit Bergen und Tälern. Die gibts nämlich wohlgemerkt da nur im Erzgebirge/Vogtland, evtl. noch Sächsische Schweiz. Der Rest ist Flachland und uninteressant. Aber Du hast schon recht, Hannibal, in Tälern generell kann man sich wirklich gut zurückziehen und den Rest der Menschheit rumwurschteln lassen, allerdings nicht nur in den „sächsischen“ Tälern, sondern auch in denen im Bayerischen Wald, Schwarzwald, Westerwald etc., erst recht hier in den Schweizer Bergen/Tälern. Es dürfte also nichts spezifisch sächsisch/ossihaft/deutsches sein. Und glaub mir, was Lokal-/Regionalpatriotismus anbelangt, können die Sachsen (nicht nur die) sich von den Schweizern mehr als nur eine Scheibe abschneiden. Das geht hier soweit, dass Produkte, die aus dem Ausland importiert werden, aber auch in der Schweiz produziert werden können, regelrecht boykottiert werden. Z.B. griechischer Spargel im Supermarkt – Kommentar eines ca. 12-Jährigen: „Där isch aba nit us dr Schwiz!“ – sagts und macht kehrt. Ich stand selber daneben.... und das ist kein Einzelfall, sondern eher die Regel. Aber dessen ungeachtet, danke dass wir überhaupt soviel Aufmerksamtkeit bekommen, dass zeigt, dass wir kein mainstream sind...
Aber ich wollt ja schon lange was zu den Nachbarn im Süden Sachsens, also Tschechien, schreiben. Ich weiß jetzt nicht mehr, wers war (Buhli?!?), irgendjemand hat hier sinngemäß vor einiger Zeit bemerkt, dass alle anderen Ostblock-Länder sich selber aus dem Nachwende-Schlamassel rausziehen mussten. Sie hatten eben keinen reichen Onkel im Westen. Aber der Reihe nach, wird wieder etwas lang und eher subjektiv.
Zu DDR-Zeiten war es so, dass Tschechien und Ungarn (Polen weiss ich nicht..) ein besseres Warenangebot (Lebensmittel) hatten als wir. Deshalb hat man sich, wenn man schonmal rübergefahren ist, so weit wie möglich mit entsprechenden Sachen eingedeckt. Wobei anzumerken ist, dass das nicht ganz hemmungslos möglich war, da es feste Tagessätze pro Person gab, was offiziell an Geld umgetauscht werden durfte. So viel ich weiß, war sowohl die Ausfuhr, als auch Einfuhr von entsprechender Landeswährung nicht erlaubt (Buhli: Bitte um Berichtigung, wenn das nicht stimmen sollte..ich kann mich nur erinnern, dass meine Mutter immer hektisch vor der Grenze die Bündel ungarische Forint gut versteckt hat...). Logo hat Ossi dann in den entsprechenden Ländern schwarz getauscht. Allerdings musste man dann an der Grenze ganz schön aufpassen, die haben gefilzt wie die Weltmeister. Einmal standen wir an der ungarischen Grenze 24 Stunden, 6 bis 7 Stunden waren die Regel, auch wenn nur drei, vier Autos vor einem standen. Teilweise haben die Leute Waschmittelverpackungen aufmachen, das Pulver umfüllen müssen. Die Benzintanks wurden untersucht, sämtliche Koffer mussten ausgepackt werden usw... der Trick mit den „westlichen“ Zigaretten für die Zöllner hat nicht immer funktioniert, man konnte das nicht allzu offensiv betreiben, wenn man an einen übereifrigen Jungspund oder bärbeißigen alten Zöllner geraten ist, konnte der das auch mal schnell als Bestechungsversuch interpretieren. Na gut, man konnte auch so tricksen, dass es kein Zöllner je hätte mitbekommen können . Als meine Eltern ihr Haus gebaut haben, waren Wandkacheln (Fliesen) nicht zu bekommen. Eine Bekannte in der Nähe von Eger (tschech: Cheb) meinte, Kacheln gäbs in guter Auswahl, sie würde uns behilflich sein . Da man relativ schwer in entsprechender Menge Geld tauschen konnte, kamen sie zusammen auf eine typische Ost-Idee. Die Bekannte wollte unbedingt ein Klappfahrrad. Entweder gabs die da drüben grad nicht, oder es war zu teuer. Jedenfalls haben wir bei uns eines besorgt. Kurz vor der Grenze hat mein Vater dann meine Mutter mit dem Rad abgesetzt. Er ist solo mit dem Auto über die Grenze, einige Zeit später meine Mutter mit dem Fahrrad 8) . Nach der Grenze ging es erstmal kilometerweit bergab, sodass das für meine Mutter kein Problem war. Später hat Vati sie dann wieder mitsamt dem Rad „eingepackt“ und weiter gings nach Eger. Die Kacheln haben sie dann „häppchenweise“ über die Grenze geschmuggelt, außerdem weiss man ja so ungefähr die Zeiten, wann die Zöllner keinen Bock auf Kontrollen haben und die Tschechen haben auch nie so gründlich kontrolliert wie die Ungarn, Rumänen usw....
Auch wenn wir direkt neben der Grenze zu Tschechien gewohnt haben, mussten wir trotzdem einen etliche km-weiten Umweg bis zur Grenze fahren. Der Übergang im Ort war seit dem Prager Frühling zu (laut Erzählungen meines Vaters) und auch entsprechend von Soldaten bewacht. Man konnte also nicht mal ins sogenannte Bruderland ohne Umwege einreisen. Dementsprechend selten sind wir auch in die CR gefahren. Mein Bild von Tschechien war (der Gegend ein paar km nach dem Auto-Grenzübergang gemäß): Braunkohletagebau, qualmende Schlote, Geruch nach faulen Eiern, kaputter Wald, noch kaputtere Häuser als bei uns. Also: verheerend!!
Der Eindruck hat sich nach der Wende noch ein paar Jahre gehalten. Inzwischen war der Übergang bei uns im Ort schon lange für Spaziergänger offen. Aber was sollte man da drüben spazieren gehen....Zum Einkaufen hatten wir ja jetzt die tollen Märkte auf der grünen Wiese, und alles Fremde an Waren musste ja erstmal ausprobiert werden. Tschechischer Joghurt, böhmisches Bier usw...wen interessierte das noch. Und die Tschechen als solche? Naja. Die sollen ja ziemlich deutschenfeindlich sein. Von wegen Vertreibung nach dem WK II damals (Benes-Dekrete – Vertreibung der Sudetendeutschen) und dann wusste man auch nicht so richtig, was die Techechen jetzt von den „neureichen“ Ex-Brüdern so halten. Mich würde wirklich mal interessieren, wie das die Tschechen – im Prinzip tangiert das ja nur die grenznahe Bevölkerung – so gesehen haben.
Das ging so, bis man halt doch mal rübergeguckt hat. Bei mir selber hat das einige Jahre gedauert. Bin mit dem Rad (Velo) rüber und nach und nach hats mir da besser gefallen als bei uns. Was sich primär erstmal auf die Landschaft bezog. Die tschechische Seite vom Erzgebirge ist halt der Südhang und somit klimatisch weitaus günstiger gelegen als unsere „Nordweststaulage“ mit ewigem Regengepladder. Die Braunkohletagebaue gibts immer noch – man schaue mal bei Google Maps in der Nähe von Chodov nach – aber es ist halt nicht wirklich landschaftsprägend, wenn man die Gegend genauer kennt. Von uns aus liegt Karlovy Vary (Karlsbad) viel näher. Die total kaputten Häuser und im Winter nach Schwefelgas stinkenden Orte (Braunkohleheizungen in jedem Haus) haben mich erstmal total gestört. Inzwischen ist davon so gut wie nichts mehr übrig. Trotzdem gehen die Uhren doch noch ein bissel anders als bei uns, ich denke, die Tschechen können nicht verleugnen, dass sie mal zu Österreich gehört haben. Irgendwie ist da noch was vom Wiener Schmäh übrig geblieben .
