Bevor der trübe Herbst und der dunkle Winter kommen, noch einmal frische Luft schnappen und die letzten Sonnenstrahlen einfangen? Eine Kurzreise für Kurzentschlossene? Der Urlaub soll nicht lang sein, doch trotzdem soll einiges auf dem Programm stehen? Ab an die Ostsee! Entlang der Ostseeküste sind im Herbst die Ferienwohnungen erschwinglich und die Strände nicht so überfüllt. Oktober - der perfekte Zeitpunkt für ausgedehnte Strandspaziergänge und Muschelsucherei. Wer die Kombination aus Ostseestrand und Boddenlandschaft mag, der ist am Besten auf der Insel Usedom aufgehoben. Usedom besticht durch hübsche Seebäder und eindrucksvolle Landschaften. Zudem ist die Insel ideal mit der Bahn erreichbar.
Usedom: Ideal für einen Kurzurlaub im goldenen Oktober
MB
Marco Bertram
Updated
03 August 2017
Die kleine Ortschaft Züssow ist Umsteigebahnhof, wenn man auf dem Schienenweg anreist. Von Züssow aus geht es mit der Usedomer Bäderbahn über Wolgast in Richtung Zinnowitz, Bansin, Heringsdorf, Ahlbeck und Swinoujscie. Auf der Strecke nach Swinoujscie fährt die Bahn tagsüber im 30-Minuten-Takt, nach Karlshagen und Peenemünde verkehrt die Bäderbahn im 60-Minuten-Takt.
Zinnowitz oder Koserow sind die idealen Ortschaften zum Nächtigen, wenn man sämtliche Ecken der Insel erkunden möchte. Wer es richtig nobel haben möchte, der ist definitiv im Seebad Heringsdorf gut aufgehoben. Zinnowitz hat den Vorteil, dass von dort aus alle Bahnlinien verlaufen.
Angenommen man hat fünf Tage Zeit, sucht sich eine Ferienwohnung in Zinnowitz und möchte an den drei vollen Tagen möglichst viel sehen, sei folgendes Programm empfohlen.
Am Strand wandert man in westlicher Richtung über Zempin nach Koserow. In Koserow ist ein Besuch der denkmalgeschützten Salzhütten hinter den Dünen Pflicht. Von Koserow aus macht man anschließend einen Abstecher zum Achterwasser. Auf einem Feldweg geht es nach Loddin, wo sich ein winziger Hafen befindet. Direkt am Wasser kann man dort einen Kaffee trinken und die herrliche Ruhe genießen. Weiter geht es zum auf einer Halbinsel gelegenen Höft mit der dortigen Anhöhe, von der aus man einen prächtigen Blick auf das Achterwasser und den Lieper Winkel hat. Mit der Bahn fährt man abends wieder zurück nach Zinnowitz.
Nicht zu früh, nicht zu spät geht es mit der Bahn nach Swinoujscie (Swinemünde). Die Stadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern hat rund 40.000 Einwohner und befindet sich auf dem östlichen Landstreifen der Insel Usedom. Im März 1945 wurde die Stadt durch einen verheerenden Luftangriff der 8. US-Luftflotte zum großen Teil zerstört. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges sind an der Architektur und Struktur der Stadt zu erkennen. Swinoujscie ist nicht wirklich hübsch, doch auf jeden Fall ansehenswert. Sich anschauen sollte man auch die zahlreichen Stände entlang der Straße zum polnisch-deutschen Grenzübergang. Hunderte Händler bieten dort ihre Waren an. Angefangen von Gartenzwergen und Korbstühlen über Kleidungsstücke bis hin zu Wurstwaren und Gemüse.
Nachdem man den schmalen Grenzstreifen überschritten hat, biegt man am Besten rechts in den Wald ab und folgt dem Weg zum Ostseestrand. Dort angekommen geht es am Meer entlang nach Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Die drei ehemaligen Kaiserbäder sind wirklich einen Besuch wert und man sollte nicht achtlos am Strand an ihnen vorbei wandern. Besonders Heringsdorf mit seinen zahlreichen Villen ist einen Rundgang wert.
Am Tag darauf geht es in den Nordwesten der Insel Usedom, wo einen ganz andere Ortschaften erwarten. Am Strand entlang geht es nach Trassenheide und Karlshagen. In Trassenheide sollte man unbedingt eine Pause einlegen und frisch geräucherten Fisch probieren. Die dortigen Preise liegen dort unter dem Durchschnitt. Alles wirkt ein Stück ursprünglicher und rustikaler. Vorbei am Seebad Karlshagen wandert man so weit, bis der Sandstrand in eine einsame Schilflandschaft übergeht. Man folgt nun einem Waldweg in Richtung Peenemünde. Das meiste Gebiet ist eingezäunt. Schilder warnen vor dem munitionsbelasteten Wald.
Die Ortschaft Peenemünde darf gut und gern als skurril bezeichnet werden. Jahrzehntelang war Peenemünde Stützpunkt der verschiedensten Militärs. Bekannt wurde der Standort durch die Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Nach 1945 wurde das Gelände zuerst als sowjetischer Marine- und Luftwaffenstützpunkt, ab 1952 als Marinestützpunkt der 1. Flottille der Volksmarine genutzt.
Zahlreiche Gebäude stehen in Peenemünde leer und werden gegenwärtig nach und nach abgerissen. Im Hafen ist ein dieselgetriebenes U-Boot U-461 der Baltischen Rotbannerflotte mit Doppelstartcontainer für taktische Raketen zu besichtigen. Ja, an einem späten Herbstnachmittag könnte man meinen, man sei paar tausend Kilometer nach Osten versetzt. Bei einem Snack am Hafen fühlt man sich ein wenig wie im fernen Russland - der richtige Moment, um noch einmal die Gedanken schweifen zu lassen, bevor es mit der Bahn zurück nach Zinnowitz geht...
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