Jedes Jahr das gleiche Spiel: Eine beschwichtigende Pressemeldung und viel Frust bei den Kunden. In diesem Jahr rechtfertigt die Deutsche Bahn ihre „moderate“ Preiserhöhung im Nah- und Fernverkehr mit den Argumenten, dass die Personal- und Energiekosten gestiegen seien. Dafür sollen die Fahrgäste nun Preiserhöhungen im Fernverkehr um durchschnittlich 3,9 Prozent und im Nahverkehr 2,7 Prozent erdulden, findet die Bahn. Als Geschenk liefert der Transport-Dienstleister nach eigenen Angaben ein neues und einfacheres Preissystem. Dass der Kunde für dieses aber ordentlich draufzahlt, erklärt die Bahn aber nicht.
Alle zahlen drauf: Deutsche Bahn erhöht wieder die Preise
Die Sparpreise – die man nur mit Glück erwerben kann (auch eine dreimonate vorherige Buchung ist dafür keine Garantie) bleiben dem Preisschema nach unverändert: Die einfache Fahrt ab 29 Euro in der 2. Klasse (ab 49 Euro 1. Klasse) und für Kurzstrecken bis 250 Kilometer ab 19 Euro. Eingestellt werden dagegen zum Ende des Jahres, aufgrund der geringen Nachfrage, der Sparpreis 25 und Sparpreis 50 mit Hin- und Rückfahrt und Wochenendbindung.
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Sitzplatzreservierungen kosten ab 11. Dezember über alle Verkaufssysteme (Internet, Automat, Schalter) einheitlich vier Euro, sowohl für die 1. als auch die 2. Klasse. Damit sparen vor allem die Kunden, die am Schalter kaufen, alle anderen zahlen drauf: Beim Kauf am Automaten und im Internet erhöht sich der Preis um 1,50 Euro in der 2. Klasse und um 0,50 Euro in der 1. Klasse.
Nicht nur Sitzen wird damit teurer, auch die Fahrt selber. Eine einfache Fahrt in der 2. Klasse im ICE steigt demnach von 129 auf 135 Euro. Dies gilt beispielsweise für die Strecke Berlin–Freiburg/Breisgau (+4,7 Prozent). Die Fahrkarte von Stuttgart nach München verteuert sich um einen Euro (+1,9 Prozent) von 53 auf 54 Euro. Mit 27 Euro statt vorher 26 Euro sind auf der Strecke Frankfurt (Main)– Mannheim ebenfalls ein Euro (+3,8 Prozent) mehr zu entrichten.
Und auch im Nahverkehr lässt die Bahn die Schwarte krachen: Die beliebten Länder-Tickets, das Quer-durchs-Land-Ticket oder das Schönes-Wochenende-Ticket werden um durchschnittlich 2,7 Prozent teurer. Auch bei den Sparkarten langt der Konzern schön zu: Die BahnCard 25 verteuert sich um zwei Euro auf 59 Euro (1. Klasse um fünf Euro auf 119 Euro) und bei der BahnCard 50 lassen eine satte zehn Euro Erhöhung für die zweite Klasse (neu: 240 Euro) und ein 22 Euro Zuschlag für die erste Klasse (neu: 482 Euro) die Schienen ordentlich quietschen.
Ein Mini-Vorteil: Die Fahrgäste können alle Angebote bis zum 10. Dezember 2011 zu den alten Preisen buchen, trotzdem lässt sich feststellen, dass die Deutsche Bahn es bei ihrer Preiserhöhung vor allem bei beliebten Angeboten ordentlich krachen lässt. Wird Zeit für ein wenig mehr Konkurrenz im Fernverkehr – Thalys und TGV haben den Anfang schon gemacht, unter anderem durch eine Europaverbindung von Essen nach Paris.