Auf jeden Fall kam man sich bis ca. Vor 5, 6 Jahren noch recht komisch vor, dort in nem Restaurant was Leckeres bestellt zu haben. Die Einheimischen konnten sich sowas schlicht nicht leisten. Nach der Wende ging es auf der anderen Seite der Grenze viel steiler bergab als bei uns, die Arbeitslosigkeit war verheerend, gerade in den grenznahen Gebieten. Dazu kam noch, dass nach der Westprodukte-Ausprobier-Phase wir „Randtschechen“ (Bewohner des oberen Erzgebirges) fleißig drüben einkaufen waren. Da gabs eben noch so manche Spezereien aus alter Zeit, Joghurt usw., was bei uns schon lange von Nestle, Danone & Co. weggefegt worden war. Natürlich spottbillig (für uns!!). Das sah dann so aus, als ob wir Tschechien leerkaufen wollten, Paletten von Joghurt, gutes böhmisches Bier, Knödel - für die Raucher Zigaretten - bis das Auto platzte. Dazu natürlich noch vollgetankt. Ein Durchschnittstscheche hat sich dreimal überlegt, ob er das Auto volltankt. Der Sprit war zwar um zig Cent billiger als bei uns, aber Luxus für die Einheimischen. Wäre mal interessant eine tschechische Meinung dazu zu hören...
Die Tschechen wiederum haben dann teilweise bei uns eingekauft, wenn auch bei weitem nicht in dem Maße wie wir bei ihnen. „Westliche“ Waschmittel z.B. waren/sind in Tschechien teurer als in Deutschland. Das waren dann Bilder, wie man sie vielleicht nur aus Rumänien kennt. Alte Muttelchen, die schwer mit Tüten und Persil-Kartons beladen kilometerweit nach Hause schlurfen.
Ganz Findige haben dann drüben billig Immobilien gekauft (Meistens warens ehemalige Vertriebene, und die kamen im Normalfall aus bayerischen Gefilden!!). Das ging nicht so einfach. Immobilienerwerb durch Ausländer war (ist?!?) in Tschechien nur gestattet, wenn man dort Geschäftsman war, also ne Firma hatte. Man glaubt nicht, auf was für „Geschäftsideen“ die Leute gekommen sind. Oder man hatte einen tschechischen Strohmann. Ich denke, das hat auch nicht grad zur Völkerverständigung beigetragen.
Zu Feiertagen (Himmelfahrt, Pfingsten) gibts noch heute regelrechte Deutschenschwemmen, manche Grenzdörfer bestehen fast nur aus Restaurants, man lebt davon, weil es fast keine Industrie mehr gibt in der Region. Die Preise sind teilweise über denen auf deutscher Seite, was aber die meisten nicht ganz raffen. Dafür ist eine der wohlhabensten tschechischen Gemeinden ausgerechnet unser Nachbardorf, dem Vietnamesenmarkt sei dank...und in die EU sind sie ja auch rein (man nimmt an, das kühlt die Gemüter ab). Ab jetzt werden sie genau wie wir aus Brüssel regiert – die Freude! Mit der tschechischen Wirtschaft gehts auch recht steil bergan, man merkt ganz deutlich, dass die Leute da jetzt auch mehr in der Tasche haben, sie richten die Häuser her („böhmische Dörfer“ können sehr schön sein), überall neue Autos usw... Die Stadt Karlsbad soll mittlerweile in russischer und saudischer Hand sein, aber dafür glänzt es wie vor 200 Jahren, absolut mondän. Auf der anderen Seite gibts so weit ich weiss noch kein Sozialsystem wie bei uns, wer arm dran ist, ist ziemlich arm dran. Es gibt sicherlich noch Deutsche (Vertriebenverbände usw), die irgendwas verschlafen haben müssen, bestimmt auch noch einige „deutschenfeindliche“ Tschechen. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass man mit den Leuten von der südlichen Gebirgsseite mehr Wesensverwandtschaft hat als mit vielen Deutschen.
Soweit der kleine Ausflug. Was ich damit sagen wollte: Klar ist Deutschland EIN Land. Aber es gibt halt sehr wohl unterschiedliche Menschenschläge. Man wird nie das „typische“ Nordlicht oder den typischen Berliner mit dem typischen Bayer oder Schwaben oder Sachsen zusammenbringen. Viel prägender dürfte da eine gemeinsame Geschichte/Kultur und damit kollektive historische Erfahrungen sein.
Das Ossi-Wessi-„Problem“ ist da nur sehr oberflächlich vorhanden, was wohl immer deutlicher zutage tritt. Zu mehr als platten Lückenfüllerartikeln in den bunten Zeitungen taugt es nicht mehr. Entsprechend glauben auch nur noch die Leute ernsthaft daran, die entweder die BLÖD-Medien konsumieren oder sowieso schon irgendein anderes Problem haben. Zum Dampf ablassen taugt es halt noch. Wenn Du einen typischen Erzgebirger fragst, ob er mit einem Berliner (eigentlich dürfte schon „Leipziger“ oder „Dresdner“ reichen) oder einem Tschechen von nebenan mehr gemeinsam hat, dürfte die Antwort sehr klar ausfallen. Insofern sollte man vielleicht froh sein, dass es bei der ganzen globalisierten Gleichmacherei noch Unterschiede gibt.
Aber ich wollt ja schon lange was zu den Nachbarn im Süden Sachsens, also Tschechien, schreiben. Ich weiß jetzt nicht mehr, wers war (Buhli?!?), irgendjemand hat hier sinngemäß vor einiger Zeit bemerkt, dass alle anderen Ostblock-Länder sich selber aus dem Nachwende-Schlamassel rausziehen mussten. Sie hatten eben keinen reichen Onkel im Westen. Aber der Reihe nach, wird wieder etwas lang und eher subjektiv.
