Nach starker Zunahme in den vergangenen Jahren fällt das Verkehrswachstum der Low Cost Carrier (LCC) in Deutschland in diesem Jahr deutlich geringer aus. Dabei werden die Geschäftsmodelle einiger dieser Billigfluglinien und etablierter Fluggesellschaften immer ähnlicher, was eine eindeutige Zuordnung erschwert. Dies ist eine der Kernaussagen der neuen Übersichtsstudie, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am 11. November 2008 gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) veröffentlichte.
Billigflumarkt schwächelt: Aktuelle Low Cost Carrier-Übersicht
RS
Ralf Schmahld
Updated
07 Juli 2012
Dieser gemeinsam herausgegebene "Low Cost Monitor" informiert zweimal jährlich über wesentliche Merkmale des LCC-Verkehrs und aktuelle Entwicklungen in diesem Marktsegment. Die aktuellen Angaben basieren auf einer Referenzwoche im Sommerflugplan 2008, die Passagierangaben beziehen sich auf die Halbjahresergebnisse 2008.
Im Sommer dieses Jahres gab es 23 Low Cost-Fluggesellschaften, die in Deutschland tätig waren und insgesamt rund 5300 Flüge angeboten haben. Das sind nur noch knapp sechs Prozent mehr Flüge als im vergangenen Jahr, gegenüber einer Wachstumsrate von rund 23 Prozent im vergangenen Jahr und von knapp 30 Prozent im Jahr davor. Gemessen an der Zahl der Flüge (Starts) im Juli 2008 ist Air Berlin nach der Übernahme des Wettbewerbers DBA der größte Low Cost-Anbieter in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr gab es die größte Zunahme an bedienten Strecken gegenüber dem Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres mit mehr als 30 neuen Zielen im Sommer 2008 bei Ryanair. Insgesamt vereinen die fünf größten Low Cost Carrier (Air Berlin, Germanwings, TUIfly, Ryanair und Easyjet) in diesem Sommer nahezu 90 Prozent des LCC-Marktes auf sich.
Dabei stagniert die Anzahl der Gesellschaften, die den deutschen Markt bedienen. Während sich einige Gesellschaften vom deutschen Markt zurückziehen, entdecken andere kleinere Low Cost Carrier neue Nischen. Insgesamt wurden im Sommer dieses Jahres 617 unterschiedliche Strecken im innerdeutschen und grenzüberschreitenden Verkehr bedient. Dies sind knapp 50 Strecken mehr als im Sommer des vergangenen Jahres, gleichbedeutend mit einer Zunahme von rund neun Prozent. Mit dem Flughafen Saarbrücken ist gegenüber dem vergangenen Sommer ein weiterer deutscher Flughafen in das Netz der Low Cost Carrier integriert worden.
Neue Ziele wurden besonders in den süd- und osteuropäischen Ländern angeflogen. Der verkehrsreichste Flughafen Deutschlands, Frankfurt am Main, spielt auf Grund seiner ausgeprägten Drehkreuzfunktion im klassischen Linienverkehr und den ausgelasteten Kapazitäten auch weiterhin nur eine untergeordnete Rolle im LCC-Segment. Starke Zuwächse gab es hingegen an den Flughäfen Düsseldorf, Dortmund, Berlin-Tegel, Saarbrücken, Niederrhein und Bremen. Dabei wird jedoch das erhöhte Aufkommen in Dortmund nur von kurzer Dauer sein, da Easyjet mit dem aktuellen Winterflugplan 2008/2009 sein Angebot an diesem Flughafen deutlich reduziert. Ein starker Rückgang von Low Cost-Verkehren ist am Flughafen Leipzig zu erkennen.
Die Durchschnittspreise der bedeutendsten Low Cost-Anbieter auf dem deutschen Markt variieren untereinander und in Abhängigkeit vom Vorausbuchungszeitraum. Zu den veröffentlichten Nettopreisen kommen jeweils Steuern und Gebühren sowie bei einigen Fluggesellschaften auch noch ein Kerosinzuschlag oder eine Servicegebühr hinzu. So wurden in einer zehnprozentigen Stichprobe aller Low Cost-Strecken Deutschlands die Flugpreise für verschiedene Zeitpunkte ermittelt. Die auf diese Art bestimmten Durchschnittspreise für eine Strecke variieren im Herbst 2008 zwischen circa 13 Euro und 79 Euro bei den Nettopreisen beziehungsweise zwischen 37 Euro und 128 Euro bei den Endpreisen.
Im ersten Halbjahr 2008 nutzten auf den 24 internationalen Verkehrsflughäfen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) sowie vier weiteren Regionalflughäfen fast 26 Millionen Passagiere die Angebote von Low Cost Airlines für ihre Flugreisen. Dies bedeutet ein Wachstum von mehr als zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit ist das Wachstum, wie erwartet, aufgrund der mittlerweile hohen Marktdurchdringung weiter gesunken. Bei einem lokalen Gesamtpassagieraufkommen von rund 92 Millionen Passagieren auf den internationalen Verkehrsflughäfen beträgt der Marktanteil des LCC-Segments somit mehr als 28 Prozent und hat damit noch einmal zugenommen. Mehr als 16 Millionen der Low Cost-Passagiere hatten ein Ziel im Ausland, knapp zehn Millionen reisten innerdeutsch. Dabei hatten die Berliner Flughäfen zusammen genommen mit 5,6 Millionen Passagieren das höchste Aufkommen.
Bei einer Betrachtung des gesamten europäischen Marktes zeigt sich, dass Ryanair seine Marktführerschaft im Low Cost Carrier-Sektor ausgebaut hat. Mit mehr als 7600 Starts sowie mehr als 1200 Strecken verfügt diese Gesellschaft über das größte Angebot, vor Easyjet und dem typischen Low Cost-Segment von Air Berlin. Als Zielland Nummer eins bei den Low Cost Carriern gilt Großbritannien, das mit weitem Abstand die meisten Flüge aufweist. Auf den nächsten Plätzen folgen Spanien und Deutschland. Dabei ist London-Stansted der Flughafen mit der größten Anzahl an Low Cost-Flügen, Köln-Bonn folgt auf Rang sieben und Berlin-Tegel liegt auf dem zwölften Platz. Im Europaverkehr hat der Low Cost Carrier-Markt seinen Anteil auf 27 Prozent bei den Flugangeboten steigern können. Inzwischen gibt es Low Cost-Verkehre in mehr als 40 Ländern Europas, dabei werden auch die Grenzen nach Nordafrika und Asien immer mehr überschritten. Allerdings sind für den aktuellen Winterflugplan deutliche Angebotsreduzierungen von den Low Cost Carriern angekündigt worden.
www.dlr.de
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