Erfahrungen mit der Polizei
- Anonymous
- Autor
Kalleman
(Beitrag wurde aus dem alten Forum rekonstruiert)
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Marco
- Offline
da fällt mir doch sogleich unsere erlebte Episode in Gávea / Rio de Janeiro ein - auch wir stiegen in einen falschen Linienbus...
>>
An einem Nachmittag stiegen Kathrin und ich aus Versehen in einen falschen Bus. Bevor wir die verkehrte Fahrtrichtung erkannt hatten, fuhr der mit Leuten vollgestopfte Bus mit hohem Tempo durch einen langen Tunnel, der durch ein felsiges Bergmassiv führte und den Tag zur Nacht werden ließ. Dämmrige Beleuchtung, schwach scheinendes, orangefarbenes Licht erhellte die Tunnelröhre äußerst spärlich. Wie galaktische Flugkörper schienen die Lampen an dem Bus vorbeizusausen. Das Ende der Röhre war eine Zeitlang nicht zu sehen, doch plötzlich wurde das grelle Tageslicht als winziger Punkt hinter einer Kurve sichtbar. Mit enormer Geschwindigkeit raste der Bus der Helligkeit entgegen und ließ anschließend den Berg hinter sich.
Auf der anderen Seite des Berges, erwartete uns ein gänzlich anderes Bild. Das traurige Bild einer vorstädtischen Landschaft, bewohnt von den Ärmsten der Weltmetropole.
Der Schock saß tief, wir hatten keine Ahnung, wo wir uns befanden. Zu sehen waren die schiefen Hütten und die bröckligen, einsturzgefährdeten Ziegelhäuschen, die sich an den Hängen hinaufzogen. Zwischen den halb verfallenen, zweistöckigen Häusern krochen dreckige Sandstraßen wie riesige, schmutzige Schlangen die Hügel nach oben.
Krumm und schief standen hölzerne Strommasten an den Wegen, wild verliefen die Leitungen zu ein paar vereinzelten Gebäuden. Neben den Sandwegen liefen übel riechende Rinnsale zu einem Bach hinab. Schrott und Müll lag auf freien Plätzen und vertrockneten Wiesen.
An der erstbesten Haltestelle stiegen wir aus, überquerten die Straße und warteten dort auf einen Bus, der wieder zurückfuhr. Schweigend standen wir am Straßenrand und schauten auf die zahlreichen Behausungen des Tals.
Bekleidet mit einer kurzen, roten Hose und sauberem weißen T-Shirt kam ich mir vor wie ein Idiot. Wie eine reiche, ungezogene Göre, die sich verlaufen hatte. Wie eine unerwünschte Person, die sich schlichtweg am falschen Platz befand. Wie eine Person, die dort nichts zu suchen hatte und sich schleunigst verduften sollte, mit der festen Versprechung, nie wieder in dieser anderen Welt zu erscheinen und die Leute mit ihrer nach Reichtum und Wohlstand aussehenden Erscheinung zu nerven, zu stören und zu provozieren.
Da stand ich. Eine fremde Person aus der europäischen Wohlstandswelt. Ich konnte nichts dafür, aber niemanden würde das im Fall der Fälle interessieren.
Nur eine Bergkette trennte zwei völlig verschiedene Gebiete Rio de Janeiros. Auf der einen Seite lag Leblon mit anschließendem Ipanemaviertel, und auf der anderen Seite lag in einem Tal der Armutsbezirk Gávea. Wir wagten es nicht, auch nur ein Foto zu machen, obwohl es uns reizte, dieses Elend mit der Kamera festzuhalten, um den Leuten in der Heimat die verschiedenen Seiten der Stadt zu erklären und anhand von Bildern zu veranschaulichen.
Bereits einen Tag später bekamen wir wiederholt das andere Gesicht der Stadt am Zuckerhut zu sehen. Kathrin und ich kamen auf die Idee, zu Fuß den Zuckerhut zu erkunden. Es führte kein direkter Weg von Copacabana zum Pão de Açucar, da ein kleines Militärgelände dazwischen lag. So versuchten wir, einen Umweg über die waldigen Hügel ausfindigzumachen. Vom Strand aus liefen wir eine Straße hinauf, die Hotels und großen Gebäude von Copacabana hinter uns lassend.
Wieder kamen wir in eine verwahrloste Gegend. Hinter einer Abbiegung gerieten wir in eine Sackgasse. Dort standen Behausungen, die den untersten Bevölkerungsschichten von Leme und Copacabana zuzurechnen waren. Auf einem asphaltierten, mit Löchern übersäten Platz spielten Kinder und Jugendliche mit einem Ball. Barfuß rannten sie schreiend der weichen Gummimulle hinterher. Sie nahmen keine Notiz von uns, jedoch wurden wir misstrauisch von alten Leuten betrachtet, die auf einer Holzbank an einer Mauer saßen.
Wir kehrten um und gingen eine andere Straße entlang, die weiter den Berg hinaufführte. An einer Kreuzung blieben wir für eine kurze Zeit stehen, als uns plötzlich zwei Polizisten riefen, die ganz in der Nähe an ihrem Geländefahrzeug standen und uns musterten. Nur zögernd folgten wir dem Aufruf der beiden Uniformierten. Sie sahen finster aus. Der Colt hing locker an ihrer Seite, und dunkle Sonnenbrillen verdeckten die Augen. Breitbeinig standen sie am Fahrzeug und machten keinen vertrauenerweckenden Eindruck.