Zu DDR-Zeiten war es so, dass Tschechien und Ungarn (Polen weiss ich nicht..) ein besseres Warenangebot (Lebensmittel) hatten als wir. Deshalb hat man sich, wenn man schonmal rübergefahren ist, so weit wie möglich mit entsprechenden Sachen eingedeckt. Wobei anzumerken ist, dass das nicht ganz hemmungslos möglich war, da es feste Tagessätze pro Person gab, was offiziell an Geld umgetauscht werden durfte. So viel ich weiß, war sowohl die Ausfuhr, als auch Einfuhr von entsprechender Landeswährung nicht erlaubt (Buhli: Bitte um Berichtigung, wenn das nicht stimmen sollte..ich kann mich nur erinnern, dass meine Mutter immer hektisch vor der Grenze die Bündel ungarische Forint gut versteckt hat...). Logo hat Ossi dann in den entsprechenden Ländern schwarz getauscht. Allerdings musste man dann an der Grenze ganz schön aufpassen, die haben gefilzt wie die Weltmeister. Einmal standen wir an der ungarischen Grenze 24 Stunden, 6 bis 7 Stunden waren die Regel, auch wenn nur drei, vier Autos vor einem standen. Teilweise haben die Leute Waschmittelverpackungen aufmachen, das Pulver umfüllen müssen. Die Benzintanks wurden untersucht, sämtliche Koffer mussten ausgepackt werden usw... der Trick mit den „westlichen“ Zigaretten für die Zöllner hat nicht immer funktioniert, man konnte das nicht allzu offensiv betreiben, wenn man an einen übereifrigen Jungspund oder bärbeißigen alten Zöllner geraten ist, konnte der das auch mal schnell als Bestechungsversuch interpretieren. Na gut, man konnte auch so tricksen, dass es kein Zöllner je hätte mitbekommen können . Als meine Eltern ihr Haus gebaut haben, waren Wandkacheln (Fliesen) nicht zu bekommen. Eine Bekannte in der Nähe von Eger (tschech: Cheb) meinte, Kacheln gäbs in guter Auswahl, sie würde uns behilflich sein . Da man relativ schwer in entsprechender Menge Geld tauschen konnte, kamen sie zusammen auf eine typische Ost-Idee. Die Bekannte wollte unbedingt ein Klappfahrrad. Entweder gabs die da drüben grad nicht, oder es war zu teuer. Jedenfalls haben wir bei uns eines besorgt. Kurz vor der Grenze hat mein Vater dann meine Mutter mit dem Rad abgesetzt. Er ist solo mit dem Auto über die Grenze, einige Zeit später meine Mutter mit dem Fahrrad 8) . Nach der Grenze ging es erstmal kilometerweit bergab, sodass das für meine Mutter kein Problem war. Später hat Vati sie dann wieder mitsamt dem Rad „eingepackt“ und weiter gings nach Eger. Die Kacheln haben sie dann „häppchenweise“ über die Grenze geschmuggelt, außerdem weiss man ja so ungefähr die Zeiten, wann die Zöllner keinen Bock auf Kontrollen haben und die Tschechen haben auch nie so gründlich kontrolliert wie die Ungarn, Rumänen usw....
Auch wenn wir direkt neben der Grenze zu Tschechien gewohnt haben, mussten wir trotzdem einen etliche km-weiten Umweg bis zur Grenze fahren. Der Übergang im Ort war seit dem Prager Frühling zu (laut Erzählungen meines Vaters) und auch entsprechend von Soldaten bewacht. Man konnte also nicht mal ins sogenannte Bruderland ohne Umwege einreisen. Dementsprechend selten sind wir auch in die CR gefahren. Mein Bild von Tschechien war (der Gegend ein paar km nach dem Auto-Grenzübergang gemäß): Braunkohletagebau, qualmende Schlote, Geruch nach faulen Eiern, kaputter Wald, noch kaputtere Häuser als bei uns. Also: verheerend!!
Der Eindruck hat sich nach der Wende noch ein paar Jahre gehalten. Inzwischen war der Übergang bei uns im Ort schon lange für Spaziergänger offen. Aber was sollte man da drüben spazieren gehen....Zum Einkaufen hatten wir ja jetzt die tollen Märkte auf der grünen Wiese, und alles Fremde an Waren musste ja erstmal ausprobiert werden. Tschechischer Joghurt, böhmisches Bier usw...wen interessierte das noch. Und die Tschechen als solche? Naja. Die sollen ja ziemlich deutschenfeindlich sein. Von wegen Vertreibung nach dem WK II damals (Benes-Dekrete – Vertreibung der Sudetendeutschen) und dann wusste man auch nicht so richtig, was die Techechen jetzt von den „neureichen“ Ex-Brüdern so halten. Mich würde wirklich mal interessieren, wie das die Tschechen – im Prinzip tangiert das ja nur die grenznahe Bevölkerung – so gesehen haben.
Das ging so, bis man halt doch mal rübergeguckt hat. Bei mir selber hat das einige Jahre gedauert. Bin mit dem Rad (Velo) rüber und nach und nach hats mir da besser gefallen als bei uns. Was sich primär erstmal auf die Landschaft bezog. Die tschechische Seite vom Erzgebirge ist halt der Südhang und somit klimatisch weitaus günstiger gelegen als unsere „Nordweststaulage“ mit ewigem Regengepladder. Die Braunkohletagebaue gibts immer noch – man schaue mal bei Google Maps in der Nähe von Chodov nach – aber es ist halt nicht wirklich landschaftsprägend, wenn man die Gegend genauer kennt. Von uns aus liegt Karlovy Vary (Karlsbad) viel näher. Die total kaputten Häuser und im Winter nach Schwefelgas stinkenden Orte (Braunkohleheizungen in jedem Haus) haben mich erstmal total gestört. Inzwischen ist davon so gut wie nichts mehr übrig. Trotzdem gehen die Uhren doch noch ein bissel anders als bei uns, ich denke, die Tschechen können nicht verleugnen, dass sie mal zu Österreich gehört haben. Irgendwie ist da noch was vom Wiener Schmäh übrig geblieben .
Auf jeden Fall kam man sich bis ca. Vor 5, 6 Jahren noch recht komisch vor, dort in nem Restaurant was Leckeres bestellt zu haben. Die Einheimischen konnten sich sowas schlicht nicht leisten. Nach der Wende ging es auf der anderen Seite der Grenze viel steiler bergab als bei uns, die Arbeitslosigkeit war verheerend, gerade in den grenznahen Gebieten. Dazu kam noch, dass nach der Westprodukte-Ausprobier-Phase wir „Randtschechen“ (Bewohner des oberen Erzgebirges) fleißig drüben einkaufen waren. Da gabs eben noch so manche Spezereien aus alter Zeit, Joghurt usw., was bei uns schon lange von Nestle, Danone & Co. weggefegt worden war. Natürlich spottbillig (für uns!!). Das sah dann so aus, als ob wir Tschechien leerkaufen wollten, Paletten von Joghurt, gutes böhmisches Bier, Knödel - für die Raucher Zigaretten - bis das Auto platzte. Dazu natürlich noch vollgetankt. Ein Durchschnittstscheche hat sich dreimal überlegt, ob er das Auto volltankt. Der Sprit war zwar um zig Cent billiger als bei uns, aber Luxus für die Einheimischen. Wäre mal interessant eine tschechische Meinung dazu zu hören...
Die Tschechen wiederum haben dann teilweise bei uns eingekauft, wenn auch bei weitem nicht in dem Maße wie wir bei ihnen. „Westliche“ Waschmittel z.B. waren/sind in Tschechien teurer als in Deutschland. Das waren dann Bilder, wie man sie vielleicht nur aus Rumänien kennt. Alte Muttelchen, die schwer mit Tüten und Persil-Kartons beladen kilometerweit nach Hause schlurfen.
Ganz Findige haben dann drüben billig Immobilien gekauft (Meistens warens ehemalige Vertriebene, und die kamen im Normalfall aus bayerischen Gefilden!!). Das ging nicht so einfach. Immobilienerwerb durch Ausländer war (ist?!?) in Tschechien nur gestattet, wenn man dort Geschäftsman war, also ne Firma hatte. Man glaubt nicht, auf was für „Geschäftsideen“ die Leute gekommen sind. Oder man hatte einen tschechischen Strohmann. Ich denke, das hat auch nicht grad zur Völkerverständigung beigetragen.
