Es gibt wohl kaum ein anderes europäisches Land mit der Größe (rund 57.000 Quadratkilometer), das so facettenreich ist wie die Republika Hrvatska – die Republik Kroatien. Die Fläche Kroatiens entspricht in etwa der zweifachen Brandenburgs und ungefähr der Hälfte der ehemaligen DDR. Allein unglaublich ist die Länge der kroatischen Küstenlinie. Die Länge der adriatische Küstenlinien des Festlandes beträgt 1.778 Kilometer, bezieht man die Küstenlinien der zahlreichen Inseln mit ein, so kommt man auf einen Wert von 6.176 Kilometern. Zum Vergleich: Die Küstenlinie Brasiliens ist rund 7.000 Kilometer lang.
Kroatien – ein spannendes Land mit vielen Gesichtern
Durchreist man Kroatien von Nord nach Süd und von West nach Ost, so sind die unterschiedlichsten Landschaften, Lebensweisen, Ortschaften, Städte und auch Kriegsspuren zu sehen. Definitiv einen Besuch wert ist die kroatische Hauptstadt Zagreb mit ihren rund 800.000 Einwohnern. In der gesamten Agglomeration sind es sogar schätzungsweise 1,1 Millionen. Dies ist auch der Grund, weshalb Zagreb als richtige Großstadt wirkt, wenn gleich sie „nur“ die Hauptstadt eines Landes ist, das gerade einmal 4,5 Millionen Einwohner hat. Zagreb hat eine überaus hübsche Innenstadt. Spaziergänge auf dem König-Tomislav-Platz, dem Jelacic-Platz und der Radiceva ulica sind ein erstes warm-up. Einen phantastischen Blick auf die gesamte Stadt hat man von der Gornji Grad (Oberstadt), die man entweder zu Fuß oder mit der historischen Drahtseilbahn erreichen kann. In der Altstadt / Oberstadt steht auch die berühmte St.-Markus-Kirche mit den kroatischen Wappen auf dem Dach.
Reist man von Zagreb aus in Richtung Süden zur Stadt Zadar, so durchfährt man nahe der Grenze zu Bosnien und Herzegowina Gebiete, die auch in der Gegenwart noch menschenleer sind. Die Rede ist von der sogenannten ehemaligen Republika Srpska Krajina, die während des Kroatienskriegs von 1991 bis 1995 Bestand hatte. Noch heute sind die Spuren des Konflikts zu sehen. Verlassene Dörfer, übergepinselte Ortseingangsschilder, einstige UN-Posten, Minen-Warnschilder, hier und dort zerstörte Wohnhäuser. Ein komplett anderes Bild ergibt sich an der Adria. Lebensfreude pur und ein florierender Tourismus. Nett anzusehen und nicht so arg überlaufen wie manch andere Adriainsel ist die Insel Pag, die berühmt für ihren typischen, herzhaften Schafskäse (Paski Sir) ist. Beliebt ist Pag zum Radfahren und zum Entspannen, zum Baden eignet sich die Insel eher nicht, denn wie an vielen Stellen der kroatischen Adria überwiegen hier die Steinstrände.
Im krassen Gegensatz zur bei Touristen überaus beliebten kroatischen Adriaküste steht die nördliche Region Kroatiens. Fährt man mit dem Auto oder dem Fahrrad entlang der kroatisch-ungarischen Grenze, so trifft man auf kleine Dörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Herzlichkeit und Freundlichkeit werden allerdings auch hier große geschrieben, und ein Örtchen zum Einkehren findet sich in jeder Siedlung.
Traurig wird es im nordöstlichen Winkel Kroatiens. Auch über 15 Jahre nach dem Krieg sind dort die Spuren allgegenwärtig. In den Köpfen der Menschen und in den Städten und Ortschaften. Zahlreiche Denkmäler erinnern an die Opfer des Kroatienkrieges und auch an die Befreiung der besetzten Gebiete.
Kaum in einer anderen kroatischen Stadt sind die Spuren des überaus hässlichen Krieges noch so sehr zu sehen wie in Vukovar an der kroatisch-serbischen Grenze. Der angeschossene Wasserturm wurde zum Symbol der Schlacht um Vukovar und für viele sogar zum Symbol des ganzen Krieges. Es wird noch lange dauern, bis sämtliche Schäden beseitigt werden können und auch in den Köpfen die Wunden wieder heilen. Nichts desto trotz keimt auch hier ein Blümchen namens Lebensfreude wieder auf. In den ersten Straßencafés der Stadt trifft man vorwiegend junge Leute, die durchaus Lebensmut und Optimismus ausstrahlen.
Das Reisen in Kroatien wird bald noch einfacher werden, denn Mitte Juni dieses Jahres wurde bekanntgegeben, dass nach fast sechsjährigen Verhandlungen die Verhandlungen abgeschlossen werden können und der Weg für einen Beitritt zur Europäischen Union zum 1. Juli 2013 frei sei.
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