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Eintauchen auf der ITB Berlin: Besonders Osteuropa und Asien lassen Wehmut aufkommen

 
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Es ist im Prinzip jedes Jahr das Gleiche. Von null auf hundert - hinein in die Messehallen während der drei Fachbesuchertage der ITB Berlin! Und dann? Nach zwei Stunden ist man erst einmal völlig fertig. In diesem Jahr wollte ich unbedingt beim Eröffnungsrundgang dabei sein. Der Plan stand. Die Kinder in Schule und Kita gebracht und dann fix mit der S-Bahn bis Messe Süd. Medienvertreter und Aussteller stauten sich am Einlass, doch wurden diese in wirklich rasanter Geschwindigkeit abgefertigt. Respekt! Ein Blick auf die Uhr. 9:50 Uhr. Mit schnellen Schritten ging es auf direktem Wege zur Halle 6. Am dortigen Stand von Malaysia startete der Rundgang für die angemeldeten Medienvertreter. Eine beachtliche Gruppe Fotografen wartete auf den „Startschuss“, kurz nach zehn drängelte sich die Masse durch die engen Gänge. Ich entfernte mich wieder und bereute es, mich morgens unnötigerweise dermaßen gehetzt zu haben. Ein Blick auf die handgeschriebenen Notizen: Es stand einiges an der Tagesordnung. Um 16 Uhr gab es ein Treffen am Stand von Serbien, später am Abend sollte es zu Luxemburg und zur Türkei gehen. 

Das würde also ein knackiger Tag werden. Etwas ziellos spazierte ich durch die anliegenden Messehallen, dann jedoch drückte ich den innerlichen Reset-Knopf. So wird das nix! Es war schließlich nicht der erste Besuch auf der ITB. Erst einmal hinsetzen und sich seelisch etwas fallen lassen. Ankommen, lautete die Devise. Bloß nichts überstürzen und unnötig durch die Gegend hetzen. Beine ausstrecken, ein Blick auf das Handy, ein Blick in den Medienbereich. Dann konnte es losgehen.

Am Stand von Indien gab es Kaffee und süße Bällchen. Der Tag konnte beginnen. Und Bingo! Der Mittwoch wurde wahrlich ein spannender, unterhaltsamer Tag, der letztendlich wie im Fluge verging. Im Messebereich von Indonesien konnte mit einem Kaffee sowie einem würzigen Ingwer-Sud nachgelegt werden. Die ersten Fotos und Filmsequenzen wurden angefertigt, ein paar sitzenden Frauen wurde beim Flechten zugeschaut. Indonesien! Wollte ich dort nicht auch einmal hin? Ein Kollege von uns verbrachte dort einige Monate und schickte uns regelmäßig sensationelle Fotos und Berichte zu, die Lust auf mehr machten. 

Nach würzigem Kaffee und Ingwer beschloss ich, erst einmal eine komplette Runde zu drehen. Der Eindruck der letzten Male bestätigte sich wieder. Die arabischen Staaten warteten mit gewisser Kühle und viel Prunk auf. Die Stände der afrikanischen Länder schraubten erstaunlicherweise ein wenig runter (zumindest hatte ich das Gefühl), und die beiden Messehallen mit den asiatischen Ländern legten um einiges zu. Früher wirkte die Halle sechs ein wenig separiert und zu förmlich. In diesem Jahr wurde sie mein Geheimfavorit. Es gab einiges zu schauen, getoppt wurde das Ganze von den Showeinlagen der Shaolin-Mönche am Stand der VR China.

Das Krachen der aufschlagenden Bambusstöcke lockte mich an, und ich gestehe: Ich war genauso baff wie all die anderen Zuschauenden. Als ein orange gekleideter Mönch die Peitschen knallen ließ und diese haarscharf an den Köpfen und den aufgestellten Kameras vorbeisausten, wurde einem schon etwas anders. Nachdem Metallstangen verbogen und Metallteile mit dem Kopf zerbrochen wurden, kam die Nadel zum Einsatz, mit der hinter einer gehaltenen Glasscheibe ein Luftballon zum Platzen gebracht wurde. Dies gelang im dritten Anlauf, und auch die chinesischen Aussteller an ihren Plätzen hatten leichte Bedenken und schauten etwas eingeschüchtert zu den Mönchen. Wohin würde eigentlich die Nadel fliegen, sobald diese durch Glas und Ballon sauste?

Die innere Betriebstemperatur wurde erreicht. Ich war auf der ITB angekommen. Es war Zeit bei den Polen vorbeizuschauen. Manchmal hat man ja ein echtes Näschen. Das legendäre Restaurant „Pod Aniołami“ (Unter den Engeln) aus Kraków machte gerade eine Präsentation mit anschließender Verkostung. Vater und Tochter gaben Einblicke in den Familienbetrieb, ein kurzer, sehr gut gemachter Trailer wurde gezeigt, im Anschluss durfte sich bedient werden. Es gab eine Brühe, in der beim Köcheln Goldmünzen eingetaucht werden, und deftige Wildwurst, Brot mit Schmalz, Räucherkäse und Pfefferkuchen mit ein wenig Blattgold oben drauf.