Zu Feiertagen (Himmelfahrt, Pfingsten) gibts noch heute regelrechte Deutschenschwemmen, manche Grenzdörfer bestehen fast nur aus Restaurants, man lebt davon, weil es fast keine Industrie mehr gibt in der Region. Die Preise sind teilweise über denen auf deutscher Seite, was aber die meisten nicht ganz raffen. Dafür ist eine der wohlhabensten tschechischen Gemeinden ausgerechnet unser Nachbardorf, dem Vietnamesenmarkt sei dank...und in die EU sind sie ja auch rein (man nimmt an, das kühlt die Gemüter ab). Ab jetzt werden sie genau wie wir aus Brüssel regiert – die Freude! Mit der tschechischen Wirtschaft gehts auch recht steil bergan, man merkt ganz deutlich, dass die Leute da jetzt auch mehr in der Tasche haben, sie richten die Häuser her („böhmische Dörfer“ können sehr schön sein), überall neue Autos usw... Die Stadt Karlsbad soll mittlerweile in russischer und saudischer Hand sein, aber dafür glänzt es wie vor 200 Jahren, absolut mondän. Auf der anderen Seite gibts so weit ich weiss noch kein Sozialsystem wie bei uns, wer arm dran ist, ist ziemlich arm dran. Es gibt sicherlich noch Deutsche (Vertriebenverbände usw), die irgendwas verschlafen haben müssen, bestimmt auch noch einige „deutschenfeindliche“ Tschechen. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass man mit den Leuten von der südlichen Gebirgsseite mehr Wesensverwandtschaft hat als mit vielen Deutschen.
Soweit der kleine Ausflug. Was ich damit sagen wollte: Klar ist Deutschland EIN Land. Aber es gibt halt sehr wohl unterschiedliche Menschenschläge. Man wird nie das „typische“ Nordlicht oder den typischen Berliner mit dem typischen Bayer oder Schwaben oder Sachsen zusammenbringen. Viel prägender dürfte da eine gemeinsame Geschichte/Kultur und damit kollektive historische Erfahrungen sein.
Das Ossi-Wessi-„Problem“ ist da nur sehr oberflächlich vorhanden, was wohl immer deutlicher zutage tritt. Zu mehr als platten Lückenfüllerartikeln in den bunten Zeitungen taugt es nicht mehr. Entsprechend glauben auch nur noch die Leute ernsthaft daran, die entweder die BLÖD-Medien konsumieren oder sowieso schon irgendein anderes Problem haben. Zum Dampf ablassen taugt es halt noch. Wenn Du einen typischen Erzgebirger fragst, ob er mit einem Berliner (eigentlich dürfte schon „Leipziger“ oder „Dresdner“ reichen) oder einem Tschechen von nebenan mehr gemeinsam hat, dürfte die Antwort sehr klar ausfallen. Insofern sollte man vielleicht froh sein, dass es bei der ganzen globalisierten Gleichmacherei noch Unterschiede gibt.
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- kalleman
- Autor
- Offline
Weniger
Mehr
- Beiträge: 978
19 Jun 2007 12:44 #5949
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Ostdeutschland
Hihi, herrliche Ausführung. Hammer.
Ich wollte da noch etwas ergänzen. Das man in der Schweiz keine griechischen Spargeln kauft, hat weniger mit Patriotismus zu tun (wie du festgestellt hast, wird das schon den Kindern eingebläut), sondern vielmehr mit gesundem Menschenverstand. Was brauchen wir hier Äpfel aus Neuseeland, deren Transport um die halbe Welt unmengen an Dreck produziert. Wir haben doch selber genug Äpfel! Und die NZ-Äpfel sind dann noch billiger als einheimsiche Äpfel! Da muss ja was faul sein. Ich kaufe auch kein Fleisch aus Ungarn. In der Schweiz hat strenge Vorschriften, wie die lieben Hühner gehalten werden müssen, in Ungarn leben sie in engen Käfigen und werden mit Antibiotika vollgespritzt. Diese Spuren hast du dann im Fleisch und in den Eiern. Abgesehen von den sinnlosen Transportwegen. Haben selber genug Hühner.
Der Steuerzahler investiert Milliarden in die Landwirtschaft, also kauft er auch deren Produkte. Ansonsten ist die eigene, umweltgerechtproduzierende und mit strengen Vorschriften versehene einheimische Landwirtschaft (viel strenger als in der EU) chancenlos. Das wäre entweder das Aus = Arbeitslosigkeit oder eine Erhöhung der Subventionen.
Ich weiss nicht, ob es noch ein zweites Land auf der Welt gibt, indem Bioprodukte (und zwar Bioprodukte, die Bioprodukte sind und nicht einfach so heissen) in so grosser Anzahl gekauft werden. Einerseits hat das mit der Kaufkraft zu tun, man kann es sich leisten, andererseits aber auch mit einem Bewusstsein für die Natur. Pestizide, Dünger, Antibiotika hinterlassen spuren, Tiere ohne Auslauf werden krank. Ich liebe tiere, wenn ich schon deren Fleisch esse, sollen sie wenigstens glücklich gelebt haben, mit Auslauf etc.
Genaus ists mit dem Aldi hier. Hier denkt der Eidgenosse: Wenn die Ware so billig ist, dann kann sie nicht gut sein oder wird zu Dumpinglöhnen hergestellt. Aldi hat bereits den Ruf, schweinische Arbeitsbedingungen anzubieten mit arbeit auf Abruf etc. Wenn ich also im Aldi einkaufe und die anderen Grossverteiler (die faire Löhne bezahlen und gute Sozialleistungen anbieten, grösste Arbeitgeber des Landes und viele Lehrstellen schaffen, Projekte lancieren für Langzeitarbeitslose und jugendliche ohne Job/Ausbildung und Bio-Produkte fördern etc.) Marktanteil verlieren, müssen die Preise runter. Und wo spart man? Bei der Qualität oder beim Personal/Lohn oder als erstes wohl bei den sozialen Projekten.
Mein Mitbewohner in Leipzig aus Heidelberg kaufte imemr nur das billigste und sparte wo es ging. Seine Haltung: Dann müssen halt die anderen auch billiger werden. Ich habe diese "Geiz ist geil"-Haltung nie verstanden. Sie ist kontraproduktiv.
Meine politische Linie ist klar. Schluss mit den sinnlosen Transporten zurück zur Regionalisierung. Die Kostenwahrheit muss endlich kommen.
Da fährt er mit seinen Schweinchen von Holland nach Sizilien wunderbar durch die Schweiz, und mit den Schinken wieder zurück (vor der LSVA als Leerfahrt und ein anderer LKW brachte es zurück). Das ist doch krank. Auf den Preis sollte noch der Dreck und Lärm draufgeschlagen werden, die Emissionen, die Strassenabnützung, verursachte Staus etc. Dann wäre nämlich das Schweinchen vom Metzger nebenan wieder billiger. Ah ich komm in Rage. Deshalb kauf ich einheimische Produkte. Ich vertraue den Bio-Labels und boykottiere diese sinnlosen Transportwege. Es braucht EU-weit ein Umdenken, dieser Wahnsinn ist zu stoppen. (Wer es nicht glaubt, denn lade ich gerne ein. Gemeinsam besichtigen wir dann die Gotthardautobahn.)
Aber zurück zum Thema. Meld mich später, hab zulange geschrieben, muss gehen ... :oops:
Ich wollte da noch etwas ergänzen. Das man in der Schweiz keine griechischen Spargeln kauft, hat weniger mit Patriotismus zu tun (wie du festgestellt hast, wird das schon den Kindern eingebläut), sondern vielmehr mit gesundem Menschenverstand. Was brauchen wir hier Äpfel aus Neuseeland, deren Transport um die halbe Welt unmengen an Dreck produziert. Wir haben doch selber genug Äpfel! Und die NZ-Äpfel sind dann noch billiger als einheimsiche Äpfel! Da muss ja was faul sein. Ich kaufe auch kein Fleisch aus Ungarn. In der Schweiz hat strenge Vorschriften, wie die lieben Hühner gehalten werden müssen, in Ungarn leben sie in engen Käfigen und werden mit Antibiotika vollgespritzt. Diese Spuren hast du dann im Fleisch und in den Eiern. Abgesehen von den sinnlosen Transportwegen. Haben selber genug Hühner.
