Der weltweite Luftverkehr verzeichnet einen starken Einbruch, der mindestens noch bis Ende Juni 2009 anhalten wird. Dieser Rückgang wird insbesondere in Nordamerika und Europa stattfinden. Der Luftverkehr im Nahen Osten hingegen wird sich weiterhin positiv entwickeln. In Deutschland wird für den Zeitraum April bis Juni 2009 mit einem Rückgang von deutlich mehr als fünf Prozent gerechnet. Dies sind Kernaussagen des "Global Aviation Monitors (GAM)", der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erstmals erstellt worden ist.
Weltweiter Luftverkehr im Sinkflug
Der künftig quartalsweise erscheinende Bericht der DLR-Einrichtung Flughafenwesen und Luftverkehr beschreibt zeitnah die aktuelle Luftverkehrssituation in den einzelnen Regionen der Erde und gibt einen Ausblick über die Entwicklung in den jeweils kommenden drei Monaten. Dabei werden sowohl Aussagen zum globalen Flugangebot wie auch zum europäischen und deutschen Markt gemacht sowie einzelne Flughäfen und Fluggesellschaften dargestellt.
Die DLR-Wissenschaftler betrachteten weltweit mehr als 3500 Flughäfen und rund 850 Fluggesellschaften. Seit den 50er-Jahren ist ein stetiges Wachstum im Luftverkehr zu verzeichnen, das lediglich von einigen kurzfristigen Einbrüchen, verursacht beispielsweise durch die Ölkrisen in den 70er-Jahren oder die Terrorangriffe vom 11. September 2001, unterbrochen war. Besonders in den vergangenen Jahren ist es zu einem starken Aufschwung im Luftverkehr gekommen. Nachdem im Jahr 2008 etwa 30 Millionen Flüge im planmäßigen Linien- und Charterluftverkehr weltweit angeboten wurden, gibt es aktuell deutlich rückläufige Tendenzen:
Im Monat März 2009 wurden rund 2,4 Millionen Flüge angeboten, das sind etwa fünf Prozent weniger als im selben Monat des Vorjahres.
Während der Luftverkehr insgesamt negative Wachstumsraten aufweist, gibt es auch Unterschiede in den einzelnen Regionen. Stark betroffen von der Krise ist insbesondere Nordamerika, dessen Luftverkehrsaufkommen um mehr als zehn Prozent unter dem des vergangenen Jahres liegt. In geringerem Maße sind diese Folgen auch in Europa und in Deutschland spürbar. In anderen Regionen wie beispielsweise dem Nahen Osten ist die Lage nicht ganz so dramatisch. Hier gibt es sogar Wachstum, wenn auch nicht in der erwarteten Größenordnung.
Die vorgenannte Entwicklung spiegelt sich auch auf den Flughäfen wieder. So ist insbesondere bei nordamerikanischen Flughäfen wie beispielsweise Los Angeles eine hohe, zum Teil zweistellige negative Entwicklungsrate erkennbar. In Europa sind besonders der Flughafen Mailand-Malpensa und in Deutschland der Flughafen Dortmund betroffen. Positives Wachstum gibt es dagegen auf Flughäfen in Asien, so beispielsweise in Peking, wie auch in Europa, beispielsweise in Istanbul. In Deutschland lässt sich unter anderem auf Flughäfen mit Low Cost Carrier (LCC)-Angeboten positives Wachstum erkennen.
Parallel hierzu verläuft auch die Entwicklung bei den Fluggesellschaften. So weisen insbesondere Fluggesellschaften, die wie beispielsweise Delta Air Lines überwiegend in Nordamerika tätig sind, Rückgänge von über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr auf, während beispielsweise Air China das Angebot um rund 13 Prozent steigern konnte. In Europa ist insbesondere British Airways von der Krise betroffen, dagegen haben unter anderem Turkish Airlines und einige Low Cost Carrier ihr Angebot erhöhen können. Dies machte sich auch in Deutschland bemerkbar. Hier konnte beispielsweise Ryanair das Angebot im März 2009 um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausbauen. Auch wenn es sich bei dem bewerteten Flugangebot nur um so genannte Plandaten handelt, besteht doch eine enge Korrelation mit dem tatsächlichen Flugverkehr.
Für den Zeitraum April bis Juni 2009 ist somit, von einigen Ausnahmen abgesehen, auf nahezu allen Luftverkehrsmärkten weltweit mit anhaltenden Rückgängen zu rechnen. Das weltweite Flugangebot wird insgesamt deutlich unter 2,5 Millionen Flügen pro Monat liegen. Auch in Deutschland hält die rückläufige Tendenz an, dabei wird für den oben genannten Zeitraum mit einem Rückgang von deutlich mehr als fünf Prozent gerechnet.
Foto: turus.net / DDR-Fotoarchiv (PanAm-Flugzeuge in Tempelhof, Mitte 60er Jahre)