Einer der Polizisten fragte uns, was wir hier oben suchen würden. Der andere wollte einen Blick in meinen Stoffbeutel werfen. Ich ließ ihn gewähren. Barsch befahlen sie uns, wieder dorthin zurückzugehen, wo wir herkämen. Wir hätten hier oben weiß Gott nichts verloren. Kathrin entgegnete, dass wir nur einen Pfad hinüber zum Zuckerhut suchen würden. Daraufhin schüttelten sie mit dem Kopf und erklärten uns, dass diese Gegend äußerst gefährlich und keineswegs geeignet für Touristenspaziergänge sei. Mit dem Zeigefinger wiesen uns die Polizisten den Weg, der wieder nach unten führte.
Mit regungslosen Gesichtern standen sie an ihrem Geländewagen und betrachteten uns in breitbeiniger Pose und provokant leger hängendem Colthalfter. Die umliegende Umgebung spiegelte sich in den Gläsern der Sonnenbrillen. Auf der Tür des Polizeiwagens stand mit weißen Buchstaben geschrieben: Governo do Estado do Rio de Janeiro - Polícia Civil.
Wie schon auf der Dienststelle in Leblon hatten wir es hier mit Beamten der Polícia Civil zu tun. Neben dieser gibt es in Brasilien die Polícia Municipal, die Polícia Federal und die Polícia Militar. All diese sind für Recht und Ordnung in den Städten und einzelnen Regionen zuständig. Nicht immer klappte dies in der Vergangenheit reibungslos. Zu häufig gab es Ärger um die Zuständigkeiten und die von Staat und Kommune an die Polizeibehörden zu verteilenden Gelder. Die Aufgabenbereiche überschnitten sich des öfteren. In den Medien hörte man häufig von Korruption, dunklen Machenschaften, Verstrickungen und offen gelegten Affairen. Den besten Ruf haben Brasiliens Ordnungshüter bis heute nicht. Besser ist es, ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen.
Man tut gut daran, nicht wie in unserem Fall Streitgespräche und Diskussionen aufkommen zu lassen. Gerade wenn man sich irgendwo in einem Kaff in Roraima und Rondônia oder den Favelas von Rio de Janeiro, São Paulo und Recife aufhält. Die Lage in diesen Gegenden kann sehr angespannt sein, und die Nerven der Polícia liegen wegen der allgemein hohen Kriminalitätsrate blank.
---
Até logo, Marco
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Anonymous
- Autor
Du meine Güte, sind die Busse in Rio nicht ausgeschildert??
Ist ja übel, kaum im falschen Bus, schon im falschen Viertel. Na, vielen Dank.
Also in Südamerika war ich nocht nicht, aber in Polen hatte ich auch einmal schlechte Erfahrung mit der Polente gemacht. Weil mein Auto ihrer Meinung nach zu laut war, wollten sie mich zu hunderten Zloty verdonnern, ich war sprachlos. Es war so eine Nachtstreife, die mich anhielt und filzte...
Winni
(Beitrag wurde aus dem alten Forum rekonstruiert)
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Anonymous
- Autor
Kalleman
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Anonymous
- Autor
Frank
(Beitrag wurde aus dem alten Forum rekonstruiert)
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Anonymous
- Autor
Mirko ? ?
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- Anonymous
- Autor
Kalleman schrieb: In Rio erwischte ich den falschen Bus. Statt an die Copacabana fuhr er nach Botafogo. Es war gegen 18.00 Uhr. Als der Bus abbog und ich merkte, dass er nach Botafogo fuhr, stieg ich an der nächsten Haltestelle aus und lief zur Kreuzung zurück. Ein Polizeiauto fuhr neben mich und ein Polizist richtete seine Knarre auf mich (ein Riesending). Er redete sehr aggressiv auf mich ein, ich verstand kein Wort ausser Droga und versuchte ihm klarzumachen, dass ich den falschen Bus genommen hatte, mein Portugiesisch war aber ungenügend. Dann steckte er zwei Finger beider Hände in meinen Hosentaschen und ich war mir bewusst, dass er mir Drogen reingesteckt hatte. Er schnupperte wie ein Hund an meinen Fingern, X-Mal, und durchsuchte mich, speziell das Portemonnaie, aber nur dort, wo das Geld war. Aber es waren nur 3 Real drin. (Ca 1 Euro) Ich habe eine kleine Hosentasche unten auf Knöchelhöhe, dort hatte ich immer 50 Dollar "Notfallgeld" drin, denn diese Tasche findet keiner, auch er fand sie nicht. Hehe. Immer wieder schaute er ins Portemonnaie und schien nicht glauben zu können, dass ich nicht mehr Geld dabei hatte. Irgendwann griff er wieder in meine Hosentaschen und nahm die Drogen wieder raus und liess mich gehen. - Schwein gehabt....Was wäre sonst passiert? hat sonst noch jemand Erfahrungen mit der Polizei in Südamerika gemacht?
Kalleman
Hi Kalleman,
das ist mir mal ähnlich passiert! Mir steckten sie mal in Recife ein Tütchen unter. Meine Fresse hatte ich einen Bammel. Ich dachte immerzu an die Horrormeldungen aus Thailand und Singapur, wo Leute hingerichtet werden. Boah, aber auch mir verlief es glimpflich. 100 Reais, und fertig war der Keks...
Gerd
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.