Der Steuerzahler investiert Milliarden in die Landwirtschaft, also kauft er auch deren Produkte. Ansonsten ist die eigene, umweltgerechtproduzierende und mit strengen Vorschriften versehene einheimische Landwirtschaft (viel strenger als in der EU) chancenlos. Das wäre entweder das Aus = Arbeitslosigkeit oder eine Erhöhung der Subventionen.
Ich weiss nicht, ob es noch ein zweites Land auf der Welt gibt, indem Bioprodukte (und zwar Bioprodukte, die Bioprodukte sind und nicht einfach so heissen) in so grosser Anzahl gekauft werden. Einerseits hat das mit der Kaufkraft zu tun, man kann es sich leisten, andererseits aber auch mit einem Bewusstsein für die Natur. Pestizide, Dünger, Antibiotika hinterlassen spuren, Tiere ohne Auslauf werden krank. Ich liebe tiere, wenn ich schon deren Fleisch esse, sollen sie wenigstens glücklich gelebt haben, mit Auslauf etc.
Genaus ists mit dem Aldi hier. Hier denkt der Eidgenosse: Wenn die Ware so billig ist, dann kann sie nicht gut sein oder wird zu Dumpinglöhnen hergestellt. Aldi hat bereits den Ruf, schweinische Arbeitsbedingungen anzubieten mit arbeit auf Abruf etc. Wenn ich also im Aldi einkaufe und die anderen Grossverteiler (die faire Löhne bezahlen und gute Sozialleistungen anbieten, grösste Arbeitgeber des Landes und viele Lehrstellen schaffen, Projekte lancieren für Langzeitarbeitslose und jugendliche ohne Job/Ausbildung und Bio-Produkte fördern etc.) Marktanteil verlieren, müssen die Preise runter. Und wo spart man? Bei der Qualität oder beim Personal/Lohn oder als erstes wohl bei den sozialen Projekten.
Mein Mitbewohner in Leipzig aus Heidelberg kaufte imemr nur das billigste und sparte wo es ging. Seine Haltung: Dann müssen halt die anderen auch billiger werden. Ich habe diese "Geiz ist geil"-Haltung nie verstanden. Sie ist kontraproduktiv.
Meine politische Linie ist klar. Schluss mit den sinnlosen Transporten zurück zur Regionalisierung. Die Kostenwahrheit muss endlich kommen.
Da fährt er mit seinen Schweinchen von Holland nach Sizilien wunderbar durch die Schweiz, und mit den Schinken wieder zurück (vor der LSVA als Leerfahrt und ein anderer LKW brachte es zurück). Das ist doch krank. Auf den Preis sollte noch der Dreck und Lärm draufgeschlagen werden, die Emissionen, die Strassenabnützung, verursachte Staus etc. Dann wäre nämlich das Schweinchen vom Metzger nebenan wieder billiger. Ah ich komm in Rage. Deshalb kauf ich einheimische Produkte. Ich vertraue den Bio-Labels und boykottiere diese sinnlosen Transportwege. Es braucht EU-weit ein Umdenken, dieser Wahnsinn ist zu stoppen. (Wer es nicht glaubt, denn lade ich gerne ein. Gemeinsam besichtigen wir dann die Gotthardautobahn.)
Aber zurück zum Thema. Meld mich später, hab zulange geschrieben, muss gehen ... :oops:
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Anka
- Offline
Weniger
Mehr
- Beiträge: 9
21 Jun 2007 11:21 #5963
von Anka
Anka antwortete auf Hallo Kalleman!
Als ich hierher (also in die Schweiz) gezogen bin, war ich mir erst nicht so sicher, ob ich da nicht irgendwas romantisch verkläre. Aber die Unterschiede zu Deutschland sind ja ziemlich offensichtlich. Die ganze Landwirtschaft, so kleinteilig organisiert, alles funktioniert noch so wie es sollte. Vielleicht sieht das ja um Zürich ´rum anders aus, aber ich hab hier noch keinen „Rindfleischproduzenten“ mit hunderten/tausenden von Kühen gesehen, das selbe bei anderen Nutztieren. Das ist bei uns alles kaputt gegangen. Einserseits, weils im Osten nach dem Krieg erstmal alles „kollektiviert“, sprich enteignet wurde. Nach der Wende haben sich dann viele Großbetriebe halten können. Die hatten ja schon zu DDR-Zeiten Absatzmärkte im „Westen“. Komme ja selber aus einem eher ländlich geprägten Raum. Wer dort noch selber Rinder usw. hat, macht das nur zum Nebenerwerb/Hobby. Und die paar Bauern gehören nun wirklich zum untersten sozialen Status (finanziell und auch imagemäßig). Hier, wo ich jetzt wohne, scheinen viele noch halbwegs stolz drauf sein zu können, wenn sie auf eine landwirtschaftliche Schule gehen und dann den Hof übernehmen. Dazu kommt, dass es etliche Hürden gibt, wenn man seine „selbsterzeugten“ Produkte verkaufen will. Der EU sei Dank!! Wenn man da alle Vorschriften befolgt, ist man als kleiner Landwirt fast Pleite. Jetzt am Wochenende waren wir hier im Berner Oberland auf einer kleinen Alp. Der Senner berichtete ganz stolz, er produziere seinen Alpkäse noch aus unpasteurisierter Milch, die Käsekultur selber gezüchtet, gekäst wird auf einem offenen Kessel, der noch mit Holz gefeuert wird. Gleich draußen vor der Tür zum Milchkessel hat er mit einer Uraltmaschine die Güllegrube mal so richtig kräftig umgerührt (wohl zum Abtransport aufs Feld). Hey, das ist doch bei uns in D vollkommen undenkbar!! Die hätten dem schon zehnmal die Betriebserlaubnis entzogen. Erstmal wegen der „katastrophalen“ hygienischen Umstände und dann wegen der Käsekultur! Was da in der EU nicht offiziell als solche anerkannt ist, darf nicht verkauft werden. Ja und hier in der Schweiz? Der Käse schmeckt 1A, mir geht es gut, und die Gülle ist mir auch Wurscht gewesen. Ich meine, es ist doch jedem selber überlassen, wem er vertraut. Wenn ich sonem Bauer mehr vertraue als irgendeinem Fleischkonzern, der mir Gammelfleisch als frisch verkauft, ist das ja wohl meine Sache, da braucht ich keine Bestimmungen.
Es stimmt, die meisten Leute in D sind so, wie Du es bei dem Leipziger gesehen hast. Ich weiß nicht so recht, woran das liegt. Vielleicht ist es ein Teil Trotz. Alles wird globalisiert, die Konzerne schaun nur nach noch besseren Profiten, verdienen sich ne goldne Nase. Als Konsument kannst Du dir (zumindest in der EU) nicht mehr sicher sein, für teures Geld Qualität zu bekommen. Fängt an bei Autos, hört auf bei den Lebensmitteln. Also kauf ich gleich das billigste, das muss nicht immer das schlechteste sein (Aldi-Lebensmittel haben einen ziemlich guten Ruf im Vergleich zu teureren Produkten, bzw. werden da Markenprodukte unter anderem Namen verkauft). Oder man fährt gleich zu den Tschechen/Polen, weils da noch billiger ist. So hat man als Konsument irgendwie das Gefühl, jetzt auch durch die Globalisierung sparen zu können... Teilweise kann ich es nachvollziehen. Wenn Du 6 Euro die Stunde verdienst und im grenznahen Raum wohnst, ist die Versuchung übermächtig, „drüben“ was billiger zu bekommen. Im Prinzip macht es jeder so. In einem Radius von 20 km hinter der Grenze findest Du bei uns fast keine Tankstellen mehr, mal so als Beispiel.
