Sie tragen rote Halstücher, weiße Hemden, weiße Hosen und rote Schärpen. Seit nunmehr 420 Jahren werden während der Feierlichkeiten der Sanfermines – zu Ehren des Heiligen Firmin – Anfang Juli täglich sechs Stiere durch die Altstadt von Pamplona bis zur Stierkampfarena getrieben. Aus der früheren Tradition des Encierro (Stierlauf) ist inzwischen ein waghalsiges Spiel zwischen Tier und Mensch sowie Knochen und Leber geworden.
Saufen und laufen: Sanfermines und Encierro in Pamplona
Zu tausenden pilgern jährlich Touristen aus der ganzen Welt zwischen dem 6. Und 14. Juli in die nordspanische Stadt (Region Navarra), aber nicht um sich an dem ebenfalls durch Pamplona führenden Jakobsweg zu berauschen, sondern am hochprozentigen Trester und den voll Adrenalin geladenen Bullen. Jeden Morgen gegen acht Uhr messen sich Mensch und Tier auf der rund 825 Meter langen Strecke entlang der Calle Santo Domingo, dem Plaza del Ayuntamiento, der Calle Mercaderes und der Calle Estafeta bis zum Plaza de Toros (Ecke Paseo de Hemingway und Calle Amaya).
Wenn der Startschuss erfolgt, jagen die sechs Stiere mit einem Gewicht von jeweils bis zu 800 Kilogramm, dazu ein paar Ochsen, und verfolgt von den wagemutigen Läufern (Mozo), deren Ziel es ist neben den Tieren herzulaufen (Stehenzubleiben oder gar rückwärts zu laufen ist ein NoGo), durch die Altstadt. Ein Kick, der nicht länger als drei Minuten dauert. Der Weg ist mit Holzbarrieren vorbestimmt und manch ein Mozo wird hier unsanft gestoppt, wenn ihn nicht gerade ein Stier aufspießt oder überrennt. Der Ursprung dieses nicht bei allen Spaniern beliebten Brauchs liegt in einem Viehmarkt anlässlich des Patronatsfestes, zu dem die Metzgerburschen jeden Morgen das zu verkaufende Vieh trieben. Heutzutage sind es statt Metzgerburschen eher Party- und Adrenalinjunkies aus der ganzen Welt, die mit den Stieren durch die Stadt rennen.
Berüchtigt und gefährlich sind die enge Cuesta de Santo Domingo (direkt am Start) und die Curva de Mercaderes am Rathaus. Hier passieren die meisten Unfälle. Bis zum heutigen Tag wurde insgesamt 15 Menschen beim Stierlauf getötet und unzählige verletzt. In der Stierkampfarena angekommen werden die Stiere in die Stallungen gebracht, bevor sie am Abend auf traditionelle Weise sich den Matadoren stellen und von denen wie üblich zur Strecke gebracht werden.
Die Sanfermines bestehen aber nicht nur aus dem Stierlauf, sondern auch aus Festivitäten in der ganzen Stadt mit einem täglichen Feuerwerk. Das Spektakel, weltbekannt geworden durch den amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway, lockt jährlich tausende Touristen in die Stadt und das nicht nur zur Sanfermines – zu Recht (dazu später mehr).
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