turus: Jörn, schön, dass du dir etwas Zeit für uns genommen hast. Du bist gerade sehr beschäftigt und schreibst dein zweites Buch.
Jörn S.: Ja, das stimmt. Ich arbeite gerade an meinem zweiten Buch „Studium in Australien“. Der Untertitel lautet: „Als Bacholor-, Master und PHD-Student an australischen Universitäten studieren und forschen“.
turus: Das klingt ja wirklich forsch!
Jörn S.: Stimmt, es ist nicht so simpel wie bei „Jobhopping Down Under“, aber es ist pragmatisch. Wir haben versucht, den Titel einer wissenschaftlichen Publikation nachzuempfinden.
turus: Dein erstes Buch „Jobhopping Down Under“ kam wann genau heraus?
Jörn S.: Es kam im Mai 2005 heraus. Anfang 2007 bis Mitte 2008 war ich dann in Melbourne, um dort an der University of Melbourne zu studieren.
turus: Und wann war deine erste Australienreise?
Jörn S.: 2000 und 2001 war ich das erste Mal in Australien 12 Monate unterwegs.
turus: So lange? Das konnte nicht nur ein Praktikum sein, oder?
Jörn S.: Nein, es waren „working holidays“. Das war damals auch vor meinem Studium. Ich war zu jener Zeit einer der ersten Deutschen, die ein Working-Holiday-Visum bekommen hatten. Ein ganzes Jahr lang reiste ich durch den gesamten Kontinent. Und ich habe diesen Kontinent lieben gelernt. Ich sagte damals: „Australien, du wirst mich wieder sehen!“ Es hatte mir dort wirklich gut gefallen.
turus: Kam die Idee für dein erstes Buch bereits während der Reise?
Jörn S.: Nein, erst nach der Reise. Während der Reise in Australien hatte ich für die Zeitschrift Young Miss geschrieben. Stetig verfasste ich Beiträge über meine Tour. Anschließend hatte ich ein Praktikum bei der Young Miss gemacht. Gemeinsam mit der dortigen Redakteurin ist dann schließlich die Buch-Idee entstanden. Die Umsetzung erfolgte jedoch erst 2004/05.
turus: Wie verlief die Verlagssuche? Kompliziert?
Jörn S.: Der Kontakt erfolgte über die besagte Redakteurin der Young Miss. Wir hatten ein Exposé verfasst und es an den Interconnections Verlag geschickt.
turus: Wie viele Auflagen gab es?
Jörn S.: Momentan aktualisieren wir die fünfte Auflage.
turus: Nach dem Working-Holiday_Aufenthalt 2001 warst du nun als Student vor Ort in Australien. Welche Tour war besser? Die erste oder die jetzige?
Jörn S.: Tja, schwer zu sagen. Das waren zwei völlig unterschiedliche Dinge. Einmal als Backpacker. Und nun als Student. Da könnte ich eine Tabelle anfertigen. Besser, schlechter, gleich ...
turus: War das Gefühl dort in Australien sehr unterschiedlich?
Jörn S.: Ja! Ganz sicher! Als Backpacker war ich ungebundener und freier. Alles verlief in den Tag hinein. Als Student hatte ich Verpflichtungen, Verantwortung ... Und ich war natürlich jetzt an einen Ort gebunden. Ich wusste, die Erfahrungen vom ersten Mal würden sich nicht wiederholen. Jedoch waren beide Touren unglaublich bereichernd!
turus: Du hast nun in Melbourne studiert. Weshalb Melbourne?
Jörn S.: Die Frage war, ob Melbourne oder Sydney. Ich hatte mich für Melbourne entschieden. In Sydney hatte ich bereits längere Zeit gewohnt, Melbourne kannte ich dagegen nur von einem Kurzaufenthalt. Da war ganz klar: Auf nach Melbourne. Und ich war froh über diese Entscheidung. Inoffiziell ist Melbourne die Kulturhauptstadt Australiens. Für einen Studenten ist diese Stadt spannend, ja geradezu grandios!
turus: Bist du jetzt auch umhergereist?
Jörn S.: Ich reiste nicht so viel herum wie auf der ersten Tour, doch ich habe neue Orte kennen gelernt. Tasmanien zum Beispiel. Oder die Opalstadt Coober Pedy.
turus: Gehen wir zeitlich noch einmal zurück. Wie kamst du eigentlich zum Schreiben?
Jörn S.: Es fing in meiner Kindheit an. Ich erfand sehr gern Geschichten. Hörspiele. Horrorhörspiele. Ich war sieben, acht Jahre alt. Ich nahm die Hörspiele mit dem alten Kassettenrekorder meiner Schwester auf. Damals bei meinen Eltern in Ziltendorf. Na ja, und dann folgte die Schülerzeitung ...
turus: Schülerzeitung? Das war dann bereits nach dem Mauerfall?
Jörn S.: Ja. Ich bin 1979 geboren und meine Einschulung erfolgte 1986. Ich war der erste Jahrgang, der bereits ab der 5. Klasse Englisch hatte. 1999 schloss ich mein Abitur ab. Danach Zivildienst und dann ging es 2000/01 nach Australien.
turus: Um noch einmal auf deine erste Australienreise zurückzukommen. Welche Punkte in Australien hatten dir am besten gefallen?
Jörn S.: Ganz klar die Westküste. Definitiv. Perth hat mir gut gefallen, aber dort gab es kein Austauschprogramm ...
turus: Und was gefiel dir so gut an der Westküste? Die Natur? Die Leute?
Jörn S.: Das Nichtvorhandensein der Leute ... Aber Scherz beiseite. Ja, ehrlich, die tollen Naturparks, die Ruhe, die Leere, der weite Ozean ...
turus: Und hattest du auch im Norden die tropischen Gefilde besucht?
Jörn S.: Ja, dort war ich auch. In Darwin zum Beispiel. Interessant ja, aber nichts für mich zum längeren Verweilen.
turus: Jörn, nenn’ doch mal markante Unterschiede zwischen Australiern und Deutschen!
Jörn S.: Zuerst eine Gemeinsamkeit: Deutsche und Australier sind vernarrte Grill-Fans. Der große Unterschied: In Deutschland wird man penetranter angestarrt. Und es bleibt beim Anstarren. In Australien wird man schneller und offener angesprochen.
turus: Angestarrt? Hier in Berlin? Ich bin ein wenig überrascht!
Jörn S.: Definitiv. Im Vergleich zu Australien: Ja! Während der Fahrt in der U-Bahn. Unglaublich! Die Schwelle zum Ansprechen ist jedoch hier weitaus höher. Obwohl Berlin als eine so offene Stadt gilt.
turus: Wie fiel dir jeweils das Einleben in Berlin?
Jörn S.: Beim zweiten Mal war es dann einfacher ...
turus: Und die Planungen für die Zukunft? Im August kommt dein zweites Buch auf den Markt. Und dein Studium? Ist auch bald fertig, oder?
Jörn S.: Stimmt, das Studium wird auch dieses Jahr beendet. Ansonsten ist alles noch offen.
turus: Ich denke, ich kann mir die Frage schenken, aber trotzdem: Wirst du demnächst noch einmal nach Australien fliegen?
Jörn S.: Ja, ganz bestimmt!
turus: Jörn, vielen Dank für das Interview und wir von turus wünschen dir viel Erfolg bei deinen weiteren Buchprojekten!
Fotos: Jörn Schulz
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