Ich bin mir sicher. Wenn die paar Bauern, dies bei uns noch gibt, genauso verfahren könnten wie die in der Schweiz, würden auch mehr Leute lokal produzierte Lebensmittel kaufen. Hier steht an fast jedem Hof, dass Milch, Käse, Eier, Brot, Gemüse etc. aus eigener Produktion zu verkaufen sind. Meist (oh Wunder – der Zwischenhändler fehlt!!) auch noch billiger als im Supermarkt. Hier um die Ecke verkauft jetzt seit ein paar Wochen eine Bäuerin selbst gemachten Holundersirup. Bei uns müsstest Du den erstmal im Labor untersuchen lassen (und wehe, die finden einen Keim!) und könntest ihn nur mit Beipackzettel verkaufen. Einfach nur krank!!!
Auch wegen dieser ganzen Vorschriftenflut ist in D fast alles schon in Konzernhand. Was der kleine Bürger, von mir aus auch mittelständische Unternehmer fordert, ist doch piepegal. Und dann wundern sich die Politiker, wenn sich ganze Regionen entvölkern, weil alle Kleinunternehmer dicht machen müssen oder nicht mehr ausbilden. Die Konzerne werden dafür immer frecher. Beispiel bei uns im Erzgebirge: VW in Zwickau/Mosel (die bauen dort wohl den Polo) fordert eine Transitstrecke von Zwickau über den Erzgebirgskamm nach Tschechien. Natürlich der Kosten wegen. Mal klar ausgedrück: Ein Privatunternehmen fordert eine Straße, im Prinzip nur für seine Zwecke, die die Allgemeinheit über Steuergelder finanzieren soll. Dass dabei gleich mal ein paar Naturschutzgebiete durchschnitten werden und der Tourismus, der grad drauf und dran war, auf einen grünen Zweig zu kommen, plattgemacht wird, ist doch egal. Jawoll!!! VW schafft durch die Straße Arbeitsplätze!!!! Aber wohl eher in Tschechien. Für wie blöd halten die uns eigentlich??? Die Leute ziehen zu tausenden weg seit Jahren, durch die demografische Entwicklung wird in 50 Jahren nicht mehr viel los sein, aber wir brauchen dringend eine neue Bundesstraße!!! Die Politiker brauchen natürlich ein Prestigeobjekt und hauen in die selbe Kerbe. Da kannst Du als Bürger machen, was Du willst. Du bist ja nicht schlau genug, um sowas beurteilen zu können. Du kannst mit Studien kommen, die zeigen, dass Straßen keine Arbeitsplätze bringen, es genug Infrastruktur gibt, Du kannst kommen mit dem Naturschutz (die Naturschutzgebiete wurden übrigens schon dem geplanten Straßenverlauf „angepasst“...), mit Unterschriftenlisten - alles umsonst. Wenn schon die Bürgermeister sagen, dass sie die Straße nicht brauchen, werden die auch ganz schnell vom lieben Ministerpräsidenten mundtot gemacht und zur Räson gebracht. Zuckerbrot und Peitsche. So siehts aus in Sachsen (wohl nicht nur da). Wenn Du gucken willst: www.buergerinitiative-b93.de/ hab da selber mitgemacht, als ich noch dort gewohnt habe.
Entschuldigung, dass mir so der Kragen geplatzt ist, noch dazu leicht themenfremd, aber vielleicht verstehst Du jetzt, dass es mir hier in der Schweiz besser gefällt als „drham“. Aber es liegt nicht an den Menschen an sich, sondern am Frustpotential. Das mag in der Schweiz manchmal auch gegeben sein (kann ich noch nicht beurteilen), aber ihr habt wenigstens noch Mitspracherecht. Seid froh darüber!!!
:wink:
Es stimmt, die meisten Leute in D sind so, wie Du es bei dem Leipziger gesehen hast. Ich weiß nicht so recht, woran das liegt. Vielleicht ist es ein Teil Trotz. Alles wird globalisiert, die Konzerne schaun nur nach noch besseren Profiten, verdienen sich ne goldne Nase. Als Konsument kannst Du dir (zumindest in der EU) nicht mehr sicher sein, für teures Geld Qualität zu bekommen. Fängt an bei Autos, hört auf bei den Lebensmitteln. Also kauf ich gleich das billigste, das muss nicht immer das schlechteste sein (Aldi-Lebensmittel haben einen ziemlich guten Ruf im Vergleich zu teureren Produkten, bzw. werden da Markenprodukte unter anderem Namen verkauft). Oder man fährt gleich zu den Tschechen/Polen, weils da noch billiger ist. So hat man als Konsument irgendwie das Gefühl, jetzt auch durch die Globalisierung sparen zu können... Teilweise kann ich es nachvollziehen. Wenn Du 6 Euro die Stunde verdienst und im grenznahen Raum wohnst, ist die Versuchung übermächtig, „drüben“ was billiger zu bekommen. Im Prinzip macht es jeder so. In einem Radius von 20 km hinter der Grenze findest Du bei uns fast keine Tankstellen mehr, mal so als Beispiel.
Ich bin mir sicher. Wenn die paar Bauern, dies bei uns noch gibt, genauso verfahren könnten wie die in der Schweiz, würden auch mehr Leute lokal produzierte Lebensmittel kaufen. Hier steht an fast jedem Hof, dass Milch, Käse, Eier, Brot, Gemüse etc. aus eigener Produktion zu verkaufen sind. Meist (oh Wunder – der Zwischenhändler fehlt!!) auch noch billiger als im Supermarkt. Hier um die Ecke verkauft jetzt seit ein paar Wochen eine Bäuerin selbst gemachten Holundersirup. Bei uns müsstest Du den erstmal im Labor untersuchen lassen (und wehe, die finden einen Keim!) und könntest ihn nur mit Beipackzettel verkaufen. Einfach nur krank!!!
Auch wegen dieser ganzen Vorschriftenflut ist in D fast alles schon in Konzernhand. Was der kleine Bürger, von mir aus auch mittelständische Unternehmer fordert, ist doch piepegal. Und dann wundern sich die Politiker, wenn sich ganze Regionen entvölkern, weil alle Kleinunternehmer dicht machen müssen oder nicht mehr ausbilden. Die Konzerne werden dafür immer frecher. Beispiel bei uns im Erzgebirge: VW in Zwickau/Mosel (die bauen dort wohl den Polo) fordert eine Transitstrecke von Zwickau über den Erzgebirgskamm nach Tschechien. Natürlich der Kosten wegen. Mal klar ausgedrück: Ein Privatunternehmen fordert eine Straße, im Prinzip nur für seine Zwecke, die die Allgemeinheit über Steuergelder finanzieren soll. Dass dabei gleich mal ein paar Naturschutzgebiete durchschnitten werden und der Tourismus, der grad drauf und dran war, auf einen grünen Zweig zu kommen, plattgemacht wird, ist doch egal. Jawoll!!! VW schafft durch die Straße Arbeitsplätze!!!! Aber wohl eher in Tschechien. Für wie blöd halten die uns eigentlich??? Die Leute ziehen zu tausenden weg seit Jahren, durch die demografische Entwicklung wird in 50 Jahren nicht mehr viel los sein, aber wir brauchen dringend eine neue Bundesstraße!!! Die Politiker brauchen natürlich ein Prestigeobjekt und hauen in die selbe Kerbe. Da kannst Du als Bürger machen, was Du willst. Du bist ja nicht schlau genug, um sowas beurteilen zu können. Du kannst mit Studien kommen, die zeigen, dass Straßen keine Arbeitsplätze bringen, es genug Infrastruktur gibt, Du kannst kommen mit dem Naturschutz (die Naturschutzgebiete wurden übrigens schon dem geplanten Straßenverlauf „angepasst“...), mit Unterschriftenlisten - alles umsonst. Wenn schon die Bürgermeister sagen, dass sie die Straße nicht brauchen, werden die auch ganz schnell vom lieben Ministerpräsidenten mundtot gemacht und zur Räson gebracht. Zuckerbrot und Peitsche. So siehts aus in Sachsen (wohl nicht nur da). Wenn Du gucken willst: www.buergerinitiative-b93.de/ hab da selber mitgemacht, als ich noch dort gewohnt habe.
