Niteroí und Rio de Janeiro: Contemporânea, Fleisch essende Japaner, Spaziergang nach Urca

 
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altMit der Metro düsten wir zur Station Uruguaiana. Am dortigen Hafen bekamen wir an einem Kiosk Pão de Queijo und Refrigerante Mate Leão für 2,50 Reais. Für weitere drei Reais pro Kopf erwarben wir Tickets für die Schiffüberfahrt nach Niteroí. 30 Minuten später befanden wir uns in Rios Nachbarstadt und schlenderten die Uferstraße in Richtung Museu de Arte Contemporânea entlang. Niteroí machte einen völlig anderen Eindruck als Rio de Janeiro. Alles eine Nummer kleiner. Alles beschaulicher. Nur im eng gebauten Zentrum herrschte reges Treiben. Von der Uferstraße aus konnte man auf den fast kompletten Küstenverlauf von Rio de Janeiro schauen. Links angefangen am Zuckerhut, rechts aufhörend mit der Skyline der Innenstadt. Der Himmel war blau. Nur ein paar Schönwetterwolken zogen in Richtung Festland, doch die Küstenlinie war in einen leichten Schleier gehüllt.


Das weltberühmte Kunstmuseum Contemporânea – Wahrzeichen von Niteroí – lag auf einer Landzunge und ähnelte einem gelandeten Ufo. Auf einem rot gestrichenen Betonweg erreichte man den Eingang zum Museum. Auf dem Rückweg zum Hafen passierten wir den Ruderclub »Grupo de Regatas Gragoatá«, der am 5. Februar 1895 gegründet wurde und erster brasilianischer Meister war.
Abends in den Nachrichten sahen wir, wie am Vormittag in São Paulo bei einer Demonstration die Barrikaden brannten. Bei TV Globo wurde zudem berichtet, dass sechs »Banditen« bei einer Razzia in den Favelas von Rio erschossen wurden.

altIn den Sportnachrichten wurde gezeigt, was beim 3:0 zwischen Nacional Montevideo und Flamengo Rio de Janeiro abging. Die Jubelorgien in der uruguayanischen Fankurve spotteten jeder Beschreibung. Flamengo wurde abgefertigt, an die Wand gespielt und der Mob stand Kopf. Um so mehr ärgerte ich mich, dass ich nicht doch beim Copa-Spiel zwischen Fluminense und  Arsenal de Sarandi aus Argentinien – das 6:0 ausging – vorbeischaute. Als Sieger der Copa do Brasil 2007 trat Fluminense neben den brasilianischen Vertretern FC São Paulo (Meister), FC Santos (Vizemeister), Flamengo (3. der Meisterschaft) und Cruzeiro Belo Horizonte (5. der Meisterschaft) an. Gespielt wurde in der zweiten Phase der Copa in acht Gruppen – ähnlich wie bei der europäischen Championsleague.

In der WG checkte ich, wie viele Sender es eigentlich gab. Das brasilianische televisão bot rund 50 Programme. Erstaunlich viele Nachrichten und viel Musik, überraschend wenige Filme. Sehr viel Werbung. Die wichtigsten Sender, die ich durchzappte, waren TV Senado (live Politik), TV Câmera (live Politik), Rio Prefeitura (Kunst & diverses), WTV Canal Universitario, esporte ao vivo, MTV Brasil, TV5 Monde AM Latina, Sport TV2, TV Globo, Sport TV, Warner Bros TV, TNT, CNN, Bloomberg, Universal und Tele Cine.

altSpäter am Abend schauten wir wieder in unserer Bar Ecke Rua Santa Clara / Rua Domingos Ferreira vorbei. Wieder gab es Live-Musik, wieder waren skurrile Leute unterwegs, wieder gab es lustige Erlebnisse. Eine temperamentvolle Brasilianerin mittleren Alters schmiss den Laden und machte gut Stimmung. Vier japanische Touristen schauten ein wenig schüchtern in der Bar vorbei und suchten die gammelige Auslage nach etwas Essbarem ab. In der Tat ließen die sich die jungen Japaner etwas Fleisch auf den Teller hauen.
»Jens, wie geil ist das denn? Willst du auch nen Teller?«
»Lass gut sein. Anschließend würden wir zwei Wochen flach liegen. Ich meine, wie blöd können die denn sein, dieses Fleisch zu essen?«

altBeim Frühstück mit Cafezinho, Mamão und Cajú-Saft ließen wir im Wohnzimmer der WG wieder die Nachrichten auf TV Globo laufen. Wieder gab es heftige Ausschreitungen bei einer Demonstration in der Innenstadt von São Paulo. Barrikaden brannten und die Polizei stürmte die Menschenansammlung. Des Weiteren gab es in der Millionenmetropole eine schwere Explosion in einem Wohnhaus.
Heute stand eine Wanderung zum Morro da Urca und zur Bucht von Botafogo an. Von der Avenida Pasteur aus schlenderten wir die auf der Avenida Portugal am Ufer von Urca entlang. Nach einem kleinen Stück gelangten wir an eine kleine Bucht, an der ein sehr altes Casino-Gebäude stand. In der Gegenwart war dieses Casino nur noch eine Ruine, doch mit ein wenig Phantasie konnte man sich ausmalen, dass diese Ecke von Rio einmal sehr angesagt war. Auch heute noch war es in Urca äußerst angenehm. Die Häuser hatten meist kleine Gärten, und hinter den Grundstücken erhob sich der Berghang vom Morro da Urca und vom Morro do Pão de Açucar. Zum Wasser hin konnte man über die Bucht von Botafogo auf die Häuserfront von Flamengo schauen.

altWeiter ging es auf der Avenida João Luiz Alves bis zum Ausbildungsgelände des brasilianischen Militärs, das sich auf der Landzunge von Urca befand. Zwölf Jahre zuvor gingen Kathrin und ich dort im Schutz der Armee am Strand zu Fuße des Zuckerhutes baden. Heute sah der Eingang zum Gelände freundlicher aus, damals wirkte alles rustikaler. Einen wachhabenden Soldaten fragte ich auf portugiesisch, ob es möglich sei, auf dem Gelände einen kurzen Rundgang zu machen. Die Antwort fiel kurz und knapp aus. »Não.«
Somit musste ich mich mit einem melancholischen Blick von außen begnügen, bevor wir in einem Eckcafé einen Cafezinho zu uns nahmen. Da sich dort eine Busendhaltestelle befand, traf man dort zahlreiche Busfahrer an, die den Aufenthalt an diesem beschaulichen Örtchen genossen.
Erstaunlich hoch waren die Preise im Fischrestaurant »Garota da Urca«, das sich an der besagten kleinen Bucht befand. Bis zu 60 Reais pro Mittagsmenü hätte man berappen müssen, um dort mit Blick auf die Botafogobucht speisen zu können.
An der Kaimauer von Urca angelten wie damals im Sommer 96 einige Männer im Meer und an dem Strand der kleinen Bucht gingen Kinder baden und bauten Sandburgen.

> zur turus-Fotostrecke: 140 Bilder aus Brasilien

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