Wieder einmal genervt von der Berliner S-Bahn? Auf der Arbeit ist die Hölle los? Der Alltag schlägt einem auf den Magen und man steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch? Bevor der totale Burn-out kommt, gilt es zu handeln. Manch einer geht ins Fitness- oder Sportstudio, um sich abzureagieren. Besser ist es jedoch, der Großstadt einmal komplett den Rücken zuzukehren und ins Umland zu fahren. Gerade jetzt bei dem winterlichen Wetter macht es Spaß, im Berliner Umland wandern zu gehen. Die turus-Redakteure schwören selbst auf diese Art des Stressabbaus und geben Tipps, wo es sich am besten wandern lässt.
Der perfekte Winterspaziergang für gestresste Berliner
MB
Marco Bertram
Updated
18 Januar 2018
Wer in Berlin wohnt kann sich wahrlich nicht beschweren, was die Möglichkeiten an Ausflügen ins grüne Umland betrifft. Heute wird die erste Route beschrieben, die rund 20 Kilometer lang und landschaftlich äußerst abwechslungsreich ist.
Mit der S-Bahnlinie 3 geht es von Ostkreuz aus in Richtung Erkner bis zum Bahnhof Hirschgarten, der sich zwischen Köpenick und Friedrichshagen befindet. Wenn man dort aussteigt, plumpst man förmlich in den Wald. Man verlässt den S-Bahnhof in Richtung Wald und folgt dem Erpetaler Weg durch den Wald in Richtung Waldesruh. Hier wird man noch den einen oder anderen Spaziergänger, Radfahrer oder Jogger antreffen. Später wird es noch weitaus ruhiger werden.
An der großen Sternkreuzung geht es leicht rechts in Richtung Ravensteiner Mühle. In Ravenstein überquert man den kleinen Fluss Erpe, der sich durch das Erpetal in Richtung Spree schlängelt. Das Gebiet um Ravenstein wurde bereits vor Jahrhunderten besiedelt. Im 15. Jahrhundert wurde dort die "Rabenstein’sche Mühle am Neuenhagener Fließ" errichtet. Seit 1800 wird der Mühlenstandort "Ravenstein" genannt. 1863 kaufte der Gutsbesitzer von Treskow die Ravensteiner Mühle. Seit 1928 gehört Ravenstein zur Gemeinde Dahlwitz-Hoppegarten, zu der auch der Ortsteil Waldesruh gehört.
Einst gab es in Ravenstein eine Restauration, in der Gegenwart gibt es jedoch keine Einkehrmöglichkeiten.
Hinter der Erpe biegt man links in die kleine Erpestraße ab, die nach wenigen Metern in einen Waldweg mündet, der am Waldrand entlangführt. An einem Abzweig folgt man dem ausgeschilderten Weg links über die Wiese nach Heidemühle, das sich ebenfalls an der Erpe befindet.
Auch Heidemühle ist ein alter Mühlenstandort, der weit bis ins 15. Jahrhundert zurückführt. 1934 lebten dort immerhin 42 Einwohner. Das alte Mühlengebäude wurde 1891 abgerissen und durch ein rotes Backsteingebäude, das heute noch dort steht, ersetzt.
Hat man Heidemühle erreicht, überquert man nicht die Erpe sondern folgt rechts dem Weg in Richtung Münchehofe. Nach kurzer Zeit überquert man die Dahlwitzer Landstraße und kann nun quer über die große freie Landschaft nach Münchehofe wandern. Auf dem dortigen Gebiet wurde Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre Sand ausgehoben. In der Gegenwart ist dort eine abwechslungsreiche Landschaft zu bewundern. So gibt es dort ein Feuchtgebiet, das ein Vogelschutzgebiet ist. Am Ende der freien Landschaft hält man sich links und folgt dem Weg, der leicht bergauf nach Münchehofe führt.
Die Ortschaft Münchehofe ist sehr alt, ihre Geschichte geht bis ins Jahr 1180 zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Münchehofe, das zur Gemeinde Dahlwitz-Hoppegarten gehört, im Jahr 1375. Bereits im 14. Jahrhundert soll es in Münchehofe eine erste Gaststätte und eine Mühle gegeben haben. Hart getroffen wurde Münchehofe vom Dreißigjährigen Krieg. Nur allmählich konnte sich die Ortschaft wieder erholen. Seine attraktive Lage bescherte Münchehofe einen steten Zuwachs an Einwohnern. Mittlerweile leben zirka 550 Leute in Münchehofe. Sehenswert sind im alten Ortskern die große Kirche und der Dorfteich. Am Ende der Ortschaft biegt man rechts in einen Weg ab, der direkt nach Schöneiche führt.
Dieser Weg, der von sehr alten Bäumen gesäumt wird, ist ein sehr alter Verbindungsweg zwischen Münchehofe und Schöneiche. Früher holperten Fuhrwerke über das einstige Kopfsteinpflaster, das nur noch an einigen Stellen sichtbar ist. In der Gegenwart ist dieser Weg nur noch zu Fuß begehbar. Auf dem idyllischen Weg erreicht man schließlich die Ortschaft Schöneiche. Man kommt an einer Straußenfarm vorbei und erreicht dann die Neuenhagener Chaussee. Man hält sich nun rechts und läuft in den Ortskern.
Man passiert einen alten Raufutterspeicher, der einmalig in Brandenburg ist. Dieses Fachwerkgebäude wurde bereits 1749 auf Anordnung von Friedrich II. für die Kavallerie errichtet. Das historische Gebäude wurde in den 90er Jahren saniert und steht unter Denkmalschutz. Auf dem Gebiet des heutigen Schöneiches gab es vermutlich seit der Jungsteinzeit stets Siedlungen. Bei Grabungen fand man Funde aus der Zeit von zirka 4500 bis 2000 vor unserer Zeitrechnung, aus der Zeit der späten römischen Kaiserzeit und aus der Epoche der Slawen im 5. Jahrhundert.
An der großen Kreuzung folgt man rechts der Straße in Richtung Friedrichshagen. Man folgt der Straße auf dem Bürgersteig einige hundert Meter bis zu einem Bäcker. Dort kann man einkehren und sich Kaffee und Kuchen gönnen. Anschließend biegt man rechts ab, passiert den dortigen Supermarkt und wandert durch die Ortschaft bis zum Waldrand. Ab nun geht es wieder quer durch die Natur. Man folgt geradeaus dem Weg, der rechts am Friedhof vorbeiführt. Nach ein paar hundert Metern erreicht man wieder das große freie Gebiet bei Münchehofe. Man durchkreuzt die leicht hügelige Landschaft und wandert anschließend durch den Friedrichshagener Forst zum S-Bahnhof Friedrichshagen.
Die gesamte Strecke ist um die 20 Kilometer lang. Wenn man sehr zügig durch die Landschaft schreitet, schafft man diese Route in etwa dreieinhalb Stunden. Lässt man es gemütlicher angehen, benötigt man um die vier Stunden. Schon sehr bald wird man spüren, wie gut einem die Natur tut. Nach bereits einer Stunde spürt man, wie man nach und nach den Gedanken freien Lauf lässt. Wer kreativ arbeitet, kann beim Laufen prima nachdenken und neue Pläne schmieden. Um Natur pur zu erleben, muss man nicht bis in die Walachei fahren. Manchmal genügt eine S-Bahn-Fahrt bis Hirschgarten...
Fotos: Marco Bertram
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