Entschuldigung, dass mir so der Kragen geplatzt ist, noch dazu leicht themenfremd, aber vielleicht verstehst Du jetzt, dass es mir hier in der Schweiz besser gefällt als „drham“. Aber es liegt nicht an den Menschen an sich, sondern am Frustpotential. Das mag in der Schweiz manchmal auch gegeben sein (kann ich noch nicht beurteilen), aber ihr habt wenigstens noch Mitspracherecht. Seid froh darüber!!!
:wink:
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Marco
- Offline
21 Jun 2007 11:43 #5965
von Marco
Marco antwortete auf Re: Ostdeutschland
Hallo Anka & Kalleman,
jetzt trete ich auch einmal als Ostdeutscher in Erscheinung.
Eure langen Ausführungen sind echt der Hammer. Das sucht seines gleichen, alle Achtung und recht herzlichen Dank für diese rege Beteiligung in diesem Forum!!
Was sofort auffällt: Sobald Ihr hier thesenreich auf den Plan getreten seid, halten sich Hannibal, Chrono und Horst dezent im Hintergrund... :wink:
Ost- & Westdeutschland, DDR, BRD, deutsche Teilung, Grenze, Mauer und deutsche Geschichte - diese Themen beschäftigen mich bereits seit der Jugend sehr intensiv.
Ich bin im Ostteil von Berlin aufgewachsen, wir hatten zahlreiche Verwandte im Westen. In Westberlin, Hannover, Dorsten und Essen. Mit denen hatten wir stets regen Kontakt.
Westbesuche, Westpäckchen, Tränenpalast - dies begleitete mich die gesamte Kindheit.
Bereits als kleiner Stippie wollte ich immer unterwegs sein, verreisen, die Welt erkunden, die Erde erforschen...
Je älter ich wurde, desto mehr kotzten mich Grenze und Mauer an. Ich dachte, ich würde als Erwachsener später durchdrehen, würde Amok laufen, irgendwie türmen...
Ich befürchtete, irgendwann im Knast zu landen, da ich meinen Reise- und Freiheitsdrang nicht zügeln konnte.
Ich besuchte regelmäßig die Bibliothek in der US-Botschaft in Ostberlin und schmiedete bereits als 16jähriger Pläne für die Zukunft....
Dann kam alles anders. Der Vorhang fiel. Der eiserne Vorhang.
Reisefreiheit. Hinaus in die Welt. Das tat ich auch. Brasilien, Transsib, Ägypten, Nordamerika ich befriedigte meinen Entdeckerdrang.
Zu viert bauten wir zwei Segelboote, wir wollten nach Sydney fahren aussteigen. Einfach weg für längere Zeit...
Schiffbruch bei schwerem Sturm, Rettung in höchster Not, Lebensgefahr...
Zurück in Berlin - ein neuer Lebensweg. Wieder reisen, fotografieren und dokumentieren. Schreiben, Diavorträge...
Ost und West spielten seit 1990 keine große Rolle mehr. Bereits im September 1991 zog ich für drei Jahre ins Rheinland. Ich fühlte mich überall wohl, in der einen Region halt mehr, in der anderen weniger.
Dann kam 2000, 2001.
Mein Blickpunkt, mein Focus richtete sich mehr auf gesellschaftliche Themen. Die Spuren der Berliner Mauer, die Spuren der deutsch-deutschen Grenze.
Wanderungen zusammen mit Karsten, Diavorträge, eine Wanderausstellung zu diesem Thema.
Plötzlich war ich wieder mitten drin im Thema "deutsche Teilung".
Ich merkte schnell bei den Diavorträgen: Das Thema ist noch nicht aufgearbeitet. Noch längst nicht. Es gibt noch viel zu tun....
Ohne Aufarbeitung keine Zukunft. Das ist ganz klar...
Mit Kopfschütteln musste ich Hannibals, Horsts und Chronos Beiträge lesen. Aber das sind noch typische Beispiele. Es gibt noch viele, die so einseitig denken.
Mann oh Mann - es gibt noch viel zu tun... :wink:
Liebe Grüße an dieser Stelle
Marco
jetzt trete ich auch einmal als Ostdeutscher in Erscheinung.
Eure langen Ausführungen sind echt der Hammer. Das sucht seines gleichen, alle Achtung und recht herzlichen Dank für diese rege Beteiligung in diesem Forum!!
Was sofort auffällt: Sobald Ihr hier thesenreich auf den Plan getreten seid, halten sich Hannibal, Chrono und Horst dezent im Hintergrund... :wink:
Ost- & Westdeutschland, DDR, BRD, deutsche Teilung, Grenze, Mauer und deutsche Geschichte - diese Themen beschäftigen mich bereits seit der Jugend sehr intensiv.
Ich bin im Ostteil von Berlin aufgewachsen, wir hatten zahlreiche Verwandte im Westen. In Westberlin, Hannover, Dorsten und Essen. Mit denen hatten wir stets regen Kontakt.
Westbesuche, Westpäckchen, Tränenpalast - dies begleitete mich die gesamte Kindheit.
Bereits als kleiner Stippie wollte ich immer unterwegs sein, verreisen, die Welt erkunden, die Erde erforschen...
Je älter ich wurde, desto mehr kotzten mich Grenze und Mauer an. Ich dachte, ich würde als Erwachsener später durchdrehen, würde Amok laufen, irgendwie türmen...
Ich befürchtete, irgendwann im Knast zu landen, da ich meinen Reise- und Freiheitsdrang nicht zügeln konnte.
Ich besuchte regelmäßig die Bibliothek in der US-Botschaft in Ostberlin und schmiedete bereits als 16jähriger Pläne für die Zukunft....
Dann kam alles anders. Der Vorhang fiel. Der eiserne Vorhang.
Reisefreiheit. Hinaus in die Welt. Das tat ich auch. Brasilien, Transsib, Ägypten, Nordamerika ich befriedigte meinen Entdeckerdrang.
Zu viert bauten wir zwei Segelboote, wir wollten nach Sydney fahren aussteigen. Einfach weg für längere Zeit...
Schiffbruch bei schwerem Sturm, Rettung in höchster Not, Lebensgefahr...
Zurück in Berlin - ein neuer Lebensweg. Wieder reisen, fotografieren und dokumentieren. Schreiben, Diavorträge...
Ost und West spielten seit 1990 keine große Rolle mehr. Bereits im September 1991 zog ich für drei Jahre ins Rheinland. Ich fühlte mich überall wohl, in der einen Region halt mehr, in der anderen weniger.
Dann kam 2000, 2001.
