Blöd in der Gegend herum radeln macht keinen Spaß? Etwas mehr darf es schon sein? Interesse, Geschichte hautnah zu erleben und zeitgleich entspannt mit dem Fahrrad unterwegs zu sein? Brandenburg bietet zum Beispiel unzählige Möglichkeiten, sich eine interessante Tagestour zusammen zu stellen und mehrere Punkte abzufahren. Wer in Berlin wohnt, kann mit der S-Bahn bis an den Stadtrand fahren und von dort aus eine abwechslungsreiche Rundtour starten. Das turus-Magazin stellt heute eine Route zur Kriegsgräberstätte in Halbe vor.
Mit dem Rad zum Soldatenfriedhof Halbe
MB
Marco Bertram
Updated
03 August 2017
Ausgangspunkt ist der Bahnhof Königs Wusterhausen. Vom Zentrum aus geht es auf der Luckenwalder Straße nach Schenkendorf, dort befindet sich im Ortskern auf der rechten Seite das so genannte Schloss Dracula, das zur Zeit jedoch nicht begehbar ist. Einst wohnte dort Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco und veranstaltete regelmäßig Partys, 2007 musste das Grundstück jedoch zwangsversteigert werden.
Direkt gegenüber des Eingangsportals biegt man links ab und folgt der ruhigen Straße in Richtung Krummensee und Groß Köris. Bis Krummensee geht es auf befestigtem Untergrund flott voran, hinter der Ortschaft folgt ein unbefestigter Abschnitt. In Krummensee lädt eine hübsche Badestelle am Krummersee bei schönem Wetter zum Verweilen ein.
Weiter geht es auf der ausgeschilderten Route nach Groß Köris. Man überquert die Straße, die von Bestensee nach Galun führt, und radelt weiter auf dem betonierten Weg nach Groß Köris. Die Gegend ist sehr waldig und für Radtouren optimal geeignet.
In Groß Köris folgt man dem Radweg, der parallel zur Straße verläuft, nach Löpten und Halbe. In Löpten befindet sich ein Landhotel, in dem man nächtigen kann, falls man ein paar Tage mehr in der Region verweilen mag. Einkehrmöglichkeiten findet man in der Ortschaft Halbe. Der Stichweg zum Soldatenfriedhof ist im Ortskern ausgeschildert. Neben einem zivilen Waldfriedhof befindet sich die nach dem Zweiten Weltkrieg anlegte Kriegsgräberstätte.
In der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges fand rings um Halbe eine heftige Kesselschlacht statt, bei der zehntausende Soldaten und Zivilpersonen ums Leben kamen. Etwa 40.000 Leichen lagen in den umliegenden Wäldern verstreut. Da die Kriegsopfer teilweise völlig zerfetzt und somit unidentifizierbar waren, wurden die Leichen bis Juni 1945 in provisorischen Gräbern in Wäldern und an Wegen verscharrt.
Der Pfarrer Ernst Teichmann (1906-1983) setzte sich persönlich dafür ein, die in den Wäldern verstreuten Grabstätten auf einem zentralen Friedhof zu vereinigen. 1951 begann der Bau des Soldatenfriedhofs Halbe, bis 1956 wurden dort 22.000 Kriegsopfer umgebettet.
Nach der deutschen Wiedervereinigung kam es in Halbe immer wieder zu Aufmärschen der Neonazis. Am Volkstrauertag 1990 und 1991 kam es dort zu einem Gedenkmarsch, an dem mehrere tausend Teilnehmer der rechten Szene teilnahmen. In den Folgejahren wurden die Aufmärsche in Halbe verboten, doch 2003 durften erstmals wieder rund 700 Anhänger der "Freien Kameradschaften" auf dem Friedhof Kränze ablegen.
Im Jahre 2006 wurde im Landtag von Brandenburg das Versammlungsrecht geändert, in Zukunft sind Aufmärsche im Bereich des Friedhofs verboten.
Nach der Besichtigung der zirka sieben Hektar großen Fläche geht es mit dem Fahrrad weiter nach Klein Köris. In Halbe überquert man am Bahnhof die Bahngleise und folgt dann einem Waldweg, der direkt nach Klein Köris führt.
In Klein Köris ist es möglich einen Blick auf die Germanische Siedlung zu werfen.
Bei Erdarbeiten stieß man Mitte der 70er Jahre auf die Spuren eines untergegangenen Dorfes. Bis 1995 dauerten die Ausgrabungsarbeiten an. Das Germanische Dorf bestand vom 2. bis 5. Jahrhundert, es bestand aus ebenerdigen Wohnstallhäusern, deren Wohnteile mit Herdstellen und Lehmfußboden ausgestattet waren.
Am 26. Juni wird es vor Ort am Freilichtmuseum ein Sommerfest geben, das von 10 bis 19 Uhr stattfinden wird.
Von Klein Köris aus geht es auf der Straße zurück nach Groß Köris und von dort aus auf der gleichen Strecke wie auf dem Hinweg zurück nach Königs Wusterhausen. Hinter Krummensee kann man dieses Mal jedoch die Abkürzung benutzen, die rechts abgeht und direkt auf die Luckenwalder Straße führt.
Für den gesamten Ausflug sollte man einen halben Tag veranschlagen, die Streckenbeschaffenheit ist recht gut, wenn gleich nicht spiegelglatt. Da der betonierte Weg zwischenzeitlich nicht mehr der beste ist, sollte die Bereifung des Rades belastbar sein.
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