Wohl denn, beim Hören der polnischen Sprache und beim Anschauen des Trailers kullerte sogar ein winziges Tränchen aus dem Augenwinkel. Sämtliche Bereiche des polnischen Messestandes waren äußerst gut gemacht, sämtliche Regionen des Landes präsentierten sich in angemessener Form. Ein Hingucker war zudem der Bereich, an dem sich der polnische Volleyballverband präsentierte. Wer Lust hatte, konnte aus dem Stand seine Sprungkraft unter Beweis stellen und die gesprungene Höhe auf einer Liste eintragen lassen. 

Der weitere spätere Nachmittag und der Abend blieben osteuropäisch geprägt. Um 16 Uhr lud der Serbische Tourismusverband zu einem kleinen Empfang ein. Wein und Rakija, dabei der eine oder andere Smalltalk. Leider ging die eine Stunde viel zu schnell um. Inzwischen waren wir zu zweit, und es ging in die Halle darüber schnurstracks zum Messestand der Kroaten. Der Wein floss, die Anwesenden waren äußerst redselig. Es passte prima, am ersten Abend sind Aussteller und Fachbesucher noch frisch und voller Energie. ITB! Wo sonst können in solcher kurzer Zeit dermaßen viele Menschen aus aller Welt getroffen werden? Das Studieren von Gesichtern und Körpersprachen macht auf der ITB richtig Spaß. 

Eigentlich sollte es am Mittwochabend noch zum Messestand der Türkei gehen. Der Empfang war im Vorjahr sensationell, und somit war auch in diesem Jahr das dortige Stelldichein ein Muss. Es kam allerdings anders. Wir blieben zuerst in Italien und dann am Stand von Rumänien hängen. Schnell kamen wir ins Gespräch mit einem Buchautor und einem rumänischen Weinhändler. Aus einem Gläschen Wein wurde rasch etwas mehr. Das müsse noch probiert werden, und diese Flasche auch. Immer wieder holte der Weinhändler hinter dem Vorhang etwas Neues hervor. Die Zeit verging wahrlich wie im Fluge. Plötzlich war es 21 Uhr, und wir ließen uns zum Abschluss noch ein wenig treiben. Laute Musik lockte, und schau an, am Stand von Baden-Württemberg wurde noch getanzt und getrunken.

Es folgten zwei weitere Tage auf der ITB, ohne jedoch abends noch etwas zu verkosten. Einmal genügte. Der Fokus wurde nun tagsüber voll auf die Stände gerichtet. In einer lateinamerikanischen Halle wurden Zigarren gerollt und Erinnerungen an die Reise nach Kuba kamen hoch. Am Stand von Brasilien wurde gerade Musik gespielt, und bei einer Guaraná-Limonade spulte ich im Geiste meine siebenwöchige Reise von Rio den Janeiro bis Manaus im Sommer 1996 ab. O meu Deus, wo ist nur die Zeit geblieben?! Eine weitere Reise sollte mal in Angriff genommen werden! Oder doch lieber eine Reise zur Arktis oder Antarktis? Der Stand eines Unternehmens, das solche Touren anbietet, weckte mein Interesse. Grönland, Spitzbergen, Nordpol, Falklandinseln und südlicher Polarkreis. Die Preise für solch eine dreiwöchige Expedition gehen allerdings schnell in den fünfstelligen Bereich. Nun denn, vielleicht eines Tages mal, wenn ein Bestseller die Kasse klingeln lässt.

Vielleicht sollte ich aber einfach noch einmal sämtliche großen Reisen, die ich in den vergangenen 25 Jahren in Angriff genommen hatte, noch einmal durchführen? Die bereits erwähnt siebenwöchige Tour durch Brasilien, die Fahrten mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Vladivostok und Moskau, die Tour quer durch Nordamerika mit den Greyhound-Bussen, die legendäre Reise quer durch Ägypten, die 1.000 Kilometer lange Wanderung entlang der einstigen deutsch-deutschen Grenze, die Radtour quer durch den Balkan… Für reichlich Inspiration sorgte die ITB in Berlin in jedem Fall. Und kaum schaute ich noch einmal am Messestand von Polen vorbei, dachte ich mir nur: Ach Mensch, das Gute liegt doch so nah. Warum in die Ferne schweifen? Als ich dann bei Indonesien und Costa Rica wieder ein Käffchen schlürfte, war es wieder da - das Fernweh. Saudade do Brasil, Sehnsucht nach Sibirien, der Nervenkitzel in den kanadischen Rocky Mountains. Oder doch mal eine neue Region!? Ich sag es doch: Auf nach Indonesien!

Fotos: Marco Bertram

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