Mein Blickpunkt, mein Focus richtete sich mehr auf gesellschaftliche Themen. Die Spuren der Berliner Mauer, die Spuren der deutsch-deutschen Grenze.
Wanderungen zusammen mit Karsten, Diavorträge, eine Wanderausstellung zu diesem Thema.
Plötzlich war ich wieder mitten drin im Thema "deutsche Teilung".
Ich merkte schnell bei den Diavorträgen: Das Thema ist noch nicht aufgearbeitet. Noch längst nicht. Es gibt noch viel zu tun....
Ohne Aufarbeitung keine Zukunft. Das ist ganz klar...
Mit Kopfschütteln musste ich Hannibals, Horsts und Chronos Beiträge lesen. Aber das sind noch typische Beispiele. Es gibt noch viele, die so einseitig denken.
Mann oh Mann - es gibt noch viel zu tun... :wink:
Liebe Grüße an dieser Stelle
Marco
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- kalleman
- Autor
- Offline
Weniger
Mehr
- Beiträge: 978
21 Jun 2007 20:12 #5970
von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Ostdeutschland
- Noch kurz zur Schweiz, bevor ich wieder rüberlenke
Ganz recht Anka, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Volksabstimmungen. Das hat einen ganz grossen Vorteil: Die Politiker können nicht machen was sie wollen bzw. im Interesse der Lobbyisten Gesetze erlassen. Beispiel Armeewaffe und Munition.
Fast jeder Schweizer hat eine Waffe und Munition zu Hause und wen wunderts, alljährlich gibt es rund 15 Tote, erschossen mit Armeewaffe. Doch die ewiggestrigen Bürgerlichen im Parlament bestimmten, dass die Armeewaffe und Munition zu Hause bleibt. Waffe und Munition gehören zusammen. Es gehe um die Symbolik des wehrhafte, verantwortungsbewussten Schweizer Soldaten (So ein Quatsch).
In Tat und Wahrheit steckt da der mächtige Schützenverband dahinter. Wenn nämlich die Waffe abgegeben wird, dann findet auch das obligatorische Schiesstraining nicht mehr statt und die Schützenhäuser (jedes Dorf hat eins) machen dann keinen Sinn mehr und werden geschlossen.
Was passierte jetzt? Es wurde eine Volksinititiative lanciert, Umfragen ergaben, dass 70% der Bevölkerung Waffe und Munition nicht mehr zu Hause haben wollen. Somit war dem Parlament klar, dass die Volksinitiative bestimmt angenommen werden wird. Also haben sie entschlossen, dass die Munition abgegeben wird, aber die Waffe bleibt zu Hause. So hoffen sie, der Initiative den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber sie haben sich ein Ei gelegt, da sie früher immer betonten, Waffe ohne Munition mache keinen Sinn. So wird es kommen, dass die Initiative angenommen werdne wird und Waffe und Munition im Zeughaus verschwinden - gegen den Willen des Parlaments. Und das baut ungemein Frust ab. Das Parlament ist gezwungen ins Volk hineinzuhorchen und kann nicht über die Köpfe entscheiden.
Die Klux: Bei einem EU-Beitritt müssten wir diese Volksrechte aufgeben! Deshalb ist ein Beitritt undenkbar.
-Zurück zum Thema. Ich bin ein bisschen durch Sachsen und Thüringen gereist. Besonders die Grenzregion ist wunderschön. Dann fuhr ich zur tschechischen Grenze per Zug (Name vergessen). Da war einfach ein einfacher Bahnhof (Blankenfeld?), kein Zoll. Wie sah das zu Zeiten des Eisernen Vorhang aus? Ich erinnere mich an einen Grenzübertritt per Zug von Ungarn nach Rumänien 1997 oder so. Der Zug wurde aufs Abstellgleis manövriert. Überall Hochlampen, der ganze Zug wurde von Soldaten umstellt. Ein Zöllner kam in mein Abteil und schraubte alles weg und guckte überall rein.
- hab mir auch gleich noch ein Buch "Geschichte der DDr gekauft" 8)
- Ich finde es bedauernswert, dass sofort sämtliche historische Zeugnisse abgebaut wurden. Kaum mehr Mauer, einfach Niemandsland. Schade.
-In einer Doku habe ich gesehen, dass ind er NAcht der Wende ein Zug im Westdeutschen Grenzbahnhof stand. Der Lokführer entschied sich spontan in den DDR-Grenzbahnhof zu fahren ...
:)
Ganz recht Anka, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Volksabstimmungen. Das hat einen ganz grossen Vorteil: Die Politiker können nicht machen was sie wollen bzw. im Interesse der Lobbyisten Gesetze erlassen. Beispiel Armeewaffe und Munition.
Fast jeder Schweizer hat eine Waffe und Munition zu Hause und wen wunderts, alljährlich gibt es rund 15 Tote, erschossen mit Armeewaffe. Doch die ewiggestrigen Bürgerlichen im Parlament bestimmten, dass die Armeewaffe und Munition zu Hause bleibt. Waffe und Munition gehören zusammen. Es gehe um die Symbolik des wehrhafte, verantwortungsbewussten Schweizer Soldaten (So ein Quatsch).
In Tat und Wahrheit steckt da der mächtige Schützenverband dahinter. Wenn nämlich die Waffe abgegeben wird, dann findet auch das obligatorische Schiesstraining nicht mehr statt und die Schützenhäuser (jedes Dorf hat eins) machen dann keinen Sinn mehr und werden geschlossen.
Was passierte jetzt? Es wurde eine Volksinititiative lanciert, Umfragen ergaben, dass 70% der Bevölkerung Waffe und Munition nicht mehr zu Hause haben wollen. Somit war dem Parlament klar, dass die Volksinitiative bestimmt angenommen werden wird. Also haben sie entschlossen, dass die Munition abgegeben wird, aber die Waffe bleibt zu Hause. So hoffen sie, der Initiative den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber sie haben sich ein Ei gelegt, da sie früher immer betonten, Waffe ohne Munition mache keinen Sinn. So wird es kommen, dass die Initiative angenommen werdne wird und Waffe und Munition im Zeughaus verschwinden - gegen den Willen des Parlaments. Und das baut ungemein Frust ab. Das Parlament ist gezwungen ins Volk hineinzuhorchen und kann nicht über die Köpfe entscheiden.
Die Klux: Bei einem EU-Beitritt müssten wir diese Volksrechte aufgeben! Deshalb ist ein Beitritt undenkbar.
-Zurück zum Thema. Ich bin ein bisschen durch Sachsen und Thüringen gereist. Besonders die Grenzregion ist wunderschön. Dann fuhr ich zur tschechischen Grenze per Zug (Name vergessen). Da war einfach ein einfacher Bahnhof (Blankenfeld?), kein Zoll. Wie sah das zu Zeiten des Eisernen Vorhang aus? Ich erinnere mich an einen Grenzübertritt per Zug von Ungarn nach Rumänien 1997 oder so. Der Zug wurde aufs Abstellgleis manövriert. Überall Hochlampen, der ganze Zug wurde von Soldaten umstellt. Ein Zöllner kam in mein Abteil und schraubte alles weg und guckte überall rein.
- hab mir auch gleich noch ein Buch "Geschichte der DDr gekauft" 8)
- Ich finde es bedauernswert, dass sofort sämtliche historische Zeugnisse abgebaut wurden. Kaum mehr Mauer, einfach Niemandsland. Schade.
-In einer Doku habe ich gesehen, dass ind er NAcht der Wende ein Zug im Westdeutschen Grenzbahnhof stand. Der Lokführer entschied sich spontan in den DDR-Grenzbahnhof zu fahren ...
:)
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.